Türkische Riviera Testbericht

Tuerkische-riviera
ab 8,20
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Erfahrungsbericht von Marlene

Ab ins Glück - nach Alara Han

Pro:

ein atemberaubender Einblick in die Händlerwelt des 13. Jh. innerhalb der Karawanserei, ein abenteuerlicher Aufstieg zur Festung

Kontra:

Taschenlampe beim Restaurantbesitzer am Fuße des Bergs nicht vergessen!, Festes Schuhwerk erforderlich!, Nicht in der Mittagshitze aufsteigen!

Empfehlung:

Ja

Es war einmal eine Karawanserei in Alara Han an der türkischen Riviera ...

Gaukler belebten den Marktplatz. Händler riefen laut durcheinander und boten vor allem bunte Baumwolltücher an. Die bunten fröhlichen Farben stimmten sie wieder lebensfroh. Gerade hatte sie ihre Eltern verloren, das Dach über dem Kopf war verbrannt. Nun ging sie, mit hängendem Kopf, quer durch das bunte Treiben und fasste wieder neuen Mut.

Ihre Heimatstadt Konya war vor langer Zeit von den Seldschuken übernommen worden und das kommende Jahr würde sicherlich jede Menge Veränderungen bringen. Hoffentlich positiverer Art als das Letzte, 1231. Die Geschichtsschreiber pinselten am Rande des Marktplatzes aufgeregt die Ereignisse nieder, sie begannen mit den Worten:

\"Im Jahre 1100, als die Seldschuken über unsere wunderschöne Stadt Konya einfielen, erlebten wie wider Erwarten einen politischen Aufschwung. Wir sind nun, 120 Jahre später, die große Hauptstadt des Seldschukenreiches und werden mehr und mehr Waren produzieren und verkaufen können. Der große Herr der Stadt, Sultan Alaeddin Keykubat, macht uns zum Mittelpunkt des ersten anatolischen Königreiches. Seine militärische Stärke, die Bedeutung, die er den Wissenschaften und Künsten beimißt, brachten ihm den Titel \"Großer Keykubat\" ein\"

Sie jedoch trottete weiter durch die zahlreichen Stände und blieb abrupt an einer Gruppe Jongleure vor dem Mevlana-Mausoleum, das Grab des mystischen Sektengründers der \"Tanzenden Derwische\", stehen. Die Künstler unterhielten sich über das Meer, den Strand, die Weite - die Freiheit.

Sehnsucht schlich sich in ihre dunklen Augen. Das Meer - sie hatte es noch nie gesehen. Wie es wohl roch, wie es schmeckte. Ihre Zunge glitt über ihre vollen Lippen. War da schon der Salzgeschmack?

Hier hatte sie keine Zukunft, warum also nicht einfach auf den Karren und da - einfach hinter die Instrumente klettern. Keiner würde es bemerken, und wenn schon, was könnte ihr schon noch schlimmeres geschehen?

Ein hastiger Sprung und schon setzten sich die Gaukler in Bewegung. Vorbei an kleinen Dörfern, an Bananenplantagen, Teeterrassen und Orangenbäumen. Sie scheuchten mit dem lauten hölzernen Karren Hühner, Esel und Ziegen aus ihrer Mittagsruhe. Wohin ging die Reise?

Den ganzen Tag ruckelte und schuckelte sie mit dem Ochsenkarren durch das Taurusgebirge. Als die Sonne am Horizont versank, ging auch der Pfad wieder bergab. Wind kam auf. Ihr vorwitziges Näschen lugte aus zwei Zimbelsaiten hervor. Sie konnte die Küste förmlich sehen. Doch ihre Augen erblickten nur Bananen, Bananen und nochmal Bananen. Keine Welle, kein Sand ... Warum halten wir? Wo sind wir? Sie hörte gerade eben noch die Männerstimmen, die sich an ihrem Karren vorbei bewegten: \"Noch 35 km bis Alanya\"-\"Wollten wir nicht erst nach Antalya?\"-\"Nein, das ist die entgegengesetzte Richtung und noch 3 Tagesreisen entfernt, bis dahin verdirbt uns die Ware. Hier, kurz hinter Incekum sind wird zum nächtigen genau richtig.\"

Jongleure, Musiker, Sänger - alle verliessen ihre Karren und begannen die Wagen abzuladen. Schnell konnte sie noch hinter ein Faß springen und sich erst einmal umschauen.

Sie stand vor einem aus Steinquadern gebauten sehr großen quadratischen Bau.

Sollte das die Alara Han sein? Die grosse Karawanserei soeben fertiggestellt? Viele aus ihrer früheren Nachbarschaft sind losgezogen, als der Sultan Arbeitskräfte anwarb.

Es war ein wunderschöner Bau, den sie unbedingt erkunden wollte. Sie schritt schüchtern an den beiden grossen Löwen-Statuen vorbei durch die Pforte. Der Geruch von Schweiß, Kamelen, Ziegen und warmen Essen stieg ihr in die Nase. Tatsächlich der Karawanenpalast. Liebevoll flüsterte sie \"kervansaray\". Sie freute sich über die Rast, bot sie doch allerlei Abenteuer. Kaufleute sassen dicht an den steinernen Wänden und schöpften Kraft für die nächste Tagesetappe. Einige bereiteten sich schon auf die Nacht vor und machten es sich in den seitlich angrenzenden Räumen bequem. In der anderen oberen Ecke standen die Händler noch Schlange um ihre Wertsachen, Bargeld und Waren abzugeben. Ein Beamter schien genau Buch zu führen, wer wieviel abgab. Eine sichere Sache. Hier fühlte sie sich sicher. Niemand würde bei diesen Sicherheitsmaßnahmen einen Überfall wagen.

