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Erfahrungsbericht von sugips

Truman Capote: Musik für Chamäleons

Pro:

Stil, Inhalt, Sprache, Gefühl

Kontra:

?

Empfehlung:

Ja

Diesmal ein Erzählband eines bekannt-unbekannten Autors, Truman Capote, doch dazu später mehr. Zuerst wie immer –

Die Fakten;
Capote, Truman: Musik für Chamäleons. München Mai 2000. Knaur Taschenbuch. 287 Seiten mit einem Vorwort. Euro 8,50. Gewidmet Tennesee Williams. Aus dem Amerikanischen von Gisela Stege. Copyright der deutschen Ausgabe 1981 bei Droemersche Verlagsanstalt. Die Originalausgabe – Music für Chameleons - erschien 1980 bei Random House, New York.

Vor-Vor-Bemerkung:
Diesmal wird es weniger um den Inhalt gehen, zum einem, weil es sich um einen Erzählband handelt und ich nicht alles verraten will, zumal einige davon sehr kurz sind, zum anderen, weil der Mittelteil eine lange Kriminalgeschichte ist, deren Auflösung hier zu nennen ziemlich gemein wäre. Aber keine Angst, eine kürzere Zusammenfassung wird es schon geben und als Ausgleich eine Vorbemerkung persönlichster Art über manche amerikanische Autoren und ihre Literatur.

Vorbemerkung:
Vielleicht gibt es das ja überall, aber in der US-amerikanischen Literatur ist es mir besonders aufgefallen. Habe dann in einem sehr guten Essay nachgelesen und in der Literaturgeschichte und fühlte mich dann nicht ganz unbestätigt. Machs nicht so spannend, buhsi. Also, was ich meine, ist die sehr starke Verschmelzung von Literatur und Journalismus. Und das Phänomen, dass es eine reihe sehr bekannter Literaten in den USA gibt, die ihren Rum meist nur einem werk verdanken, dass zur rechten Zeit am rechten Ort erschien. Truman Capote? Kaltblütig, ja klar und sonst? Norman Mailer? Die Nackten und die Toten. Und sonst? Jack Kerouac? Unterwegs und? Mario Puzo? Der Pate und Mamma mia oder so und?

Und ich glaube auch, dass kaum wo so viel, so glatte Gebrauchsliteratur geschrieben wird, wie in den USA. Da leben die Kings, Grishams oder Chritons sehr gut davon.

Und irgendwie ist Truman Capote der Prototyp der Literatur der USA der 40er und 50er Jahre. Jeder kennt ihn irgendwie, irgendwie hat er immer geschrieben, mal sogar geschauspielert. Er hatte eine Liaison mit Marilyn Monroe und manchmal kann man sich des Gedankens nicht erwehren, ja wovon hat er denn gelebt? Eine Geschichte im New Yorker Magazin, eine Geschichte dort, eine Geschichte da. Dann der Megaerfolg mit KALTBLÜTIG, das war es. Dann sollten die Tantiemen reichen. Aber ich mag ihn, er war mutig genug, sich als homosexuell zu outen, er schenkte uns einen der schönsten Kinofilme aller Zeiten mit meiner geliebten Audrey Hepburn „Frühstück bei Tiffanys“, was will ich mehr.

Und er war begabt, keine Frage, kein Faulkner, kein Hemingway, aber begabt – und erfolgreich und jüdisch und beliebt, das reicht doch.


Der Inhalt:
Das Buch gliedert sich nach einem zehnseitigen Vorwort über die Schreiblust des Autors in drei große Teile. Zuerst den für den Gesamtband namensgebenden Musik für Chamäleons mit der gleichnamigen Erzählung und fünf weiteren (Mr. Jones, Ein Licht im Fenster, Mojave, Gastfreundschaft, geblendet). Dann die 85 Seiten lange Kriminalerzählung als Tatsachenbericht über ein Verbrechen in Amerika Handgeschnitzte Särge. Und zuletzt ein Teil genannt Konversationsporträts mit den Teilen Ein Tagewerk; Hallo, Fremder; Verborgene Gärten; Mutprobe; Und dann ist eben alles passiert; Ein wunderschönes Kind; Nächtliche Unruhe oder; Wie siamesische Zwillinge Sex machen.

