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Erfahrungsbericht von dabutsch

Tipps zum Wildcampen

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Wer meinen Beitrag "Wildcampen ist die Krönung" gelesen hat, der
wird wissen, dass ich am liebsten Urlaub in meinem gut 30 Jahre alten Campingbus mache.
Auch wenn ich das gute Stück erst vor gut einem Jahr erworben, und mit viel Mühe wieder durch den TÜV gebracht habe, so habe ich während drei längeren Urlauben ins nähere Ausland, und bei diversen Wochenendtrips eine bisschen nützliche Erfahrung gesammelt, die ich gerne weiter geben möchte.

1. Ohne Vorbreitung läuft nichts
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Einleitung:

Um längere Zeit Wildcampen zu können, sollte man natürlich ein Wohnmobil, einen Bus,
oder zumindest ein größeres Auto besitzen damit man nicht jeden Tag sein Zelt aufschlagen muss. Denn nur wer extrem schnell wieder mobil ist, kann es riskieren von einem Platz wieder weggeschickt zu werden.
Natürlich kann man auch zum Beispiel mit Fahrrad und Zelt einen klasse Urlaub verbringen, aber darüber werde ich im Folgenden mangels eigener Erfahrung nichts schreiben.
Wildcampen, das bedeutet vor allem, dass man genügend Frischwasser, Lebensmittel, und Energie mit sich führt, um mehrere Tage autark sein zu können.

Wasser:

Was Wasser angeht, so muss klar sein, dass man im Campingurlaub nicht morgens und abends duschen kann. Aber abgesehen davon wird man schnell feststellen, dass man mit ein bisschen Umsicht auch beim Wildcampen auf wenig Komfort versichten muss. Meine Erfahrung: ein bis zwei Personen brauchen zusammen pro Tag 30 Liter Wasser, drei bis vier Personen brauchen zusammen pro Tag 35 Liter (Jeweils ohne Duschen).
Wer nicht jeden tag nach Wasser spähen möchte, der sollte selbst beim Campen in
durchschnittlich besiedelten Gegenden mindestens Wasser für drei Tage dabei haben.

Lebensmittel:

Bei Lebensmitteln empfiehlt es sich immer so einzukaufen, dass man mindestens 3 Tage ohne Supermarkt auskommt. Vorsicht: In den meisten Campingfahrzeugen sind sogenannte Absorber-Kühlschränke installiert.
Diese Dinger sind zwar geräuschlos, und laufen zwar mit Gas nach einer Weile ganz gut, aber wenn man sie mit 12 Volt betreibt dann bringen die fast keine Kühlleistung. Es soll ja Leute geben, die ihre Kühlschränke auch während der Fahrt mit Gas betreiben, aber ich mache an dieser Stelle ausdrücklich aus die Gefahr von ausströmendem Gas
z.B. bei einem Unfall aufmerksam!!! (Und verboten ist es glaub ich auch!)
Egal wie man den Kühlschrank betreibt, er kühlt auf jeden Fall nur 20Grad unter die Temperatur an den Kühlschrankrückseite.
Dort also immer für gute Belüftung sorgen. Sonst kann es vorkommen, dass sich hinter dem Kühlschrank ein Wärmestau bildet, und dann wird der Kühlschrank ganz schnell zum Ofen (kein Witz!)
Also würde ich auf jeden Fall immer auch eine ordentliche Portion Konserven o.Ä. mitnehmen und in warmen Ländern nicht allzu viel in den Kühlschrank packen.

Strom/Gas:

