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Erfahrungsbericht von Anachronistin

Blackbox! Unerwartete Systemfehler

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Blackbox. Unerwartete Systemfehler

Das Buch „Blackbox“ von Benjamin von Stuckrad-Barre habe ich bereits im diesjährigen Urlaub in Portugal gelesen. Zunächst muss ich sagen, dass ich eine andere Erwartung an den Inhalt des Buches gestellt hatte, und daher erst einmal enttäuscht war. Ich vermutete eine wissenschaftliche Herangehensweise des Autoren an die Thematik.
Ich kannte Stuckrad-Barre nur namentlich, bevor ich „Blackbox“ kaufte, und wusste daher nicht, womit ich es zu tun bekäme.

„Blackbox“ beinhaltet acht Geschichten, die, man könnte es so sagen, das Leben schreibt. Mit dieser Darstellungsweise wird man allerdings Stuckrad-Barre nicht gerecht, seinen Geschichten ebenso wenig. Er beleuchtet Alltägliches und sucht die Fehler im jeweiligen System. Sein Hauptanliegen scheint jedoch m. E. im „Aufräumen“ bzw. „Klarstellen“ zu bestehen. Im Grunde genommen wird jeder und alles aufs Korn genommen. Stuckrad-Barre wird nicht müde, Kritik zu üben, und dies in seiner lockeren, gefühlsstrotzenden Sprache. Er formuliert überlegt, neigt dabei sehr zu „trendigen“ Sprachverunglimpfungen. – Nicht zu Unrecht wird er daher auch als Popautor bezeichnet.

Die einzelnen Geschichten sind wie folgt im Buch aufgeschlüsselt:

1. herunterfahren
2. vom netz
3. speichern unter: krankenakte dankeanke
4. strg s
5. soundfiles
6. standarddokument
7. dialogfelder
8. neustart

Dieses Verzeichnis hatte mich beim ersten Lesen sehr irritiert, weil ich mir darunter nun gar nichts vorstellen konnte – weder anregende Geschichten, noch wissenschaftliche Betrachtungen. – Weit gefehlt, die Geschichten kamen und fesselten mich.

Den Leser erwartet zu Beginn des Buches eine Kurzgeschichte, welche eine Personengruppe beschreibt, die quasi Eins geworden ist mit ihrem Computer. Man hat Schwierigkeiten, Mensch und PC voneinander getrennt zu betrachten. In der Geschichte geht es daher nicht nur um den Absturz eines Computers. (Vorteilhaft für den Leser ist die Kenntnis computertypischen Vokabulars!)
Weiter geht es mit einer Geschichte, in der es um einen Mann geht, der von seiner Geliebten verlassen wurde. Und mehr als das, denn sie überlässt ihm eine größere Geldsumme, um ihn loszuwerden.
Die dritte Geschichte offenbart die vermeintliche Affäre des Popautors mit der Komödiantin Anke Engelke. Dass hier autobiographische Fakten verarbeitet werden, scheint offensichtlich. Denn der Popautor aus der Geschichte ist kein geringerer als Stuckrad-Barre persönlich.
Schließlich wird der Leser in die Welt der „S.“ geführt. Dies ist eine junge Frau, die unter Essstörungen leidet. Der Autor beschreibt verschiedene Situationen aus dem Leben der „S.“, die immer wieder die Problematik des Essens bzw. des Nichtessens berührt.
Die darauf folgende Geschichte befasst sich scheinbar mit allem, und wäre durchaus einordenbar in die Kategorie „Dinge, die die Welt nicht braucht“.

Wirklich lustig fand ich die letzte Geschichte, in der es, wie der Titel verrät, um einen Neustart geht, und zwar um den Neustart eines jungen Mannes, der eine Stadt verlässt, um in eine andere zu ziehen. Der Autor beschreibt auf ergreifende Art und Weise den Einzug des jungen Mannes in eine WG und alle damit verbundenen Probleme und Schwierigkeiten. – Schon allein diese Geschichte ist den Kauf des Buches wert. – Zugegebener Maßen kann man es wohl auch leihen.

Als kleine Beigabe liefert uns Stuckrad-Barre einen Flugzeug-Absturz mit, und zwar in Form eines Daumenkinos. Das erkennt man, wenn man das Buch schnell von hinten nach vorn durchblättert.


von Stuckrad-Barre, Benjamin (2002): Blackbox. Unerwartete Systemfehler; Goldmann Verlag (Originalausgabe 2000 bei Kiepenheuer & Witsch, Köln) ISBN 3-442-45166-3 Preis: 9,00 €




----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-11-26 12:38:26 mit dem Titel Soloalbum!

Soloalbum!


Dieser Roman, „Soloalbum“, ist nach „BlackBox“ das zweite Buch, welches ich von Stuckrad-Barre gelesen habe. Der leichtfüßige Erzählstil des Autors hatte mich zum Kauf eines weiteren Buches bewogen. Und ich wurde nicht enttäuscht.

„Soloalbum“ beschreibt einen jungen Mann, der in eine tiefe Lebenskrise stürzt, als sich seine Freundin nach vierjähriger Beziehung von ihm trennt. Besonders dramatisch hebt sich hier die Tatsache hervor, dass sie sich per Fax von ihm verabschiedet.
Zum Zeitpunkt des Verlassen-Werdens fällt es ihm wie Schuppen von den Augen, wie sehr er sie im Grunde doch liebt. Ja, es erscheint sogar so, dass er sie nun noch mehr liebt, da sie ihn nicht mehr will.

