Mehr zum Thema Testbericht

No-product-image
ab 16,38
Auf yopi.de gelistet seit 09/2003

Erfahrungsbericht von xtombrix

Eins, Zwei, Drei oder Cola makes the world go round ...

Pro:

einzigartige Satire, ein Feuerwerk von spritzigen Dialogen und skurilen Situationen

Kontra:

Fehlanzeige

Empfehlung:

Ja

"Eins, Zwei, Drei" - für mich "die" Komödie zur deutschen Teilung

Billy Wilders Film ist eine unnachahmliche Satire über das Leben im Kalten Krieg. Schauplatz der Handlung ist das geteilte Berlin unmittelbar vor dem Mauerbau.

Worum geht es? C.R. MacNamara (glänzend verkörpert von James Cagney) leitet die deutsche Niederlassung des Coca-Cola-Konzerns in Westberlin. Neben seiner sehr blonden Sekretärin Ingeborg (gespielt von Liselotte Pulver), die "Nebeneinnahmen" hat (dazu McNamaras Frau: "Mein Mann zieht hier seinen eigenen Marshallplan durch!") beschäftigt er den ständig salutierenden Chauffeur Fritz. Sein persönlicher Assistent Schlemmer hat eine braune Vergangenheit:

MacNamara: Na also, unter uns, Schlemmer, was haben Sie während des Krieges gemacht?
Schlemmer: Ich war in der Untergrund - The Underground.
MacNamara: Widerstandskämpfer?
Schlemmer: Nein, als Schaffner. In der Untergrund, in der U-Bahn.
MacNamara: Und natürlich waren Sie kein Nazi und waren nie für Adolf.
Schlemmer: Welchen Adolf?

Der Manager ist nach einem unschönen Vorfall im Nahen Osten im Konzern kaltgestellt worden, will sich damit aber nicht abfinden und Europa-Chef in London werden: "Ich hatte sieben Länder, jetzt habe ich eine halbe Stadt." Dazu will er den russischen Markt erschließen und die Sowjetunion mit Coca-Cola beglücken. Er verhandelt schon mit einer russischen Kommission, obwohl die Konzernzentrale antikommunistisch ist.

Da beauftragt ihn sein Chef, auf seine naive und mannstolle Tochter Scarlett (sehr passend: Pamela Tiffin) aufzupassen. Sie wird nach Europa geschickt, damit sie sich nicht ständig einen neuen Verlobten zulegt. Ausgerechnet ein ostdeutscher Kommunist, der linientreue Otto Ludwig Piffl (genial gespielt von Horst Buchholz) wird nun aber zum Objekt ihrer Leidenschaft. Beide heiraten sogar heimlich in Ost-Berlin.

Eines Tages bringt sie ihn mit in McNamaras Büro:
Otto: Kapitalismus ist wie ein toter Hering im Mondenschein: er glänzt, aber er stinkt!
Scarlett: Und stell' Dir vor, so spricht er immer! - Erzähl' ihm was über Coca-Colas Weltmachtpläne!
MacNamara: Was??
Otto: Das sagte schon der Vorsitzende Chrustschow auf dem 40. Jahrestag der Revolution ...
MacNamara: Zum Teufel mit der Revolution, und zum Teufel mit Chrustschow!
Otto: Zum Teufel mit Frank Sinatra!

Es kommt, wie es kommen musste. In dem Moment kündigen Scarletts Eltern ihren Besuch an. Zunächst beseitigt McNamara Otto mit einem bösen Trick: Wegen proamerikanischer Propaganda (dabei spielen Luftballons und eine Kuckkucksuhr die zentrale Rolle) wird er von der Volkspolizei verhaftet. Scarlett aber ist schwanger, und nun muß Otto wieder her. Auch das gelingt, indem die russische Delegation mit den Reizen der blonden Ingeborg hereingelegt wird. Otto muss nun aber binnen weniger Stunden vom Kommunisten zum vorzeigbaren Schwiegersohn gemacht werden. In einer rasanten Folge witziger, dabei tiefgründiger Dialoge und Situationen klappt auch das.

Beurteilung: Wilder teilt hier nach allen Seiten satirisch aus. Der Film lebt von herrlichen Dialoge (s.o.), skurilen Situationen und glänzenden Schauspielern. Kaum ein anderes Beispiel der Filmgeschichte kann es mit dieser satirischen Überzeichnung und bissigen Karikierung aufnehmen. So heißt es beispielsweise im Film über die ostdeutsche Polizei: "Ein Teil der östlichen Volkspolizisten war bösartig und unwillig, dafür waren andere unartig und böswillig."

Der Film hatte leider Startschwierigkeiten. Der Mauerbau verhinderte den Publikumserfolg. Den Menschen war einfach ob der historischen Realität das Lachen vergangen. Für mich ist und bleibt er aber DER Kultfilm über das geteilte Deutschland.

Eins, Zwei, Drei (One, Two, Three, USA 1961); Regie: Billy Wilder

PS: Sorry an alle - ich habe erst zu spät gesehen, dass der Film unter Komödien schon eingestellt ist - deshalb leider die doppelte Kommentierung.