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Erfahrungsbericht von Edda42

Donaukreuzfahrt mit der MS Sofia – eine wirklich lohnenswerte Reise

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Allen, die glauben, auf Kreuzfahrten befinden sich nur alte tattrige Leutchen, die ihr Geld unter die Leute bringen wollen, möchte ich mit meiner ersten (aber nicht letzten) Kreuzfahrt-Erfahrung ein Veto entgegenbringen.

Da ich unter starker Flugangst leide, sind meine Reiseziele eher solche, die man zu Fuß, per Auto oder Bahn bzw. Schiff gut erreichen kann.

So kam mir die Idee meiner Mutter, zusammen mit meiner Schwester und mir eine einwöchige Donaukreuzfahrt zu unternehmen, gerade recht.
Meine Mutter (66) hatte diese Kreuzfahrt bereits im Mai 2002 unternommen , und es hat ihr so gut gefallen, dass sie sie noch einmal machen wollte.

Am Freitag, den 11. Oktober 2002 sind wir drei dann mit dem Auto nach Passau gefahren. Dort konnten wir das Auto auf einem bewachten Parkplatz abstellen (24,-Euro/Woche) und wurden mit einem Shuttlebus zur Anlegestelle gefahren.
Am Anleger 13 stand die MS Sofia, ein Donaukreuzfahrt-Schiff unter bulgarischer Flagge.
Es wurde in Holland gebaut und 1983 in Dienst gestellt, die Kabinen laufend renoviert. Es verfügt auf 2 Decks ausschließlich über Aussenkabinen mit Dusche/WC, Radio, Telefon, Klimaanlage und bietet 200 Passagieren bequem Platz. Ein Restaurant, Panoramabar, Pianobar, beheizbarer Swimmingpool, Sauna und Friseur runden das umfassende Angebot an Bord ab. Für das Wohlergehen sorgen ca. 75 Schiffsangestellte vom Maschinenraum bis zur Küche und Restauration.
Bereits beim Einschiffen (um 14.30 Uhr) hatten wir echt Spaß. Die Leutchen (gemischtes Publikum jedoch 65 % im „gehobenen Alter“ aber nicht „alt“) drängelten um den Steg zum Schiff, damit sie ja die ersten sind. Man bekam beim Betreten des Schiffs von einer Hostess ein Stück Brot, welches in Salz getunkt wurde, von der Hand in den Mund. ( Na ja – darauf könnte man eher verzichten)
Dann mussten wir eine Etage tiefer, zur Rezeption, wo wir die Pässe abgeben mussten und dafür den Zimmerschlüssel bekamen. Wir hatten unsere Kabine auf dem Hauptdeck, also auf der selben Ebene wie die Rezeption. Und zwar ganz vorne, gegenüber dem Schiffsarzt und neben dem Friseur. Das war insofern gut, dass nicht so viele Leute daran vorbei kamen.
Die Kabine an sich war relativ „groß“ – 11 m² - die anderen hatten nur 9 m². Aber wir waren ja auch zu dritt. An der einen Wand befand sich ein Schlafsofa, und an der gegenüberliegenden Wand befestigt waren zwei übereinanderliegende Betten zum Ausklappen. Vor dem Schlafsofa stand ein Schreibtisch mit Stuhl, außerdem gab es einen Fernseher, ein Telefon, 2 Wandschränke, ein Waschbecken mit großem Spiegel und Ablageflächen, sowie einen WC/Duschraum. Der allerdings sehr sehr winzig war. Schon alleine die Klospülung war ein Erlebnis. Das ist so eine Art Vakuum-Saug-Spülung. Man drückt einen Knopf hinten an der Schüssel, und plötzlich macht es ziemlich stark zzsch......ttttt und weg ist die Hinterlassenschaft.
Wir haben uns köstlich amüsiert!
Dann sind wir hoch zur Panoramabar. Dort gibt es eine Bartheke und eine Tanzfläche. Und zu bestimmten Zeiten spielt eine bulgarische Band/Trio (Keyboard, Geige, Gitarre)
Auf der rechten Seite sind Raucherplätze – und auf der linken die Nichtraucher.
Um 17.00 Uhr hatten sich fast alle Passagiere in der Panoramabar versammelt, und es gab einen Willkommens-Cocktail. Die Schiffsmanagerin begrüßte uns, erklärte kurz den Verlauf der Reise und die Bezahlungsmodalitäten auf dem Schiff. Dann kamen der Kapitän, der erste Offizier, der Schiffsarzt, der Chefkoch und der Klavierspieler aus der Pianobar nach vorne und wurden namentlich vorgestellt.
Es waren alles Bulgaren außer dem Verpflegungsoffizier – das war ein Schwabe.
Die erste Nacht auf Schiff war schon etwas ungewohnt – die ganzen Geräusche aus dem Maschinenraum, das Ruckeln und Anstoßen in den Schleusen. Wir haben fast kein Auge zugetan. Es war irgendwie aufregend. Einmal dachte ich , jetzt säuft das Ding ab, weil es blubberte und ächzte und wackelte.
