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Erfahrungsbericht von vaueff

Florian Illies: Anleitung zum Unschuldigsein

Pro:

Stimmt einfach alles

Kontra:

nix

Empfehlung:

Ja

Bereits mit „Generation Golf“ hat Florian Illies den Nerv einer ganzen Generation getroffen. Er umschrieb das Leben, die Sorgen und öffnete ein Fenster in eine Zeit, die die meisten seiner Leser in den frühen 20ern selbst erlebten. Sagte meine Mutter doch einmal, meine Generation verstehe man nicht, nach dem sie das Buch las, verstand sie.

Da stellt sich doch die Frage, ob sich dieser Erfolg eines Buches fortsetzen lässt. Und die Antwort ist ein deutliches Ja. Mit „Anleitung zum Unschuldigsein“ hat der 30-jährige Autor, der außerdem Feuilleton-Redakteur bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung in Berlin ist, einen neuen Coup gelandet. Das Buch stieg bereits vor Veröffentlichung auf Platz ein der Vorbestellungen.

Florian Illies spricht Probleme an, die eigentlich keine sind. Dennoch machen sich Millionen Deutsche täglich Vorwürfe für Hunderte kleine Alltagssorgen. Es geht um die Mülltrennung, das schlechte Gewissen, einen Joghurtbecher unausgewaschen in die gelbe Tonne zu werfen, das Bedürfnis gesund einzukaufen, um später all die gesunden Sachen in die Mülltüte zu werfen. Dass die Mülltüten übrigens durchsichtig sind, sei ein sadistischer Streich der Industrie, denn wer will schon das ganze alte Gemüse auf dem Weg zur Mülltonne noch mal zu Gesicht bekommen.

Wer hat sich nicht schon einmal einen Tag frei genommen, um all die kleinen Dinge zu erledigen, die schon lange erledigt werden sollten. Illies beschreibt einen Tag, wie ihn schon jeder einmal erlebt hat. Am ende des langen, von vielen Selbstvorwürfen geprägten Tages sind die Dinge immer noch unerledigt.

Obwohl man bei jedem Satz schon ahnt, was als nächstes kommt und obwohl man meistens auch recht hat, ist dies gerade der Reiz den das Buch ausmacht. Es ist doch gut zu wissen, dass es mindestens einer anderen Person genau so geht und ohne Übertreibung mag man behaupten, es geht fast allen so. In „Anleitung zum Unschuldigsein“ wird sich jeder Leser erkennen.

Zum Abschluss noch eine Übung, wie sie zu Ende eines jeden der 23 Kapitel steht: „Wir gehen in ein französisches Restaurant und lassen uns vom Kellner alle Speisen ins Deutsche übersetzen, wenn er ein Wort nicht weiß, lassen wir ihn zum Nachfragen in die Küche gehen. Wir sagen ihm dann, dass uns alles nicht zusage. Dann lassen wir uns drei besonders teure Rotweine öffnen und erklären jedes Mal, der Wein schmecke nach Kork. Dann bestellen wir ein Glas Wasser und zahlen passend.“

Florian Illies: „Anleitung zum Unschludigsein“, erschienen im Argon Verlag 2001. ISBN: 3-87024-544-1.

(c) vaueff !!

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