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Erfahrungsbericht von Nietzsche

Hesse, Hermann: Der Steppenwolf

Pro:

regt zum Denken an, interessante Geschichte mit Reflektionsmöglichkeit

Kontra:

zu stark bei Nietzsche geklaut

Empfehlung:

Nein

Mein gesamter Freundeskreis schwärmt vom Steppenwolf, also beschloß ich diesen nun auch endlich mal im Zuge meines Urlaubs zu lesen.

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Die Geschichte:
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Die Geschichte wird von einem Mann erzählt, bei dessen Tante der Steppenwolf – wie er sich selbst nannte – Harry Haller eine Zeit lang zur Miete wohnte. Er führt in die Geschichte ein, die im Folgenden aus einem Text besteht, die der Steppenwolf zurückließ, also aus der Ich-Perspektive dessen Leben erzählt.

Harry Haller ist ein Einzelgänger, der alles bürgerliche für sich ablehnt, obwohl es gleichzeitig eine große Faszination auf ihn ausübt. In seinem kleinen Zimmer, daß er zur Miete bezogen hat widmet er sich seinen Büchern und seiner Musik.
Er fühlt sich einsam, scheint er doch kein Teil der Welt um ihn werden zu können, deren Beschaffenheit ihm so fremd und zuwider ist.

Auf einem seiner nächtlichen Spaziergänge stößt er auf ein magisches Theater, daß nur für Verrückte bestimmt sei. Er fühlt sich davon angezogen, doch statt einzutreten bekommt er von einem vorübergehenden Mann ein Traktat in die Hand gedrückt: Das Traktat des Steppenwolfes!

Als er an einem anderen Abend schwer frustriert über seine Andersartigkeit in einem Tanzlokal landet, da er befürchtet sich zu Hause das Leben zu nehmen, trifft er dort auf Hermine, die sofort als verwandte Seele zu erkennen ist.
Er trifft sich von da an mit ihr, jedoch ohne mit ihr eine Beziehung einzugehen. Statt dessen lehrt ihn Hermine das Tanzen und das Lachen und arrangiert eine Affäre zwischen ihm und ihrer Freundin Maria.
Doch der Steppenwolf gab Hermine zwei Versprechen, als sie sich kennen lernten: 1. Alle ihre Befehle zu befolgen und 2. Sie aus Liebe zu töten.
Als beide nach einem Maskenball in dem magischen Theater landen, scheint die Zeit gekommen das zweite Versprechen einzulösen... .

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Meine Meinung:
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Als ich den Steppenwolf las, wünschte ich mir ich hätte ihn vor 10 Jahren gelesen. Im ersten Teil des Buches konnte ich mich wiedererkennen und stellte mir die Genugtuung vor, die ich vor 10 Jahren empfunden haben müßte, wenn ich durch dieses Buch gesehen hätte, daß auch andere empfunden haben, was ich damals empfunden habe.

Diesen Wusch habe ich außerdem verspürt, da ich vor 10 Jahren Friedrich Nietzsche noch nicht kannte und mich mit seiner Philosophie noch nicht auseinander gesetzt hatte. Da dies nun der Fall ist, war ein unbefangenes Lesen des Buches nicht mehr möglich.
An allen Enden und Ecken stolperte ich über Nietzsches Theorien solchermaßen, daß es mich irgendwann fast nervte, wie unverfroren Hesse doch Nietzsches Theorien aufgegriffen und für seinen Zweck gebraucht hat. Allein daß der Steppenwolf Tanzen und Lachen lernen muß schreit nach Nietzsche, waren dies doch für ihn die Symbole für das Dionysische (womit, um es grob zu erklären, eine bestimmte Lebenshaltung, die man einnehmen sollte, gemeint ist), die sich quer durch seine Schriften ziehen aber ganz deutlich im Zarathustra zu Tage kommen, denn dort predigt Zarathustra seinen Jüngern immer wieder, daß sie das Tanzen und Lachen lernen müßten!

Nun, daß Hesse durch Nietzsche und vielleicht vor allem durch dessen Zarathustra geprägt war, wundert nicht weiter, haben doch zur damaligen Zeit alle, die intellektuell etwas auf sich hielten Nietzsche und vor allem seinen Zarathustra gelesen. (Der Steppenwolf erschien Anfang des 20 Jahrhunderts und Zarathustra Ende des 19. - Als Hesse 1877 geboren wurde, lebte Nietzsche noch – er starb 1900)

Doch von diesen mehr persönlichen Ärgernissen noch eher allgemeine Worte zum Buch.
Wie schon angedeutet hat mir der erste Teil, mit dem ich mich sehr gut identifizieren konnte, sehr gut gefallen. Der Weg, den der Steppenwolf danach einschlägt gefiel mir nicht mehr und das Ende des Buches empfand ich als zu kryptisch und verworren. Mir wurde nicht vollständig klar, was Hesse damit sagen will oder besser gesagt, welche Moral er aus der Geschichte gezogen haben könnte.

Dennoch ist der Steppenwolf zu empfehlen. Es ist ein Buch, daß sicherlich auch zum Denken und vor allem zum Nachdenken anregt und das schadet bekanntlich selten! ; )
Es ließt sich flüssig und ist abgesehen von dem kryptischen Ende gut verständlich.
Ein Buch, daß über die bloße Unterhaltung hinausgeht aber dennoch nicht wirklich anstrengend wirkt.

15 Bewertungen, 1 Kommentar

  • Ingwer

    25.04.2002, 10:53 Uhr von Ingwer
    Bewertung: sehr hilfreich

    Oh- Hi Du! Endlich hab ich jemanden wiedergefunden! Auch beim Neustart dabei? LG, Ingwer