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Erfahrungsbericht von Prisca

Patricia Nell Warren - Der Langstreckenläufer --- langweiliger Titel, klasse Buch!

Pro:

einfach zu lesen - viele Pferdekenntnisse

Kontra:

manchmal etwas zu viel Kitsch

Empfehlung:

Ja

Heute möchte ich euch über ein Buch berichten, das mich irgendwo sehr traurig und nachdenklich gemacht hat. Es ist ein Buch von Patricia Nell Warren:

DER LANGSTRECKENLÄUFER

Noch nie von gehört?! Nicht von dem Buch und erst recht nicht von dieser Schriftstellerin?! Na ja, das Buch wird, meiner Meinung nach ein wenig zu Unrecht als Schwulen- und Lesbenliteratur bezeichnet, also sicher nicht das, was man sich als normalen Lesestoff herauspicken würde.

Wie ich zu diesem Buch kam? Na ja, durch ein Meinungsforum natürlich. Hier hatte ich einen wirklich interessanten Bericht über das Buch gelesen. Ich gebe es ja zu, sicher war es nicht nur der Inhalt des Buches selber, der mich neugierig machte. Es war die ganze Thematik: ein Mann liebt einen Mann – eigentlich halte ich mich für einen aufgeklärten Menschen, der in Homosexualität nichts unnormales sieht, aber es ist doch zumindest etwas, was mir irgendwo fremd ist und mich neugierig macht.

Also habe ich nach diesem Buch gesucht, was gar nicht so einfach war. Auf Versteigerungen – Fehlanzeige! Booklooker – Fehlanzeige. Zu guter letzt blieb mit noch Amazon de. Wo ich das Buch dann tatsächlich bekam, als Taschenbuch zu einem sagenhaften Preis von 13,45 Euro. Ich bin fast vom Glauben abgefallen, als ich den Preis sah, aber da ich nun einmal DIESES Buch wollte und kein anderes, habe ich in den sauren Apfel gebissen!

Zwei Tage später lag das Buch dann vor mir (eins muss man Amazon lassen, schnell liefern tun sie ja!) und natürlich fing ich gleich an zu schmökern. Aber bevor ich euch jetzt von meinen Eindrücken schreibe, werde ich euch eine kleine Inhaltsangabe machen, damit ihr euch überhaupt etwas unter dem Titel: Der Langstreckenläufer vorstellen könnt (hört sich doch eigentlich recht langweilig an, oder???)

Harlan Brown ist Trainer für Leichtathleten an einem kleinen amerikanischen College. Eines Tages wird sein Leben von Grund auf umgekrempelt, als drei junge Sportler vor ihm stehen: Vince Matti, Jacques LeFont und Billy Sive … sie wollen nur eines: Laufen! Gewinnen! Die nächste Olympiade!

Aus ihrem letzten College wurden sie hinausgeworfen, jetzt ist Harlan für sie die letzte Hoffnung. Harlan, selbst schon häufiger in Schwierigkeiten gewesen – denn er ist homosexuell. Bei ihm erhoffen sich die drei Jungen Hilfe und Verständnis, er wird sie trainieren, auch wenn (oder gerade weil???) sie ebenfalls schwul sind.

Harlan erkennt das Potential, das in den dreien steckt – ja, sie haben eine gute Chance, in die Olympiaauswahl zu kommen, es sind drei Top Läufer, die da vor ihm stehen – wenn man sie nur lässt (schwul ist krank, schwul sein ist eine Schande, Schwule gehören nicht in die Öffentlichkeit = das ist die Einstellung der Gesellschaft). Er beschließt, die drei zu trainieren.

Was ihn dann selbst überrascht, sind die tiefen Empfindungen, die er für Billy entwickelt. Aber er wehrt sich dagegen – niemals wollte er als Trainer etwas mit einem Schüler anfangen – das bringt Probleme, er weiß es. Seine Läufer stehen in der Öffentlichkeit – es sind Top Läufer – und sie haben schon mit genug Problemen zu rechen, wenn ihre Veranlagung durchsickert. Da muss man nicht noch Öl ins Feuer gießen, indem es da eine Beziehung zwischen dem sehr viel älteren Trainer mit seinem jungen Schützling gibt!

