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Erfahrungsbericht von bigmanu

Warum willst du nicht essen Kind!

Pro:

hilft wirklich weiter, gut geschrieben, informativ

Kontra:

nix

Empfehlung:

Nein

„Warum willst du nicht Essen Kind“, ein Ausruf, der mir bei meinem Sohn des öfteren entschlüpft ist, voller Verzweiflung und dem Nervenzusammenbruch nahe. Schon von Anfang an wollte er nicht gerne trinken, verweigerte die Brust und dann auch die Flasche. Alles was mit Milch zu tun hatte, war im schon als Baby zuwider. Er wurde untersucht, mit Spezialnahrung gefüttert, aber es half alles nichts, er nahm als Säugling sogar ab.


Irgendwann war ich dann wirklich am Ende mit meinen Nerven. Schon mit 3 Monaten versuchten wir ihm Brei zu geben, weil er flüssige Nahrung total verweigerte. Aber eine Krankheit oder Unverträglichkeit konnte nicht festgestellt werden. Schlimm war für mich auch immer unsere Krabbelgruppe. Alle gleichaltrigen Kinder nahmen zu und gediehen, nur meiner war spindeldürre und weinte und war unzufrieden. Das zog sich das ganze erste Lebensjahr hin, es war wirklich zum heulen.


Durch Zufall entdeckte ich dann das Buch „Jedes Kind kann richtig essen“ von A.Kast-Zahn/H. Morgenroth. Ich hatte mir schon ein Buch aus dieser Reihe gekauft, und war damit auch sehr zufrieden. Deshalb scheute ich auch die 15,00 Euro nicht und kaufte mir dieses Buch. Es musste einfach irgendetwas mit den Essgewohnheiten meines Sohnes geschehen, so viel war mir und meinem Mann klar.


Ich habe mir auch gleich die Zeit genommen und die 142 Seiten des Buchen in einem Rutsch durchgelesen. Es war am Wochenende, und mein Männe durfte sich um unseren Junior kümmern.

Schon das erste Kapitel war sehr interessant für mich. Hier konnte ich erst einmal die Geschichte der kleinen Anne lesen, die von ihrer Mutter dazu gezwungen wird, Grießbrei zu essen. Bei der kleinen Anne handelte es sich dann um eine der Autorinnen, und sie hat dieses negatives Esserlebnis nie vergessen, obwohl sie sicher ist, das ihre Mutter es damals auch nur gut mit ihr meinte. Auch ich kann mich daran erinnern, von meinen Eltern zum Essen gezwungen worden zu sein. Schon als Kind hasste ich Porree, wurde aber zum Verzehr gezwungen. Noch heute kann ich dieses Gemüse noch nicht einmal riechen, und könnte mich übergeben, wenn ich damit in Berührung kommen. Auch andere Erlebnisse fielen mir wieder ein, und sie waren durchweg negativ. Auch ich war ein Kind, das super dünn war und das Essen verweigert hat. Der Apfel fällt nicht weit von Stamm, oder ist mein Sohn die Rache für die Qualen, die ich mit Sicherheit auch meiner Mutter bereitet habe?


So an meine eigene Kindheit erinnert las ich erst mal im Buch weiter, gespannt, wie es weiter geht. Es folgten erst einmal Erfahrungen, welche die Autorin mit ihren eigenen Kindern gemacht hatte und Erfahrungen, wie sie in Kinderarzt-Praxisen gemacht wurden. Komischerweise denken die meisten Kinder, das ihr Kind zu wenig isst, das fand ich dann sehr interessant. Allerdings wiegt mein Sohn wirklich viel zu wenig, er schlägt total aus der Wachstumskurze hinaus.

Dann folgten im Buch einige Spielregel, die für ein richtiges Essen beachtet werden sollten, und die sich meiner Meinung nach richtig und sinnvoll anhören. So sollten die Eltern entscheiden, was sie dem Kind anbieten, wann sie es anbieten und wie sie es anbieten. Das Kind sollte aber entscheiden ob es davon etwas essen möchte und wie viel es davon essen möchte. Aber gerade das sein Kind selber entscheiden zu lassen ist doch schwerer als ich dachte. Als Mutter entscheide ich also was ich koche und versuche dabei Wert auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung zu legen. Auch lege ich den Zeitpunkt fest und stelle dann den Kindern das Essen auf den Tisch. Aber ich lasse mein Kind selber entscheiden (auch wenn es schwer fällt) ob und wie viel es davon essen möchte.


In Kapitel 2 erfahren wir, was Eltern über das Essen wissen müssen. Es fängt an mit der Frage, ob Kinder wirklich selber wissen, was und wie viel sie zum Leben brauchen. Und es scheint wirklich so zu sein. Laut wissenschaftlichen Erkenntnissen weiß schon ein Säugling wie viel Nahrung es braucht und kann sich nicht überfressen. Bei Versuchen wurde erwiesen, das Kinder, wenn man sie selber die Menge und die Art der Nahrung wählen lässt, automatisch das richtige essen und auch genug davon essen. Das fand ich doch sehr erstaunlich. Auch über dicke und dünne Kinder wird geschrieben, und ob es Erziehung oder Vererbung ist. Und eine Erläuterung der Wachstumskurve gibt es auch, was ich sehr aufschlussreich fand. Dabei gibt es immer wieder reale Beispiele, wie es anderen Eltern mit ihren Kinder ergangen ist. Auch den Lebensmitteln, die man seinem Kind anbieten soll, sind einige Seiten gewidmet. Und auch der Menge, die ein Kind benötigt. Mein Fazit aus diesem Abschnitt, man sollte seinem Kind möglichst viel anbieten, nur so kann sich der Geschmack entwickeln und die Ernährung wird nicht einseitig.


