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Erfahrungsbericht von Wagimen

Büchner, Georg - Woyzeck

Pro:

schnell gelesen, ganz nette Geschichte

Kontra:

von Büchner...

Empfehlung:

Nein

Von dem Autor Georg Büchner haben wohl die meisten schon mal gehört, eines seiner bekanntesten und wohl auch zweifelhaftesten Werke ist der \"Woyzeck\", den ich in diesem Bericht etwas genauer unter die Lupe nehmen möchte.

Die Story
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Der Soldat Franz Woyzeck ist ein recht armer Mann, der ein wenig geistesgestört ist. Er hat eine Frau, Marie, ist aber nicht mit dieser verheiratet (war Soldaten damals vom Kaiser verboten worden), obwohl er einen Sohn (Christian) mit ihr hat. Marie und Christian sind sein ein und alles.

Woyzeck ist sehr bemühr um genug Geld zu verdienen, um seine Familie ernähren zu können, deshalb ist er nicht nur Soldat, sondern auch Barbier, er sammelt Stöcke und steht dem Doktor für seine medizinischen Quälereien zur Verfügung, ich denke das zeigt deutlich wie sehr Woyzeck seine Familie liebt.

Zum Doktor ist noch zu sagen, dass dieser nicht forscht um der Menschheit zu helfen, sondern um durch seine verrückten Experimente etwas zu erreichen und selber aufzusteigen. Er lässt Woyzeck z.B. 1/4 Jahr lang nur Erbsen essen, dass Woyzeck irgendwann daran sterben könnte ist ihm mehr als egal. Des weiteren demütigt er Woyzeck vor weiteren Menschen, er stellt ihn als Versuchskaninchen auf die Straße und behandelt ihn unmenschlich.

Eine weitere wichtige Figur in dem Stück ist der Hauptmann. Sein Wahlspruch lautet \"Moral ist, wenn man moralisch ist.\" (50 Cent ins Phrasenschwein...)
Er ist vom Intelligenzgrad her nicht viel besser dran als Woyzeck, der Hauptmann versucht lediglich intelligent zu wirken, er ist es definitiv nicht.
Woyzeck gehorcht dem Hauptmann und versucht ihm nicht zu widersprechen, die einzige richtige Verbindung zwischen Woyzeck und dem Hauptmann besteht darin, dass Woyzeck ihn ab und zu für ein paar Groschen rasiert. Allerdings gibt es auch hierbei eine Demütigung, denn es handelt sich nicht nur um den Bart des Hauptmanns sondern auch um seinen Intimbereich.

Was wäre ein solches Buch (nebenbei bemerkt: ein Fragment, also ein unvollständiges Werk) ohne einen Nebenbuhler um das liebe Mädel?
Dieser ist hier in der Form des Tambourmajors zu finden, dieser will Marie haben für eine Beziehung auf rein sexueller Ebene. Er will mit Marie nur seinen Spaß haben und \"eine Zucht von Tambourmajors aufmachen\". Das schreckliche an der Situation ist dann, dass Marie auf den Tambourmajor eingeht, da sie sich von Woyzeck vernachlässigt fühlt. Der Major stammt aus einer höhere Gesellschaftsschicht und so hofft Marie ihre niedere Schicht verlassen zu können.

Hier kommt es zum Knackpunkt des Fragments, denn Woyzeck sieht Marie mit dem Tambourmajor beim Tanzen und die Eifersucht treibt Woyzeck in den totalen Wahnsinn. So geht er zu einem Juden und kauft ein Messer (für eine Pistole reicht sin Geld nicht). Einige Tage darauf lockt er Marie mit einem Vorwand in den Wald und führt seine grausame Tat aus, er ersticht sie.

Nach dieser Tat geht er zurück in die Stadt in eine Kneipe, dort fällt den Anwesenden das Blut an Woyzeck auf und Woyzeck verschwindet so schnell wie möglich wieder in den Wald.
Das Buch endet (zumindest in den meisten Auflagen, mehr dazu unten) mit der Aussage eines Polizisten:
\"Ein guter Mord, ein echter Mord, ein schöner Mord. So schön, als man ihn nur verlangen tun kann. Wir haben schon lange so keinen gehabt.\"

Besonderes
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Georg Büchner verstarb bevor er sein Werk \"Woyzeck\" vollenden konnte. In seiner Kammer fand man sage und schreibe vier Versionen von Woyzeck, alle in einigen Punkten verändert. Per chemischen Verfahren machte man nach einiger Zeit die Handschriften Büchners wieder lesbar und druckte den Woyzeck, allerdings sollte es von nun an immer wieder andere Versionen geben, dies hat sich bis heute nicht geändert.
Es gibt dabei Unterschiede in der Szenenabfolge, in einigen Aussagen (bei manchen Fassungen wurde das unleserliche einfach ersetzt, in anderen wurden *** gesetzt) sowie in den Personen, in einigen Versionen taucht z.B. ein Idiot namens Karls auf, in einer anderen Version gibt es diesen nicht.

