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Erfahrungsbericht von Allgäuer

ADAC-Campingführer nichts für echte Camper mehr für Umsteiger vom Hotel

Pro:

Ich habe noch keinen geeigneteren gefunden

Kontra:

Es wäre leicht einen geeigenteren zu schreiben wenn man die Info schon hat

Empfehlung:

Ja

Für die meisten Camper ist die Faszination ja nicht in der Früh an der Wachrinne anstehen zu müssen, sondern in erster Linie das Gefühl von Freiheit und Abenteuer ohne auf ein gewisses Mindestmaß an Komfort verzichten zu müssen. In den letzten 10 Jahren hat sich die Situation auf den Campingplätzen aber leider dahingehend entwickelt, dass in der Saison für größere Gespanne, also für Familien mit mehreren Kindern, oft nur noch vorgebucht Plätze zu bekommen sind. Das entspricht allerdings meiner vorstellung von Campingurlaub überhaupt nicht. Deswegen ist Information notwendig und da kam der ADAC-Campingführer gerade recht.


Es ist egal ob 2000 oder 2002, er ist ein sehr umfangreiches, aber inzwischen auch sehr teuer gewordenes Werk zur Urlaubsplanung. Das Buch in etwa so groß wie eine Videocassette, vielleicht etwas dicker, ist handlich, auch fürs Handschuhfach passend und nach Regionen gegliedert.

Die Gliederung nach Regionen ist praktikabel, die Einteilung in verschiedene Kategorien sinnvoll und die verwendeten Symbole zur Beschreibung können nach einiger Übung die Übersicht erleichtern. Auch die angegebenen Familienpreise dienen der schnellen Orientierung.

Für den modernen Camper, der sehr hohen Wert auf hervorragende Sanitäreinrichtungen, abgeschlossene Waschkabinen, beheizte Duschräume und exclusive Toiletten legt ist das genau der richtige Führer. Wer auch im Urlaub deutsche Gründlichkeit und einen - am liebsten eingezäunten - numerierten Stellplatz liebt, der erhält hier alle notwendigen Informationen kompakt, übersichtlich und gut vergleichbar.


Nach meinen Erfahrungen kann man sich auch weitgehend darauf verlassen, dass die Angaben den tatsächlichen Gegebenheiten entsprechen. Jedenfalls ist uns noch nie aufgefallen, dass die Realitäten von den Beurteilungen im Campingführer gravierend abgewichen wären.

Leider berücksichtigt der ADAC-Campingführer nicht das Campingleben in seiner ursprünglichen Form. Im Gegensatz zu den ADAC-Inspektoren hasse ich parzellierte und numerierte Stellplätze. Ich laufe gerne ein paar Meter zur nächsten Toilette und wenn ich mich an einer sauberen Waschrinne zur morgendlichen Körperpflege nicht anstellen muß ist mir das lieber wie in einer langen Schlange an den Waschkabinen in unausgeschlafene Gesichter zu schauen.

Es mag sein, dass ich bzw. wir (mit 3 Kindern) nicht dem Standardcamper entsprechen, aber wir sind der Meinung, dass die Hi-tec-Wohnmobile und Wohnwagen das Campingleben, so wie wir es seit Mitte der 70er geniessen und genossen haben, immer mehr in den Hintergrund drängen. Campinplätze sind zunehmend nur noch Hotelersatz und „echte Camper“ werden weder von den Wohnmobilherstellern noch von den Campingplätzen und schon gar nicht vom ADAC-Campingführer berücksichtigt oder gar umworben.

Immer wieder mußten wir feststellen dass der Begriff – ich bitte um Entschuldigung – „Scheißhausführer“ doch sehr zutreffend ist, denn die Bewertung der Sanitäreinrichtungen, sicher ein wichtiges Kriterium,aber hat nur eines von vielen, ist im Vergleich zu anderen Qualitäten in der Beurteilung des ADAC viel zu stark berücksichtigt.

Wir haben in Frankreich, Spanien und Portugal schon auf minimal ausgestatteten Campingplätzen tolle Urlaube verbracht, obwohl die Plätze in den meisten Kriterien beim ADAC durchgefallen wären. Trotzdem waren diese Campingplätze viel interesanter für uns als alles was im Führer beschrieben war.

Ruhe und viel Platz, keine Regulierungen und Platznummern, keine geteerten Strassen und Wege, wenige und dürftig ausgestattete aber saubere Sanitäranlagen, noch weniger Warmduschen, aber natürlichen Bewuchs, alter Baumbestand, einen tollen Blick aufs Meer, der Nachbar 80 m entfernt hinter einer Düne und ein toller Strand an dem die Kinder Strandgut in Hülle und Fülle gefunden haben. Kurz gesagt richtiges Camping ohne ein Wohnmobil nebenan das mit Sat-Anlage abends um 10 den Platz mit deutschen Sendern beschallt. Dieser Platz war gar nicht aufgeführt. Er hätte nach den Kriterien des ADAC die Bezeichnung Campinplatz wahrscheinlich nicht verdient.

Ich will aber nicht verhehlen, dass ich bisher keinen übersichtlicheren, handlicheren und flächendeckenderen Campingführer gefunden habe, so dass ich ihn trotzdem alle 2 Jahre wieder kaufe und ihn gerne lese, auch wenn er nicht das Evangelium für mich ist. Trotz meiner Kritik gibts also eine mittlere Bewertung für das Produkt. Dies nicht zuletzt wegen der vielen hilfreichen Infos zu den Urlaubsregionen, Einreisebestimmungen, Telefonnummern, Verkehrsbestimmungen usw. Der Campingführer wäre unschlagbar, wenn er nach anderen Kriterien bewerten würde.Kann es sein dass die ADAC-Camper einfach mehr verwöhnt und weniger Camper sind?

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