Mehr zu AutorInnen mit C Testbericht

Mehr-zu-autorinnen-mit-c
ab 11,83
Auf yopi.de gelistet seit 09/2003

Erfahrungsbericht von Araxas

Chandler Raymond - Der große Schlaf

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Wahrlich ein Klassiker des Kriminalromans, beim erneuten Lesen hat mich besonders die Zeitlosigkeit des Romans beeindruckt. Ein Buch das man immer wieder lesen kann.

1.) Handlung
2.) Gedanken und Bemerkungen zum Buch
3.) Das Buch
4.) Der Autor
5.) Links
6.) Pressestimmen
7.) Fazit

1.) Handlung
==========
Der alte, gebrechliche und sehr vermögende General Sternwood hat ein Problem, die jüngere seiner zwei Töchter, Carmen wird bereits zum zweiten mal erpresst. Um die Sache aus der Welt zuschaffen engagiert er den Detektiv Philip Marlowe. Beim ersten Gespräch mit dem alten Mann erfährt Marlowe nicht nur einiges über seinen neuen Fall, der General erzählt ihm auch von dem zweifelhaften Lebenswandel seiner beiden Töchter Carmen und Vivian. Der alte Mann ist Marlowe recht symphatisch und die beiden plaudern noch eine Zeitlang miteinander. Dabei kommt die Sprache auch auf Rusty Regan, einen irischen Alkoholschmuggler und spurlos verschwundener Ehemann von Vivian. Sternwood hatte Rusty sehr gerne und macht sich Gedanken darüber wo er sein könnte, er hat sogar ein wenig Angst das Regan hinter der Erpressung stecken könnte.

Marlowe nimmt den Auftrag an und will sich den Erpresser Geiger vorknöpfen. Sehr schnell findet er heraus das Geiger eine pornographische Leihbibliothek betreibt und will ihn in seinem haus aufsuchen, dort findet er aber nur noch Geigers Leiche und die nackte mit Rauschgift vollgepumpte Carmen. Als erstes bringt er die total weggetretene Carmen nach Hause und kehrt zu Geigers Haus zurück, als er dort ankommt muss er feststellen dass die Leiche verschwunden ist. Das Problem mit dem Erpresser wäre damit eigentlich gelöst, aber Marlowe hat schon ein neues Problem: Allem Anschein nach hat Geiger Nacktfotos von Carmen gemacht und die sind genauso verschwunden wie die Leiche. Also bleibt dem Detektiv nicht anderes übrig als den Mörder von Geiger ausfindig zu machen.

Bei seinen Ermittlungen findet er schließlich heraus dass der kleine Ganove Joe Brody dei Bilder hat, Brody hat zwar die Bilder aber so wie es aussieht hat er Geiger nicht umgebracht. Marlowe kann Brody die Bilder zwar abknöpfen und erkönnte eigentlich zufrieden sein, aber seine berufsmäßige Neugier veranlasst ihn weiter nach Geigers Mörder zu forschen

Es gelingt ihm eher zufällig den Fall zu lösen und er kann der Polizei den Mörder auf einem Silbertablett präsentieren. Im Gegenzug versprechen die Polizisten seine Klienten aus der Sache herauszuhalten. Eigentlich wäre der Fall damit abgeschlossen und die Sternwoods könnten zufrieden sein. Marlowe aber findet keine Ruhe, seine Ermittlungen haben eine menge Staub aufgewirbelt und einige Ganoven beginnen sich plötzlich für ihn zu interessieren. Die Erpresser –Geschichte nimmt ihm sowieso keiner ab, jeder glaubt er wäre auf der Suche nach dem Alkoholschmuggler Rusty Regan.

Besonders Eddie Mars rückt ihm auf die Pelle weil er wissen will was Marlowe vorhat. Marlowe wird nicht so recht schlau aus Mars, der Spielhöllenbesitzer hatte Kontakt zu Geiger und Brody und Regan ist , den Gerüchten nach, mit seiner Freundin durchgebrannt. Es schein da auch Verbindungen zu Sternwoods Tochter Vivian zu geben.

