Washington, D.C. Testbericht

Es ist jetzt elf Jahre her, daß ich in Washington war. Viel Sehenswertes gab es da, angefangen von der berühmten Mall über Georgetown und natürlich White House, das damals übrigens gerade wegen einer Nahost-Konferenz besonderen Sicherheitsvorkehrungen unterlag und hinter einer Bretterwand \"verschwunden\" war.


Besonders in Erinnerung geblieben ist mir jedoch der Besuch auf dem Friedhof in Arlington.

Natürlich waren wir am Grab von John F. Kennedy. Dort flackert eine Flamme. Und man kann richtig spüren, daß sich die Menschen hier noch immer an das Attentat auf ihn erinnern. Und Kennedy ist eben immer noch eine Legende.
Auch das Grabmal des Unbekannten Soldaten ist natürlich ein Ort, der einem immer in Erinnerung bleibt. Soldaten hielten dort Wache. Wir konnten eine Ablösung beobachten. Es fröstelt einen nicht nur wegen der doch recht kühlen Temperaturen Ende November.

Am meisten beeindruckt aber hat mich die unendlich Weite und Gleichförmigkeit der Anlage. Grabstein an Grabstein reiht sich dort. Die Abstände – ganz praktisch – sind so, daß der Rasen dazwischen bequem mit Maschinen gemäht werden kann. Während bei uns Friedhöfe oft wunderschöne Parks sind, wächst dort selten irgendwo ein Baum. Gräber sind so gut wie nie individuell gestaltet. Scheinbar versinken die Toten in der Anonymität der Masse. Die Grabsteine sehen sich alle ähnlich. Die Beschriftungen enthalten eigentlich immer nur den Namen und die Daten. Dabei werden die Frauen – nicht nur in längst vergangenen Jahrzehnten, sondern auch ganz aktuell – unter dem Namen ihres Mannes genannt, z.B. „Mrs. William Brown“.

Ich denke, daß Friedhöfe uns zeigen, wie ein Volk, eine Kultur mit dem Tod umgeht. In Arlington bekommt man sehr schnell das Gefühl, daß nur eine Berühmtheit wie Kennedy noch der persönlichen Erinnerung wert ist. Ansonsten gibt es nur die Masse. Und vielleicht ist das nicht nur der Umgang mit dem Tod und den Toten...