Mehr zum Thema Krankenhäuser Testbericht

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Erfahrungsbericht von SuperGirly

"Massen-Menschhaltung in Großkliniken"

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Nein

Patient - oder "TO BE PATIENT OF"?

Diesen Beitrag schreibe ich für einen guten Bekannten, der aus nachfolgenden Gründen nicht namentlich genannt werden möchte...


Es passierte an einem ganz normalen Wochentag - aber lassen Sie mich von vorn an beginnen.
Da ich ein disziplinierter Patient bin, schließlich geht es um meine Gesundheit, befolge ich die
Anordnungen meines Arzte genau.
Weil mein Arzt nun, zur Bestätigung seiner Diagnose (er ist nämlich ein guter Arzt) noch eine
zusätzliche Meinung einholen wollte, wurde durch ihn ein Termin in einer Universtitätsklinik
vereinbart. Der Termin sollte damals 6 Wochen in der Zukunft liegen.
Am Tage des vereinbarten Termines erscheine ich also frischgewaschen und mit blütenweisser
Unterwäsche eine viertel Stunde vor dem vereinbarten Termin in dieser Klinik.
Als ambulanter Patient muss man sich zuerst bei einer Sammelanmeldung der Poliklinik
vorstellen und seine mitgebrachten Unterlagen und die Überweisung vorlegen. Hier werden noch
Fragen nach Familienstand (wofür wohl als Ambulanter, sucht man möglicherweise schon Anhanglose
Organspender - oder doch nur für statistische Zwecke?) und nach Telefonnummer (vielleicht wollen
die ja ein eigenes Telefonbuch herausgeben?).
Danach werden die Unterlagen an eine zweite Kraft weitergereicht, die diese in die EDV eingibt.
Dann heißt es erst einmal warten. Nach ca. 20 Minuten werde ich aufgerufen und erhalte zwei
DIN A4 Seiten mit vorgefertigten Etiketten, 2 Seiten mit Namen und Adresse des überweisenden
Arztes und eine Seite mit einer Einverständniserklärung für Datenweitergabe an den behandelnden
Arzt(wieso? der hatte mich doch geschickt!). Dazu folgt eine mündliche Belehrung, daß man sich
nun in die Abteilung soundso, mit Fahrstuhl soundso in Etage soundso, begeben möge. Dort solle
man sich erneut anmelden.
Gesagt, getan. An der Tür der weiteren Anmeldung ein Schild “ Bitte klopfen und - WARTEN”.
Ich klopfe also und warte. -Nichts passiert. Die schon Wartenden lächeln mich mitleidvoll an.
Mein sowieso zu hoher Blutdruck, dessentwegen ich ebenfalls in Behandlung bin, fängt langsam zu
steigen an.
Aus dem Anmelderaum sind mehrere Stimmen zu vernehmen. Inzwischen ist mehr als eine halbe Stunde
insgesamt vergangen und so öffne ich die Türe und frage, ob mein Klopfen möglicherweise überhört
worden sei. Die Gespräche im Raum verstummen und eine Anzahl von Pflegepersonal verlässt in diesem
Moment den Raum durch verschiedene Türen und eine Angestellte bittet mich einzutreten.
Nach Vorlage meiner Unterlagen werde ich erneut belehrt, daß die Zuständigkeit für mein Anliegen
doch an anderer Stelle bearbeitet würde und weist mich zu einem Raum mit einer offenstehenden Tür
ohne jegliche Bezeichnung. Hier empfängt mich eine Schwester und streicht den vereinbarten Termin,
der nun inzwischen um fast 45 Minuten überschritten war, aus ihrem Kalendarium.
Dann bittet sie mich, das Merkblatt für die Datenübermittlung an den Hausarzt zu unterschreiben.
Ich unterschreibe also das Merkblatt und, weil Name und Anschrift des Hausarztes auf allen anderen
Formularen und auf der Überweisung verzeichnet waren, verzichte ich auf diese Eintragung in das
Merkblatt. Dieser Umstand wird natürlich sofort von der bearbeitenden Schwester wahrgenommen.
Da es sich aber um Computerausdrucke handelte und alle übrigen Formulare Namen und Anschrift
des Arztes tragen, wurde ihr zum ersten Male die Unlogik dieser Tatsache bewußt, wieso ausgerechnet
hier der Arztname fehlt. So schnitt sie aus einem Formular, daß scheinbar überflüssig war, die
Adresse des Arztes und klebte diese in den dafür bestimmten Raum des Merkblattes ein.