Meine Meinung
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Ich muss ganz ehrlich sagen: Ich finde das Fragment schwachsinnig. Der gute Büchner (er hat u.a. auch \"Dantons Tod\" und \"Leonce und Lena\" geschrieben) verstarb während der Arbeiten an \"Woyzeck\" und seitdem versucht die Nachwelt den Text so zu basteln wie sie glaubt, dass er aussehen sollte. Ob Büchner nun insgesamt 50 Seiten schreiben wollte oder 500 wissen wir nicht, vielleicht sollte das was heute vorliegt nur ein Romaneinstieg darstellen?
Die Handlung an sich haut mich nicht vom Hocker, ähnlich wie die eines schlechten Krimis. Umso verwirrender macht es die Tatsache, dass man die Szenen nahezu nach Belieben drehen und wenden kann ohne dass dies für die Handlung irgendwelche Einflüsse hätte.
Noch viel bescheuerter finde ich die Tatsache, dass \"Woyzeck\" bis heute in den Deutschkursen an den Schulen gelesen und interpretiert wird. Was gibt es daran zu interpretieren, wir wissen definitiv nicht was Büchner damit wollte, er war ja nicht mal mit dem Stück fertig geworden!
Mir hat das Buch nie gefallen und das wird es wohl auch nie, die Personen sind durchaus interessant, aber es fehlt einfach was (deshalb ist auch ein Fragment), zudem ist die Sprache etwas ungewohnt (häufig heute ungewohnt Abkürzungen und dergleichen).

Daher lautet mein Urteil: Spart euch das ganze, es gibt besser Bücher aus dieser Zeit und von Büchner (ich empfehle \"Dantons Tod\"). Man kann \"Woyzeck\" zwar schnell lesen (die 33 Seiten schafft man in einer guten Stunde) hat aber auch nicht viel davon.

sonstiges
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Wie gesagt liegt \"Woyzeck\" in unterschiedlichen Versionen vor, die meisterverkaufteste ist vom Reclam Verlag.
Es gibt hier die Studienausgabe (drei Versionen von Woyzeck gesammelt) für 4,60 EUR, die kritische Ausgabe für 2,70 EUR, ein Sammelband (da ist dann noch Leone und Lena [ein Lustspiel, ganz nett zu lesen] mit bei) für 2,10 EUR sowie viele, viele andere Ausgaben samt zugehöriger Interpretationen. Wer den \"Woyzeck\" also mal erleben möchte hat eine Vielzahl von Möglichkeiten.

----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-10-13 14:14:34 mit dem Titel Büchner, Georg - Leonce und Lena

Das Lustspiel \"Leonce und Lena\" verfasste Büchner im Jahre 1836 anlässlich eines Preisauschreibens. Nach meinem Bericht zu Büchners \"Woyzeck\" stand in einigen Kommentaren, dass \"Leonca und Lena\" sträflicherweise kurz und knapp als \"ganz nett\" abgehandelt habe, deshalb hier meine ausführliche Meinung.

Story
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Leonce, Prinz vom Reiche Popo, sitzt auf einer Bank, als Valerio (ein Landstreicher oder was auch immer, da gehen die Interpretationen weit auseinander) vorbeikommt. Die beiden kommen schnell ins Gespräch, denn sie sind sich einig in der Ablehnung bürgerlicher Arbeitsmoral. Leonce spricht von seinem langweiligen und vorherbestimmten Leben am königlichen Hof. König Peter, der Vater von Leonce, möchte ihn mit Prinzessin Lena vom Reiche Pipi (ja, auch ich habe über die \"genialen\" Namen gelacht...) verheiraten und ihn dann zum König machen, damit er sich zur Ruhe setzen kann und ungestört über den Sinn des Lebens nachdenken kann. Leonce ist gegen die Hochzeit mit Lena, da mit dieser die Thronfolge verbunden ist und er beschließt mit Valerio nach Italien zu fliehen.
Selbiges auf der anderen Seite: Prinzessin Lena ist dem Heiratsplan ebenfalls hilflos ausgeliefert... Die Gouvernante hat Mitleid mit ihr und die beiden fliehen.
Leonca und Lena (jeweils samt Begleitung) treffen sich zufällig in einem Wirtshaus, ohne zu wissen wer die anderen sind. Die Gouvernante und Valerio beginnen ein Streitgespräch und als Lena die Gouvernante etwas fragt ist Leonce so verzaubert von ihrer Stimme und die beiden kommen ins Gespräch. Sie treffen sich nachts im Garten und Leonce küsst Lena, woraufhin sie flieht.
Leonce möchte Selbstmord begehen, doch Valerio hält ihn davon ab. Leonce und Lena beschließen dann doch zu heiraten (sie wissen ja immer noch nicht wen sie in Wahrheit heiraten sollen) und alle vier kehren zurück zum Königshof, wo die anderen schon auf das Hochzeitspaar warten. Die vier sind maskiert und Valerio stellt Leonce und Lena als Automaten vor, die einschließlich des Mechanismus der Liebe so konstruiert seien, das man sie zu Mitgliedern der Gesellschaft machen konnte. König Peter beschließt darauf diese zwei Menschen zu trauen.