Anfangs gelingt es ihm, seine Gefühle zu überspielen, indem er gerade Billy beim Training besonders hart ran nimmt. Aber Billy leidet unter der schroffen Art Harlans, seine Leistungen sind nicht das, was Harlan erwartet hatte. Denn Billy seinerseits hat sich in Harlan verliebt...

Soweit eine kurze Inhaltsangabe zum Buch. Hört sich eigentlich eher langweilig an?! Ist es aber nicht! Es ist ein sehr schöner, „leiser“ Roman. Spannend im Sinne von einem Thriller ist er sicher nicht – er ist spannend wie das Leben selbst!

Geschrieben aus der Sicht von Harlan, auf eine Art, die dem Leser das Gefühl gibt, hier keinen Roman zu lesen sondern eine echte Biographie. Man kann die Empfindungen von Harlan so gut nachvollziehen, als würde man alles direkt miterleben. Und das ist es, das diesen Roman so lesenswert macht.

Erzählt wird einerseits von den Schwierigkeiten der Schwulen, in der Gesellschaft anerkennt zu werden. Okay, der Roman spielt in Amerika (1974 und folgende Jahre). Gerade erst wurde das Gesetz gegen die Homosexualität abgeschafft (bis dahin war es strafbar, homosexuell zu sein!!!). Aber die Abschaffung eines Gesetzes allein ist es nicht – ein Umdenken in der Gesellschaft hat jedenfalls noch nicht stattgefunden. Schwule sind krank! Schwule gehören ausgerottet! Leute, sperrt eure Kinder ein, die Schwulen kommen!...Mit solchen Vorurteilen müssen die „Romanhelden“ schon jahrelang leben. Als ihr Schwulsein dann an die Presse kommt und damit überall publik wird, wird es noch schlimmer: beleidigende Telefonanrufe, Drohbriefe. Wir bringen euch um! Selbst im Sport, in dem sie Höchstleistungen für Amerika vollbringen könnten, werden ihnen Steine in den Weg gelegt – sie werden gemieden, ungerechtfertigt gesperrt, Sponsorengelder werden ihnen gestrichen! Als sie sich allem zum Trotz durchsetzen, auf eigene Kosten zu den Veranstaltungen fahren, werden sie trotz ihrer hervorragenden Leistungen mit Buhrufen empfangen – angepöbelt von den Zuschauern, aber auch von den anderen Sportlern. Sie sind Aussätzige!

Diese Verachtung durch die Gesellschaft – diese Schwierigkeiten, mit denen Homosexuelle zu kämpfen hatten (und leider immer noch haben!) – das bringt das Buch wahnsinnig gut rüber. Und es hat selbst mich als Heterosexuellen unwahrscheinlich traurig gemacht – auch ein wenig wütend, aber vor allem traurig – das es so was in unser angeblich ja ach so aufgeklärten Welt gegeben hat - nein, das hat es nicht gegeben, das gibt es wohl immer noch. Ich kann das natürlich nur aus meiner Sicht betrachten und nicht aus der Sicht eines Homosexuellen … aber wenn man mal mit etwas offenen Augen durch die Welt geht, Zeitungs- und Fernsehberichte zu dieser Thematik verfolgt, dann muss man einfach erkennen, das die Schwulen auch heute noch mit völlig aus der Luft gegriffenen Vorteilen zu kämpfen haben, das sie angefeindet werden, das ihnen Hass und Verachtung entgegenschlägt.

Sicher, die Gesetze haben sich weiterhin gelockert – obwohl man auch da wohl kaum von Gleichbehandlung sprechen kann. Aber die Gesetze allein sind es ja auch nicht – es ist die Gesellschaft, die einfach nicht begreifen will, das Homosexualität keine Krankheit ist, nicht Schlimmes – sondern das da einfach ein paar Menschen eine etwas andere Einstellung zu ihrer Sexualität haben. Es sind doch ganz normale Menschen, so wie du und ich – sie haben ganz normale Träume, Wünsche, Gefühle.

Gefühle! Ja, auch die kommen in diesem Roman nicht zu kurz – die Gefühle von Harlan und Billy vor allem. Was hier erzählt wird, ist eine ganz leise und vor allem eine sehr ehrliche Liebe. Ihr werdet nicht den üblichen Kitsch aus Liebesromanen vorfinden (keine Angst). Aber man spürt die tiefe Liebe dieser beiden Männer zueinander ist, nur wird sie nicht beherrscht von den großen Glückgefühlen, eher von Verzweifelung und Traurigkeit.