Am nächsten Morgen Sa., gegen 6.30 Uhr kamen wir in Melk an. Dort war erster Haltepunkt. Man konnte eine Besichtigung des berühmten Benetiktinerstifts von Melk machen, oder auf eigene Faust die Stadt besichtigen. Wir entschlossen uns zu letzterem und haben uns (leider bei strömenden Regen und 4 Grad Kälte) den Ort angeschaut. Ein nettes kleines Städtchen mit schönen Gässchen und Häusern.
Auf dem Marktplatz kauften wir bei einem fliegenden Weinhändler 3 Flaschen Rotwein, den wir als Vorrats- Lägerle in unserer Kabine deponierten.
Gegen 12 Uhr legten wir wieder ab. Wir fuhren den ganzen Tag und die folgende Nacht bis wir Budapest erreichten. Dazwischen lagen ca. 12 Schleusen. Es ist tatsächlich so, dass man in jeder Schleuse aufwacht – obwohl einem die Geräusche bereits bekannt sind. Die größte Schleuse befand sich hinter Wien, ich glaube es war schon in der Slowakei, und da waren fast alle Passagiere auf Deck und haben das Schleusen beobachtet, obwohl es bereits nach Mitternacht war . Das Schiff sinkt 25 Meter in die Tiefe – das ist schon sehr beeindruckend! Und es dauert über eine halbe Stunde bis man unten ist.
Sonntag, um 6.00 Uhr kamen wir in Budapest an. Eine sehr schöne Stadt – Buda – am Westufer der Donau und Pest am Ostufer. Zusammen hat Budapest heute 2 Millionen Einwohner.
Nach dem Frühstück (Büffet von 7.00 – 9.00 Uhr) hat sich unser Nachbar, der Schiffsarzt angeboten, uns die Stadt zu zeigen. Die meisten Passagiere sind mit dem Bus zu einer Stadtrundfahrt aufgebrochen.
Leider hat es wieder Katzen geregnet – doch es war trotzdem sehr interessant, denn der Schiffsarzt hat uns an die Orte geführt, die man sonst nicht zu sehen bekommt.
Wir waren in einer großen orthodoxen Kirche, und haben einen Gottesdienst verfolgt.
Nach einer halben Stunde sind wir weiter zum Budapester Nationaltheater. Dort war eine Ausstellung, die wir besichtigten, und ich wurde bedrängt, auf dem Klavier, welches dort stand, etwas zu spielen. Die Dame, die dort aufpasst, war ganz begeistert, und plötzlich stand der ganze Saal voll mit Menschen. Das war mir fast peinlich.
Es war ein schöner Vormittag – trotz „Sauwetter“.
Am nächsten Tag um 14 Uhr war eine Busfahrt zu einer Puszta-Farm angesagt.
Die meisten haben diesen Ausflug gebucht (28.-Euro/Person)
Drei Busse fuhren ca. 1 Stunde zu dieser Apajpuszta. Dort haben wir zur Begrüßung einen Schnaps und Gebäck bekommen. Anschließend haben uns die Puszta-Bauern, die auch sehr gute Reiter sind, tolle Kunststücke vorgeführt mit ihren wunderschönen Pferden. Nach ca. 1 Stunde wurden wir dann in eine Art Puszta-Gaststätte geführt, in der wir hervorragend verköstigt wurden. Es gab frische Salami, Käse, Brot und natürlich eigenen Wein (Rot oder Weiß) Währenddessen spielte eine „Zigeunerband“ herrlich schnulzige „Zigeunerlieder“ und der Geiger wuchs förmlich über sich hinaus.
Die Produkte, die dort hergestellt werden (wie z.B. Salami, Deckchen aller Art, Liköre, Schnaps, Peitschen etc,) konnte man selbstverständlich käuflich erwerben. (Leider nicht sehr billig)
Es war ein lustiger Nachmittag und wir haben viel gelacht.
Am nächsten Tag, Montag, sind wir vormittags noch zur Markthalle gegangen, die sich ganz in der Nähe der Anlegestelle befindet. Dort gibt es alles von Gemüse, Obst, Wurst, Fleisch, Käse, Wein, Schnaps im EG bis zu bestickten Decken in allen Größen, Farben und Formen, Jacken, Kleider, Souvenirs jeglicher Coleur im Obergeschoss. Wenn man in Budapest ist, sollte man dort unbedingt einen Rundgang machen. (Man muss ja nicht unbedingt was kaufen)
Um 12.00 Uhr legten wir in Budapest ab. Etwa die Hälfte der Passagiere hatte einen Überlandausflug nach Esztergom mit dem Bus gebucht. Die waren nicht an Bord.
Um 17 Uhr kamen wir in Esztergom an. Zwischen Budapest und Esztergom macht die Donau einen Knick, das sogenannte Donauknie. Das ist ein landschaftlich reizvoller Abschnitt und wird oft als „Ungarische Wachau“ gerühmt. Wildromantische Landschaftsformen, Reste von römischen und mittelalterlichen Befestigungsanlagen, alte Städtchen und großartige Ausblicke erwarten einen. (Leider leider hat uns das Wetter jeden Tag verlassen. Wir hatten nur Regen.)