Marlowe der endlich Klarheit haben will, sucht den alten General Sternwood zu einem weiteren Gespräch auf. Dieser erteilt ihm schließlich den Auftrag nach den Verbleib von Rusty zu forschen. Durch den Tipp eines kleinen Ganoven erfährt Philip Marlowe den geheimen Aufenthaltsort von Rustys letzter Freundin, die sich irgendwo versteckt hält um den Anschein zu erwecken das sie und Rusty zusammen sind.

Marlowe macht sich schließlich auf den Weg zu dem bezeichneten Ort und gerät dort in wirklich ernsthafte Schwierigkeiten.

2.) Gedanken und Bemerkungen zum Buch
================================
klischeehafte Charaktere
---------------------------------
Bei einem anderen Autor hätte ich mich vielleicht darüber beschwert wie klischeehaft die Figuren gezeichnet sind, hier stört es mich überhaupt nicht. man könnte ja annehmen das Chandler der Erfinder dieser Typen ist, aber dem ist nicht so, der aufmerksame Leser entdeckt immer wieder solche Passagen wie: "Er betrachtete in hollywoodmäßiger Manier seine Fingernägel." Mir persönlich drängt sich immer wieder der Verdacht auf das Chandler absichtlich das Genre der Hollywood-Gangsterfilme parodiert hat.

The Big Sleep erschien 1939 und wurde schon 1946 verfilmt, so dass sich, zumindest aus meiner beschränkten Sicht, ich bin ja kein Literaturexperte, nicht mehr erkennen lässt wer hier wen kopiert oder parodiert.

Auf jeden Fall hat Chandler die einzigartige, unsterbliche Figur des Philip Marlowe geschaffen.

Philip Marlowe ist Humphrey Bogart
--------------------------------------------------
Bei diesem Roman liegt wohl einer der seltenen Fälle vor bei der sich Roman und Film ergänzen. Howard Hawks und der großartige Humphrey haben die Geschichte perfekt als Film umgesetzt. Ich weiß nicht wie es jemanden geht der zuerst das Buch gelesen und dann den Film gesehen hat, ich sehe beim Lesen einfach immer nur Bogart vor meinem geistigen Auge, Chandler hat seinen Detektiv recht spärlich charakterisiert, Boogie hat ihm Gestalt und Seele verliehen.

Wer ist nun Philip Marlowe? Dieser einsame, melancholische Mann, nach außen ein harter Bursche mit großem Herzen für die Benachteiligten und Verlierer, lebt in einer Welt in der Gerechtigkeit nicht viel zählt, verborgen hinter einem Schutzmantel aus Ironie und Sarkasmus, versucht er doch immer wieder der Gerechtigkeit zum Sieg zu verhelfen.

Anspruch ?
--------------
Wer legt bloß fest was gute Literatur ist und was bloß trivial ist ? Großes Vorbild für Chandler waren die "Pulp-Magazine" und an den Stil dieser Magazine ist seine Geschichte auch angelehnt, der Autor wollte keine Botschaft vermitteln oder große Gesellschaftskritik betreiben.

Seine Abneigung dem Hollywood-Filmbetrieb gegenüber hat er offen zugegeben und diese Abneigung bildet sich in seinen Romanen ab. Chandlers Leben war geprägt von Alkoholproblemen, wie auch das seiner Figur der Philip Marlowe den man bei jeder Gelegenheit mit einem Drink in der Hand antrifft.

Zu seinen Werken befragt, gab Chandler folgende Antwort: ( Zitat ):

>> Wenn ich mal nicht weiß, wie die Geschichte weitergeht lasse ich einen Revolvermann durch die Tür treten und jemand erschießen. Dann geht es fast wie von selbst.<<

Das Zitat passt gut zu dem besprochenen Roman, es ist schon irgendwie auffallend das alle Nebenfiguren, sobald sie ihren Beitrag zum Fortgang der Geschichte geleistet haben, umgehend abgemurkst werden.

Was ist denn nun für mich so interessant an dem Buch ?
--------------------------------------------------------------------------
Zuerst einmal ganz klar die Gestalt des Philip Marlowe, dann die Wortspiele und die ausgefallenen Gedanken die der Held hat und die seltsamen Vergleiche die er anstellt.

