Türkei Testbericht

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Erfahrungsbericht von stefbl

Türkiye, ben seni seviyorum ...

Pro:

wunderschönes Land, tolle Gastfreundschaft, gutes Preis-Leistungs-Verhältnis, viel zu sehen und zu entdecken

Kontra:

fällt leider immer mehr dem Massentourismus zum Opfer

Empfehlung:

Ja

... das heißt nichts anderes als: „Türkei, ich liebe dich!“. Und manchmal sind sie einfach da, die Momente, in denen mich die große Sehnsucht packt. Meistens hilft dann nur noch eins: Rein mit der Tarkan-CD in den CD-Player – und nichts wie los in die Küche, ein Glas elma cay (Apfeltee) zu kochen. Wenn ich mir dann noch Urlaubsbilder anschaue oder meine Türkischbücher herauskrame, dann scheint die Zeit bis zum nächsten Türkei-Urlaub gar nicht mehr so lang zu sein. Was sind schon 54 Tage, die ich heute genau noch vor mir habe, bis ich wieder im Flieger nach Antalaya sitze und nur kurze Zeit später in meinem geliebten Alanya bin? Einige fremde Länder habe ich in meinem Leben schon gesehen, war in Florida und Kuba, mehrfach auf den Kanaren. Trotzdem gibt es vor allem ein Land, in das es mich wieder und wieder zieht, in der ich mich nicht mehr wie ein Tourist, sondern zuhause fühle. Das ist sie – meine Türkei. Und wenn ihr bis jetzt noch nicht in den Genuss gekommen seid, dort einen Urlaub zu verbringen, dann machen euch meine Tipps vielleicht ein bisschen Lust auf mehr ...

Die Türkei allgemein

Ein Land auf zwei Kontinenten, eins, das nur noch zu einem kleinen Stück zu Europa gehört und sich zum größten Teil auf asiatischem Boden erstreckt. Fast 800.000 Quadratkilometer groß. Rund 58 Millionen hat die Türkei derzeit, mehr als die Hälfte von ihnen lebt in den großen Städten, also in Istanbul, Ankara, Izmir oder Antalya. Im Süden lockt die türkische Riviera Jahr für Jahr die Urlauberscharen an (zum Beispiel nach Alanya, Side Kemer), im Westen kann man die schönste Zeit des Jahres an der Ägäis und dort in Orten wie Kusadasi oder Marmaris verbringen. Dass 99 Prozent der Türken Moslems sind, hat die Kultur des Landes zu großen Teilen geprägt. Auch als Tourist wird man immer wieder mit der Religion konfrontiert, was wohl jedem den Anlass geben sollte, sich damit einmal auseinanderzusetzen.

Urlaub in der Türkei

Ob Riviera oder Ägäis – jede türkische Ferienregion hat ihre besonderen Reize und natürlich auch ihre Fans. Ich kenne einige Leute aus meinem Bekanntenkreis, die zum Beispiel auf die Partyhochburg Kusadasi an der Ägäis schwören (Zielflughafen Izmir), während ich selbst ein absoluter Alanya-Fan bin und bis jetzt auch nur dort im Süden der Türkei Urlaub gemacht habe. Als Geheimtipp gilt ferner die Region um Fethiye im Südwesten – bestimmt kennen einige von euch dieses Bild von einem halbrunden Traumstrand, um das sich das Meer wie eine Zunge schmiegt. Auch der Tourismus ist hier noch nicht ganz ausgeprägt. Für welches Urlaubsziel in der Türkei man sich schließlich entscheidet, hängt dann ein bisschen auch von den persönlichen Vorlieben ab, ob man mehr Strand oder mehr Kultur haben will, ob es ruhig sein soll oder auch lebhafter zugehen darf. Wer auf Ausgrabungen steht, wird sich vielleicht im Westen besonders wohl fühlen, weil es dort nicht weit nach Ephesus ist. Doch auch der Süden hat in geschichtlicher Hinsicht (z.B. das Amphitheater von Aspendos) einiges zu bieten. Für einen Städtekurztrip dürfte vor allem Istanbul sehr attraktiv sein. Mir gefällt Alanya an der türkischen Riviera deshalb so gut, weil der Ort nicht nur einen schönen Strand hat, sondern auch noch einige Einkaufsmöglichkeiten bietet und ein gutes Nachtleben aufweist. Einen besonderen Charme bekommt der Ort durch den Burgberg, der die Stadt in zwei Hälften teilt und in nahezu jedem Blickwinkel präsent ist. Beliebt für einen Urlaub ist auch das kleine Städtchen Side, im Gegensatz zu Alanya nur ca. eine Stunde vom Flughafen Antalya entfernt. Für mich ist Side bis jetzt immer nur ein Ausflugsziel gewesen, weil ich den Ort für einen Urlaub fast schon ein bisschen zu touristisch-steril finde. Und auch, wenn Alanya inzwischen schon sehr verbaut ist, so hat es in meinen Augen doch etwas mehr ursprünglichen Charme behalten ...

