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Erfahrungsbericht von Shamane

Der Jahrtausendkaiser (Richard Dübell)

Pro:

unterhaltsam

Kontra:

Thema schon oft durchgekaut

Empfehlung:

Ja

Den Roman „Der Jahrtausendkaiser“ von Richard Dübell habe ich in einer Bücherwühlkiste in einem Kaufhaus entdeckt. Der Rückentext war ansprechend und weil das Taschenbuch nur 2 Teuro (vorher 16,80 alte gute DM) gekostet hat, musste ich nicht lange überlegen und habe es mit nach Hause genommen.

Der Roman spielt im tiefen Mittelalter (13.Jahrhundert), im Gebiet von Köln, wo Geisler durchs Land ziehen um die Erlösung zu erlangen und falsche Prediger, die das Ende der Welt verkündigen. Eine Zeit in der es einfacher war, wegen einem falschen Wort zu sterben, als 40 Jahre alt zu werden.
Für Phillip, ehemaliger Novize eines Klosters und nun zum Truchsess und Vertrauten eines niederen Adligen aufgestiegen, beginnt die ganze Geschichte recht harmlos. Da er als ehemaliger Klosterschreiber, des Lesen und Schreiben mächtig ist und sich gut mit dem fälschen von Dokumenten auskennt, soll er im Auftrag seines Herrn, einen kleinen Gefallen für den Kardinal erledigen. Dieser will „nur“ Radolf, einem ehemaligem Kreuzritter zur Seite stehen, der von der Familie seiner verstorbenen Frau um sein Erbe gebracht werden soll. Dazu müssen nur einige Originaldokumente, die in den Wirren der Zeit verloren gegangen sind, entweder beschafft oder „wiederhergestellt“ werden.
Phillip findet das ganze schon zu Anfang etwas seltsam und nimmt diesen Auftrag auch nur recht widderwillig an und es wird immer seltsamer als er den Mann kennen lernt, für den er die Dokumente hinbiegen soll. Radolf, dieser recht wirr und seltsam erscheinende Mann, lebt zusammen mit seiner Tochter, die auch ihre Geheimnisse zu haben scheint, auf einem heruntergekommenem Gut, vor dem die bediensteten Angst zu haben scheinen und düstere Geschichten zu erzählen haben.
Bald beginnt Philip zu ahnen, das es hier um mehr als nur Erbstreitigkeiten gehen muss, doch da steckt er schon viel zu tief in dieser Intrige drin, in der die Kirche am Thron des herrschenden Kaisers sägt und muss erkennen das nun auch sein Leben bedroht ist, weil er schon zu viele Stückchen des großen Geheimnisses aufgedeckt hat.......

Im lauf des Romans fügt der Autor viele, der zunächst Nebensächlich erscheinenden Handlungen zusammen, doch welche Rolle Minestrel (den Philip unter mysteriösen Umständen kennen lernt), eine geheimnisvolle Dame (die auf der Suche nach Ihrem verschollenen Mann ist) oder auch Raimund (der Herr von Phillip) spielen, will ich hier nicht mehr verraten um niemandem die Spannung zu nehmen, der das Buch selber lesen möchte.

Richard Dübell beschreibt in seinem Roman ein sehr düsteres, brutales Mittelalter, in dem die Kirche, der Staat, die Mächtigen und Reichen über Leichen gehen (klingt irgendwie nach Realität) um ihre Ziele zu erreichen. Dieser „Historien-Thriller“ ist auf den Theorien einiger Wissenschaftler aufgebaut, die glauben, das viele der Dokumente, auf denen die Geschichte des Mittelalters, so wie wir es heute kennen, gefälscht sein könnten. Nun für mich ist das irgendwie schwer vorstellbar und auch erschreckend, den das könnte ja bedeuten das einige Ereignisse oder Personen nie so stattgefunden oder gelebt haben.
Sollte es meinen, in der Jugend so geliebten, Prinz Eisenherz nie gegeben haben ??? Nein im Ernst, dieser Roman hat nichts mit diesen schön gefärbten Ritterromanen zu tun, in dem die Guten nur gutes tun und die Bösen immer ihre gerechte Strafe erhalten.
Er ist ein gut recherchierter Thriller, in dem es der Autor mit zum Teil sehr heftigen, brutalen Beschreibungen schafft, eine gute und zum Ende hin immer spannendere Geschichte zu erzählen, aus einer Zeit, in der es aus unserer heutigen Sicht, nicht viel gab, das einem das Leben schön erscheinen lies.
Allerdings muss man am Anfang schon etwas Geduld aufbringen um sich „ein zulesen“ und das Ende, des über 700 Seiten langen Romans, wirkt auf mich etwas abrupt, so als hätte der Autor nun langsam auch genug gehabt und wollte zum Ende kommen. Allerdings nicht ohne das man nochmals total überrascht wird, den R.Dübell schafft es noch einmal dem Leser ein Finale zu liefern, mit dem man so nicht rechnen konnte.
Alles in allem ein guter Roman, der einige Stunden guter Unterhaltung bietet.