Philip Marlowe beim betrachten eines Bildes im Hause Sternwood:

Zitat:>> Über den Türflügeln die eine Herde indischer Elefanten durchgelassen hätten war auf dem breiten, bunten Glasfenster ein Ritter in dunklen Harnisch bei der Errettung einer Dame zu sehen, die an einen Baum gefesselt war und praktischer Weise nichts trug als eine Menge langes Haar. Der Ritter hatte kontaktfreudig sein Visier hochgeklappt und fummelte an den Stricken herum, mit denen die Dame an den Baum gezurrt war. Er kam aber nicht zu Rande. Ich stand da und überlegte, dass ich früher oder später mal hinaufklettern und ihm zur Hand gehen müsste, denn so richtig Mühe schien er sich nicht zu geben.<<

Chandler trägt bei der Beschreibung seiner Figuren so richtig schön dick auf, es ist eine wahre Freude, die smarten Jungs sind so richtig smart und die flotten Bienen sind auch wirklich flott. Als Beispiel soll nur mal Rusty Regan herhalten. Rusty ist Alkoholschmuggler, aber ein grundehrlicher Kerl und wie sollte es auch anders sein, irischer Abstammung, säuft literweise Brandy, ist illegal in den USA und ehemaliger I.R.A Offizier. Bei Chandler wird nicht gekleckert, da wird geklotzt.

Das macht so richtig Laune. Bericht eines Bullen an seinen Vorgesetzten:

Zitat: >> Ein Steifer mit zwei Kugeln drin. Zwei Kanonen die nicht abgefeuert wurden. Unten auf der Straße haben wir eine Blondine geschnappt, als sie in einem Wagen loswollte, der ihr nicht gehört......Sie tat so hysterisch, dass die Jungs sie mitgenommen haben. Sie hat ausgespuckt. Sie war dabei als es diesen Brody erwischt hat..............<<

Und fast schon ein Klassiker:

Zitat:>> ..... und trat heraus, den Kragen meines Regenmantels hochgeschlagen, die Krempe meines Hutes heruntergezogen, dazwischen eisige Regentropfen im Gesicht.<<

Hier wieder etwas auffallendes an Chandlers Geschichte, es regnet ununterbrochen und ich habe gedacht in Kalifornien wäre immer schönes Wetter.

3.) Das Buch
===========
Titel: Der große Schlaf
Autor: Raymond Chandler
ISBN: 3-257-20132-X
Seiten: ca. 200 Seiten beim TB
Preis: 14,90 DM

Meine Ausgabe ist aus dem Diogenes-Verlag und wurde von Gunar Ortlepp übersetzt.

4.) Der Autor
===========
* 23.07.1888, Chicago
† 26.03.1959, La Jolla (Kalifornien)

Chandler arbeitet als Beamter und Journalist in Großbritannien und war Direktor einer Ölgesellschaft. Im Ersten Weltkrieg diente er bei den Gordon Highlanders, später bei dem Royal Flying Corps.

5.) Links
=======
http://www.kaliber38.de/autoren/chandler/chandler.htm => ausführliche Biographie
http://www.geocities.com/chanvdb/chandlergerman/chandlergerman.html => eine Aufstellung der verschiedenen Ausgaben mit Angabe des Verlages und der Übersetzter
http://www.uni-essen.de/literaturwissenschaft-aktiv/Vorlesungen/epik/chandler.htm => kurzer Artikel über Chandlers Art zu schreiben

6.) Pressestimmen
===============
"Marlowe ist der Archetyp des hartgesottenen Detektivs: ironisch sich selbst gegenüber und sarkastisch gegenüber anderen, immer einen Witz oder eine Respektlosigkeit auf den Lippen, unbestechlich, im 'Warenhaus Kalifornien' (Chandler) nicht zu kaufen. Er wird von Gangstern und Polizisten gleichermaßen mißhandelt, aber jede Niederlage ist ein moralischer Sieg. Er ist ein Ritter, der für das Gute kämpft und feststellen muß, daß in der korrupten modernen Welt das Böse die Oberhand behält."
(Stefama Sabin, FAZ vom 07.11.1989)

7.) Fazit
=======
Raymond Chandler und die Figur des Philip Marlowe sind natürlich Klassiker des Genres die man kennen sollte. Wer ohne hohe Erwartungen an den Anspruch des Buches herangeht, dem stehen vergnügliche Lesestunden bevor.

