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Erfahrungsbericht von Mathiss

LEGENDS OF MIGHT AND MAGIC

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

3D-Shooter sind In. Rollenspiele sind In. Multiplayergames sind In. Warum also nicht alle diese Genres in einen Topf werfen? Man nehme eine Riesenportion des erfolgreichen Half Life MOD's Counter-Strike, eine Prise Might & Magic Fantasy sowie eine aktuelle Grafik-Engine. Ein paar neue Features dazu, umrühren, fertig ist der neue Star am Multiplayerhimmel. Ob das Rezept schmeckt?

Legends ist ein teambasierter online-only 3D-Shooter, angesiedelt im Might & Magic Fantasy Szenario. Pro Spielrunde (üblich sind 5 Minuten) müssen 2 Teams mit bis zu 10 Spielern versuchen, das Szenarioziel zu erfüllen. Wer von einem Gegner (oder "aus versehen" von einem Teamkameraden) getötet wird, muss als "Ghost" das Rundenende abwarten, ein sofortiges Respawn gibt es nicht.

Zu Beginn einer Runde wählt jeder Spieler eine von 3 Charakterklassen je Team. Zur Wahl stehen auf der "guten" Seite Paladin, Druide und Zauberin. Das "böse" Team bietet neben einem Bogenschützen und einem Ketzer eine Kriegerin. Jede dieser Klassen hat rollenspieltypisch verschiedene Schwerpunkte und Fähigkeiten.

So sind Paladine und Kriegerinnen in erster Linie Experten für den Nahkampf und ziehen bevorzugt mit Schwert oder Axt in die Schlacht. Bogenschützen, Ketzer, Druiden und Zauberinnen nutzen hauptsächlich (magische) Fernwaffen. Jede Figur kann neben einer Primärwaffe auch eine Sekundärwaffe tragen, darüber hinaus gibt es einige magische "Scrolls" wie z.B. Teleport, Schwebefall oder gar eine magische "Handgranate". Als Schutz im Kampf dienen 4 verschiedene Rüstungen.

Ausser einer Standardbewaffnung müssen alle Items wie verbesserte Bögen, Schwerter oder andere Ausrüstung zu Beginn jeder Runde gekauft werden. Das verfügbare Gold hängt vom Abschneiden des Spielers und seines Teams ab. Wer eine Runde überlebt, kann Gold sparen um sich noch effektivere Waffen oder bessere Rüstungen zuzulegen. Natürlich können herumliegende Waffen von getöteten Feinden ausgesammelt werden.

Nicht vergessen haben die Entwickler die insbesondere für das Teamplay wichtige Chatfunktion, eine Reihe vorgefertigter Meldungen kann im Game abgerufen werden, um das gemeinsame Vorgehen zu koordinieren. Ein "Radar" informiert über die aktuelle Postition der Teammitglieder.

Legends of Might & Magic bietet 4 verschiedene Spielmodi. Der "Klassiker" ist sicherlich "Errettung der Prinzessin", welcher ebenso gespielt wird wie der "CS/Hostage" Modus in Counter-Strike. Das gute Team muss vor Rundenende versuchen, eine Prizessin aus den Händen der Bösen zu befreien und zurück zum Startpunkt zu einer wartenden Kutsche geleiten.

In "Flucht des Warlord" wird einer der Spieler zum Ziel des gesamten gegnerischen Teams erwählt. Während dieser versucht, eine bestimmte Position auf der Map zu erreichen, gibt sein Team im Idealfall Rückendeckung, der Warlord ist jedoch auch mit erhöhten Hitpoints und bestmöglicher Bewaffnung ausgerüstet - der Modus ist CS-Spielern sicherlich als "AS-Assasination" bekannt.

"Das Schwert im Stein" ist eine Variante des bekannten "Capture the Flag", beide Teams müssen versuchen, ein Schwert zu finden und zu ihrem Startpunkt zurückzubringen, was die Gegenseite natürlich zu verhindern sucht.

Zu guter Letzt ist 3DO mit "Drachentöter" auch noch etwas eigenes eingefallen: Beide Teams versuchen, einen extrem gefährlichen und mächtigen Drachen zu besiegen. Welches Team den Todesstoss anbringt, gewinnt.

In allen 4 Modi kann man jedoch auch durch Eliminieren des kompletten gegnerischen Teams den Sieg davon tragen - gerade im Modus "Drachentöter" hat dies zur Folge, dass sich niemand wirklich um den Drachen kümmert und lieber auf prestigeträchtige Gegnerhatz und somit Frags für das Scoreboard geht.

Auf Wunsch kann jede Map mit einer Menge von NPC-Monstern wie Spinnen, Orgs, Zwerge oder gar Titanen bevölkert werden, welche munter jeden Spieler angreifen. Obendrein findet man in verstreuten Kisten ab und an Geld oder Zaubersprüche.

Insgesamt bietet Legends 20 verschiedene Maps, knapp die Hälfe fällt in die Kategorie "Prinzessin". Tools zum Erstellen eigener Maps gibt es (noch) nicht. Die Performance des Games war trotz 200er Pings OK, Lags entstehen hauptsächlich durch die bunt zusammengewürfelten Spieler aus allen Ecken der Welt, denn nahe gelegene Server sind sehr rar.

