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Erfahrungsbericht von Prisca

LENZ, Anita *** Wer liebt, hat Recht ***Hier kann Frau sich wiedererkennen!

Pro:

wie aus dem realen Leben

Kontra:

ein bißchen kurz?!

Empfehlung:

Ja

Neulich war es mal wieder soweit – von meinem Bertelmann Club flatterte mir eine Kaufaufforderung ins Haus. Wenn sie nicht bis zum … gekauft haben, schicken wir ihnen unseren Vorschlagsband zu. Hilfe! Nein, den kann ich doch überhaupt nicht gebrauchen. Na ja, um ehrlich zu sein – seit ich Ebay entdeckt habe und meine Bücher meist billig ersteigere, brauche ich eigentlich überhaupt keine Bücher mehr aus dem Bertelmann Club. Vielleicht sollte ich endlich mal meine Kündigung schreiben.

Aber ich schweife ab. Jedenfalls habe ich schnell die Clubseite aufgerufen und ein wenig gestöbert. Es muss doch irgendein günstiges Buch geben, das mich vielleicht interessieren könnte und das mich vor dem Hauptvorschlagsband retten würde.

Stöber – Such. Was ist das???

WER LIEBT, HAT RECHT

von Anita Lenz. Da habe ich doch schon mal was vor gehört. War bestimmt bei Ciao, oder Dooyoo oder so. Jedenfalls meine ich mich zu erinnern, das mir der Bericht über dieses Buch zugesagt hatte. Und mit knapp 8,-- Euro zählt das Buch ja auch nicht zu den Luxusausgaben des Clubs. Also, das bestellen wir uns.

Einige Tage später liegt das Buch vor mir – ich bin enttäuscht. Das ist ja nur ein dünnes Taschenbuch, gerade mal 185 Seiten hat es. Und die Aufmachung – na ja, ansprechend finde ich die auch nicht gerade. Eine weibliche Hand ist auf dem Titelbild zu sehen, die eine Gardine ein wenig zur Seite hält. Muss ich das jetzt lesen?

Nein, natürlich nicht. Das Buch landet also erst mal in meinem Bücherregal und wird vergessen. Aber letzte Woche – ich bin gerade auf Buchsuche. Was lesen wir denn jetzt mal – es soll mal etwas ganz anderes sein - kein Thriller – kein Historienroman. Wie wäre es mit einem Liebesroman? Ja, das ist eine gute Idee.

Keine Angst, ich komme jetzt endlich zum Thema (wurde ja auch Zeit – sollst du denn immer so abschweifende Einleitung schreiben? Schäm … aber nun ist es eben passiert). Um es kurz zu machen, ich griff also nach dem Buch

WER LIEBT HAT RECHT

Und begann zu schmökern. Um euch das Buch jetzt etwas näher vorzustellen, werde ich, wie meist in meinen Buchberichten, mit dem Inhalt des Buches beginnen.

Maja Irgendwer (ich weiß den Nachnamen wirklich nicht mehr, bin mir aber auch gar nicht sicher, ob er im Buch überhaupt erwähnt wurde – bleiben wir also bei den Vornamen) ist bereits 28 Jahre verheiratet, mit einem Literaturprofessor – Helmut, auch Hemu genannt. Sie haben einen fast erwachsenen Sohn – der mit seiner ebenfalls fast erwachsenen Freundin etwas ungewollt Vater wird – Maja und Hemu sind also auf dem besten Wege, Großeltern zu werden.

Führen die beiden eine glückliche Ehe? Schwer zu entscheiden – Maja lebt in ihrem geliebten Berlin, Hemu in Tübingen, sie sehen sich also nur am Wochenende. Zuneigung, Zärtlichkeiten gibt es dann genug – echten Sex weniger. Maja braucht das nicht, ihr genügt die Gewissheit, mit ihrem Hemu glücklich verheiratet zu sein.

Anders Hemu. Er fühlt sich schon lange vernachlässigt, leidet unter dem „Sexentzug“ – und es kommt, wie es kommen muss – er sucht sich eine Geliebte. Ob er schon häufiger eine hatte, heimlich und unerkannt, bleibt im Roman offen. Fest steht jedenfalls – eines Tages gehen Maja die Augen auf:

Da muss es eine andere geben. An dieser Stelle setzt der Roman ein. Alles andere, was ich euch bisher geschildert habe, die Vorgeschichte also, erfahren wir im Laufe des Romans durch Majas Gedanken und Erinnerungen. Denn es ist nicht einfach so, wie Maja sich das vorstellt – irgendwo im fernen Tübingen sitzt eine Rivalin. Ja, sie sitzt schon da – aber sie wartet nicht allein auf Hemu – sie hat ein Kind von ihm bekommen. Erst wenige Monate alt ist dieses Zeugnis seines Fehltritts.

Hemu – ehrlich wie er nun mal ist – meint, das einfach aus der Welt schaffen zu können ( Männer – pah!) . Er beichtet Maja von seinem „Unglück“ – natürlich wird er sich sofort von Mutter und Kind trennen, aber natürlich wird er die Vaterschaft anerkennen und wenigstens „Zahlvater“ werden – sonst wäre er ja ein Schwein.