Ich selbst glaubte nun am Ziel angekommen zu sein - doch weit gefehlt!
Erneut heißt die Devise. . .warten !!
Eine weitere Stunde ist inzwischen vergangen. Ich versuche meinen immer noch ansteigenden Blutdruck
durch Autosuggestion herunterzubringen.
Zwei Betten mit Patienten werden in den Warteraum geschoben. Da hier mehrere medizinisch-technische
Diagnoseräume angordnet waren, ein normaler Vorgang, wie ich glaube.
Eine weitere Stunde vergeht. Ich warte. Mit mir warteten die Patienten in ihren Betten und werden
viertelstündlich von vorbeieilendem Personal mit aufmunternden Worten vertröstet.
Um mich und meinen inzwischen wieder angestiegenen Blutdruck abzulenken, gehe ich etwas herum und
beobachtete intensiv meine Umgebung.
Dabei fällt mir auf, daß eine ganze Reihe von Angestellten vielfach zu bestimmten Räumen, nicht nur
in angrenzender Nähe, sondern auch in weitere Entfernung laufen, um mit einigen Gegenständen
von Verbrauchsmaterial zurückzukehren. Dieses geschieht mehrfach mit oft den gleichen Materialien.
Man gewinnt allgemein den Eindruck, hier werden zuviele unnütze Wege gemacht. (Die gute
Hausfrau kennt dieses Problem von einer schlecht durchdacht konstruierten Küche.)
Desweiteren konnte ich Schwestern mit Patientenakten beobachten, die sich völlig ungeniert mehr
als 15 Minuten über Schulprobleme ihrer Kinder unterhalten. (Solches Tun verhilft möglicherweise
dem Weiterbearbeiter dieser Akten, sich in der Zwischenzeit telefonisch eines Mechanikers, für die
Reparatur der heimischen Waschmaschine, zu versichern.)
Was mir jedoch besonders ins Auge fällt, ist ein eklatanter Verstoß gegen die Hygienevorschriften;
eine doch immer sehr vehement bestrittene Tatsache von vielen Massenkliniken.
Die Tür des Sterilisationsraumes wird aus lauter Bequemlichkeit, durch ein vorgestelltes Möbel-
stück, offengehalten. Die Endoskope werden nach der Entnahme aus dem Sterilisator in einem
Gestell an der Wand aufgehängt. Die dem Patienten einzuführende Optik mit dem Schlauch hängt jedoch
gegen die, zwar gekachelte, aber sicher nicht sterile Wand und mit den Gummihandschuhen, die das
Personal trägt, schützt man nur sich selbst, nicht aber die Patienten, weil damit alles und jeder
angefasst wird.
Ich und mein Blutdruck haben an diesem Tage noch einen weiteren Termin, von dem ich glaubte, ihn weit
genug vorausgeplant zu haben. Dieses wird jedoch immer zweifelhafter und als nach drei Stunden immer
noch nicht abzusehen ist, wann ich an der Reihe bin, lasse ich mir meine Unterlagen zurückgeben und
verlasse dieses Krankenhaus, daß trotz einer aufwendigen (subventionierten) EDV-Anlage von Organisation
scheinbar noch niemals etwas gehört hat.
Auch wenn ich mich dem Vorwurf des Zynismus aussetze, muß ich doch sagen, selbst das
Huhn in seiner Legebatterie hat durch das Massentierhaltungs-Gesetz seine Lobby. Der Patient
in einer Massenmenschabfertigung hat keine. Erst wenn durch eklatante Fehler eine strafbewehrte
Handlung ruchbar wird, muß man, wenn auch nur unter Beschönigung der Tatsachen zugeben, daß wieder etwas
in die schon berühmte Hose gegangen ist.
Das einzig Positive an diesem Tage war die Wirkung nach dem Schreiben dieses Berichtes.
Puls und Blutdruck sind wieder so normal wie möglich! (Psychiater aufgepasst! Dies könnte man
in eine Therapie einbinden.)
Leider kann ich diesen Bericht im Augenblick noch nicht veröffentlichen, denn ich muß diese ganze
Prozedur noch einmal wiederholen, weil ein privates Institut sich solche aufwendigen und teuren
Anlagen nicht kaufen kann; und was glauben Sie wird mir passieren, wenn ich als Urheber eines solchen
Berichtes bekannt würde?
So sind wir immer den staatlichen Institutionen mit ihren beamteten Strukturen ausgeliefert;
obwohl . . . . . . . . .eigentlich werden Diese doch vom Steuerzahler finanziert !!

