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Erfahrungsbericht von FilmFreak

Citizen Kane-Für viele der beste Film aller Zeiten!

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Der amerikanische Zeitungsmagnat Charles Foster Kane (Orson Welles) stirbt 1941 auf seinem monströsen Schloss Xanadu. Eine Schnee-Glaskugel fällt aus seiner Hand und zerschellt am Boden. Sein letztes Wort lautet: \"Rosebud\". Was meinte er damit?

Das versucht der Wochenschau-Reporter Thompson (William Alland) herauszufinden, um etwas Besonderes über den Tod des Verlegers berichten zu können. Er liest deshalb Aufzeichnungen Walter P. Thatchers, des ehemaligen Vormundes von Charles Foster Kane, und er befragt Menschen, die ihn gut kannten: den Generalbevollmächtigen Bernstein (Everett Sloane), den früheren Freund Jedediah Leland (Joseph Cotten), den Butler Raymond (Paul Stewart) und die zweite Ehefrau Susan Alexander (Dorothy Comingore). Keiner von ihnen durchschaut die ganze Persönlichkeit Kanes, aber jeder trägt aus seiner Perspektive zu dem Gesamtbild bei. Die Teilaspekte fügen sich wie die Teile eines Puzzles zusammen.

Kanes Mutter (Agnes Moorehead) erhielt ein wertlos erscheinendes Grundstück übertragen. Als sich herausstellte, dass es eine Goldmine barg, sorgte sie dafür, dass ihr Sohn in die Obhut des Bankiers Walter P. Thatcher (George Coulouris) kam und dieser die Vormundschaft für ihn übernahm. Damit wollte sie ihm eine gute Ausbildung sichern und ihm einen Weg eröffnen. Von seinem 25. Geburtstag an sollte er über das Vermögen verfügen können.

Kane machte sich nichts aus dem vielen Geld und aus dem ererbten Industrie-Imperium. Er interessierte sich lediglich für eine Zeitung, die auch zu seinem Besitz gehörte. Den altmodischen Chefredakteur Carter (Erskine Sanford) zwang er, aus der braven Tageszeitung \"Inquire\" ein auflagenstarkes Sensationsblatt zu machen. Kane engagierte sich mit seiner Zeitung für die sozial Schwachen. Sein Freund warft ihm vor, er sei so sehr Egozentriker, dass es ihm dabei gar nicht um die Menschen gehe, sondern lediglich darum, von ihnen geliebt zu werden.

Nach einem Aufenthalt in Europa heiratete Kane Emilie Norten (Ruth Warrick), die Nichte des US-Präsidenten.

Eines Tages begegnete er Susan Alexander. Sie hatte sich gerade in einer Apotheke ein Mittel gegen ihre Zahnschmerzen geholt und lachte, als sie Kane am Straßenrand stehen sah: Gesicht und Anzug waren schmutzig, weil eine vorbeifahrende Kutsche ihn bespritzt hatte. Susan nahm ihn mit in ihre nahegelegene Wohnung, damit er seine Kleidung in Ordnung bringen konnte. Sie erzählte ihm, dass sie gerne singen würde.

Aus der Begegnung entwickelte sich ein Verhältnis. Das wurde Kane zum Verhängnis, als er für den Posten des Gouverneurs kandidierte, um die Korruption zu beseitigen und für soziale Gerechtigkeit zu sorgen. Der skrupellose Gegenkandidat (Ray Collins) setzte ihn unter Druck: Entweder er gebe bekannt, dass er krank sei und deshalb nicht weiter kandidieren könne oder man werde das Verhältnis in der Presse ausschlachten. Kane wollte sich nicht erpressen lassen und opferte dafür auch seine Ehe.

Er ärgerte sich darüber, dass Susan in den Schlagzeilen nur in Anführungszeichen als \"Sängerin\" bezeichnet wurde. In Chicago baute er ihr ein Opernhaus, aber sie blamierte sich bei der Premiere. Leland wollte eine Rezension für den \"Inquire\" schreiben, aber er betrank sich und kam über die ersten Zeilen nicht hinaus. Kane schrieb den Artikel zu Ende - so wie Leland in begonnen hatte: als Verriss. (Damit -- glaubt Leland später -- wollte er seine Unbestechlichkeit beweisen.) Dann feuerte Kane seinen ehemaligen Freund. Susan zwang er, weiter zu singen -- bis sie versuchte, sich umzubringen.

Danach zog er sich mit ihr in das von hohen Zäunen umwehrte Schloss Xanadu zurück. Überall stapelten sich dort die klassischen Statuen aus Europa, die Kane in blinder Sammelwut zusammentrug. Kane verstand nicht, dass Susan sich einsam fühlte und langweilte. Das Prunkschloss war für sie ein Gefängnis. Kane wollte sie durch Geschenke gewinnen, aber sie warf ihm vor, dass er sich aus dem Geld, das er für die Geschenke ausgebe, sowieso nichts mache und nicht mit dem Herzen schenke. Er sei so sehr auf sich fixiert, dass er nicht lieben könne.

Als sie ihn verließ, verwüstete er in einem Anfall von Raserei ihr Zimmer und beruhigte sich erst, als er eine Schnee-Glaskugel fand. Er murmelte \"Rosebud\" und steckte die Kugel ein.

Nachdem der Reporter das Schloss verlassen hat, wird ein Kinderschlitten zusammen mit anderem Gerümpel in den Ofen geworfen. Auf dem Schlitten war eine Rosenknospe abgebildet und darüber stand \"Rosebud\". Rauch steigt aus dem Kamin auf.

Kommentar:

Orson Welles dachte wohl an William Randolph Hearst (1863 - 1951), als er die Figur des Zeitungsverlegers Charles Foster Kane schuf. Es ging ihm aber nicht um eine Biografie. Stattdessen wollte er zeigen, dass ein Mensch nicht aus einer Perspektive allein zu verstehen ist. Man kann nur versuchen, aus verschiedenen Mosaiksteinen so gut wie möglich ein Bild zusammenzusetzen. Und auch dann werden immer einige Steine fehlen.

Mit \"Citizen Kane\" setzte Orson Welles Maßstäbe. Nicht wenige Cineasten halten diesen Klassiker für den besten Film aller Zeiten. Revolutionär waren damals sowohl der Aufbau des Filmes als auch die Kamera- und Lichtführung. Die Geschichte wird nicht chronologisch erzählt, sondern wie ein Puzzle: Stück für Stück. Die Kamera versetzt den Zuschauer gewissermaßen in die Position des Reporters -- der häufig nur angeschnitten von hinten zu sehen ist. Zumeist verharrt die Kamera während einer Einstellung an einem festen Platz. Details werden weder durch Schnitte noch durch Zoomeffekte hervorgehoben. Um so sorgfältiger sind die Bilder komponiert.

Regie: Orson Welles - Buch: Herman J. Mankiewicz und Orson Welles - Kamera: Gregg Toland - Schnitt: Robert Wise - Darsteller: Orson Welles, Joseph Cotten, Dorothy Comingore, Agnes Moorehead, William Alland, Everett Sloane, Paul Stewart, George Coulouris u.a. - 1941; 113 Minuten

MFG,
Karl

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