Was erzählt er in diesen Geschichten, in denen er als Autor immer im Mittelpunkt steht? Jugend- und Kindheitserinnerungen, ein berührendes Treffen mit Marilyn Monroe, ein Interview mit sich selbst (Siamesische Zwillinge); er begleitet eine Putzfrau einen tag durch New York und raucht Shit mit ihr; er trifft alte Schulfreunde etc. etc. meist gut geschrieben, kein wunder Capote ist vor allem Journalist, noch öfters aber auch einfach belanglos. Der Krimi in der Mitte ist wunderbar und spannend. Den Rest überlasse ich vorerst eurem Urteil.

Ganz kann ich mich doch nicht enthalten: für heiße Sommertage genau das richtige, mehr nicht. Das ganze wirkt bis auf wenige Ausnahmen einfach schnell hingeschrieben, kaum redigiert, kaum ausformuliert. Trotz der Dreiteilung mit Titelung hängen die einzelnen Erzählungen kaum zusammen, auch der Gag des Buchtitels wird nicht aufgelöst. Ich würde fast zu sagen wagen, dass da ein Autor nach langer Schaffenspause Geld brauchte und schnell was aus der Schublade holte und zusammenschrieb und daraus einen Erzählband machte.

Kostprobe gefällig?
„TC: Mist! Hellwach. Herrgottsdonner, ich hab’ ja kaum ‚ne Minute gepennt. Wie lange ham wir denn jetzt gepennt, Schätzchen?
TC: jetzt ist es zwei. Gegen Mitternacht haben wir einzuschlafen versucht, aber wir waren zu nervös. Darum hast du gesagt, komm, holen wir uns einen runter, und ich habe gesagt, ja, das müsste uns entspannen, das tut es sonst auch immer, also haben wir uns einen runtergeholt und sind sofort eingeschlafen. Manchmal frage ich mich: was täten wir ohne Mutter Faust und ihre fünf Töchter? Die sind uns weiß Gott gute Freunde gewesen in all den Jahren. Richtige Tröster.“

Ich gebe zu, dass war eine der für mich schlechtesten und nun noch eine gute –

„Der Weg war schmal, von kahlen Bäumen gesäumt und bis auf wenige glitzernde Tieraugen zwischen den Silhouetten der äste dunkel. Wir kamen über eine Holzbrücke, die unter unserem gewicht dröhnte; ich hörte das Geräusch von Wasser, ein tiefes, fließendes rauschen, und wusste, dass das der Blue River sein musste, aber ich konnte ihn nicht sehen, denn er war hinter Bäumen und Schneewehen versteckt; als wir den weg weiter entlangfuhren, folgte uns das Geräusch, denn der Fluß lief neben uns her, zuweilen unheimlich still, dann unvermittelt aufschäumend mit der gebrochenen Musik von Wasserfällen, Kaskaden.“

Also mit einem Satz: Freuen wir uns an KALTBLÜTIG und an FRÜHSTÜCK BEI TIFFANYS und wenn’s denn sein soll an DIE GRASHARFE. Wer aber das Alterswerk Capotes entdecken will und bei der Temperatur (wir haben jetzt 35 Grad Celsius) nichts anderes mehr verdauen mag, kann getrost zu diesem Buch greifen.