In Kapitel 3 geht es dann darum, was den Esstisch zum Stresstisch macht. So gibt es einmal das Thema wenn Eltern ihren Kinder das Essen verweigern weil sie zu dick angeblich zu dick sind. Das für mich wichtige und interessante Thema in diesem Kapitel war aber, wenn Eltern ihre Kinder als zu dünn betrachten. Hier wird deutlich gemacht, wie Kinder darunter leiden, wenn sie zum Essen gezwungen werden, und was dies für ihr späteres Leben bedeutet. Es gibt auch viele Beispiele, wie Eltern ihre Kinder durch Erpressung (z. Beispiel Gemüse essen oder kein Nachtisch) zum Essen zwingen. Viele davon kam mir sehr bekannt vor. Ich hatte es selber in meiner Kindheit erlebt, und ich ertappte mich dabei, wie ich es bei meinem Sohn auch anwandte. Aber es ist doch tröstlich zu lesen, das es auch anderen Eltern so ergeht.


Auch Kapitel 4 fand ich sehr interessant. Hier geht es darum, was, wann und wie viel ein Kind in den verschiedenen Altersstufen essen sollte. Es fängt mit der Muttermilch an, über die erste Löffelnahrung bis hin zum Essen am Familientisch. Auch hier gibt es wieder Beispiele und Geschichten von anderen Eltern und viele nützliche Tipps und Ratschläge.


In Kapitel 5 befassen sich die Autoren dann mit den Problemen, die durch Essen auftreten können. Hier gibt es nützliche Ratschläge für Eltern, deren Kinder tatsächlich Übergewicht haben. Auch Ess-Störungen wie Anorexie und Bulimie werden kurz angesprochen. Und natürlich darf auch das Thema Allergien nicht fehlen. Und auch das Problem Durchfall und Erbrechen wird kurz behandelt.


Sehr witzig fand ich die Sprüche für die Küche, die es hinten im Buch noch gibt. Diese kann man ausschneiden und sich in die Küche hängen. Sozusagen als Mahnung, seine Kinder auch richtig zu behandeln. Vielleicht hier einmal ein paar Beispiele, die ich mir sogar selber in die Küche gehängt habe: Du magst nichts? Das macht nichts. Ob dick , ob dünn- ich hab dich lieb. Was ich brauch´, sagt mir mein Bauch. Mama, glaub es endlich auch! Lasst uns beim Essen den Spaß nicht vergessen. Hier wird gegessen ohne zu erpressen.


Nachdem ich dieses Buch zum ersten mal gelesen habe, entschloss ich mich, auch danach zu handeln. Ich bot meinem Sohn sein Essen an, und er durfte davon Essen, was er möchte. Hat er nichts gegessen, habe ich abgeräumt, auch wenn es mir schwer viel. Nach nur 2 Wochen hatten wir unseren Rhythmus gefunden, und das Essen war auf einmal kein Stress mehr. Es war zwar sehr schwer für mich, ihm die Entscheidung zu überlassen, ob er satt ist oder nicht, aber der Erfolg gab ihm recht. Zwar ist mein Sohn noch immer sehr dünn, aber er ist gesund, und es gibt jetzt keinen Kampf mehr am Esstisch.


Bei meiner Tochter habe ich dann gleich nach den Regeln aus diesem Buch gehandelt. Sie durfte Essen soviel sie wollte, und sie hat sich zu einem ganz normalgewichtigen 2jährigem Mädchen entwickelt. Und wenn sie mal weniger isst, dann versuche ich das zu akzeptieren, auch wenn es mir manchmal schwer fällt. Natürlich ertappe ich mich manchmal, wie ich versuche mehr Essen in meine Kinder hinein zu schmuggeln. Dann muss ich mich immer selber ermahnen und meine Sprüche in der Küche lesen, die übrigens immer noch dort hängen. Man denkt eben immer, die Kinder könnten zu wenig essen, ich weiß auch nicht wieso ;o)))


Mein Fazit:
Mir hat das Buch „Jedes Kind kann richtig essen“ sehr geholfen. Jetzt akzeptiere ich es, das mein Sohn zwar sehr dünn aber auch kerngesund ist. Ich biete meinen Kindern ausgewogene Kost an, und die beiden entscheiden selber, wie viel sie davon essen wollen. Und wenn sie den Teller einmal nicht leer essen, dann gibt es bei uns trotzdem Nachtisch. Allerdings müssen sie alles probieren, auch wenn es nur ein Bissen ist. Ablehnung gibt es bei uns nur, wenn man auch probiert hat.

Ich kann dieses Buch nur zu hundert Prozent weiterempfehlen und vergebe deshalb auch alle fünf Sterne. Die knapp 15,00 Euro sind gut angelegt und ich bereue den Kauf nicht. Ich kann es nur allen gestressten Eltern empfehlen, die wie ich nur noch Kampf am Esstisch hatten.


Gruss von Eurer BigManu

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