Und die Moral von der Geschicht:
Solange jedes technisch und möglicherweise auch Personell, noch so gut ausgestattete Krankenhaus
sich mit einer unorganisierten, geldvernichtenden Verwaltung umgibt, wird unser Gesundheitssystem
selbst niemals gesunden! Es ist nämlich eine Eigenart der Deutschen, für jedwede Initiative
sofort einen enormen Verwaltungsapparat auf die Beine zu stellen; zwar erkennt man nach einiger Zeit,
daß der Verwaltungsaufwand zu groß ist, aber dann ist es zu spät, sich wieder vom überflüssigen
Teil zu trennen. In diesem Falle hätte man entweder die Gewerkschaften oder den Beamtenbund oder beide
gegen sich.
Politisch tut sich dabei auch nichts, da der größte Teil unserer Politiker aus der Hierarchie der
Beamtenschaft kommt . . . . . und die wird eher den Teufel tun, als sich selbst abzuschaffen!

PS Inzwischen brauche ich keine Repressalien mehr zu befürchten. meine benötigte Untersuchung wurde
woanders vollzogen.

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51 Bewertungen, 10 Kommentare

  • Mimchen

    31.01.2003, 23:30 Uhr von Mimchen
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ich hatte in einer Ulmer Klinik ein ähnliches Erlebnis. Die Hygiene war dort katastrophal. Bei meinem Pferd im Stall ist es sauberer gewesen als in dieser Klinig, mich schüttelt es jetzt noch, wenn ich daran denke. Liebe Grüße, Mimchen

  • Peter16jh

    08.04.2002, 13:43 Uhr von Peter16jh
    Bewertung: sehr hilfreich

    SChön geschrieben, nur die Absätze sind unglücklich gewählt!!!!!

  • MiNic

    14.03.2002, 11:14 Uhr von MiNic
    Bewertung: sehr hilfreich

    Nicht persönlich nehmen, aber den bericht kann ich einfach nicht besser bewerten. Ich arbeite selbst im Krankenhaus und bin u.a. für die organisation bestimmter Bereiche zuständig. Es stimmt schonn, dass man in Großkliniken oftmals lan

  • Maeuschen21

    26.02.2002, 11:19 Uhr von Maeuschen21
    Bewertung: sehr hilfreich

    hey danke für dein vertrauen meins hast du auch nur leider ist es bei Ciao etwas schwer da meine Liste voll ist udn ich sie erstmal wieder etwas leeren muss dann kann ich dir auch dort mein vertaruen schenken ;o)

  • L*G.Loki

    21.02.2002, 13:12 Uhr von L*G.Loki
    Bewertung: sehr hilfreich

    Natürlich bleiben Patienten auf der Strecke bei zu viel Verwaltung...aber dem Personal geht es leider auch nicht besser...Überstunden, Unterbezahlung u.ä. Das Problem ist wie immer das Geld...

  • madhead

    19.02.2002, 21:05 Uhr von madhead
    Bewertung: sehr hilfreich

    Deine Moral sagt alles. Das ist aber nicht nur im Gesundheitswesen so! Madhead

  • DrDuke

    19.02.2002, 20:44 Uhr von DrDuke
    Bewertung: sehr hilfreich

    Sehr schön Ausführlich, bloss du solltest vielleicht mal auf die Absätze achten, dann liest es sich besser. Schönen Abend noch

  • Steinchen1

    18.02.2002, 18:20 Uhr von Steinchen1
    Bewertung: sehr hilfreich

    Mein Mann ist Privatpatient... Somit kriegen wir die Rechnungen zur Einreichung bei der Kasse. Was manche Aerzte da abrechnen... Z.B. XY-Bandage an mindestens 2 Gelenken... Das war nach einer Knie-OP. Ja, aus wievielen Geleknen besteht denn ein Knie... Und

  • roma1

    18.02.2002, 14:37 Uhr von roma1
    Bewertung: sehr hilfreich

    Super Bericht!

  • SirBenny

    17.02.2002, 23:25 Uhr von SirBenny
    Bewertung: sehr hilfreich

    schöner Beitrag ;-)