Der Autor
Truman Capote
Eigentlicher Name: Truman Streckfus Persons
Schriftsteller, geboren: 30.09.1924 (New Orleans (Bundesstaat Louisiana)),gestorben: 25.08.1984 (Los Angeles (Bundesstaat California))

Mit In Cold Blood (1966, Kaltblütig) schuf er die neue Romanform der von ihm so genannten non-fiction-novel, die Fiktives mit journalistisch recherchiertem Tatsachenmaterial zu vermischen sucht. Capote besuchte die Trinity School und Saint John\'s Academy. Er arbeitete auch sehr viel journalistisch, vor allem für die Zeitschrift The New Yorker. Mit 18 schloss Truman Capote sich in ein Zimmer ein, und schrieb die Kurzgeschichte \"Miriam\" für die er den O.-Henry-Preis erhielt. Sein Romandebüt Other Voices, Other Rooms (1948, Andere Stimmen, andere Räume) über die Identitätssuche eines Jungen aus den Südstaaten veröffentlichte Capote im Alter von 23 Jahren. Danach erschienen die Erzählungen A Tree of Night and Other Stories (1949, Baum der Nacht).

Capote ging nach Italien, wo er André Gide kennenlernt. Er schrieb über ihn, \"Ein uralter Mann mit mongolischen Gesichtszügen. Er trug einen schwarzsamtenen Borsalino und einen schwarzen Umhang. Wir saßen auf einer Kaimauer. Ich murrte über Kritiker. Da hob der große französische Meister die Schultern, ließ sie wieder sinken wie ein weiser alter Bussard und meinte, \"Denken Sie an das arabische Sprichwort: Die Hunde bellen, aber die Karawane zieht weiter\".\"

In den folgenden Jahren erschienen die Romane The Grass Harp (1951, dramatisiert 1952, Die Grasharfe), The Muses Are Heard (1956) und Breakfast at Tiffany\'s (1958, Frühstück bei Tiffany), die zumeist Jugendliche und Außenseiter zum Thema hatten. Breakfast at Tiffany\'s wurde 1960 von Blake Edwards mit Audrey Hepburn verfilmt. Der Band Music for Chameleons (1980, Musik für Chamäleons) enthält Erzählungen und Essays. Capote schrieb das Drehbuch für das Musical House of Flowers (Uraufführung 1954, Das Blumenhaus) und war Mitautor des Drehbuchs für John Hustons Schach dem Teufel (1953). Weitere Werke Capotes sind der Roman Answered Prayers (1975) sowie die Prosasammlungen The Thanksgiving Visitor (1967, Chrysanthemen sind wie Löwen), The Dogs Bark (1973, Wenn Hunde bellen) und One Christmas (1983, Eine Weihnacht). In der Kult-Kriminalkomödie Eine Leiche zum Dessert stand er 1976 neben Alec Guinness, Peter Falk, David Niven und Peter Sellers als Schauspieler vor der Kamera.

Truman Capote hingegen wurde fast immer von den Kritiker verwöhnt, der Roman \"Die Grasharfe\" wurde als \"poetische Prosa\" gerühmt, das Moskau-Buch \"Die Musen sprechen\" als eine \"ironische Reportage\" gelobt. Die Erzählung \"Frühstück bei Tiffany\" wurde als ein \"filigranes Meisterwerk\" gefeiert und der Tatsachen-Roman \"Kaltblütig\" ist bis heute ein Lehrbuch von Recherche und Literatur.

Neben Truman Capotes ausgelebter Homosexualität, war seine wahre Neigung der Tratsch und Klatsch, und vor seinem Spott war kaum jemand sicher. Er bekannte sich selbst \"Ich bin schwul, Alkoholiker und ein Genie.\" Greta Garbo bezeichnete er als \"unsäglich selbstsüchtig\" und Elizabeth Taylor war für ihn \"unschuldig ungebildet\". Unvergessen ist Truman Capotes Porträt über Marilyn Monroe, \"Die Monroe? Im Grunde genommen eine Schlampe, eine Art unordentliche Gottheit etwa in dem Sinn, wie ein Eisbecher mit Früchten unordentlich, aber himmlisch ist. Ein rhythmisches Beben unruhigen Fleisches, das in einem zu engen Décolleté um Platz kämpft.\"
Quellen: www.aphorismen-archiv.de, www.daszitat.de; Microsoft Encarta Enzyklopädie

----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2003-07-04 21:16:30 mit dem Titel Paul Celan: gedichte: Gras, Gras, auseinandergeschrieben.