Die beonderen Reize

Es fällt mir schwer in Worte zu fassen, warum (copyright by stefbl) ich dieses Land so in mein Herz geschlossen habe. Wahrscheinlich ist es die besondere Ausstrahlung des orientalischen Flairs, die so lockere Lebensweise, die gigantische Gastfreundlichkeit der Einwohner und der kulturelle Zauber. So vielfältig habe ich bis jetzt noch kein anderes Urlaubsland erlebt. Und dann noch die türkische Musik, die von überall her in meine Ohren klingt ... Beschreiben lässt sich das kaum, man muss es erleben.

Die Einheimischen

Die Situation in der Türkei ist typisch: Man läuft die Straße entlang, kommt an einem Geschäft vorbei – und wird gleich von den Verkäufern zum Apfeltee eingeladen. Mag sein, dass hier heutzutage das Verkaufsinteresse im Vordergrund steht, aber dennoch ist es meistens der ursprüngliche Gedanke der Gastfreundlichkeit, der hier überwiegt. Die Menschen dort freuen sich, wenn man ihnen ein paar Minuten Zeit schenkt, mit ihnen redet, von Deutschland erzählt. Nicht wenige von ihnen kennen Deutschland auch, geraten in Begeisterung, wenn man seine Heimatstadt nennt. In Alanya habe ich so schon einige gute Bekanntschaften getroffen, habe Freunde, die ich bei jedem Urlaub wiedertreffe und besuche. Die einmalige Chance, über den türkischen Tellerrand hinauszuschauen, bietet sich wirklich nur so ... Und die Freundlichkeit der Menschen ist echt, nicht gespielt ... Insgesamt habe ich die Bewohner der Türkei nicht nur als besonders nette, sondern auch sehr lebensfrohe Menschen kennengelernt. Weniger verbissen als hier in Deutschland, oft ehrlicher, oft offener. Und es stößt mir immer umso saurer auf, wenn ich oft mitbekomme, welche Vorurteile hier in Deutschland immer noch über so viele Türken grassieren ... Ich habe mich deswegen hier schon auf so manche nicht gerade schöne Diskussion mit intoleranten Deutschen eingelassen, die sicher nicht immer angenehm war. Aber wer einmal in der Türkei war und die türkische Gastfreundschaft kennengelernt hat, wird auch die Türken in Deutschland besser verstehen lernen.

Ein nicht ganz ungefährliches Thema in Sache Türkeiurlaub ist die Sache mit den Urlaubsflirts. Denn leider strahlen viele Einheimische so einen Charme aus, dass es viel schwerer als woanders ist, sich diesem zu entziehen. Leider hat gerade in diesem Bereich der Tourismus bei manchen Menschen den Charakter verdorben. Hotelangestellte und Animateure, die alle zwei Wochen eine andere deutsche Freundin haben, ihnen die große Liebe schwören und in Wirklichkeit nur auf Hilfe bei einem Visum nach Deutschland aus sind, gibt es leider immer öfter. Im Internet gibt es speziell für die Türkei tatsächlich schon sogenannte Gigolo-Listen mit Namen, die bei jeder deutschen Touristin die gleiche Tour abziehen ... Ich kenne aber auch Beispiele von Paaren, die sich auf diesem Wege kennengelernt haben und noch immer glücklich sind. Generell gilt: Gerade in diesem Bereich muss jeder selbst wissen, was er macht. Aber Mädels: Behaltet einen klaren Verstand und schaltet den Kopf im Urlaub bitte nicht ganz aus. Dann ist auch gegen eine kleine Liebelei sicher nichts einzuwenden ...