Die Busausflügler kamen an Bord, und um 19 Uhr war dann das erste kulinarische Highlight angesagt. Das Gala-Diner.
Es gab unter anderem: Parmaschinken mit Honigmelone, Eiersalat mit Currymayonnaise, Nudelsalat mit Gemüse, Geflügelsalat mit Ananas, Geräuch. Lachs mit Sahnemeerrettich, Meeresfrüchtecocktail, Garnelenschwänze in Olivenöl mit Knoblauch gegrillt, gedünsteter Lachs auf Gemüsestreifen, Sauerkrautsuppe mit Knoblauchcroutons, Kartoffel mit Kräuterquark, Schweinekarre gefüllt mit Essiggemüse, Kotelette vom Geflügel mit Preiselbeeren, Knuspriges Spanferkel, gegrillte Schweinshaxe, im Ganzen gebratener Truthahn mit Apfelmus und Cumberland Sauce usw. usw. usw.
Es nahm kein Ende.
Überhaupt das Essen – davon will ich gar nicht erzählen, denn auf einem Schiff ist man ja bekanntlich fast nur am Essen.
In dieser Nacht schiefen wir gut. Am nächsten Morgen, Dienstag, gegen 7.00 Uhr erreichte das Schiff Bratislava. Die Stadt liegt am Fuß der kleinen Karpaten und ist nur etwa 60 km von Wien entfernt. Sie hieß früher einmal Pressburg. Sie ist mit 450.000 Einwohnern die größte Stadt der Slowakei und hat einen wichtigen Donauhafen, zudem ist sie eine bedeutende Industrie- und Messestadt.
Wir haben Bratislava auf eigene Faust erkundet. Die meisten haben eine Stadtrundfahrt gemacht. (23,-Euro/Person)
Um 12 Uhr ging es dann weiter Richtung Wien, wo wir um ca. 18.30 Uhr ankamen.
Dort verbrachten wir zwei aufregend schöne Tage – mit Besuch eines Heurigen, des Praters und eines schönen Mozart-Konzertes im „Goldenen Saal“ des Wiener Musikvereins (dort findet jedes Jahr das Neujahrskonzert statt) –Besuch der Hofburg, Stadtbesichtigung (natürlich wieder auf eigene Faust)
Diese zwei Tage ausführlich zu beschreiben, würde echt den Rahmen sprengen. Deshalb nur in Kurzform.
Am Mittwoch abend um 23.00 Uhr hieß es Leinen los und servus Wien.
Donnerstag gegen 7.30 Uhr erreichten wir Dürnstein – der wahrscheinlich beliebteste Ort in der Wachau. Er liegt an einem der schönsten Punkte. Auf einem Felsen oberhalb der Donau thront die Burgruine Dürnstein.
Wir haben uns nach dem Frühstück wieder auf die „eigenen Socken“ gemacht und das Örtchen besichtigt. Sehenswert sind ein quadratisch angelegtes Renaissance-Schloss aus dem 17. Jh. und ein ehemaliger Chorherrenstift mit Kirche aus dem 15. Jh. Den blau-weißen Barockturm der Kirche sieht man schon von weitem, wenn man die Donau hinunterfährt. Ein sehr beeindruckendes Panorama.
Das war der einzige Tag, an dem die Sonne schien, und wir zum ersten Mal die Wachau in ihrer Schönheit sahen. Goldener Oktober! Wahnsinn! Man kommt echt ins Schwärmen.
Um 12 Uhr war das letzte Ablegemanöver. Abends um 19.30 Uhr war Kapitäns-Dinner angesagt. Man kennt das Procedere ja aus der Serie \\\"Das Traumschiff\\\". Dazu will ich mich auch weiter nicht auslassen.
Wir fuhren durch bis Passau, wo wir am nächsten Morgen gegen 7.00 Uhr ankamen.
Wir haben in diesen 7 Tagen soviel erlebt, dass es uns vorkam, als wären wir 4 Wochen auf dem Schiff gewesen. Man kann das Erlebte gar nicht so schnell verarbeiten – es war, trotz miesem Wetter, eine wunderbare Reise, die man auch unternehmen kann, wenn man jünger ist. (Meine Schwester ist 37 – also auch noch nicht soooooo alt) und sie war total begeistert.
Und noch eine Anmerkung: Sicher ist die Altersquote 50 – 80 auf dem Schiff überzählig – aber das sind oft Leute, die sind besser drauf, wie manch einer mit 25 !
Mit denen kann man echt was anfangen – die sind lustig, offen, erfahren (manche haben schon die x.te Kreuzfahrt hinter sich, und können Geschichten erzählen, da wackeln einem die Ohren)
Jedenfalls konnte ich jetzt auch meinen Mann von einer Kreuzfahrt überzeugen, und wir werden im August eine Kreuzfahrt ans Nordkap machen. Mit der TS Maxim Gorki.
Reisebericht dazu wird folgen.

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