Wer Stuckrad-Barre kennt, der weiß, dass hier nun keine depressive Geschichte folgt, die uns dazu verführt, Tränen zu vergießen. Der Autor versteht es, seinen teilweise finsteren Humor mit brillanten Ideen zu verknüpfen, die er ansprechend in diesem Roman umsetzt.

So erlebt der Leser, wie der von seiner Freundin Verlassene verschiedenste Phasen des Trennungsschmerzes durchlebt. In rasantem Tempo fällt der Ich-Erzähler von einem Loch ins nächste, suhlt sich in seinem Schmerz und Selbstmitleid, steht wieder auf und fällt. Seine Wohnung versinkt im absoluten Chaos. Er sieht schamhaft auf seinen, vom steigenden Bierkonsum anwachsenden, Bauch. Er beginnt zu joggen und ist fortan darauf bedacht, sich halbwegs gesund oder zumindest kalorienarm zu ernähren.
Wird die Einsamkeit zu unerträglich, ruft er seine Ehemalige heimlich an, nur um schnell wieder aufzulegen oder ihr unsagbare Geschichten bezüglich neu kennen gelernter Frauen zu erzählen. Er hofft auf diese Art und Weise ihre Eifersucht zu wecken, was nicht nur misslingt, sondern auch noch ins Gegenteil umschlägt, weil sie ihm nämlich zu seiner neuen Liebe gratuliert.

„Soloalbum“ ist ein Roman, der einem Tränen des Lachens in die Augen treibt. Hier wird ein Lebensabschnitt geschildert, wie wir ihn wohl alle schon erlebt haben. Da es uns im Allgemeinen nicht sonderlich gut gelingt, auf solch humoristische Art und Weise einen Rückblick auf alte Lieben zu gestatten, bin ich Stuckrad-Barre um so dankbarer.

Stuckrad-Barre ist ein erfrischend jugendlicher Roman gelungen, der den Leser Anteil nehmen und doch gleichzeitig schmunzeln lässt. – Gelobt wird „Soloalbum“ u. a. von Harald Schmidt und von Harry Rowohlt. – Ich kann mich dem nur anschließen.
In diesem Sinne: Lest es selbst!



von Stuckrad-Barre, Benjamin (2002): Soloalbum
Goldmann Verlag(Originalausgabe 1998, Kiepenheuer & Witsch, Köln)
ISBN 3-442-45203-1
Preis: 7,90 €






----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-12-04 10:30:36 mit dem Titel Livealbum!

Livealbum!


Ich will einen weiteren Roman von Benjamin von Stuckrad-Barre vorstellen, nämlich „Livealbum“. – Nachdem ich zunächst „BlackBox“ und „Soloalbum“ von Stuckrad-Barre gelesen habe, und insbesondere von „Soloalbum“ schwer begeistert war, stürzte ich mich neugierig auf das nächste Werk.
Wieder war es der lockere Erzählstil Stuckrad-Barres, der mich zum Kauf des Buches verleitet hat. Und wieder war es so, dass ich nicht enttäuscht wurde.

In seinem 1999 veröffentlichten Roman „Livealbum“ geht es um einen Autor, der sich auf eine Lesereise begibt, und zwar auf seine erste. Bei der Betrachtung der Hauptfigur des Romans liegt es natürlich nahe, autobiografische Verbindungen zu Stuckrad-Barre suchen und finden zu wollen. Dankbarer Weise wird uns diesbezüglich auch in diesem Buch die Wahrheit verschwiegen. – Stuckrad-Barre scheint seine Freude an Gerüchten zu haben, an heimlich laut werdenden Vermutungen. Ich teile diese Freude und interessiere mich für seinen Roman.

Die Lesereise des Jungautors führt ihn zu zwölf Stationen. Jeder Termin liegt in einer anderen Stadt und bedeutet immer wieder neues Publikum für ihn. Mal kennt man ihn und hat speziell auf ihn gewartet, ein anderes Mal wieder liest er in einer Stadtteilbibliothek vor Menschen, die zur selben Stunde zum ersten Mal seinen Namen hören.

Stuckrad-Barre beschreibt in gewohntem locker-gelösten Erzählstil das Auf und Ab des Jungautors auf seiner Lesereise, aber auch die Menschen, die ihm begegnen und mehr oder minder neugierig auf seine Lesung warten.

Im Mittelpunkt dieses Buches steht die ungeschriebene Frage, wie es einem Menschen bekommt, wie er sich verändert, wenn er Abend für Abend im Mittelpunkt steht, Interviews gibt und quasi die Funktion eines Entertainers einnimmt. – Stuckrad-Barre stellt den Jungautor hier in wenig glanzvolles Licht. Die sprichwörtlichen Abgründe tun sich, wenn die Abende nach den Lesungen von Tag zu Tag hemmungsloser beschrieben werden...

Wieder einmal ist Stuckrad-Barre ein Roman gelungen, der den Leser mitreißt und an der Lesereise teilnehmen lässt. Und dies alles geschieht nicht ohne die gewohnten Passagen, die einen herzlich lachen lassen.
Die Umschlagseite des Buches offenbart die positiven Kritiken der „taz“, der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ und der „Süddeutschen Zeitung“.



von Stuckrad-Barre, Benjamin (2002): Livealbum
Goldmann Verlag (Originalausgabe 1999, Kiepenheuer & Witsch, Köln)
ISBN 3-442-45204-X
Preis: 7,90 €

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