Türkische Riviera Testbericht

Tuerkische-riviera
ab 8,20
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Erfahrungsbericht von Charley

Warum gerade ich?

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Da es jetzt doch allmählich wieder auf den Frühling zugeht und die schönen bunten Reiseangebote ins Haus flattern, denke ich an meinen Urlaub an der türkischen Riviera zurück.

es ist schon etwas her, als mir ein Reiseangebot ins Haus geflattert ist. Sieben Tage Flugreise in die Türkei für nur 650,- DM im Einzelzimmer mit Halbpension. Die Umrechnung in € müsst ihr selber vornehmen denn das Ganze war im Jahr 2001. Das klingt verlockend, weil noch der Hinweis dabei steht: Werbeveranstaltung, Teilnahme freigestellt.

Also frisch ans Werk und Reise gebucht.

Im Angebot enthalten:

Flug ab Schönefeld nach Antalya und zurück
Quartier im 4**** Hotel direkt am Strand mit Frühstücks- und Abendbüfett
Stadtführung in Alanya, Roter Turm, Festung und Natursteinhöhle
Besichtigung eines Caravan Serail (zu Deutsch auch Karawanserei)
Zwei Tage Fahrt nach Pamukkale, Besichtigung einer Goldwarenfabrik und Teppichknüpferei. Zusatzangebote für drei weitere Tage mit verschiedenen Sehenswürdigkeiten für einen Aufpreis von 299,- DM

Am Abreisetag erwartet mich gegen Mittag ein Reisebus, der mich zum Flughafen Schönefeld bringt. Da ich gleich um die Ecke zuhause bin, dauert die Fahrt nur eine gute Stunde, obwohl noch ein paar weitere Mitreisende einzusammeln sind.

Am Flugplatz angekommen sind noch beinahe 4 Stunden Zeit bis zum Abflug und der Checkin-Schalter öffnet erst 2 Stunden vor dem Abflug. Da meine Tochter nur 10 min. zu Fuß vom Flughafen entfernt wohnt, zücke ich mein Handy und rufe schnell mal an, ob sie nicht rüber kommen will. Sie kommt. Wir hatten uns ein paar Wochen nicht gesehen und hatten daher eine Menge zu erzählen, so dass die Zeit schnell herum war. Die anderen Reiseteilnehmer hatten auch ein „herum“, sie saßen herum und wussten nicht was mit der vielen Zeit anzufangen war.

Endlich war es so weit, Checkin, Boarding, anschnallen und Start.

Als wir in Antalya landeten, war es schon dunkel und wir hatten noch eine Busfahrt von etwa zweiundeinehalbe Stunde vor uns. Als wir unser Ziel erreichten, war Mitternacht schon vorbei. Der gereichte Imbiss stand schon mindestens vier Stunden und machte einen jämmerlichen Eindruck. Aber Hunger treibt es rein.

Am nächsten Morgen: Frühstück und dann wieder in unseren Bus. Fahrt nach Alanya, aber wir fahren durch die Stadt hindurch, das heißt bis an das äußerste Ende. Dort ein riesiges Hotel, 5***** - Werbeverkaufsveranstaltung. Du musst ja nicht teilnehmen, aber rings herum ist praktisch Einöde, nicht einmal der Strand des Mittelmeeres ist in der Nähe.

Und vorne steht ein Strahlemann in bester Laune und stellt sich vor: ich heiße Peter und ihr könnt alle Du zu mir sagen. Nachdem er an die Anwesenden fleißig Komplimente verteilt hat und uns dazu beglückwünscht hat, dass wir gerade zu ihm in die Show gekommen sind, klärte er uns darüber auf, dass wir eigentlich ständig einer großen gesundheitlichen Gefahr ausgesetzt sind. Dieser können wir uns nicht entziehen, es sei denn, wir würden das Produkt kaufen, dass er uns gleich näher bringen will.