Energie zu speichern ist ja bekanntlich ein ziemliches Problem! Für Camper kommen eigentlich nur zwei Arten der Energiespeicherung in Frage: in Form von elektrischer Spannung (Batterien) oder als Gas. (Es gibt auch noch Exoten,
wie Espit oder Spirituskocher, aber das ist wohl eher die Ausnahme)
Auf jeden Fall ist es sehr zu empfehlen eine zweite möglichst große Versorgungsbatterie zusätzlich zur eh schon vorhandenen Fahrzeugbatterie mitzuführen. Diese Batterie sollte (je nach Strombedarf) eine Kapazität von mindestens 60Ah haben (normale Autobatterie). Diese Batterie wird über die fahrzeugeigene Lichtmaschine mitgeladen, aber wenn man der
Versorgungsbatterie Strom entnimmt, dann wird die Starterbatterie (=die normale Autobatteire) nicht entladen. Das bedeutet also, dass man seine Innenraumbeleuchtung solange brennen lassen kann bis die Batterie leer ist, das Auto springt am nächsten morgen trotzdem noch an. (Allerdings schadet es der Versorgungsbatterie ziemlich, wenn man
sie ganz leer macht!) (genauere Fragen zum Schaltplan gerne an mich richten)
Zum Kochen, Heizen und Kühlschrankbetrieb empfiehlt es sich Propangas zu verwenden. In Deutschland sind 5kg und 11kg Flaschen gängig, die in vielen Baumärkten usw zu bekommen sind. (Wenn’s mal pressiert: an Campingplätzen bekommt man die Flaschen zu beinahe jeder Tages und Nachtzeit, allerdings nicht ganz billig)
Eine 5kg Flasche reicht für zwei Personen für min. eine Woche (nur Kochen und Kühlschrank) Leider habe ich dieses deutsche System bislang noch nirgendwo im Ausland angetroffen. Dafür gibt es dort fast überall die blauen Eurogasflaschen. Die kann man aber nur mit einem Adapter einsetzen. (Gibt’s in Campingzubehörgeschäften. Druckminderer nicht vergessen!)
Natürlich haben die meisten Wohnmobile auch die Option, dass man sie an ein 220Volt Wechselstromnetz hängt, aber eine Steckdose wird man beim Wildcampen wohl eher selten findenJ

Sanitär:
Mein Bus ist ein "Model-Klappspaten". Soll heißen, dass vor verrichten der Notdurft ein Loch gegraben, und dieses hinterher auch wieder schön ordentlich abgedeckt wird.
Als Dusche reicht eine sogenannte "Campshower" (siehe auch den Bericht: "30 Grad Celsius - und eine Dusche im Freien" -nein, der ist NICHT von mir!) vollkommen aus. Das ist ein schwarzer Wassersack aus Kunststoff, in den ca, 20 Liter Wasser reinpassen. Wenn das Ding ein paar Stunden in der Sonne lag, kann man ihn an einen Baum hängen, und richtig schön warm duschen . Eine Füllung reicht für ca. 3 mal Duschen.


Mobilität:
Besonders wichtig beim Wildcampen ist, dass man sein Fahrzeug zumindest in den Grundzügen kennt. Wo ist das Reserverad, der Wagenheber. Wo gibt´s Ersatzsicherungen,
und wo ist der Sicherungskasten? Wie viel Druck muss in die Reifen?
Vor allem wer mit einem geliehenen Wohnmobil verreisen will, der muss sich die Gesamthöhe und das Gesamtgewicht gut merken, sonst klemmt man schneller unter einer Brücke als man denktJ.


Und sonst noch:

Jetzt nur noch reichlich Klamotten einpacken, die Bibliothek auffüllen (so heißt in meinem Bus das Fach für die Urlaubsschmöker) und vernünftige Karten besorgen (Für die Routenplanung tut´s ´ne Übersichtskarte, aber wenn man die richtig schönen
Plätze zum Wildcampen finden will kommt man um eine Detailkarte nicht herum!)
Und zum Schluss: Vergesst die Mülltüten nicht. Auch wenn Wildcampen leider in fast ganz Europa verboten ist, so wird es doch bisher oft geduldet. Nicht zuletzt deswegen, weil es für Wildcamper Ehrensache ist, dass sie ihren "Stellplatz" mindestens so sauber hinterlassen, wie sie ihn vorgefunden haben!