Der Jahrtausendkaiser
Richard Dübell
Taschenbuch Bastei Lübbe
ISBN 3-404-14393-0



----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2003-05-04 21:37:52 mit dem Titel "Mayday" Nelson DeMille/Thomas Block

Wieder mal in der Bücherei und wieder mal auf der Suche nach Lesestoff fiel mir der Thriller „Mayday“ von Nelson DeMille und Thomas Block auf und da der Rückentext recht spannend klang, entschloss ich mich diesen Thriller zu lesen, obwohl er schon 1998 zum ersten mal erschienen ist (Goldman ISBN 3-442-44097-4).

Eigentlich ist es ein ganz normaler Linienflug, der Supersonic-Jet fliegt mit 300 Passagieren an Bord, in einer Höhe von 62000 Fuß, mit Mach 3 von San Francisco aus nach Tokio. An Board genießen die Passagiere ihren Flug auf unterschiedliche weise, während die einen staunend aus dem Fenster starren, um die Aussicht auf die Stratosphäre zu genießen, lehnen sich andere in ihren Sesseln zurück, um sich noch ein wenig auszuruhen bevor der Überschalljet in Tokio landet und für viele ein harter Arbeitstag beginnt.
Niemand an Board macht sich darüber Gedanken, dass auf diesem Flug etwas schief gehen könnte und doch ist die eben genossene Mahlzeit, für viele so eine Art Henkersmahlzeit, denn gerade als der Jet hoch über den Pazifik rast, beginnen die USA mit dem Test einer neuen selbstlenkenden Abwehrrakete, die den sinnigen Namen Phönix trägt.
Durch einen kleinen Fehler feuert der Testpilot die Lenkrakete, nicht wie geplant auf eine ferngesteuerte Drohne, sondern auf das vorbeifliegende Passagierflugzeug. Obwohl die Rakete keinen Gefechtskopf montiert hat sind die Auswirkungen Katastrophal, denn allein durch die hohe Geschwindigkeit durchschlägt der Flugkörper den Flugzeugrumpf und reist ein großes Loch in den Jet. Durch den entsehenden Druckabfall werden viele Passagiere und Besatzungsmitglieder sofort getötet, den anderen droht durch den Sauerstoffmangel die geistige Umnachtung.........
Wer nun glaubt das es nun nur noch um die Rettung der Passagiere geht, liegt ein wenig daneben, denn das Pikante an der Geschichte ist, dass der Raketentest eigentlich nicht genehmigt war und die Militärs nun versuchen das ganze zu vertuschen.
Während die Überlebenden Passagiere und Besatzungsmitglieder unter Zeitdruck ums nackte Überleben kämpfen, versuchen die Militärs und Versicherungen Zeit zu gewinnen, damit sich ihr Problem hoffentlich von selber regelt............

Was gestern noch Sience Fiction oder nur der Stoff für einen guten Thriller war, kann morgen schon oft grausame Realität sein. Deshalb ist dieser Roman auch ein wenig erschreckend, da er in der Zwischenzeit von der Wirklichkeit eingeholt worden ist. Nelson DeVille schafft es durch seine zum Teil, fast grausame Beschreibungen, das einem beim lesen leichte Schauer über den Rücken laufen, wen man sich vorstellt in so eine Situation zu kommen, deshalb würde ich diesen Roman auch nicht unbedingt während einer Flugreise lesen (das wäre so, als würde ein Astronaut während einer Weltraummission „Apollo 13“ anschauen). Obwohl es sicher möglich ist das Ende zu erahnen, finde ich den Roman trotzdem spannend geschrieben. Tomas Block lieferte für diesen Roman die ganzen Flugtechnischen Details, die er sich durch seine langjährige Erfahrung als Pilot angeeignet hat. Dadurch wirkt der Roman sehr glaubhaft, aber meiner Meinung nach, Stelleweise auch schwer zu lesen, da die vielen technischen Details manchmal etwas zu langatmig beschrieben sind.

Für mich war „Mayday“ ein Roman, der mir ein paar Stunden gute und spannende Unterhaltung geboten hat, den ich aber sicher kein zweites Mal lesen werde. Deshalb kann ich mich auch nicht so recht entscheiden, ob ich nun eine Empfehlung aussprechen soll oder nicht. Zum einen eine recht spannende Story, aber zum anderen hatte ich immer das Gefühl, das ich alles schon einmal gelesen habe.
Deshalb mein „Urteil“, ein durchschnittlicher Thriller, zu einem Thema, das schon oft durchgekaut wurde, durchaus lesenswert, aber keine „Bildungslücke“ wenn man den Roman nicht gelesen hat.



*** wie immer unter shamane oder nethar in verschiedenen Foren gepostet ***

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