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Erfahrungsbericht von der_Baer

Gogolin Wolfgang A. - Karawane des Grauens

Pro:

nett zu lesen

Kontra:

aber auch nicht mehr

Empfehlung:

Ja

Morgen wird alles anders. Endlich kommt in unsere heimischen Amtsstuben der notwendige frische Wind, der den Staub aus den miefigen Archiven, Büros und Gehirnen der Amtdienerschaft bläst. Was in früheren Zeiten eine Notwendigkeit war, wird zum modernen Servicedienst für den mündigen Bürger umgestaltet und der Beamte ist ab sofort nicht mehr Ärmelschoner tragender Behördenrepräsentant, sondern das, was er eigentlich sein sollte: Diener des Volkes mit klarem Sachverstand und effizienter Bürgernähe.

Um diese Umgestaltung in die richtigen Bahnen zu lenken, braucht es einen profunden Kenner der Materie, ausgebildeten Studiosus und Crash-Manager par excellence. Für das Hamburger Amt für Wegebau und Entwässerung wurde ein solcher in Bayern ausgegraben und Ulrich Zeik steht nun einem motivierten und servicebesessenen beamteten Team von Mitarbeitern vor, die zum Wohl der Kommune genau so aktiv wird, wie zum Schaden des Bürgers.

Zumindest sieht es so aus, bis eine Mitarbeiterin des gestrengen Amtoberhauptes, Frau Fahrenkrug, unerwartet das Zeitliche segnet, und mitten in einer eminent wichtigen und langweiligen Personalversammlung zwei Polizisten den Alltag stören.

Herr Zeik, der vielleicht doch nicht so ganz kompetente Amtsvorsteher, der die unliebsame Kollegin erst vor Kurzem hat Versetzen lassen, beginnt in seinem Polyesterhemd unter dem Sakko leise zu schwitzen. Denn wenn heraus kommt, welches Verhältnis er zu seinen Mitarbeitern und speziell den drei Frauen hatte und hat ... dagegen nimmt sich die blöde Geschichte mit der Gleichstellungsbeauftragten und dem Ausblick aus deren Büro ... oder Luise Lennart, die mit dem kurzen Röckchen und ihrer angeblichen Heirat mit dem Schlagerstar, die nach dem gemeinsamen Abendessen mit so viel Gefühl .....na, immer noch besser als Kollege Bergmann, der renitente Gitarrenspieler, der glaubt, er könne sich alles erlauben, genau so wie der Hartleben, der die Akten zu Gunsten von Dosenwürstchen und Kaffee unbeachtet lässt .... Sie alle werden ihn, Ulrich Ziek, auf dem Weg nach oben nicht behindern, auch wenn dieses Amt nur als Abschiebegleis dient, in der es sich die \"Karawane des Grauens\" gemütlich gemacht hat.

Wolfgang A. Gogolin, einigen unter seinem Usernamen Gox bekannt, weiß wovon er schreibt. Selbst einst als Diener des Volkes in Amt und Würden beschäftigt gewesen, schildert er mit viel Augenzwinkern und Schmunzeln, was sich in den Amtsstuben so abspielt. Wobei man jetzt zur Ehrenrettung des beamteten Berufsstandes gestehen muss, dass sich auch in allen anderen Büros derartig skurrile Typen mit ihren kleinen und größeren Schwächen und Problemen mobben, nerven und gelegentlich auch zusammen arbeiten.

Was sich hier so lustig liest, bringt auch bei oftmaligem Auflachen immer wieder die Erkenntnis, dass dieser oder jener aus dem Bekanntenkreis und manchmal vielleicht auch der Leser selbst, gar nicht so weit von der Beschreibung entfernt ist. Gogolin versteht es auch bei allem Spaß, sich nicht nur über die Charaktere lustig zu machen, sondern auch den einen oder anderen Seitenhieb dorthin auszuteilen. wo mit etwas Zwischenmenschlichkeit, das Leben für die Beteiligten mit ihren Macken leichter sein könnte.

Alles in Allem eine amüsante Lektüre über die man sich auch auf www.karawane.goxpower.de noch umfassender informieren und bestellen kann.

Karawane des Grauens
von Wolfgang A. Gogolin
BoD ISBN 3-8311-4020-0


© W. Weninger
www.baerenhoehle.tv




----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2003-05-14 14:48:24 mit dem Titel George Elizabeth - Denn keiner ist ohne Schuld

Unfassbar, was sich in dem kleinen Dörfchen Winslough abspielt. Da soll doch Pfarrer Sage die hässlichste Ziege aus dem Stall derer von Townley-Young mit dem geilsten Dorfbock vermählen, weil er sie geschwängert hat, und dann taucht der Kirchenbruder einfach nicht auf.