Sie ging vorbei an der kleinen Moschee im Innenhof, schaute bei der medizinischen Versorgung eines Händlers zu, der sich beim abspringen vom Wagen einen Fuß gebrochen hatte. Eine kleine verschleierte Frau bot ihr mit auffordernden Blick etwas Brot und Wasser an. Dankbar nahm sie beides an und kramte in ihrer kleinen Ledertasche nach Münzen. Lachend wehrte die Fremde ab und reichte noch ein Stück Fleisch nach. Jetzt fiel es ihr erst auf - keiner zahlte hier, alles war umsonst. Gegenseitig versprach man sich Sicherheit und Bequemlichkeit - mit Barem wurden nur Waren erstanden. Das tägliche Leben, die Versorgung, eben das leibliche Wohl war selbstverständlich und keine Münze wert.

Ein dumpfer Knall liess sie aufsehen. Das grosse eisenbeschlagene Tor war geschlossen worden. Auch sie suchte sich nun ein Plätzchen in den seitlichen Arkaden. Sie war so müde, daß sie beinahe im Stehen schlafen konnte. Allmählich wurde es auch um sie herum ruhig, alle wollten Kraft für die nächste Tagesetappe tanken. Erst am nächsten Tag, spät am Abend, war die nächste Rast möglich. In dieser Zeit mußte man zusehen, daß man die Tagesetappe von 40 km bewältigen konnte.

Müde glitt sie ins Land der Träume....

Die Burg, die sie kurz vor ihrem Halt oben am Berg gesehen hatte, schlich durch ihren Kopf. Gewaltige Bauten zeichneten den Berg bis hinauf zum Gipfel. Sie ging durch Reihen von Tomatenpflanzen, direkt am Ufer des Alara Cay Flusses, den Blick steil nach oben gerichtet. Geschrei wurde hinter ihr laut. Erschrocken drehte sie sich um und sah nur noch Männer an ihr vorbei laufen. Einer von ihnen, groß und kräftig, packte sie und zerrte sie hinter einen Oleanderbusch. Als sie gerade schreien wollte, spürte sie nur noch seine rauhen Hände auf ihren Lippen. Ihre Füsse verloren den Halt, sie rutschte mitten in den Berg, gezerrt von einem rauhbeinigen Soldaten. Unfähig zu laufen ließ sie es geschehen, daß er sie schulterte und Treppen hinaufstieg. Und stieg, und stieg. Durch einen rabenschwarzen Tunnel, immer weiter bergauf. Man sah die Hand vor Augen kaum. Ausgetretene Stufen waren ohne Öllampe nicht zu erkennen. Auch er strauchelte, fing sich jedoch gerade noch ab. Sie spürte seinen Atem auf Ihren Waden. Plötzlich tat sich am Ende des Ganges Licht auf. Sie waren am Ziel.

Unterhalb eines Torbogens setzte er sie ab und lächelte sie an. Sanft, und gar nicht mehr rauhbeinig, strich er ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Ein Gefühl der Sicherheit strahlte aus ihrem Bauch in alle Fasern ihres Körpers.

Hätte sie nicht plötzlich ein Stein am Arm getroffen, hätte sie ewig so stehen können, tief in seinen Augen versunken, doch er zog sie durch den Torbogen und schaute den Hang hinunter. Sie wich zurück, 150 m in die Tiefe waren auch für sie zuviel. Eine Räuberbande versuchte den Berg zu erklimmen. Steine und Speere erreichten sie.

Er deutete ihr noch weiter hinauf zu steigen und die zweite Berghälfte bis zum Gipfel zu erklimmen. Sie versuchte barfuß den unwegsamen Pfad zu erklimmen, doch sie schnitt sich nur die Fußsohlen auf. Im Zickzack-Kurs, und dank seiner Hilfe, erreichten sie den Gipfel. In Sicherheit hinter den gezogenen Mauern, sassen die am Brunnenrand. Er nahm ihre Füsse und wusch sie mit klaren Quellwasser, welches direkt aus dem Taurus-Gebirge kommt, aus. Eiseskälte rieben seine Hände sofort wieder hinaus.

Nun konnte sie endlich den Blick auf das Alara-Tal geniessen. Der Fluss schlängelte sich friedlich durch die Ebene und die Karawanserei bot einen uneinnehmbaren Anblick. Sie schmiegte sich an seine starken Schultern und schloss die Augen. Sie sah sein Gesicht nicht näher kommen, hörte ihn nur flüstern:

\"Sheherazade, küss mich!!\"

Doch an ihrer Schulter zerrte etwas, sie schlug die Augen auf, erblickte das Dach der Karawanserei und hörte die Händler feilschen.

Mit einem Lächeln auf dem Lippen und den Blick empor gerichtet zur Alara-Festung, schritt sie an den Löwen vorbei - ins nächste Abenteuer.....

24 Bewertungen, 2 Kommentare

  • Zzaldo

    11.02.2009, 13:19 Uhr von Zzaldo
    Bewertung: sehr hilfreich

    liebe Grüße sendet dir Stephan

  • lahr2006

    08.01.2009, 15:49 Uhr von lahr2006
    Bewertung: sehr hilfreich

    Liebe Grüße ! Lahr2006