Es handelte sich um geerdete Decken, die mittels eines Geflechts aus feinen Kupferdrähten, die über den Nullleiter der Steckdose unseren Körper gerade während des Schlafs von den Strahlen abschirmt, welche aus dem Erdinneren ständig auf uns einwirken. Eigentlich müsste jeder, der diese Einrichtung nicht hat, ständig unter Kopf-, Rücken- und Gliederschmerzen sowie unter allen möglichen anderen Beschwerden leiden. Diese Art von Bewusstseinstrübung setzte sich dann über mehrere Stunden fort. Da ich mich aber nicht gegen Strahlen, die aus der Erde kommen, schütze, hat mein Verstand inzwischen schon derart gelitten, dass ich die mir gebotenen Vorzüge nicht erkennen konnte und mir auch nicht gemerkt habe, welche weitern Schätze mir auf diese Weise entgangen sind. Ich habe mich nämlich der glühenden Sonne der Umgebung mit all ihren Strahlen ausgesetzt und von den Lobpreisungen jeglicher Artikel, die mir fortan zum Wohlsein fehlen werden, nichts mehr mitbekommen.

Als ich schließlich zu den aufgeklärten Mitreisenden zurückkam, war es gerade noch rechtzeitig, das Zusatzangebot für drei Tage auszuschlagen, obwohl es inzwischen von 299,- auf 199,- DM reduziert war. Da war ich im Übrigen nicht der Einzige und alle Drohungen, dass wir an diesen Tagen nur schlechtes Wetter und sture Langeweile zu erwarten hätten, konnte uns nicht umstimmen.

Damit dieser Bericht nicht übermäßig lang wird, werde ich über den Ausflug nach Pamukkale und die Besichtigung der Schmuck- und Teppichfabrik später berichten.

An den Tagen, an denen wir uns die Bildung über Sehenswürdigkeiten entgehen ließen, hatten wir übrigens herrliches warmes Wetter. Wir lagen am Strand, spielten Boccia und taten etwas für unsere Gesundheit. Wir besuchten nämlich ein türkisches Bad. Hier haben wir für 35,- DM 3 Stunden zugebracht. Zuerst in der Sauna bei etwa 90° C, dann in der Dampfsauna bei nur noch 55° C dann im 35° heißen Wirlpool und endlich auf dem heißen Stein bei einer Schaummassage und dem Peeling wonach die anschließende Ganzkörper Ölmassage Wunder bewirkt hat.

Mit anderen Worten, wir haben die drei freien Tage wirklich als Urlaub und zur Erholung genutzt. Diejenigen, die etwas für ihre Bildung tun wollten, erzählten uns davon, wie sie von einem Ort zum Anderen gehetzt wurden, nirgends verweilen konnten, außer im Bus bei der Fahrt zur nächsten Sehenswürdigkeit. Am Ende waren sie alle enttäuscht und haben uns um unsere Freizeit beneidet.

Der Rückflug war sehr angenehm, wir hatten das Glück, dass unser Flug um die Mittagszeit gestartet ist. So mussten wir nicht zu nachtschlafender Zeit aufstehen und kamen am späten Nachmittag wieder in Schönefeld an.

Reiseveranstalter war im Übrigen Eggelandreisen, die aber nicht weiter empfehlen kann

Euer Charley


----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2003-01-23 13:38:53 mit dem Titel Erlebnisse in der Türkei 2. Teil

Ich habe neulich meine Erfahrungen mit einer Werbe-Verkaufs-Fahrt in die Türkei geschildert. Dabei bin ich Euch noch die zwei Tage der Fahrt nach Pamukkale schuldig geblieben.

Also – am 3. Tag früh aufstehen und ab in den Bus. Aber nicht etwa unser angestammter, wir und das waren mit mir etwa 40 andere Reiseteilnehmer, waren jetzt gezeichnete. Wir haben doch nicht die drei Tage Zusatzprogramm gebucht und wurden daher für alle erkennbar in einem gesonderten Bus befördert.