Heute habe ich recht hoch in meinem Bücherregal gekramt. Ihr wisst ja, sie sind in der Belletristikabteilung alphabetisch von rechts oben nach links oben in ihren bereich geordnet. Dabei stieß ich auf drei Lyrikbände desselben Autors. Darüber wie schon gewohnt, zuerts

Die Fakten:
Paul Celan: Ausgewählte Gedichte. Zwei Reden. Nachwort von Beda Allemann (Herausgeber) Edition Suhrkamp 1968. Broschiert. Euro 7,50, 182 Seiten.

Paul Celan: Gedichte in zwei Bänden Bibliothek Suhrkamp 1975. Gebundene Ausgabe. Editorisches Nachwort und Lebensdaten von Beda Allemann. Euro 16,80 310 und 450 Seiten

Und bei Lyrik sehr zu empfehlen zuerst ein Lesebeispiel:

SPRICH AUCH DU
Sprich auch du,/sprich als letzter,/sag deinen Spruch./Sprich -/Doch scheide das Nein nicht vom Ja./Gib deinem Spruch auch den Sinn:/gib ihm den Schatten./Gib ihm Schatten genug,/gib ihm so viel,/als du um dich verteilt weißt zwischen/Mittnacht und Mittag und Mittnacht./Blicke umher:/sieh, wie\'s lebendig wird rings -/Beim Tode! Lebendig!/Wahr spricht, wer Schatten spricht./Nun aber schrumpft der Ort, wo du stehst:/Wohin jetzt, Schattenentblößter, wohin?/Steige. Taste empor./Dünner wirst du, unkenntlicher, feiner!/Feiner: ein Faden,/an dem er herabwill, der/um unten zu schwimmen, unten,/wo er sich schimmern sieht: in der Dünung/wandernder Worte.

Weniger erstaunlich, doch aber sehr traurig, dass es gerade drei Berichte darüber bei Ciao gibt. Lyrik und breite Leserschaft passt scheinbar noch immer nicht zusammen. Selbst wenn es sich um einen der größten Lyriker des 20. Jahrhunderts handelt. Darum sollte – fast – jedes Mittel recht sein, um mehr Lyrik unters Volk zu bringen.

Wen wundert es aber, wenn Lyrik so wenig gelesen wird und noch weniger verstanden, so lange in der Sekundärliteratur Absätze zu finden sind wie:
‚In der geboten Kürze etwas Allgemeines über die Dichtung Paul Celans zu sagen, scheint mir kaum möglich. Dazu fehlt es an einer einschlägigen literaturkritischen Terminologie, deren die Verallgemeinerung sich bedienen kann. Ich benutze deshalb im folgenden als Leitfaden ein bestimmtes Gedicht Celans, eines der wenigen aus dem bisher vorliegenden Gesamtwerk, die sich im Sinne einer unmittelbaren poetologischen-programmatischen Selbstanweisung auffassen lassen.’ ((Beda Allemann aus dem Nachwort zu Ausgewählte Gedichte über SPRICH AUCH DU). Versteht ihr, was er meinen könnte. Ich nur kaum.

Dabei könnte er den Dichter gemeint haben (vielleicht auch sich selbst), der schwankt zwischen Ja und Nein, seinen Worten Sinn geben will, so tief, aber auch so verständlich wie der eigene Schatten. Der Schatten wird feiner und zarter, je mehr man der Sonne entgegensteigt. Kennen wir doch. Bis er unkenntlich wird, nur noch ein Schimmer, nur noch ein Wort. Gib deinen Worten Sinn, aber pass auf, dass vor lauter Erklärung das Wort nicht verloren geht, würde ich Allemann ins Stammbuch schreiben.

