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Erfahrungsbericht von tom.112

Collins/Lapierre: Der fünfte Reiter

Pro:

Spannend bis zum Ende, realistisches Szenario

Kontra:

eigentlich nichts

Empfehlung:

Ja

Nachdem ich schon wieder einige Zeit hier ausgesetzt und nur noch bewertet habe, gibt es heute mal wieder was zu lesen - im doppelten Sinne. Momentan komme ich meistens erst relativ spät heim und brauche dann noch etwas Zeit, um zur Ruhe zu kommen. Beim Entspannen hilft bei mir immer ein gutes Buch. Mein letzter Roman war \"Der fünfte Reiter\" von Larry Collins und Dominique Lapierre aus dem Jahr 1980. Die beiden Reporter haben sich vor diesem Roman mit verschiedenen Sachbüchern, zum Beispiel \"O Jerusalem\", einen Namen gemacht. Ihrer erster Roman wurde gleich ein Welterfolg.

Das Taschenbuch ist bei Ullstein erschienen, hat 476 Seiten und kostet 8,95 Euro. Da ich hier über eine ältere Auflage aus dem Goldstein-Verlag schreibe, kann es zu kleineren Unterschieden zur aktuellen Auflage kommen.


Worum geht es?
Den \"Älteren\" unter uns sind sicher noch die Querelen zwischen den USA und Libyen in Erinnerung. Das ging damals so weit, dass amerikanische Marineflugzeuge Tripolis und andere Städte bombardierten nachdem in Berlin einen Bombenanschlag auf die Disco \"La Belle\" verübt worden war.
In dieser Zeit spielt auch der Roman \"Der fünfte Reiter\". Libyens Revolutionsführer Muammar Gaddafi ist es gelungen, sich das nötige Know-how und Material für eine Wasserstoffbombe zu besorgen. Eine wichtige Rolle spielen dabei die palästinensischen Geschwister Kamal, Laila und Whalid Dajani. Durch den Tod ihres Vaters verbindet die drei eine Feindschaft zu Israel. Während Kamal jedoch in den Untergrund geht, wird Whalid in Frankreich zum Kernphysiker ausgebildet. Nachdem er von seinen Geschwistern unter Druck gesetzt wird und seine Frau ums Leben kommt, erklärt es sich bereit, für Gaddafi eine Kernwaffe zu bauen.
Gaddafis Ziel ist die Befreiung seiner Glaubensbrüder in Palästina. Nachdem er mit der Detonation einer ersten Bombe in der Wüste bewiesen hat, dass er über die H-Bombe verfügt, will er die USA unter Druck setzen und droht damit, einen weitere Bombe mitten in New York detonieren zu lassen. Er will die Amerikaner so zwingen, die Israelis in nur 36 Stunden zu einem Rückzug aus den besetzten Gebieten zu bewegen.
Da die Israelis natürlich alles andere als begeistert von dieser Idee sind, beginnt ein Wettrennen gegen die Zeit. Zwar gelingt es mit Hilfe der Russen, einen Erstschlag der Israelis gegen die Libyer zu verhindern und eine Verlängerung des Ultimatums zu erreichen, aber die Suche nach der Bombe im riesigen New York erscheint aussichtslos. Da man neben dem FBI und Spezialisten für die Kernwaffensuche (NEST) auch auf die Unterstützung der New Yorker Polizei angeiwesen ist, erfindet man eine Geschichte mit einem Fass voller Chlorgas.
Angelo Rocchia, ein kleiner Kriminalbeamter, schafft es tatsächlich, den Dajanis auf die Spur zukommen. Als dann Kamal seinen Bruder, der Skrupel bekommen hat, umbringt, zieht sich die Schlinge zu. Allerdings wird auch die Presse auf das Riesenaufgebot von Einsatzkräfte und die Suche aufmerksam.


Was meine ich dazu?
Das Buch ist einfach klasse! Die 476 Seiten sind wirklich von Anfang bis Ende spannend. Es gibt eigentlich keinen Augenblick, in dem die Geschichte langweilig wird oder sich auch nur zieht.
Collins und Lapierre wechseln in dem Roman zwischen verschiedenen Schauplätzen hin und her. Man weiß was im Weißen Haus vor sich geht, was die Israelis und Franzosen treiben oder was Gaddafi im Schilde führt. Dabei verliert man aber nie den Überblick. Zwar spielen dem Buch eine Unmenge von Personen eine Rolle, aber die Autoren erklären immer wieder, um wenn es sich dabei handelt. Das machen sie so geschickt, dass diese Wiederholungen kaum auffallen oder nerven.

Die Suche nach der Bombe macht den spannendsten Teil des Buches aus. Man fiebert förmlich mit Rocchia und dessen FBI-Partner Rand mit. Besonders als Rocchia herausbekommt, was tatsächlich hinter der Geschichte mit dem Chlorgas steckt und statt mit seiner behinderten Tochter zu fliehen weitersucht, will man das Buch eigentlich gar nicht mehr weglegen.

Erschreckend ist das Szenario des Romans. Zwar hat sich Gaddafi inzwischen mehr oder weniger beruhigt und tritt neuerdings sogar als Friedensstifter auf, aber das New York ein ideales Ziel für Terroranschläge ist, wissen wir inzwischen Und dass über kurz oder lang Atomwaffen in die falschen Hände kommen, dürfte auch niemand mehr bezweifeln. Im Roman wird sehr gut beschrieben, wie unheimlich schwer es ist, auf eine Bedrohung der Metropole zu reagieren. So schildern die beiden Autoren recht gut, warum eine Evakuierung schlicht und ergreifend unmöglich ist.

Was mir sehr gut an Buch gefällt, ist der Bezug zur Realität. Collins und Lapierre haben die Handlung in die damaligen politische Situation eingebettet. So spielen reale Personen wie Begin oder Giscard d\'Estaing oder Kanzler Schmidt zum Teil wichtige Rollen.


Mein Fazit?
\"Der fünfte Reiter\" ist einfach nur zu empfehlen und lohnt sich auf jeden Fall. Zwar ist der politische Hintergrund des Buches inzwischen weit überholt, trotzdem ist es eine packende Lektüre, die bedrückend realistisch wirkt. Besonders gut hat mir gefallen, dass der ewige Hurra-Patriotismus der Amerikaner in diesem Buch keine Rolle spielt. Wer Thriller mag, wird dieses Buch lieben!

Im Anhang meiner Ausgabe findet man noch einen Stadtplan von New York und eine Übersichtskarte des Mittelmeers als Hilfe. Allerdings kommt man auch gut ohne diese Karten klar.


Danke fürs Lesen, Wegklicken oder Kopieren!

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