Essen und Trinken

Die türkische Küche – manche nenne sie die beste in ganz Europa. Obwohl ich auch ganz gerne mal italienisch esse, kann ich dem wirklich nur voll und ganz zustimmen. Die warmen Speisen bestehen zu einem großen Teil aus Gemüse und sind deswegen gesund und leicht. Anders sieht es mit türkischen Nachspeisen, den sogenannten Baklava aus ... Hier sollte man doch ein bisschen Vorsicht walten lassen. Oft sind die kleinen Blätterteig-Spezialitäten klebrig vor Honig und Zucker – und schmecken entsprechend nahezu widerlich süß. Probieren sollte man sie aber trotzdem einmal. Weniger als bei uns in Deutschland ist in der Türkei „Döner Kebap“ in der uns bekannten Form verbreitet. Dort wird das Fleisch meistens als ganz normaler Essensbestandteil gereicht und nicht wie bei uns in ein Fladenbrot gepackt. Dass diese Speise dort trotzdem als „Döner Kebap“ bezeichnet wird, hängt damit zusammen, dass „döner“ nichts anderes als gedreht und „kebap“ Fleisch bedeutet – also Fleisch vom Drehspieß. Das ist dann auch schon alles. Es lohnt sich auf jeden Fall, sich in der Türkei durch die vielen kleinen Köstlichkeiten zu essen, die größtenteils wirklich super schmecken. Wenn ich da allein schon an gefüllte Weinblätter denke .... hmmmmmmmmmmm!

Auch ein Blick auf die Getränkekarte ist interessant. Der berühmte Apfeltee wird in kleinen Gläsern gereicht und schmeckt nirgendwo so gut wie in der Türkei – und das, obwohl er nur aus Instant-Pulver besteht. Auch der schwarze Tee ist lecker – genau wie der berühmte türkische Mokka. Der türkische Biermarkt wird vor allem von einer Sorte dominiert – dem „Efes“. In etwa ist es mit einem bayerischen „Hellen“ vergleichbar, hat aber nur sehr wenig Alkohol und ist insgesamt wässriger. Deshalb kann man im Urlaub auch leicht mal eine ganze Menge davon trinken – weil es nämlich sehr gut schmeckt. Eine weitere türkische Spezialität ist der sogenannte „Ayran“, ein Getränk aus Joghurt, Wasser und Salz. Bei den hohen Sommertemperaturen in der Türkei schmeckt ein Ayran super, in Deutschland mag ich ihn weniger. Ich habe aber entdeckt, dass man ihn hier in vielen Supermärkten auch ganz normal unter der Bezeichnung „Ayran“ kaufen kann – probieren geht über studieren ...

Die optimale Reisezeit

In meinen Augen der September, weil es dann in der Türkei nicht mehr ganz so heiß ist (im Juli erreichen die Temperaturen oft 40 Grad und mehr), aber die Städte noch nicht ganz ausgestorben und die Geschäfte geöffnet sind. Auch Anfang Oktober ist es sehr reizvoll. Von einer ganz anderen Seite habe ich die Türkei mal im November kennengelernt. Die Temperaturen insgesamt viel kühler (und doch noch meistens bis zu 20 Grad), Alanya nahezu ausgestorben. Doch auch so eine Auszeit kann gut sein, wenn man einfach mal abschalten und zur Ruhe kommen will ...

Das liebe Geld ...

Währung in der Türkei ist die türkische Lira. Die allerdings verliert permanent an Wert, so dass ich im September 2001 für eine Mark 600.000 türkische Lira bekam, während es bei meinem ersten Türkei-Urlaub im Juli 1995 nur 30.000 waren. Ein paar Euro sollte man im Urlaub auf jeden Fall umtauschen, um damit zum Beispiel in Kneipen und Restaurants zu zahlen, ansonsten wird in den Geschäften fast überall aber der Euro sehr gerne (copyright by stefbl)genommen. Die Türken freuen sich deshalb so sehr über die fremde Währung, weil unser Geld ja auch für sie viel stabiler ist. Also wird es dann umgetauscht, wenn der Kurs günstig steht.

Zum allgemeinen Preisniveau ist zu sagen, dass ein Urlaub in der Türkei nicht teuer ist. Zwei Wochen außerhalb der Hauptsaison in einem drei- bis vier-Sterne-Hotel kosten um die 750 Euro, ein Bier abends in der Bar (0,5) ca. einen Euro. Vor allem eins lohnt sich in der Türkei: Einkaufen. Ob Leder, Silber- oder Goldschmuck oder einfache T-Shirts – hier wird sicher jeder fündig. Ich schlage dort jedenfalls immer kräftig zu. Achtung: Natürlich wird keiner von euch dort den Preis zahlen, den euch ein Verkäufer als erstes nennt. In der Türkei wird gehandelt bis zum Umfallen – und das nicht zu knapp. Also traut euch ...

