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ab 12,09
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Erfahrungsbericht von BjoernS

London Part XV: Stadtgeschichte(n)

Pro:

spannend, interessant, lehrreich, bewegend - einfach genial

Kontra:

nichts

Empfehlung:

Ja

London fasziniert mich, dass werden hier inzwischen sicherlich einige festgestellt haben. Und lesen tue ich auch gerne, was liegt da näher, als beides miteinander zu verbinden. Die beste Möglichkeit dazu bietet ein Roman mit dem einfachen Namen London ...


Fakten

Das 887 Seite starke Buch „London“ von Edward Rutherfurd ist Ende 2000 Droemersche Verlagsanstalt Th. Knaur Nachf. , GmbH & Co erschienen und kostet derzeit 12,90 Euro. Als ISBN wird die Nummer 3426618303 vermerkt und neben der Taschenbuchausgabe gibt es auch eine gebundene Ausgabe, die bereits 1998 erschienen ist.


Storyline

Das Buch beschreibt in Romanform die Geschichte einiger weniger Familien und beginnt im Jahre 54 v. Christus. Damals siedelten am Fluss etwa 200 Menschen und ein junger Fischer mit einer weißen Haarsträhne war einer von Ihnen...

Insgesamt konzentriert sich die Handlung vor allem auf die Nachfahren von diesem Fischer und auf die Nachfahren einiger Personen, die innerhalb der ersten Kapitel eingeführt werden. Die einzelnen Kapitel beschreiben zeitliche Epochen und das Leben und Wirken der Familien dieser Nachfahren. Manchmal sind die Sprünge innerhalb der Zeit nur wenige Jahre, manchmal werden ganze Jahrhunderte unberücksichtigt gelassen. Eine echte Storyline ist schwer zu beschreiben, denn in einer gewissen Form sind die Kapitel abgeschlossene Familiengeschichten und in einer gewissen Form ist es doch immer wieder eine komplexe Geschichte, denn Vorfälle aus der Vergangenheit spielen immer wieder eine Rolle.

Die Stadt London spielt im gesamten Roman eine zentrale Rolle, nicht nur weil sie Schauplatz der Geschichten ist, sondern weil diese Geschichten unter anderem auch die Entwicklung der Stadt und die Entwicklung von England dokumentieren.


Meine Meinung

Das Buch ist einfach genial und ich kann es jedem, der sich für die Geschichte von London interessiert einfach nur ans Herz legen. Aus der Perspektive eines Erzählers verfolgt der Autor die Familiengeschichten einiger weniger London-Bewohner und schafft es dabei immer wieder einen eindrucksvollen Einblick in die Geschichte der Stadt zu integrieren.

Manche Passagen fundieren auf echten geschichtlichen Erkenntnissen und werden doch nur in Nebensätzen erwähnt. So erfährt man - ganz nebenbei – warum London heute so ist, wie es ist. Man kann die Entwicklung der Demokratie und der Stadt bis in die heutige Zeit verfolgen, ohne dabei das Gefühl zu haben, ein Geschichtsbuch zu lesen. Manchmal am Rande, manchmal etwas intensiver werden die politischen Gegebenheiten der jeweiligen Zeit in die Geschichte eingebaut. Dabei gelingt es dem Autor stets, diese Gegebenheit in einen Zusammenhang mit den handelnden Personen zu bringen und die Umstände durch die Geschichte der einzelnen Personen zu erklären. Dabei wird es nie langweilig, man kann dieses Buch nur schlecht aus der Hand legen, denn es ist spannend und lehrreich zugleich.

Schön ist auch die Aufzeichnung der städtebaulichen Geschichte, die sich durch die einzelnen Kapitel zieht. Man erfährt, wie bestimmte Stadtteile entstanden sind, warum bestimmte Plätze auch heute noch eine zentrale Rolle spielen und wie beispielsweise Straßen- und Platznamen entstanden sind. Dabei wird auch dieses Element geschickt in die Story eingebaut, so dass man sich oft bildlich vorstellen kann, wie es gerade aussieht. An manchen Stellen verweist der Autor dabei auch auf das heutige Aussehen, so dass der Londonkenner die geschichtlichen Vorgänge sehr gut in einen Zusammenhang mit dem heutigen Aussehen der Stadt bringen kann. Dabei wird der Lesefluss durch solche Angaben an keiner einzigen Stelle unterbrochen, man hat niemals das Gefühl, dass solche Angabe jetzt plötzlich fehl am Platze sind – so wie man es bei anderen historischen Romanen manchmal hat.

Die enthaltenen Informationen sind reichhaltig und doch so gut gestreut, dass vieles davon hängen bleibt und man nicht mit Informationen erschlagen wird. Die Geschichten der beteiligten Familien werden immer wieder geschickt mit einander verwoben und man teilt Freud und Leid mit den handelnden Personen. In den letzten Kapitel sind die verschiedenen Familiengeschichten und –verbindungen dann manchmal etwas unübersichtlich, man muss sich schon ein wenig konzentrieren, um die verschiedenen Zusammenhänge noch richtig zu erkennen. In diesem Teil des Buches hilft ab und zu ein Blick auf ein Diagramm, welches sich am Anfang des Buches findet und die Beziehungen der einzelnen Personen zueinander verdeutlicht. Man braucht dieses Diagramm nicht wirklich, aber es hilft – vor allem am Ende – ein wenig, wenn man vor jedem Kapitel kurz ein Blick darauf wirft. Dies wird unter anderem dadurch erleichtert, dass das Diagramm nach Kapiteln sortiert ist. Trotz dieser kleinen „Verzwicktheit“ ist das Buch insgesamt äußert gut und flüssig zu lesen.

In der Widmung des Buches wird den Mitarbeitern des Museum of London gedankt – und die entsprechende Beteiligung merkt man immer wieder, wenn es um geschichtliche Zusammenhänge geht. Das Nachwort des Autors gibt einen interessanten Einblick in die Vermischung von Fiktion und Tatsachen innerhalb dieses Romans.


Fazit

Ein hervorragendes Buch, im Bereich der historischen Romane das beste, dass ich je gelesen habe. Die Familiengeschichten sind spannend und manchmal auch emotional bewegend, die Informationen über das englische Empire und vor allem über die Entwicklung der Stadt London sind faszinierend, äußerst gut nachvollziehbar, reichhaltig und doch nicht erschlagend. Londonliebhaber sollten dieses Buch auf jeden Fall lesen, aber auch für alle anderen gibt es eine uneingeschränkte Leseempfehlung und natürlich nur Bestnoten. SO müssen historische Romane sein ....


Vielen Dank fürs Lesen, Bewerten und Kommentieren
Cu easywk