(c) by Araxas / 08.11.02


----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2003-03-14 22:04:05 mit dem Titel Case John, F. / Das erste der sieben Siegel

Bibelzitat aus der Offenbarung des Johannes: >> Dann sah ich: Das Lamm öffnete das erste der sieben Siegel; und ich hörte das erste der vier Lebewesen mit Donnerstimme rufen: Komm! Da sah ich EIN WEISSES PFERD; und der, der auf ihm saß, hatte einen Bogen. Der Kranz wurde ihm gegeben, und der Sieger zog aus um zu siegen.<<

1.) unvollständige Inhaltsangabe
2.) Gedanken und Bemerkungen zu Buch
3.) Der Autor
4.) Das Buch
5.) Fazit

1.) unvollständige Inhaltsangabe
=========================
Die Inhaltsangabe wird recht kurz und unvollständig ausfallen da der Romans, in der Hauptsache, von der langsam fortschreitenden Handlung lebt. Im Gegenzug werde ich mich, lang und breit, um das „drumherum“ auslassen und hoffe damit die Erzählung für einen potentiellen Lesers interessant zu machen.

Der Nordkoreaner Kang hat einziger die Katastrophe ,die über sein Dorf hereingebrochen war überlebt, zuerst wurde ein Großteil der Bewohner von einer Grippe getötet und anschließend wurde das Dorf vom Nordkoreanischen Militär bombardiert und mit Bulldozern dem Erdboden gleich gemacht. Kang überlebt durch Zufall und flüchtet sich in die Hände der Amerikaner. Nach den Erzählungen von Kang sind seine Leute an der spanischen Grippe gestorben, ein extrem gefährliches Grippevirus das allein in Amerika im Jahre 1918 über eine halbe Million Menschen getötet hat.

Der amerikanische Geheimdienst folgert daraus daß die Nordkoreaner biologische Waffen entwickeln und sucht fieberhaft nach Gegenmaßnahmen, dabei gibt es zwei Probleme: niemand kennt die Struktur des Virus weil das Elektronenmikroskop erst im Jahre 1937 entdeckt wurde und sich das Influenzavirus innerhalb von 24 Stunden nach dem Tode des Wirtes allmählich zersetzt. Die CIA steht nun vor dem Problem genügend infiziertes Gewebe zu beschaffen damit man einen Impfstoff entwickeln kann.

Dr. Anne Adair ist sehr überrascht, ihr längst abgelehntes Projekt wird plötzlich genehmigt. Anne ist Assistentin von Dr. Kicklighter der eine neuartige Theorie über die Struktur von Grippeviren aufgestellt hat, um diese Theorie zu bestätigen ist es notwendig ältere Virenstämme zu untersuchen. Nach einer längeren intensiven Suche hatte Anne herausgefunden daß Opfer der spanischen Grippe, nämlich norwegische Bergarbeiter, im ewigen Eis beerdigt wurden. So startet kurze Zeit später eine Expedition zur Insel Kopervik in der Nähe des nördlichen Polarkreises um die toten Bergarbeiter auszugraben.

Frank Dayle ist eigentlich Reporter bei der „Post“ aber zur Zeit beurlaubt. Im Auftrag einer Stiftung ist er unterwegs um eine Artikelserie über tödliche Epedemien zu schreiben. In diesem Zusammenhang will er sich auch der Polarexpedition von Anne Adair anschließen. Doch Frank hat Pech, aufgrund des schlechten Wetters verspätet sich sein Flugzeug und der Eisbrecher mit den anderen Expeditionsteilnehmern legt ohne ihn ab. Frank ist ziemlich verärgert, verliert er doch durch diese Umstände eine gute Story. Aber er ist hartnäckig und reist nach Hammerfest dem ersten Hafen den der Eisbrecher nach erfolgter Mission anläuft und hofft wenigstens aus zweiter Hand eine Story zu bekommen. Dort angekommen erwartet ihn eine Überraschung, die Anlegestelle ist von der Polizei abgesperrt und die Teilnehmer der Expedition werden von Männern in schwarzen Anzügen abgeholt. Einen dieser Männer erkennt Frank sofort weil er früher schon mit ihm zu tun hatte, es ist Cleason ein FBI-Mann der als Verbindungsmann zum CIA fungiert.