Der ins Spiel integrierte Serverbrowser bietet bequemen Zugang zu allen verfügbaren LAN- und Internetgames und verwendet hierbei die GameSpy-Technologie. Hier finden sich die üblichen Informationen wie Servername, Spielerzahl, laufende Map und Ping (mit "klingeln" leicht verwirrend übersetzt). Eine definierbare Filterfunktion vereinfacht die Übersicht.

Legends bietet neben der Peer-to-Peer Verbindung auch einen (gut versteckten) dedizierten Server an, welcher über ein einfach zu administrierendes Windows-Frontend verwaltet werden kann. Zu erweiterten Consolenbefehlen habe ich jedoch leider bislang nirgendwo Informationen gefunden.

Wer bei Might & Magic an die hoffnungslos veraltete Grafik der Rollenspiele 6, 7 und 8 denkt und befürchtet, dass auch Legends ähnlich schäbig aussieht, kann beruhigt sein: 3DO hat die schon aus No one lives Forever bekannte Lithtech-Engine lizenziert. Dennoch ist es nicht gelungen, eine spektakuläre Grafik und optisch beeindruckende Maps zu zaubern. Die lieblosen Wand- und Boden-Texturen sowie die polygonarmen Charaktere werden sicherlich keinen Unreal Tournament-Spieler aus den Socken hauen.

Auch die Waffeneffekte sind Durchschnitt, einzig das "Nachladen" von magischen Waffen ist optisch gelungen. Besser als das auf der alten Half Life (und somit Quake 1)-Engine basierende Vorbild Counter-Strike sieht Legends nicht aus, insbesondere bei den Spielfiguren, den Skins und der Animation hat das Antiterror-Game die Nase vorn. Überflüssigerweise zieren eine Menge Clippingfehler die eckigen Gebäude.

Ähnlich unspektakulär ist der Sound, Pfeile, Äxte und Schwerter machen halt weniger Alarm als Maschinengewehre oder Raketenwerfer, dennoch hätten insbesondere die Magiewaffen etwas mehr "Rumms" vertragen können. Gelungen ist die deutsche Lokalisierung der vorgefertigten Chatmessages - die deutsche Beschriftung der Menüs ist jedoch 3DO-typisch eher unfreiwillig komisch.

Legends wird ausschliesslich mit der Kombination Joystick/Maus gesteuert, die Tastenbelegung ist frei wählbar und entspricht in der Standareinstellung der anderer 3D-Shooterkollegen. Das deutsche Handbuch erläutert umfassend Gameplay, Charaktere, Items und Steuerung.

Es hätte so schön sein können: Das schnelle, faszinierend-einfache Gameplay von Counter-Strike, gepaart mit dem Fantasy-Szenario von Might & Magic, alles hübsch verpackt in der Lithtech-Engine hat sicherlich Potential. Um so ärgerlicher, das 3DO's Umsetzung so halbherzig gelungen ist.

Die Idee der 3 Charakterklassen ist bereits aus Team Fortress Classic bekannt, leider funktioniert sie in Legends kaum. Wer tatsächlich als Paladin oder Kriegerin mit dem Schwert ins Getümmel spingt, wird sehr schnell sein virtuelles Leben im Hagel aus Pfeilen, Wurfmessern und Feuerbällen aushauchen. Auch wird es sehr schwer, einen Gegner zu überwältigen, welcher schon einige Runden überlebt hat und nun mit stärkster Waffe und ebenso starker Rüstung kämpft. Der Warlord-Modus ist in meinen Augen auch eine denkbar schlechte Wahl, der vergleichbare "Assasination"-Modus in Counter-Strike ist ebenfalls aufgrund seines eher langweiligen Gameplays nicht sonderlich beliebt. Legends benötigt darüber hinaus dringend einen Feinschliff in Sachen Gamebalance und Tempo, auch können nicht alle Maps spielerisch überzeugen.

Zu allem Überfluss hat 3DO nicht dafür gesorgt, Gameserver aufzustellen. In der kompletten Testphase von nun 4 Wochen habe ich selten mehr als ein dutzend Server gefunden, die wenigsten mit Spielern gefüllt und gerade mal eine Hand voll dediziert laufend - parallel grinsen den interessierten 3D-Shooter-Fan mehrere tausend CS, UT und Q3-Server an.

Auch das Fehlen von Bots zum Offline-Üben wird so ziemlich jeden interessierten Spieler abhalten, 40 € für ein Game auf den Tisch zu legen - und somit werden wohl auch weiterhin nur eine Handvoll Server von Spielern bevölkert sein.

Ich hoffe zwar, das sich um Legends eine Community bildet und gemeinsam mit 3DO das Game mit neuen Maps, Mods, Skins etc. weiterentwickelt, darum mein Rat an 3DO: bringt das Game für 10 - 20 € auf den Markt oder stellt es gar zum freien Download zur Verfügung - denn so ist es leider eine Totgeburt.

18 Bewertungen, 1 Kommentar

  • TRFDLB

    29.04.2002, 12:13 Uhr von TRFDLB
    Bewertung: sehr hilfreich

    Super Bericht ! Kannst ja auch mal bei mir vorbeischauen !