Zunächst stellte sich unser neuer Reiseleiter vor. Er würde uns die nächsten zwei Tage begleiten und sprach ganz passabel deutsch. Unterwegs erzählte er uns einiges über Land und Leute, über die Einkommensverhältnisse, die Rolle der Gewerkschaften und vieles weitere Wissenswerte. Wir fuhren an sehr vielen Baustellen vorbei, die ganz anders aussehen, als bei uns in Deutschland. Maschinen waren kaum zu entdecken aber was noch verwunderlicher war, keine Arbeiter. Dabei war es doch mitten in der Woche. Wir sahen auch Häuser, die in den unteren Etagen bereits bewohnt waren, während weiter oben noch die Stahlstäbe der Armierung für den Bau weiterer Etagen aus der im Rohbau befindlichen Geschossdecke ragten. Unser Begleiter erklärte uns, dass das mit dem türkischen Steuerrecht zusammenhängt. Die Steuern für Häuser müssen nämlich erst dann in den Staatshaushalt abgeführt werden, wenn die Baumaßnahme abgeschlossen ist. Es gab viele, sehr viele Häuser, die ganz offensichtlich noch nicht fertigt gestellt waren, aber schon seit längerer Zeit bewohnt sind.

Kommen wir aber jetzt zur ersten Unterbrechung unserer Fahrt zu den berühmten Kalksinterterrassen. Es war eine staatliche Goldwarenfabrik, in der Goldschmiede ausgebildet werden, denen wir durch Glasscheiben getrennt bei ihrer Arbeit zusehen konnten. Im oberen Geschoss war dann eine riesige Ausstellung von Gold- und Silberschmuck zu besichtigen, wovon alles gekauft werden konnte. Hier versicherte man uns, dass alles äußerst preiswert sei, da wir als Ausländer keine Mehrwertsteuer zu bezahlen hätten. Außerdem wäre es ja nicht die Südtürkei, wo das Feilschen um den Preis geradezu erwartet wird. Einer meiner Bekannten hatte ein Auge auf ein wunderschönes Armband geworfen. 18 Karat Gold mit großen Rubinen und kleinen Diamanten besetzt. Seine Frau besaß bereits eine Halskette mit einem Anhänger, der in der gleichen Art wie das Armband gestaltet war. Der Preis: 7500,- DM. Aber jetzt kann man ja noch 16% Mehrwertsteuer abziehen, also 6300,- DM. Nun eine langwierige Verhandlung mit Apfeltee, Raki und weil der Bekannte besonders zäh war, musste zum Schluss noch der Geschäftsführer persönlich erscheinen um schließlich bei einem Preis von (ich glaube) 3500,- DM unter Zugabe eines rubinbesetzten Ringes das Geschäft abzuschließen. Ich schildere diese Begebenheit deshalb so ausführlich, weil der Bekannte nach der Rückkehr in unseren eigentlichen Urlaubsort bei mehreren Juwelieren den Wert schätzen ließ und von allen die Auskunft bekam, dass das Armband inklusive Ring höchstens 1800,- bis 2000,- DM kosten dürfe. Also an alle, die einmal in der Türkei in eine Goldwarenfabrik geführt werden, seid mit dem Kaufen sehr zurückhaltend, geht lieber in eines der vielen Juweliergeschäfte, ihr bekommt die Ware in gleicher Qualität dort viel billiger.

Nun aber ging’s weiter in Richtung Pamukkale. Das ganze Gelände ist ein einmaliges Naturdenkmal. Leider hat es durch die Bebauung mit Hotels stark gelitten. Das hat auch die türkische Regierung erkannt und die Errichtung und den Betrieb von Hotels an dieser Stelle untersagt. Bestehende Hotels mussten wieder entfernt werden und es sind nur noch ein paar der Becken zu sehen, in denen sich die Hotelgäste in dem 35° C heißen Wasser entspannen konnten. Aber auch diese sind nicht mehr mit Wasser gefüllt und zerfallen langsam. Wie unser Dolmetscher uns erklärte, ist die Menge des Quellwassers nach dem großen Erdbeben in den 90er Jahren stark zurückgegangen, sodass die gesamten Terrassen nicht mehr gleichzeitig vom Wasser berieselt werden sondern abschnittsweise Wasser erhalten, damit der Zauber der Natur wenigstens künstlich erhalten bleibt.