Celan war ein Meister der Worte, aber ein Meister des Mystischen, des Gefühls. Worte mussten für ihn immer irgendwohin führen. Das war sein Sinn der Worte. Darum spielte er auch immer mit Begriffen wie Faden, Gespinst, Netz, Gitter etc.

So auch in meinem Lieblingsgedicht nach TODESFUGE, die jedoch in den anderen Berichten schon ausführlich nachzulesen ist.

SPRACHGITTER
Augenrund zwischen den Stäben./Flimmertier Lid/rudert nach oben,/gibt einen Blick frei./Iris, Schwimmerin, traumlos und trüb:/der Himmel, herzgrau, muß nah sein./Schräg, in der eisernen Tülle,/der blakende Span./Am Lichtsinn/errätst du die Seele./(Wär ich wie du. Wärst du wie ich./Standen wir nicht/unter einem Passat?/Wir sind Fremde.)/Die Fliesen. Darauf,/dicht beieinander, die beiden/herzgrauen Lachen:/zwei/Mundvoll Schweigen.

Wie schön. Das Auge hervorragend erklärt. Am Lichtsinn errätst du die Seele, aber alles grau. Verzweiflung und Hoffnung liegt in der Sprache, in der man aber auch eingeschlossen ist, wie in einer Zelle. Wenn aber alles grau bleibt, verstummt auch die Sprache. Sehen alleine genügt nicht, wenn man nicht ausdrücken kann, was man sieht. Man bleibt sich und einander fremd.

Viel Verständnis für die Lyrik Celans kann man natürlich auch aus seiner jüdischen Vergangenheit, der Erfahrung des Holocausts samt Verlust seiner Eltern in einem Vernichtungslager, des Gefühls der doppelten Minderheit – der jüdischen und der deutschen in Rumänien – der Heimatlosigkeit – er pendelte nahezu stetig zwischen Bukarest, Wien, Genf und Paris, und einem gewissen Hang zur Depression ziehen. Ein gutes Beispiel für die Verschränkung all dieser Faktoren bietet das folgende Gedicht:

DIE SILBE SCHMERZ
Es gab sich Dir in die Hand:/ein Du, todlos,/an dem alles Ich zu sich kam. Es fuhren/wortfreie Stimmen rings, Leerformen, alles/ging in sie ein, gemischt/und entmischt/und wieder/gemischt./Und Zahlen waren/mitverwoben in das/Unzählbare. Eins und Tausend und was/davor und dahinter/größer war als es selbst, kleiner, aus-/gereift und/rück- und fort-/verwandelt in/keimendes Niemals./Vergessenes griff/nach Zu -Vergessendem, Erdteile, Herzteile/schwammen,/sanken und schwammen. Kolumbus,/die Zeit-/lose im Aug, die Mutter-/Blume,/mordete Masten und Segel. Alles fuhr aus,/frei,/entdeckerisch,/blühte die Windrose ab, blätterte/ab, ein Weltmeer/blühte zuhauf und zutag, im Schwarzlicht/der Wildsteuerstriche. In Särgen,/Urnen, Kanopen/erwachten die Kindlein/Jaspis, Achat, Amethyst,Völker,/Stämme und Sippen, ein blindes/E s s e i /knüpfte sich in die schlangenköpfigen Frei-/Taue : ein/Knoten/( und Wider- und Gegen- und Aber- und Zwillings- und Tausendknoten ),/an dem/die fastnachtsäugige Brut/der Mardersterne im Abgrund/buch-, buch-, buch-/stabierte,/stabierte.

Zum Weinen schön, oder seht ihr das anders?

Celan selbst hat einmal einem ratlosen Leser gesagt: \"Lesen Sie nur, lesen sie immerzu, das Verständnis kommt dann von selbst.\"

Oder wie die Literaturkritikerin Daniela Strigl meinte: „Den letzten Schlüssel zu dieser Lyrik wird und soll man gar nicht finden. Ich glaube, dass es möglich bleiben muss, verschiedene Zugänge zu finden. Andererseits hat Celan die Metapher oft als Lüge bezeichnet. Bei der Deutung der Metaphern muss man vorsichtig sein, denn zum Beispiel \"das Grab in der Luft\" in der Todesfuge wollte er wörtlich und nicht als Metapher verstanden wissen.“

Uff, da habe ich es mir aber schwer gemacht. Lyrik ist doch nicht so einfach. Aber ich hoffe, ich konnte eine kleinen Spalt zu Paul Celans Werk öffnen.