Ihm wird schnell klar das irgend etwas außergewöhnliches passiert sein muß. Er macht sich auf die Suche nach Anne und Dr. K., aber die sind wie vom Erdboden verschluckt, schließlich macht er 2 Besatzungsmitglieder des Eisbrechers ausfindig von denen er aber auch nichts erfährt.

Die Sache läßt ihm keine Ruhe und auch seine Auftraggeber von der Stiftung sind nicht sehr begeistert davon daß er eine Menge Geld ausgegeben hat aber mit leeren Händen zurückgekommen ist. Wieder zurück in Amerika beginnt er zu recherchieren:

Was ist in Kopervik passiert ?
Warum ist plötzlich die CIA an dem Projekt, das ja zu keiner Zeit geheim war, interessiert ?
Welche Rolle spielen die Koreaner in diesem Spiel ?
Was hat es mit der obskuren Öko-Sekte auf sich ?

Viele Fragen und keine Antworten, aber mit Hilfe seiner Hartnäckigkeit, dem Geld der Stiftung und seinen Möglichkeiten als Reporter fügt Frank die Bruchstücke des Bildes, die er in mühsamer und gefährlicher Kleinarbeit, sammelt zu einem furchterregenden Bild zusammen.

2.) Gedanken und Bemerkungen zu Buch
=============================
Spannung
-------------
Auf der Rückseite des Buches steht Case würde zu den „Meistern der absoluten Hochspannung“ gehören, das kann ich nur bestätigen, ich habe das Buch in einem Zug durchgelesen, ich konnte es einfach nicht mehr zur Seite legen.

Gerade zu genial finde ich wie der Autor seine Geschichte erzählt, wie bei einem Puzzle entsteht langsam aus den einzelnen Handlungssträngen ein immer deutlicher werdendes Bild. Wobei die Story nicht von einem allwissenden Erzähler präsentiert wird sondern jeweils aus der Sicht der Hauptpersonen. So weiß man als Leser manchmal , aber nicht immer , mehr als die gerade aktuelle Figur und verfolgt interessiert ihre Wege und Irrwege innerhalb der Geschichte. Als gut gelungen finde ich auch die Figur der schwangeren Susannah als verbindendes Element zwischen den Handlungssträngen.

im Westen nichts Neues ?
----------------------------------
Stimmt und stimmt auch wieder nicht, genmanipulierte Grippeviren, verrückte Sektenführer und Bezüge zur Offenbarung des Johannes, das haben wir doch schon alles irgendwo gelesen. Ja, aber wie Case diese Elemente kombiniert das macht den wirklichen Reiz der Story aus, hier zählt nicht das WAS berichtet wird sondern WIE es präsentiert wird. Der Plot ist regelrecht konstruiert, nein konstruiert ist in diesem Fall nicht das richtige Wort, komponiert wie ein klassisches Musikstück trifft wohl eher zu. Man könnte den Ablauf der Geschichte mit seinen rekursiven Bezügen fast grafisch darstellen.

Hier kommt auch ein klitzekleiner Kritikpunkt, das Buch ist eindeutig ein „1 x Lesen-Roman“, zwei mal lesen bringt gar nix wenn man das Ende der Geschichte schon kennt. Mir persönlich gingen einige Bezüge einfach durch die „Lappen“. So wird am Anfang der Geschichte aus der Offenbarung des Johannes zitiert, worin beschrieben wird das der erste Reiter, der nach dem Öffnen des ersten Siegels auftritt, auf einem weißen Pferd sitzt und genau dieses weiße Pferd ist auch das Logo der Sekte. Einige dieser Bezüge wurden mir erst beim Schreiben dieses Berichtes klar. Irgendwie schade der Autor hätte solche Dinge vielleicht deutlicher darstellen sollen

Neu, für mich jedenfalls, war die Idee einer militanten Sekte mit radikalem ökologischen Hintergrund.

