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Erfahrungsbericht von YetiChris

PIRATES! GOLD - Wir stürzen uns...

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

...auf das feindliche Schiff
Wie ein losgeschossener Pfeil.
Die Kanone donnert, die Muskete kracht,
Wir schwingen das Enterbeil.
Die Luft erdröhnt, dass der Himmel erschallt
Von unserem Siegesgeschrei.
Es lebe das wilde, das brausende Meer
Es lebe die Seeräuberei!“

(„Seeräuberlied“)

Wann habt ihr euren ersten Computer bekommen? Ich für meinen Teil begann meine Computer-Ära 1986 mit einem C128, 1991 wurde en Atari ST daraus, und 1996 bekam ich meinen ersten PC, damals einen gebrauchten 486-Laptop mit monochromen VGA-Display.

Natürlich habe ich auf all diesen Rechnern hauptsächlich gespielt. Zu meiner Jugend kamen neben Unmengen von durchschnittlichen Spielen auch ein paar auf den Markt, die heute als Klassiker gelten können: Defender Of The Crown, Silent Service, Sim City, Tetris und, und, und... die Liste ist lang. Ein Spiel, das mich bei all meinen Computern begleitet hat, und sich auch immer in meiner Spielesammlung finden wird, ist Pirates! Schon 1986 spielte ich es auf dem 64er, 1991 musste ich es natürlich auf dem Atari haben und eins meiner ersten PC-Spiele war eben Pirates! Gold, die inzwischen überarbeitete PC-Version.

Vorher aber noch etwas zur Geschichte des Spiels. In den 80er Jahren gab die Softwarefirma MircoProse in punkto Kriegssimulationen den Ton an. Neben „Silent Service“, „Red Strom Rising“, „Airborne Ranger“, gab es auch die „F-15“-Reihe und andere Kriegsspiele. Alle diese zeichneten sich vor allem durch die für damalige Verhältnisse hohe Realitätsnähe aus, auch im Bereich der Szenarien (Kalter Krieg). Allerdings gab es auch Softwareentwickler, die sich um andere Bereiche kümmerten. Einer davon war Sid Meyer. Er schuf nicht nur Pirates!, sondern das ebenso zum Klassiker avancierte Civilization.

Aber nun endlich zum Spiel

***Spielidee/Spielziel***

1560 - Spanien ist Weltmacht und vergrößert seinen Reichtum durch die westindischen Kolonien und den Raubzügen in Südamerika. Viele blühende Städte entstehen, darunter so legendäre wie Cartagena, Trinidad, Santo Domingo und Havanna. Die Spanischen Expansionsbestrebungen sind aber den anderen Großmächten England und Frankreich ein Dorn im Auge. Da sie die Spanier in einem offenen Krieg nicht bezwingen könnten, soll der Gigant mit Nadelstichen in die Knie gezwungen werden... man erlaubt die Freibeuterei!

Hier beginnt nun eure Karriere. Als Freibeuter in der Karibik kann man in verschiedenen Epochen zwischen 1560 und 1700 zu Ruhm und Ehre gelangen, vor allem aber zu ungeheurem Reichtum. Das ist eure Hauptaufgabe. Hier bieten sich zwei Wege an: die Piraterie oder der Handel/Schmuggel. Der Handel ist relativ sicher: Man ist von der Politischen Situation relativ unbeeindruckt, benötigt nur eine Kleine Mannschaft und wenig Kanonen. Allerdings kann es passieren, das man selber mal von einem Piraten angegriffen wird. Dann muss man sich natürlich auch verteidigen können.
Als Pirat benötigt man neben der Kapererlaubnis seines Königs eine große Mannschaft, viele Kanonen und schneller Schiffe, um die lohnenden Ziele wie Cartagena oder Havanna angreifen und plündern zu können. Je erfolgreicher man ist, desto mehr Starke Kriegsschiffe suchen auch ein einem... das Leben ist nicht einfach, und mit einer Meuterei muss man auch dauernd rechnen.


***Schwierigkeit***

Zunächst: Es gibt keinen klar deffinierbaren Schwierigkeitsgrad: 4 Punkte beeinflussen den Level auf dem Ihr euch bewegt:

1. Die Epoche, in der ihr spielt
Von sehr einfach (1660) über einfach (1640) mittel (1600/1620) bis schwer (1560) bzw. sehr schwer (1680)

2. Eure Nationalität
Als Engländer hat man die besten Möglichkeiten als Freibeuter und die meisten Mittel, als Holländer ist man am ehesten auf den Handel ausgerichtet. Ganz schwer wird es als Spanischer Abtrünniger – hier hat man kaum etwas zu lachen (sehr schwer)

3. Eure Fähigkeiten
Jeder Kaptäin hat eine besondere Fähigkeit, auf die er zurückgreifen kann: Witz und Charme (um den Töchtern der Gouverneure den Kopf zu verdrehen) Fechten, Navigation, Schießen oder Medizin

4. Der Schwierigkeitsgrad
Man sollte als Lehrling beginnen. Hier erhät man am Schluss zwar am wenigsten Gold, kann sich aber auch den einen oder anderen taktischen Fehler leisten, als „Räbelrassler“ kann man schnell unermesslich reich werden... oder schnell ziemlich tot.