Ausflugsziele

Es gibt so vieles, was in der Türkei sehenswert ist – und leider sind zwei Wochen Urlaub meistens zu kurz. Generell gilt: Ausflüge nicht beim Reiseveranstalter im Hotel buchen, sondern bei den kleinen türkischen Reisebüros im Ort – sie sind hier nicht nur deutlich billiger, sondern genauso gut. Besonders faszinierend habe ich einmal eine Drei-Tages-Tour nach Kappadokien empfunden – eine geniale Landschaft aus einmaligen Steingebilden. Allerdings würde ich das erst frühstens beim zweiten Türkei-Urlaub machen, weil sonst drei Tage verloren gehen und auch die nähere Umgebung der Urlaubsorte einige Schönheiten zu bieten hat. Nicht mehr ganz so reizvoll ist der Zwei-Tages-Ausflug zu den weißen Terassen von Pamukkale – hier hat der Tourismus nämlich seine negativen Folgen gezeigt und die einst strahlenden Terrassen gelblich gefärbt. Hier sollte man der Natur genügend Zeit zur Erholung geben und auf eine Reise dorthin erst mal verzichten ... Wer in Alanya oder in Side Urlaub macht, sollte unbedingt mal zum Amphitheater nach Aspendos fahren – das ist nämlich schon ziemlich sehenswert. Und außerdem gefällt mir der Montags-Markt in Manavgat besonders gut.

Die türkische Sprache

Wer Urlaub in der Türkei macht, muss nicht türkisch sprechen. Fast überall kommt man mit Deutsch und Englisch gut über die Runden und kann sich zur Not ja immer noch mit Hand und Füßen verständigen. Wer jedoch wie ich öfters dort Urlaub macht, wird irgendwann vielleicht einmal Interesse daran haben, diese faszinierende Sprache zu lernen. Einfach ist das nicht, auch viel schwieriger als z.B. Französisch oder Italienisch, aber für ein paar Grundkenntnisse (leider bin ich darüber nämlich auch noch nicht hinaus) sollte es dennoch reichen. Tipp: Auf jeden Fall zuerst einen VHS-Kurs besuchen und dort Aussprache und Grammatik-Grundlagen lernen (copyright by stefbl) – denn ohne die sogenannte Vokalharmonie, die die Bildung der Wörter verdeutlicht (auf einen bestimmten Buchstaben folgt immer ein bestimmter anderer Buchstabe), geht erst einmal gar nichts. Danach ist es auch machbar, z.B. mit einem Kassetten-Kurs zuhause weiterzumachen. Ein bisschen was bleibt immer hängen.

Hier ein paar gängige Redewendungen:

Merhaba – Guten Tag
Hallo – Selam
Herzlich willkommen – Hos geldiniz (sprich: hosch geldänäz)
Ja – Evet
Nein – Hayr
Ich verstehe nicht – Anlamiorum
Ein Bier bitte – bir bira, lütfen
Schwer fällt mir vor allem das Vokabellernen, weil sich viele Wörter doch sehr ähnlich anhören. Aber auch hier gilt: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt ...

stefbls Schlusswort:

Würdet ihr mich lassen – ich könnte jetzt noch ewig weiterschreiben. Erzählen, warum ich die Türkei liebe, welche speziellen Hotelempfehlungen ich habe und was man noch alles beachten sollte. Damit würde ich hier den Rahmen aber bei weitem sprengen, weil es dann ein Buch würde. Trotzdem hoffe ich, dass ich euch mein Lieblingsurlaubsland ein bisschen näher bringen und schmackhaft machen konnte – und ihr vielleicht bald genauso begeistert seid wie ich. Wie heißt es noch auf einem Werbeplakat des türkischen Tourismusverbandes? „Türkei – sie kennen lernen heißt lieben lernen“. Dem kann ich auf der ganzen Linie nur voll und ganz zustimmen.

Türkiye, her an icimdesin, her an kalbimdesin!
Türkei, du bist in mir, du bist in meinem Herzen ...


Allahaismarladik,
stefbl, 9. September 2003
(Erstveröffentlichung bei ciao im März 2002)

P.S. Wer Fragen zum Thema Türkei hat oder einen Tipp braucht, kann mir gerne mailen!

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