Kann er auch nicht mehr. Sorry, aber Leichen nehmen keine Trauungen vor. Die liegen höchstens im Dreck des herbstlichen Hochmoores herum, vergiftet von der Gutsverwalterin der Townley-Youngs, die dem Bedauernswerten anstatt wilden Pastinaken Wasserschierling verabreichte. Immerhin hat sich Hochwürden ein wenig zu sehr mit dem erst dreizehn Jahre alten Töchterchen beschäftigt, deren größtes Hobby es ist, einem fünfzehnjährigen Mitschüler an und in die Hosen zu greifen und sich dort recht resch und frühreif zu bedienen.

Aber der Dorfpolizist lässt Mord Mord sein, und fabriziert in seinem Bericht einen Unglücksfall aus der Tragödie, immerhin hat er zur Verwalterin einen ziemlich lendenbewegenden Draht, der ihm und ihr nach der jahrelangen Askese ganz gut tut. Sie ist schon die längste Zeit ohne Mann und er hatte die letzte Zeit auch nicht gerade viel von seiner Angetrauten, die einem Krebsleiden zum Opfer viel und die letzen Jahre ganz schön anstrengend war.

Dabei hätte es der Constable so leicht haben können, denn die beste Freundin seiner Frau, die auch gleichzeitig dem Pfarrer den Haushalt führte, hat der Verstorbenen die Krankheit ja angehext, damit sie selbst in die polizeilichen Bettlaken liegen könnte. Obwohl sie ja soviel Holz vor der Hütte hat, dass das restliche (männliche) Dorf vor ihrem Dekollete Schlange stand und sie nur zugreifen hätte lassen müssen. Aber wie das Dorfleben so spielt, bekommt keiner die- oder denjenigen, den er oder sie eigentlich haben will. Und genau deswegen soll der geweihte Mann die Giftsuppe gelöffelt haben?

Deborah und Simon St. James, bekannt aus anderen Werken der Autorin Elizabeth George, können folglich in dem Buch \"Denn keiner ist ohne Schuld\" nicht glauben, was hier so offensichtlich quer durch die brünstige Dorfgemeinschaft getratscht wird und beginnen gemeinsam mit Freund Lynley die Untersuchung des Falles, obwohl sie ja eigentlich nur ein paar Tage Urlaub in dem Kaff machen wollten. Und so verstricken sie sich auf 666 Seiten in die erotischen, psychotischen und psychologischen Dorfprobleme.

Elizabeth George schafft es wieder mit ihrem Hang zum Britischen eine Handlung entstehen zu lassen, die nicht stärker an den Haaren herbeigezogen hätte werden können. Sämtliche Figuren, und derer gibt es wieder jede Menge, sind knallharte Karikaturen britischer Provenienz, gepaart mit einem Faible zur täglichen Perversion. Dabei versucht sich die Autorin als Hobbypsychologin, die jeden einzelnen Handgriff und Gedanken dreht und wendet, als wäre sie selbst Opfer ihrer Phantasie geworden. Obwohl der Schreibstil ganz munter zu lesen ist, ertappt sich der Leser gelegentlich dabei, dass ein Anflug von Gähnen auftaucht, wenn wieder einmal dieselbe Vermutung zum x-ten Mal wiedergekäut wird und man schon wartet, wann und ob der nächste Beischlaf vollzogen wird. Auf Grund der zahlreichen Seiten des Buches mag er als Urlaubslektüre für Langsamleser durchaus ausreichend sein, für geeichte Krimifans ist dieses Buch allerdings nur bedingt geeignet, denn ab der Hälfte des Buches beginnt man zu ahnen, wo der Hase im Pfeffer liegt. Da mag der Roman noch so viele Kapriolen schlagen, er endet genau dort, wo die Autorin den Leser nicht gleich haben wollte und deshalb noch einige Sackgassen eingebaut hat.

Das Buch kann man nicht als schlecht bezeichnen, aber Frau George hat schon Besseres geschrieben.

Die Autorin: (Angaben von www.die-leselust.de)
Elizabeth George wurde am 26. 02.1949 in Warren, Ohio geboren. 1971 heiratete sie Ira Toibin. Sie war früher Highschool-Lehrerin für Englisch und Literatur mit Abschluss in Psychologie. Ihre Krimis zeichnen sich durch akribische Recherche und präzisen Spannungsaufbau aus. Die Autorin lebt in Huntington Beach, Kalifornien. Zur Zeit werden ihre Romane von der BBC London verfilmt

Broschiert - 665 Seiten - Goldmann, Mchn.
Erscheinungsdatum: 1999
ISBN: 3442052718
Preis 9 Euro


(c) W. Weninger
www.baerenhoehle.tv

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