Abends hatten wir dann das Erlebnis einer Bauchtanzvorführung im Hotel. Es war doch sehr erquickend, wie sich die Männer, besonders ältere bemühten, der Tänzerin dann Geld in den Busen oder an die Hüfte zu stecken. Ich denke mal, dass die Einnahme der jungen Dame an diesem Abend das Monatseinkommen eines türkischen Arbeiters weit übersteigt. Es ist aber anzunehmen, dass nur ein verschwindend kleiner Teil davon bei ihr verbleibt. Das Geschäft machen dann andere, die lieber im Hintergrund bleiben. Im übrigen war es aber ein vergnüglicher Abend, der mit zornigen Bemerkungen eines Zimmernachbarn von wegen Ruhestörung, weil wir beim Abschied auf dem Gang noch mit einem Glas Raki angestoßen haben, beendet wurde.

Am kommenden Tag ging es dann wieder zurück in Richtung Antalya. Aber schon nach kurzer Fahrt ein erneuter Halt. Diesmal an einer Teppichfabrik. Hier gab man uns zunächst einen Einblick über die Knüpfkunst, die verschiedenen Materialien, aus denen Teppiche geknüpft werden und die Methoden des Färbens. Dann wurden uns jede Menge Teppiche bis hin zum “fliegenden Teppich” vorgeführt. Dazu gab es ein Glas Apfel- oder Schwarztee oder Raki, und viele interessante Einzelheiten darüber, wie man im Geschäft die Qualität eines Teppichs erkennen kann. Das wäre alles sehr spannend gewesen, wären jetzt nicht jede Menge Angestellte über uns hergefallen. Jeder von ihnen schnappte sich einen Reiseteilnehmer oder ein Paar und nun wurde hart verhandelt, welches der vielen Angebote man denn wahrnehmen will. Über den Transport müsse man sich keine Sorgen machen, die Ware wird direkt nach Deutschland nach Hause geliefert und man bekommt auch keinen Ärger mit dem Zoll. Nur eine kleine Anzahlung und der Rest wird dann bei Lieferung bezahlt.

Was sollte ich denn nur tun? Ich hatte so einen aufdringlichen Verkäufer am Hacken, wollte aber auf keinen Fall etwas kaufen. Ich griff zu einer Notlüge und erzählte, ich würde im nächsten Jahr wiederkommen und dann einen Teppich kaufen. Man ließ mich endlich in Ruhe. Ich wäre tatsächlich im darauffolgenden Jahr dorthin gefahren, die Reise war schon gebucht und bezahlt aber der Reiseveranstalter hatte mehr Reisegäste gelistet, als im Flieger Plätze vorhanden waren. Damit habe ich mich dann von dieser Firma entgültig verabschiedet.

Nachdem dann aber andere Reisegäste genügend Teppiche gekauft hatten, konnten wir unsere Fahrt fortsetzen. Unser Reiseleiter schilderte uns, dass wir auf unserem Weg an vielen interessanten Orten vorbeikommen würden. Davon hätten wir uns schon einige gern angesehen. Aber am besten sei eine Lederwarenmanufaktur, die wir unbedingt sehen sollten. Aber an dieser Stelle machten die Mitreisenden in unserem Bus einen entscheidenden Fehler. Sie erklärten beinahe einstimmig, dass sie kein Interesse haben und wir uns lieber statt dessen einige Naturdenkmäler ansehen würden. Ich habe es zum ersten Mal erlebt, dass ein Mensch von einer Minute zur anderen sein Gehöhr vollständig verloren hat. Später erklärte uns der Reiseleiter, weil bereits einige Fahrgäste begonnen hatten Geld für den Busfahrer zu sammeln, dass das nicht üblich sei und sowohl der Fahrer als auch er von uns kein Geld annehmen würden. Da haben wir es halt gelassen.

Später haben wir dann von Einheimischen erfahren, dass bei solchen Fahrten die Reiseleiter und Busfahrer an den Gewinnen der besuchten Fabriken beteiligt sid, die durch die viel zu hohen Preise erzielt werden.

Lasst Euch trotzdem nicht abschrecken und habt viel Spaß, wenn ihr an einer derartigen Reise teilnehmt.

Viel Vergnügen Charley

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