Je nach Zusammensetzung dieser Vier Punkte (vor allem die Epoche und die Nationalität beeinflussen sich direkt) könnt ihr euren ganz eigenen Startlevel wählen. Nach einer Niederlage werdet ihr übrigens automatisch im Schwierigkeitsgrad zurückgestuft (Säbelrassel -> Abenteurer -> Geselle -> Lehrling).


***Spielablauf***

Die meiste Zeit werdet ihr auf See verbringen, um euer Schiff durch die Karibischen Gewässer von Raubzug zu Raubzug zu bringen. Priates wird komplett mit der Maus gesteuert, und das kreuzen auf hoher See ist denkbar einfach: ein Druck auf die rechte Maustaste, und das Schiff dreht sich nach Steuerbord (Rechts), ein Druck auf die linke Maustaste, und hier bewegt euch nach Backbord (links). Wenn ein anderes Schiff in Sicht kommt, könnt ihr euch entscheiden, ob ihr es angreifen wollt oder nicht (die der eigenen Nationaität sollte man tunlichst in Frieden lassen ;-)!!!). Ein Kampf auf hoher See wird wie die normale Reisefahrt gesteuert, allerdings sollte man immer probieren, in ideale Schussposition für seine Kanonen zu kommen. Mit [space] feuert man eine Salve. Irgendwann muss man sich dem gegnerischen Schiff dann nähern, und meist kommt es dann zu einem Fechtkampf, der sich ebenfalls mit der Maus bequem steuern lässt.
Ebenso wie der Angriff auf ein Schiff läuft auch der Angriff auf eine Stadt von der Seeseite aus ab, sofern sie ein Fort zur Verteidigung besitzt. Allerdings muss man hier besonders auf die Windrichtung achten, sonst ist man eine leichte Beute für die Verteidiger und ihre Kanonen . Eine Alternative ist der Angriff von der Landseite aus. Dazulegt man etwas außerhalb der Stadt am Ufer an und marschiert (gesteuert durch die Maus) auf die Stadt zu. Ebenso geht nun auch der Angriff vonstatten. Die Männer sind dann meist in 2-3 Gruppen aufgeteilt. Mit drücken der linken Maustaste wechselt man zwischen den Gruppen, das Festhalten der linken Maustaste lässt alle Gruppen gleichzeitig ziehen. Diese Kampfsequenz ähnelt Echtzeitstrategiespielen wie „Comand&Conquer“, wobei man hier „nur“ das generische Fort erreichen muss, um den entscheidenden Fechtkampf zu erzwingen.

Wenn ihr nicht auf Raubzug seit, werdet ihr euch in einem befreundeten Hafen aufhalten. Auch hier habt ihr viele Möglichkeiten: In der Taverne könnt ihr euch den neusten Tratsch anhören, eine Schatzkarte kaufen und neue Männer anheuern. Der Händler kauft euch eure erbeuteten Waren gerne ab (sofern es sein Geldbeutel zulässt), dafür könnt ihr euch bei ihm mit Lebensmitteln eindecken. Der Schiffsbauer kauft gerne euren erbeuteten Schiffe und Kanonen, oder repariert die Schäden an den Schiffen. Beim Gouverneur könnt ihr euch über die Politische Lage informieren, wichtige Missionen erhalten oder einfach nur mit Titeln und Landbesitz geehrt und belohnt werden. Ihr könnt mir den Töchtern der Gouverneure flirten (und sogar Heiraten), und erhaltet Hinweise darauf wo sich eure verschwundenen Familienangehörige befinden. Die solltet ihr unbedingt suchen, denn sie besitzen Kartenteile, die euch zu einem Inkaschatz und damit zu ungeheurem Reichtum führen können...


***Alternativen***

Eine weitere Option des Spieles ist, das man berühmte Raubzüge wie die von Francis Drake (1573), John Hawkings (1569), oder Henry Morgan (1671) nachspielen kann. Das klingt einfacher, als es ist, und damit sollte man sich wirklich erst dann beschäftigen, wenn man das Spiel und alle seine Facetten verstanden hat und sicher im Umgang damit ist.