Charakterisierung der Personen
-------------------------------------------
Ein Geschichte gefällt mir dann gut wenn ich die handelnden Personen kennenlerne, d.h. wenn ich erfahre wie sie denken und fühlen und nicht nur wie sie agieren und reagieren. Noch besser gefällt mir wenn der Held ( oder die Heldin ) nicht als Mr. Perfekt dargestellt werden. Das ist dem Autor, für meinen Geschmack jedenfalls, bei dem Reporter Frank Daly ganz gut gelungen. Frank hat Mühe seinen Jähzorn im Griff zu halten und ist manchmal auf kindische Weise beleidigt und eingeschnappt. Durch seine etwas vorschnelle Art gerät er öfter in Schwierigkeiten, so gibt er bei einem Telefonat mit einem Sektenmitglied ungewollt Informationen preis und erfährt selber gar nichts. Als er dann aufgelegt hat wird ihm klar das er sich die benötigten Informationen auf eine elegantere und anonyme Weise leicht an anderer Stelle hätte beschaffen können. Außerdem hat er den Tick überall mit dem Auto hinfahren zu müssen was in Washington, mit seinen Parkplatzproblemen, dazu führt das er zu all seinen Terminen zu spät kommt.

Und endlich mal eine Romanfigur die Geldprobleme hat, Daly wird von einer Stiftung bezahlt und muß für alle Ausgaben Rechenschaft ablegen und sein Budget ist spärlich bemessen. Hat mir auch gut gefallen, in den meisten Romanen spielt für die Protagonisten Geld überhaupt keine Rolle, Daly dagegen muß immer damit rechnen das seine Kreditkarte gesperrt wird. Dies alles macht die Figur sehr lebendig und die Geschichte noch attraktiver, nur schade das sich der Autor bei den anderen Personen der Handlung nicht so viel Mühe gemacht wird. So wird Dr. Anne Adair einfach das Klischee der im Leben etwas unbeholfenen, auf ihrem Fachgebiet aber sehr erfolgreichen Wissenschaftlerin, angehängt.

Recherche
--------------
Dem Leser wird schnell deutlich das sich der Autor mit dem Thema Grippeviren und deren Verbreitung ausgiebig auseinander gesetzt hat, er läßt auch immer wieder Wissenschaftler auftreten die dann einem Laien die Vorgänge auf eine allgemeinverständliche Art und Weise erklären. Nachdem ich das Buch gelesen habe bin ich selbst schon ein halber Virologe, zumindest weiß ich nun alles über Grippeviren.

3.) Der Autor ( Text ist kopiert von www.luebbe.de )
=======
John F. Case ist das Pseudonym eines preisgekrönten Enthüllungsjournalisten. Case, Jahrgang 1942, ist Autor zweier Bücher über den amerikanischen Geheimdienst und Gründer einer Firma, die sich auf internationale Recherchen für Anwaltskanzleien und Gewerkschaften spezialisiert hat. Ende der 90er Jahre erschien sein erster Thriller \"Der Schatten des Herrn\", der die Bestsellerlisten stürmte. Es folgte \"Das erste der sieben Siegel\". Case lebt mit seiner Frau in Afton, Virginia.

4.) Das Buch
=======
Titel: Das erste der sieben Siegel
Autor: John F. Case
ISBN: 3-404-25937-8
Seiten: ca. 420 beim TB
Preis: 8 EURO fürs TB

Mein Buch ist ein Sammelband mit zwei Romanen aus dem BASTEI – LÜBBE – Verlag und enthält 2 Romane von John F. Case. Ca. 1000 Seiten für 8 EURO, da kann man sich gar nicht beschweren.

5.) Fazit
====
Neue Ideen hat der Autor eigentlich nicht zu bieten, aber die Art und Weise wie die Story aufgebaut ist vermag mich absolut zu begeistern. Wenn ich einen Roman schreiben würde dann würde ich das Schema von Case schamlos kopieren und vielleicht noch ein paar schräge Typen einbauen und den Guten und den Bösen durch geeignete Psychogramme noch mehr Tiefe verleihen.

Wenn ich im Laufe des Berichtes an einigen Dingen herumgenörgelt habe dann hat das keine große Bedeutung, klare Leseempfehlung für jeden der gute Unterhaltungsliteratur zu schätzen weiß.


© by Araxas / 04.03.03

31 Bewertungen