*** ACHTUNG! Hier wird das Ende verraten! ***

Nach der Trauung nehmen die vier ihre Masken ab und es kommt zur Entlarvung des Paares, dem dadurch selbst die Augen geöffnet werden über den Zufall oder die Vorsehung, die hier im Spiel waren. König Peter gibt die Macht an seinen Sohn und zieht sich zurück.
Das Stück endet mit einer utopischen Vision von Valerio.

***** Hier geht\'s weiter *****

Wissenswertes / Besonderes
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Der Anlass zum Schreiben dieses Werkes war für Büchner wie gesagt ein Preisausschreiben im Januar 1836 durch die Cotta`sche Verlagsbuchhandlung, doch der gute Büchner hätte auf den Einsendeschluss schauen sollen, denn dieser verpasste er. So nahm er sich dann noch etwas mehr Zeit, schrieb einen weiteren Akt und \"Leonce und Lena\" erschien erstmals 1838 in der Zeitschrift \"Telegraph für Deutschland\".

Extrem auffallend ist die Parallelität einiger Ereignisse zu anderen bekannten Autoren und Werken, wie z.B. Shakespeares - \"Wie es euch gefällt\", Clemens Brentanos - \"Ponce de Leon\" sowie einigen Goethe Werken, Büchner lies sich durch diese Werke \'inspirieren\'.

Das Buch ist in drei Akte eingeteilt, vor den ersten beiden Akten findet man eine kurze Strophe als Einleitung die einiges vorausdeutet, z.B. \"O wär ich doch ein Narr! Mein Ehrgeiz geht auf eine bunte Jacke.\"
Es ist zudem ein modernes Drama der offenen Form, denn Büchner hält die drei Elemente Ort, Zeit und Handlung nicht ein.

Meine Meinung
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An meiner Einstellung im groben und ganzen hat sich nicht viel geändert, ich finde das Buch immer noch \"ganz nett\". Sehr interessant finde ich die verschiedenen Formen der Darstellung die Büchner verwendet, es gibt dabei Satire, Parodien und sogar Witze zum einen, zum anderen aber auch die Langeweile als Darstellungsmittel! Sehr interessant gelöst finde ich. Auch die Automatenszene (erinnet mich irgendwie an Marionettenszene im zweiten Akt in \"Dantons Tod\", ebenfalls von Büchner) ist sehr gelungen geschrieben.

Die Story hört sich teilweise an wie aus einem drittklassigen Liebesfilm, erinnert mich irgendwie an den Film \"Der Prinz aus Zamunda\"... (*** Achtung, nochmal Hinweise auf das Ende des Stücks! ***) Zwei Kinder haben keine Lust das zu run was die lieben Eltern wollen, sie fliehen, treffen sich (so ein Zufall aber auch), werden Freunde, sind kurz davor Selbstmord zu begehen, wollen dann doch heiraten und hach, welch ein Glück, es ist doch tatsächlich der wundervolle Gesprächspartner den man damals kennengelernt hat! (***)
Diese Darstellung mag übertrieben klingen, aber die Story haut mich echt nicht vom Hocker. Sie ist nett zu lesen, aber sonderlich unerwartete Wendungen hat sie nicht beinhaltet, so dass schon nach zehn Seiten klar war wie die Geschichte endet.

Insgesamt durchaus mal nett zu lesen für zwischendurch, denn die vierzig Seiten im Reclam-Format (diese kleinen, gelben Heftchen) sind in knapp über einer Stunde gelesen.
Ich kann das einmalige lesen empfehlen, aber öfter muss nicht sein, lediglich die Maschinentheorie war erneut interessant zu lesen.
In der Endabrechnung gebe ich dennoch eine 2, denn viel mehr negatives als das oben genannte kann ich nicht finden.

sonstiges
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\"Leonca und Lena\" liegt in verschiedenste Auflagen vor. Es gibt ein Taschenbach für 4,00 EUR, die von mir genannte Reclam-Ausgabe beinhaltet noch das Fragment \"Woyzeck\" und kostet 2,10 EUR.

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