Liechtenstein: Vaduz Testbericht

Gibt es eigentlich noch eine kleinere Hauptstadt in der Welt als die des Fürstentums Liechtenstein? Ich weiß es wirklich nicht, aber eins weiß ich, Vaduz hat mit seinen rund 5.000 Einwohnern allerhand zu bieten.
Da wäre natürlich an erster Stelle das Schloss Vaduz zu nennen, das die Stadt überragt. Der Anfang dieses Baus geht ins 12. Jahrhundert zurück. Ältester Teil der Anlage sind der Bergfried und die Bauten auf der Ostseite. In den folgenden Jahrhunderten wurden die weiteren Schlossteile ergänzt.
Leider kann man das Schloss nicht besichtigen, nur aus der angemessenen Entfernung, denn hier lebt der seit 1989 regierende Fürst Hans-Adam II. mit seiner Familie.
Ob er zu Hause ist, kann man allerdings erfahren. Ist die Fahne gehisst, dann ist der Fürst daheim.
Nun vom Schloss einmal abgesehen, gibt es eine reihe von Besichtigungsmöglichkeiten in Vaduz.
Ein unbedingtes Muss ist dabei die Staatliche Kunstsammlung, in der in Wechselausstellungen meist Kunstwerke aus der Privatsammlung des Fürsten gezeigt werden.
Gesehen haben sollte man auch das Briefmarken- bzw. Postmuseum. Die ausgewählten Ausstellungsstücke sind aufgrund der Platzknappheit nur ein kleiner, aber feiner Ausschnitt aus der Sammlung. Es beginnt mit vorphilatelistischen Ausstellungsstücken (d.h. aus der Zeit, als es noch keine eigenen liechtensteinischen Briefmarken gab) bis hin zu den aktuellen Briefmarken. Selbstverständlich werden auch Entwürfe, Druckproben und andere Exponate gezeigt.
Weiter gibt es ein Landesmuseum, das die Geschichte des Fürstentums zeigt. Dazu kann ich mich aber nicht weiter äußern, da es zu meinem Aufenthalt wegen Renovierung geschlossen war.
Es gibt auch sehr sehenswerte Bauten, nennen möchte ich hier die Pfarrkirche, das Rote Haus, das Rathaus, der Fürstliche Torkel (ein Restaurant mit Torkelbaum aus dem 17. Jh.) und das Rheinberger - Geburtshaus mit dem Rheinberger - Denkmal davor. Zur Erklärung. Rheinberger war ein Liechtensteiner Komponist, der von 1839 bis 1901 lebte. Für Interessierte gibt es in Vaduz auch ein Musikarchiv dieses Komponisten.
Und noch eine Erklärung: Der fürstliche Torkel hat natürlich nichts mit einem torkelnden Fürsten zu tun. Der Torkel ist eine Art Weinpresse!

In Vaduz gibt es auch ein Kino, einen Tennisplatz und ein Schwimmbad. Auch Wanderungen sind rund um die Hauptstadt möglich, ein schöner Weg führt vorbei am Schloss zur Burgruine Wildschloss (ca. 2 h).

Übernachtungsmöglichkeiten bieten rund 10 Hotels und Pensionen sowie eine Jugendherberge unterschiedlicher Ausstattung und Preise. Für einen längeren Urlaub sollte man sich allerdings vielleicht eher Malbun oder Balzers aussuchen.

Und schließlich sind die Shoppingmöglichkeiten recht gut, selbstverständlich gibt es die unvermeidbaren Geschäfte für die Touristen mit einheimischen Souvenirs (Made in Taiwan), aber durchaus auch ansprechende Geschäfte mit hochwertigen Angeboten (Schmuck, Uhren (günstiger als in der Schweiz!),
liechtensteinische Weine, Kunstkeramik, Handarbeiten).

Meines Erachtens sollte Vaduz in keinem Besuchsprogramm fehlen, selbst wenn man den Urlaub nicht in Liechtenstein direkt verbringt, sondern vielleicht in den nahegelegenen Gebieten am Bodensee, der Schweiz oder Vorarlbergs.