Der Autor:
23. November 1920:
Geburt von Paul Antschel, einziger Sohn von Friederike und Leo Antschel (Baumeister im Holzhandel) im damals rumänischen Czernowitz./Schulausbildung an deutsch- und hebräischsprachigen Grundschulen und rumänischsprachigen Gymnasien.

1938:
Abitur. Medizinisches Vorstudium in Tours (Frankreich). /Nach Kriegsbeginn Studium in Czernowitz: Romanistik, 1940/41 unter sowjetischer Besatzung mit Russisch als Pflichtfach, 1944/45 Anglistik.

Juni 1942:
Deportation der Eltern. Tod des Vaters an Typhus (Herbst) und Erschießung der Mutter (Winter) in einem deutschen KZ jenseits des Dnestr (Transnistrien).

Juli 1942 - Februar 1944:
Zwangsarbeit in rumänischen Lagern in der Moldau und Oltenien. Danach Arbeitseinsatz in Czernowitz.

April 1945 - November 1947:
In Bukarest: Lektor und Übersetzer, Publikation erster Gedichte als Paul Celan. /Flucht über Ungarn nach Wien.

Dezember 1947 – Juli 1948:
In Wien: erste Publikationen in deutschsprachigen Zeitschriften, erste öffentliche Lesung.

Juli 1948:
Ankunft in Paris, lebt dort bis an sein Lebensende, zunächst mit Flüchtlingsstatus, ab 1955 als französischer Staatsbürger./September: Publikation von »Der Sand aus den Urnen« (Wien). Studium mit dem Abschluß Licence ès lettres (1950)

Etwa am 7. November 1951:
erste Begegnung mit seiner künftigen Frau, der Malerin und Graphikerin Gisèle de Lestrange.

Mai 1952:
auf der Tagung der Gruppe 47 in Niendorf erste öffentliche Lesung in Deutschland. /23. Dezember: Heirat./Ende Dezember: erster Gedichtband in Deutschland, »Mohn und Gedächtnis«. Fünf weitere folgen zu Lebzeiten.

August 1953:
erste private Plagiat-Anschuldigungen durch Claire Goll.
7. Oktober: Geburt des ersten Kindes, François, das 30 Stunden nach der Geburt stirbt.

1955:
Am 6. Juni Geburt des zweiten Kindes, Eric./Publikation von »Von Schwelle zu Schwelle«.

Januar-April 1956:
Zeitvertrag als Übersetzer beim Bureau International du Travail, Genf; erneut im Herbst 1962.

Studienjahr 1956/57:
Vertretungsstelle an der École Normale Supérieure Saint Cloud.

1957:
Literaturpreis des Kulturkreises im Bundesverband der Deutschen Industrie für 1956.

1958:
Literaturpreis der Freien Hansestadt Bremen.
Publikation der ersten Gedicht-Übertragungen in Buchform: Arthur Rimbaud, »Das trunkene Schiff«, und Alexander Block, »Die Zwölf«. Es folgen: Ossip Mandelstamm, »Gedichte» (1959), Paul Valéry, »Die junge Parze« (1960), Sergej Jessenin, »Gedichte« (1961), William Shakespeare, »Einundzwanzig Sonette« (1967), Giuseppe Ungaretti, »Das verheißene Land – Das Merkbuch des Alten« (1968) und André Du Bouchet, »Vakante Glut« (1968).

1959: Publikation von »Sprachgitter«./Oktober 1959 – April 1970: Deutschlektor an der École Normale Supérieure in Paris (Rue d’Ulm).