Maja ist hin- und hergerissen von ihren Gefühlen. Wut auf die fremde Frau, noch mehr Zorn auf das unschuldige Kind und ihre Gefühle gegenüber Hemu?! Sie schwankt zwischen Liebe und Hass, zwischen Hoffnung und Eifersucht. Sie möchte ihm glauben, vertrauen, aber es gelingt ihr nicht. Die Situation spitzt sich zu, als sie beginnt, in Hemus Sachen zu stöbern, Briefe der Frau entdeckt, Bilder von dem Kind.

Es ist ja alles nicht so, wie Hemu vorgibt. Er will sich ja gar nicht wirklich von der Geliebten trennen – doch, er ist schon bereit, sie als Geliebte aufzugeben – aber sie ist und bleibt die Mutter seines Kindes, seiner Sohnes, Michael heißt er und gewinnt für Maja immer mehr an Gestalt. Er sieht Hemu ähnlich – und Hemu ist so stolz auf ihn, auch wenn er anderes behauptet. Nur „Zahlvater“?! Nichts da – Hemu will da sein für dieses Kind – will ihn auf seinem Lebensweg begleiten – und damit wird er auch die Mutter begleiten……

Das soll´s mit dem Inhalt gewesen sein, wie gesagt, das Buch hat nur 184 Seiten, wenn ich jetzt weiterschreibe, habe ich euch bald das ganze Buch verraten. Obwohl das Buch inhaltsmäßig gar nicht mehr bietet – aufgeschrieben findet der Leser hier Gedanken und Gefühle von Maja. Nicht mehr und nicht weniger.

Langweilig, werden jetzt manche von euch stöhnen. Habe ich zuerst auch gedacht, zumal der Stil, in dem dieses Buch geschrieben ist, ein sehr seltsamer ist. Es scheint eine Mischung zu sein aus Tagebuch und Briefen – in der Ich-Form geschrieben (natürlich aus der Sicht von Maja). Die Sprache ist spontan und offen, so, wie einem Gedanken kommen – nicht wie ein durchdachter geschriebener text. Gleiches gilt für den Inhalt, Gedankensprünge sind vorhanden – was aber den Lesefluss nicht weiter stört, weil es in dieses Buch passt. Nicht eine einzige wörtliche Rede wird man in diesem Buch finden. Man muss sich wirklich erst mal einlesen – aber das ist einem entweder nach spätestens zwei, drei Seiten gelungen und dann will nur noch mehr von Majas Gefühlen erfahren – oder man legt das Buch als „ unlesbar“ wieder ins Regal zurück.

Wie ihr an diesem Bericht erkennen könnt, ich habe mich eingelesen und fand es dann so toll, das ich es nicht mehr aus der Hand gelegt habe, bis ich es zwei Stunden später durchgelesen hatte. In vielen Gedanken und Gefühlen dürfte „Frau“ sich wieder erkennen, in vielen Handlungen von Hemu dürfte „Frau“ ihren Mann, Freund wieder erkennen. An diesem Satz dürftet ihr, liebe Leser, nun auch erkennen, für wen dieses Buch meiner Ansicht nach geschrieben wurde.

Es ist ein Buch von einer Frau für alle anderen Frauen auf der Welt – Männer werden mit diesem Buch nichts anfangen können.

Um euch den Schreibstil dieses Buches etwas näher zu bringen, möchte ich euch wieder mal eine kurze Leseprobe aus dem Buch hinterlassen.

Maja hat gerade in den Briefen von Hemu gestöbert, Bilder von dem Kind entdeckt.

„Ich dumme, dumme Kuh, warum habe ich bloß in diesen verfluchten Briefen herumgewühlt, warum habe ich mir obendrein den Anblick der beigelegten Kinderfotos angetan. Ganz schnell, aber immerhin lang genug….. Das habe ich befürchtet. Das Kind sieht ihm ähnlich, ohne Zweifel, mein Mann hat sich verewigt. Das habe ich immer befürchtet und jetzt sehe ich es. In 13x18, bunt mit gezacktem Rand. Die gleiche Stirn, die gleich Kopfform, nur die Augen sind schwarz, die Lippen schmaler. Was soll ich jetzt nur machen? ….. Wie soll ich noch mit einem Mann schlafen, von dem ich genau weiß, dass er in Tübingen ein Doppelleben führen wird. Der seinem Kind nicht wie x-mal versprochen ferner Onkel sein will, sondern ein von der Mutter geschiedener Vater … der dabei ein ganz besonderes Gefühlsleben entwickeln wird, das ich nicht teilen kann….. Der seine Heimlichkeiten fortsetzen will, fortsetzen muss, weil er das Kind ja schon liebt. Wie lange wird es brauchen, bis Helmut mir vorwerfen wird, eine verabscheuungswürdige Egoistin zu sein? Die einem unschuldigen Kind den Vater stehlen und ihn zum Schwein machen will?“

Ich denke, das sollte ausreichen, um einen kleinen Eindruck des Schreibstils in diesem Buch zu vermitteln – jetzt müsst ihr entscheiden, ob es euch vielleicht interessiert.

Mein Fazit lautet jedenfalls:
Ein nettes kleines Büchlein für die Frau von heute, leicht und schnell zu lesen, Unterhaltung für einen verregneten Sonntagnachmittag. Ich glaube, das „Frau“ sich in ihren Gedanken und Gefühlen in diesem Buch wieder erkennen wird, weil sie selbst ähnliches erlebt hat, weil sie eine Freundin kennt, die ähnliches erlebt hat… es ist eben ein Buch voll aus dem Leben.

@ Prisca - ich schreibe auch bei Ciao und Dooyoo

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