2. Einen schönen Platz gibts überall
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Ich sage immer: Wer meint mitten zur Hochsaison zum Campen gehen zu müssen ist selber schuld.
Wenn irgend möglich sollte man versuchen seinen Wildcampurlaub in der Vor- oder Nachsaison zu machen.
Das hat folgende Vorteile: 1. Auf den Strassen ist deutlich weniger los (meistens kann man sich bei dieser antizyklischen Urlaubsplanung sogar noch über den Stau auf der Gegenspur lustig machenJ ) 2. Vielerorts werden dann sogar die Schilder und sonstige Hindernisse (zum Beispiel diese nervigen Balken auf 2 Meter Höhe) entfernt, die Camper von besonders schönen Stränden usw. fernhalten sollen. 3. Da viele Campingplätze dann noch/schon geschlossen haben wird Wildcampen viel eher toleriert.

Ich suche mir immer einen Platz. bei dem die "Frühstücksperspektive" stimmt. (Das ist die Aussicht, die ich habe, wenn ich zum Frühstücken die Heckklappe öffne) Besonders liebe ich es an jeder Form von Gewässern zu stehen. Nur Seen sind wegen der Mücken eher bedingt zu empfehlen.
Mein absoluter Traumplatz bisher war der mitten auf einer Art Düne an der polnischen Ostseeküste! Hoch über dem Rest der Welt, 10 Meter zum Strand, 30 Meter zum Wasser... -nur um bei euch ein bisschen die Reiselust zu wecken:-)

Für die Stellplatzsuche sollte man schon eine ziemlich genaue Straßenkarte besitzen, sonst ist man auf die Schilder angewiesen die einen z.B. zum Badestrand führen, wo man natürlich kaum ein schönes einsames Plätzchen finden wird.
Schöne Stellplätze im Landesinneren habe ich schon oft an Grillplätzen gefunden, die ja Abends, zumal außerhalb der Saison, in der Regel nicht stark frequentiert werden.
Wer sich mal wieder nach einer richtigen Dusche sehnt (obwohl ich finde, dass die Campshower einer solchen in nichts nachsteht) der ist gut beraten, wenn er einen Hafen für Sportsegler aufsucht. Dort gibt es fast immer auch eine Dusche, die man benutzen kann (wenn auch meistens nicht umsonst)

Eine einzige Regel sollte man auf jeden Fall beherzigen, wenn man sein Fahrzeug nicht jeden zweiten Abend gefrustet auf ´nem Supermarktparkplatz abstellen will: Sucht euch einen Platz solange es hell ist! Bei Bedarf kann man ja immer noch den Tag woanders verbringen und erst wenn´s dunkel ist an den eigentlichen Platz fahren. Aber bei Dunkelheit in einer unbekannten Gegend einen schönen Platz zu suchen ist reines Roulett. Ich bin nach so einer Gelegenheit schon mal auf dem Gelände einer Chemiefabrik aufgewacht - wirklich sehr romantisch kann ich euch sagen.

Hat man dann einen Patz gefunden, an dem man gerne die Nacht verbringen möchte, dann empfehle ich grundsätzlich das Gelände erst einmal zu Fuß zu erkunden. Lieber ein paar Schritte zuviel gemacht, als dass man sich in Sand eingräbt, oder in einen zugewachsenen Graben rutscht.
Für den Schlafkomfort ist es unabdingbar, dass man sein Wohnmobil o.ä. so gerade wie nur irgend möglich abstellt. Wer schon einmal eine Nacht damit zugebracht hat, wieder auf "seine Seite" im Bett zu rutschen, der weis wovon ich spreche:-)

Leider ist das Wildcampen in fast ganz Europa offiziell verboten. Aber mehr als das ich weggeschickt worden bin ist mir dabei bislang noch nicht passiert. Und solange man seinen Müll auch wieder schön brav mitnimmt, und nicht länger als ein – zwei Nächte an demselben Platz stehen bleibt sagt in der Regel keiner was.

Im Gegenteil: oft sprechen einen die Leute an (könnte aber auch an der kunterbunten Bemalung meines Busses liegen ;-) )
Für mich gibt es keinen schöneren Urlaub, als jeden Tag einfach loszufahren, da anzuhalten wo es mir gerade gefällt, und jeden morgen ein neues Frühstückspanorama zu haben!

Also: Überwindet euch! Ich wette: in drei Tagen beim Wildcampen erlebt ihr mehr, als in drei Wochen auf einem Campingplatz!

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