April 1960: Publikation der ersten öffentlichen Plagiat-Anschuldigung durch Claire Goll.
Oktober: Verleihung des Georg-Büchner-Preises. Die Preisrede »Der Meridian« erscheint 1961.

1963:
Publikation von »Die Niemandsrose«.

1964:
Lesungen in Rom und Mailand. Großer Kunstpreis des Landes Nordrhein-Westfalen.

September 1965: Publikation der bibliophilen Edition »Atemkristall« (mit acht Radierungen von Gisèle Celan-Lestrange).

1967:
Publikation von »Atemwende«./April: Entscheidung der Eheleute, in Zukunft getrennt zu leben.

1968:
Publikation von »Fadensonnen«.
Sommer: Eintritt in das Redaktionskollegium der französischen Literaturzeitschrift \'L’Éphémère\'.

1969:
Publikation der bibliophilen Edition von »Schwarzmaut« (mit fünfzehn Radierungen von Gisèle Celan-Lestrange).
Oktober: Aufenthalt in Israel, Rede vor dem Hebräischen Schriftstellerverband.

März 1970:
letzter Aufenthalt in Deutschland./Nacht vom 19. zum 20. April: Selbstmord in der Seine./

Und für alle, die bis jetzt durchgehalten haben, ein letztes Gedicht:

IN ÄGYPTEN
Du sollst zum Aug der Fremden sagen: Sei das Wasser./Du sollst, die du im Wasser weißt, im Aug der Fremden suchen./Du sollst sie rufen aus dem Wasser: Ruth! Noëmi! Mirjam!/Du sollst sie schmücken, wenn du bei der Fremden liegst./Du sollst sie schmücken mit dem Wolkenhaar der Fremden./Du sollst zu Ruth und Mirjam und Noëmi sagen:/Seht, ich schlaf bei ihr!/Du sollst die Fremde neben dir am schönsten schmücken./Du sollst sie schmücken mit dem Schmerz um Ruth, um Mirjam und Noëmi./Du sollst zur Fremden sagen:/Sieh, ich schlief bei diesen!


LINKS zu interessanten Seiten über Paul Celan im www (Quelle:www.onlinekunst.de)

Zur Spirale in der Literatur. Dargestellt am Beispiel der Todesfuge von Paul Celan Ein hervorragender Artikel von Lech Kolago, Warszawa in einer Ausgabe der philologischen Zeitschrift \"Orbis Linguarum\" (Orbis Linguarum Vol. 20/2002). Mit Bibliographie. Auch als PDF Datei.
http://www.ifg.uni.wroc.pl/orbis/2002/20_02/kolagot.html

Voice of Paul Celan Paul Celan liest die Todesfuge selbst außerdem die Texte: Corona, In Ägypten, Zähle die Mandeln, Was geschah. http://www.geocities.com/Athens/Chariot/3474/voice.htm

Eine Paul Celan Web - Site/http://polyglot.lss.wisc.edu/german/celan/

Projekt Literatur Pädagogisches Konzept für den Literaturunterricht: Die Todesfuge von Paul Celan http://www2.vol.at/borgschoren/lh/lh5.htm#fuge
Sämtliche Werke von Paul Celan/http://paulcelan.de/intro.htm

Celanesque Art Gallery / Art inspired by Paul Celan Werke von Lakner und Anselm Kiefer/http://polyglot.lss.wisc.edu/german/celan/gallery.html

Todesfuge Gymnasium Johanneum Lüneburg / Minou Narkus / Dr. Dörte Haftendorn http://rzserv2.fh-lueneburg.de/u1/gym03/homepage/faecher/deutsch/todesfug.htm

Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin Linksammlung zu Paul Celan: Umfassendes, Bibliographien und Verzeichnisse, Kurzbiographien, Spezialthemen , Rundfunk- und Zeitungstexte, Rezensionen.
http://www.ub.fu-berlin.de/internetquellen/fachinformation/germanistik/autoren/multi_cde/celan.html

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