Ja, ihr werdet auch einige sexuelle Szenen in diesem Buch finden, aber sie sind mehr angedeutet, als beschrieben. Was schreibt Harlan an der einen Stelle des Buches so schön:

„ Obwohl ich ehrlich sein will, kann ich nicht alles erzählen. Das hat mehrere Gründe. Erstens kann ich meine Gefühle besser verbergen als zeigen. Zweitens fehlt mir die nötige literarische Begabung. Drittens muss ich auch ein paar Erinnerungen für mich behalten und viertens bin ich mir nicht sicher, ob ich mich an die genaue Reihenfolge dessen erinnern kann, was zwischen Billy und mir geschah. Außerdem dürfte wohl allgemein bekannt sein, was vorgeht, wenn zwei Menschen miteinander schlafen...“

Nach diesem Motto werden also diese Stellen wirklich nur am Rande berührt, wenn es die Geschichte erfordert.

Alles in allem ein sehr lesenswerter Roman, der ich euch gern ans Herz legen möchte. Lasst euch nicht abschrecken von dem letzten Satz auf dem Buchumschlag, der da lautet: Mit 10 Millionen Exemplaren in 7 Sprachen ist Der Langstreckenläufer wohl der bekannteste und bestverkaufte Klassiker der schwulen Literatur... Es stört mich eigentlich, das man dieses Buch in die Schublade „Schwule Literatur“ stecken will – das hat schon wieder so den Hauch des negativen. Ich habe mich selbst dabei ertappt, das ich überlegt habe, ob ich das Buch mit zur Arbeit nehme, um dort in den Pausen zu lesen – es könnte ja jemand in die Hand nehmen und fragen: Was liest du denn da??? --- Was für ein Blödsinn. Glaubt es mir, es ist ein sehr gut geschriebener Roman, der ein wenig traurig und nachdenklich macht. Und es braucht sich wirklich niemand verstecken, nur weil er dieses Buch liest. Sollte euch tatsächlich jemand deswegen dumm angucken und noch dümmere Sprüche machen: Bist du etwa auch anders rum??? – drückt ihm einfach das Buch in die Hand! Vielleicht tut er ja mal Reinsehen und vielleicht fängt er dann an, mal drüber nachzudenken!

Zum Schluss noch ein paar allgemeine Anmerkungen zum Buch:
316 Seiten
ISBN 3-86187-232-3
Preis: 13,45 Euro bei amazon.de (unverschämt teuer für ein Taschenbuch – aber es lohnt sich)

Es gibt übrigens noch zwei weitere Bücher zu den Personen aus diesem Roman:
Der Himmelsstürmer - hier wird die Geschichte von Billys Sohn erzählt - 15 Jahre später - als er sich auf die Suche nach seinem Vater, nach seiner Vergangenheit macht

Harlans Endspurt - dies ist die unmittelbare Fortsetzung von Der Langstreckenläufer, erzählt die Geschichte Harlans weiter (ist allerdings erst Jahre nach Band 2 erschienen)

Wollt ihr noch ein Fazit?
Ernste Literatur, die sich wirklich für jedermann lohnt! Unwahrscheinlich fesselnd geschrieben – „spannend“ ( in „“, weil es eben keine Spannung im Sinne eines Thrillers ist, es ist die Spannung des Lebens) – gefühlvoll (nicht zu verwechseln mit kitschig!!!).

Ein Buch nicht nur für Homosexuelle, auch wenn es in diese Schublade gesteckt wird!!!



----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2003-06-13 17:31:29 mit dem Titel WOLFF, Evita -- Im Schatten des Pferdemondes

Und wieder mal habe ich ein Buch zu Ende gelesen:

IM SCHATTEN DES PFERDEMONDES

Von Evita Wolff. Sagt euch nichts?! Na ja, ich muss zugeben, diese Schriftstellerin war mir bis vor kurzem auch völlig unbekannt, bis ich dann in einem Bericht lesen durfte, das sie in CELLE geboren wurde. Das allein reichte aus, um meine Neugier zu wecken, schließlich bin auch ich eine gebürtige Cellerin und nur wenige Jahre älter wie E.Wolff.