***Strategie***

2 Punkte sind für eure Kariere von größter Wichtigkeit: Die Politische Lage und die Zufriedenheit eurer Männer. Viele Männer sind nur schwer zufriedenzustellen (und meist bleiben sie es auch nicht lange), aber nur mit einer großen Crew kann man die reichsten Städte angreifen. Eine kleine Crew ist meist schon mit den Gewinnen aus normalem Handel zufrieden (und bleibt das dann auch für einen Lange Zeit), allerdings kann man als Priat mit wenig Leuten so gut wie nichts ausrichten. Eine meuterei sollte man unter allen Umständen vermeiden, denn Die Meuterer nehmen immer einen groen Teil der Beute mit, ebenso Deserteure.
Die Politische Lage muss man immer im Auge behalten. Zwar ist Spanien fast immer der Feind, allerdings gehen die einzelnen Nationen von Zeit zu zeit Bündnisse ein oder Schließen Frieden... ärgerlich für einen Pirat. Am besten ist es, immer den Kaperbrief von 2 Nationen zu besitzen, so kann man sich über diese „Durststrecken“ hinweghelfen.


***Grafik***

Pirates! Gold ist jetzt auch schon 10 Jahre alt, deshalb erwartet weder 3D-Grafik noch Fotorealistische Bilder. Das Spiel besteht aus einfacher aber zweckmäßiger 2D – Grafik, Nur bei bestimmten Aktionen (Fechtkampf, in den Häfen etc.) findet man stimmungsvolle, SVGA-Grafiken mit 256 Farben, die gut zum Spiel passen, allerdings technisch niemanden vom Hocker reißen werden.


***Musik***

(S. Graik). Nett und Stimmungsvoll, aber natürlich nicht mehr up-to-date!


***Systemvoraussetztungen***

Möchtet ihr mal lachen?

OK, dieses extrem komplexe Spiel benötigt folgende Systemausstattung:

386-Prozessor (16 Mhz)
MS-DOS ab 3.1 oder Höher (oder Windows bis Win ME)
VGA oder SVGA Grafikkarte
2MB RAM
Maus
20 MB freier Festplattenspeicher

Sofern eure Windows-Version noch DOS-Basiert ist (also WIN 95, 98, 98SE und ME) könnt ihr Pirates! Gold natürlich installieren und sogar aus Windows starten. Vorher solltet ihr allerdings alle Tasks beenden, die direkt in den Speichermanagements eingreifen, (wie z.B. Virenscanner), da diese ein Abstürzen des Spiels verursachen können. Windows NT, 2000 oder XP-User sollten sich Gedanken darüber machen, sich eine DOS-Partition anzulegen und 2 Betriebssysteme zu fahren... es würde sich lohnen ;-)


**Eigene Meinung***

Eigentlich müsste ich nichts mehr sagen: Allein die Tatsache, das ich dieses Spiel seit nunmehr 16 Jahren (!) immer wieder spiele, und es noch nichts von seinem Reiz verloren hat, müsste für sich sprechen. Dieses Spiel ist einfach genial! Eine intelligente Spielidee, die klasse umgesetzt ist, eine einfach, leicht zu erlernende Steuerung und ein Levelsystem, das auch Neulingen gleich ein Erfolgserlebnis bescheren kann. Dabei ist kein Spiel gleich. Immer wieder ändern sich Kleinigkeiten, die den ganzen Spielablauf verändern können. (Z.B. England verbündet sich mit Spanien - Schwupps hat man als englischer Freibeuter keinen Gegner mehr). Die Kampfsequenzen sind leicht zu erlernen und dennoch anspruchsvoll genug, um nicht langweilig zu werden. Dieses Spiel ist einfach ein All-Time –Klassiker, der einfach nicht verbessert werden kann, nur verschlechtert! Daran ändert auch die Technik von Vorgestern nichts, im Gegenteil, sie fügt diesem an sich schon genialen Spiel noch einen nicht zu verachtenden Nostalgiefaktor hinzu!


***Bezugsquellen***

Oh, Oh! Da sieht es dunkel aus. Legal gibt es das Spiel wohl nur noch auf Flohmärkten, hier allerdings wohl mit der Anleitung (Wird benötigt wegen der implementierten Sicherheitsabfrage). Ansonsten könnte ihr es (illegalerweise) bei Filesharing-Plattformen oder Nostalgie-Gamesites wie „The Gameing Depot“ (TGD) versuchen. Auf jeden Fall benötigt ihr das Handbuch, sonst endet der Spielspaß schnell an der Sicherheitsabfrage.


***Fazit***

Ein Spiel mit Grafik von vorgestern und unterdurchschnittlichem Sound, das zum funktionieren ein vollkommen veraltetes (und instabiles) Betriebssystem benötigt – Warum sollte man das denn noch spielen??? Ganz einfach! Es ist einzigartig! Eine hoch interessante Spielidee, die brillant umgesetzt wurde und für Tage und Wochen vor dem Computer fesselt. Man hat es einfach geschafft, die Brücke zwischen Komplexität und Einfachheit zu schlagen. Je nachdem, wie lange man Pirates! Gold spielt, um so mehr Aspekte des Spieles kann man berücksichtigen – Dieses Spiel ist und bleibt GENIAL!!!

12 Bewertungen