Zugegeben, nicht gerade ein handfester Grund, sich ein Buch zu kaufen – obwohl ich nichts vom Inhalt oder Schreibstil des Buches wusste, habe ich jedenfalls zugeschlagen, als ich es für günstige 2,-- Euro bei Ebay entdeckt habe.

Schon ein paar Tage später lag es vor mir. Ein überwiegend in Blautönen gehaltener Umschlag, unten ist recht klein ein weißes Pferd abgebildet. Sieht nicht einmal schlecht aus, aber die Aufmachung eines Buches garantiert ja keinen Beststeller. Also kommen wir jetzt zum Inhalt, den weitaus interessantesten Teil eines Buches:

Erich (den Nachnamen hab´ ich vergessen!) ist in einem Waisenhaus aufgewachsen. Schon von Kindheit an kennt er nur einen Traum: Ein eigenes Pferdegestüt! Aber der Weg dorthin ist weit und deshalb entscheidet er sich erst einmal für das Nahe liegende: er sucht sich eine Arbeit auf einem fremden Gestüt. Schnell stellt sich heraus, dass Erich, der den Umgang mit Menschen eher scheu ist, zu Tieren (besonders zu Pferden) ein intensives Verhältnis aufbauen kann. Selbst zu schwierigsten Tieren mit Verhaltensstörungen findet er Zugang. So wird es zu seiner Berufung, solchen Tieren zu helfen und eines Tages wird er nach Schottland auf ein Gestüt gerufen.

Hier gibt es eine wertvolle Stute, die, seitdem sie mal einige Tage unauffindbar verschwunden war, völlig verstört wieder auftauchte, sie lässt keinen Menschen mehr an sich heran, ist für die Zucht unbrauchbar geworden, fast ein Fall für den Schlachthof. Erich nimmt sich ihrer an.

Er findet hier in Schottland aber nicht nur eine neu Aufgabe, er findet ein Zuhause, wie er es sich schon immer gewünscht hat. Menschen, die ihn lieben! Aber es gibt auch hier die negativen Seiten des Lebens: er wird in einen harten Nachbarschaftskrieg hineingezogen….

Soviel recht kurz zum Inhalt. Was fällt euch dazu ein, wenn ihr das so lest? Ach, wie kitschig?!

Zugegeben, diese Gedanken sind nicht ganz unrecht, dieser Roman ist wohl ein typischer Frauenroman mit einer ach-so-traurigen Geschichte (der arme Waisenjunge und seine Träume!), viel Herz-Schmerz (schlurz) und ein wenig Spannung (erzeugt durch den Nachbarschaftskrieg). Trotzdem widerstrebt es mir ein wenig, diesen Roman kurz entschlossen in die Ecke „unlesbarer Kitsch“ zu verbannen.

Er ist recht einfach geschrieben und zumindest zum nebenher lesen gut geeignet. Außerdem vermittelt er recht interessante Einblicke in die Seele eines Pferdes – wird er doch stellenweise fast aus der Sicht dieser Tiere geschrieben. Somit dürfte er zumindest für Pferdenarren mit romantischer Neigung recht interessant sein – aber auch für mich war das mit der Grund, bis zum Schluss am Ball zu bleiben. Man merkt hier schon sehr deutlich, dass die Autorin weiß, wovon sie spricht. (Evita Wolff hat neben Medizin und Erziehungswissenschaften auch noch Tiermedizin studiert!).

Abschließend möchte ich sagen, das mir dieses Buch nicht supergut gefallen hat – dazu wird mir doch mit zu vielen Klischees gearbeitet, auch das Ende ist mir selbst für ein „Happy End“ ein wenig zu übertrieben geraten. Nein, ein Meisterwerk hat man hier nicht vor sich liegen – eher ein Buch, mit dem man sich auf nette weise an einem verregneten Sonntagnachmittag die zeit vertreiben kann. Insofern erklärt sich auch meine Leseempfehlung.

Jetzt noch ein paar nackte Fakten zum Buch:
Evita Wolff
Im Schatten des Pferdemondes
Fischer Verlag
8,90 Euro als TB bei Amazone
gebraucht bei Ebay oder auch Amazon wesentlich günstiger!

Mein Fazit:
Lesen, wenn es euch zufällig mal unter die Finger kommt – oder wenn ihr ein ganz großer Pferdenarr seid!

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