Mehr zum Thema Mythen & Volksliteratur Testbericht

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Erfahrungsbericht von yopianerin

Nur ein Gespenst der Geschichte ???

Pro:

wenn es Homer wirklich gab, dann hat er zu seiner Zeit Beachtliches geleistet

Kontra:

heutzutage nicht mehr jedermanns Geschmack

Empfehlung:

Nein

Homer - Nur ein Gespenst der Geschichte ???
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Der Dichter Homer, griechisch Homeros, lebte vermutlich im 8. Jahrhundert v. Chr. im ionischen Kleinasien (heute: Türkei) (es werden noch viele wahrscheinliche Geburtsorte genannt: Chios, Kolophon, Rhodos, Argos, Athen und Salamis, auch die Gegend von Smyrna / Izmir, da nichts genaues bekannt ist), über sein Leben wissen wir nichts, er war vermutlich blind. Er ist der älteste europäische Dichter. In der Philologie lange als fiktive Persönlichkeit angesehen, gilt er heute wieder als historische Person, deren Bild durch die Legende mit den Zügen des wandernden Rhapsoden (=Sänger), z.B. Blindheit, ausgestattet wurde. Tatsache ist allerdings, dass man keine gesicherten Fakten von oder über Homer besitzt, nicht einmal, ob er überhaupt existierte oder nicht.

Eine mögliche Biographie des uns so weitgehend unbekannten und auf uns dennoch so intensiv wirkenden Dichters Homer skizziert der Professor für Klassische Philologie der Universität Basel, Joachim Latacz:
"So mag sich denn, wer klare Bilder liebt, Homer um 770 in einer Küsten- oder Inselstadt im kleinasiatischen Ionien in gutem Haus geboren denken; die alten Heldenlieder hätte er aus dem Munde der Aoiden von früh an gehört und sich bald selbst daran versucht; seine Erziehung wäre gut gewesen, schreiben und lesen hätte er vielleicht noch als Knabe, sicherlich aber als junger Mann gelernt; Reisen - erleichtert durch die weitreichenden Familienbindungen des Adels - hätten ihn weit in Griechenland herumgeführt (...). Um 730, als etwa Vierzigjähriger, hätte der berühmt gewordene Aoide Homeros im allgemeinen Schwung der Zeit nach mancherlei Experimenten das neue Selbstgefühl des Adels in zeitgemäßer Wiederbelebung der alten Ruhmeslieder vom Kampf um Troja zu neuem Ausdruck gebracht; und ausgeschlossen wäre es nicht, daß er - beflügelt durch den unerhörten Erfolg der Ilias und durch den raschen Rhythmus der miterlebten weiteren Entwicklung - um 710, als etwa Sechzigjähriger, die durch Kolonisation und Handel beschleunigte Veränderung des traditionellen Welt- und Menschenbilds (und damit auch der Adelsideale) in einer zweiten großen Weltdeutung, der Odyssee, noch selbst ins Wort gesetzt hätte. Der Ruhm seiner Werke hätte sich noch zu seinen Lebzeiten rasch über die ganze griechische Welt verbreitet, so daß sein Name, als Homer um 700 starb, so fest mit Ilias und Odyssee verbunden blieb, daß er von da an niemals mehr vergessen wurde."
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In der ganzen Antike wurde er als Schöpfer der beiden Epen Ilias (Ilios =griechischer Name für Troja) und Odyssee verehrt.
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Neben der Ilias und der Odyssee wird Homer eine Sammlung von 33 den beiden Epen stilistisch nahestehenden Gedichten, jedoch fälschlich, zugeschrieben(z.B.: Batrachomyomachia; Homerische Hymnen: Es handelt sich um Hymnen (Preislieder) auf griechische Gottheiten (z. B. Apollon, Aphrodite, Demeter und Hermes), die die Rhapsoden (=Sänger) als Einleitungen zu ihren Rezitationen vortrugen.)

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KURZE ZUSAMMENFASSUNGEN DER BEIDEN WERKE:

Ilias
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Die Ilias, das ältere Epos, behandelt Ausschnitte im letzten Jahr des Kriegs um Troja, der, wenn überhaupt, im 13. Jhdt. v. Chr. stattfand. Sie schildert in 24 Büchern den Zorn des griechischen Helden Achilleus und umfasst einen Handlungszeitraum von 49 Tagen. Vom Heeresführer Agamemnon gekränkt, der ihm seine Sklavin Briseis raubte, verlässt Achilleus die griechische Streitmacht, die daraufhin im Kampf gegen die Bewohner von Troja schwere Niederlagen erleidet. Achilleus zeigt sich unversöhnlich, lässt jedoch zu, dass sein Gefährte Patroklos an seiner Stelle die Truppen anführt. Als dieser im Kampf fällt, richtet sich der Zorn des Achilleus gegen die Trojaner, deren Heerführer Hektor, ein Sohn des Königs Priamos, er im Zweikampf tötet. Die Dichtung endet mit den Totenfeierlichkeiten für Hektor, nachdem Achilleus Priamos den Leichnam seines Sohnes zur Bestattung überlassen hat, weil er sich mit dem trojanischen König angesichts des Todes und des schmerzlichen Verlusts eines Nahestehenden verbunden fühlt. Die Haupthandlung wird von zahlreichen Nebenepisoden unterbrochen, die die verschiedensten von Göttern abstammenden Helden im Zweikampf zeigen, und auch die Götter selbst mischen sich in der unterschiedlichsten Form in die Kampfeshandlungen ein.

Odyssee
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Die Odyssee ist das Lied von den Irrfahrten und der Heimkehr des Odysseus von Troja nach Ithaka in 24 Büchern.
Sie umfasst einen Handlungszeitraum von zehn Jahren, es sind die Irrfahrten des griechischen Helden Odysseus nach Ende des Trojanischen Krieges, bevor er schließlich zu seiner Gattin Penelope heimkehrt. Der erste Teil des Epos beginnt kurz vor der Heimkehr des Odysseus, der nach einem Schiffbruch seinen Rettern von seinen Irrfahrten erzählt, in deren Verlauf er zahllosen Gefahren ausgesetzt war. Parallel dazu schwenkt die Handlung in die Heimat des Helden, wo sich eine Horde Freier in seinem Hause niedergelassen hat, die um die Gunst seiner Gattin Penelope buhlen. Diese kann sich ihrer nur mit einer List erwehren und schickt ihren Sohn Telemachos aus, um nach seinem Vater zu suchen. In Form von Rückblenden erzählt Odysseus selbst seine Abenteuer, etwa bei dem menschenfressenden einäugigen Riesen Polyphem. Später muss er sich auch der Verlockungen der Nymphe Kalypso erwehren, die ihm Unsterblichkeit verspricht, wenn er als ihr Gemahl bei ihr bliebe. Der zweite Teil des Epos berichtet von Odysseus‘ Heimkehr nach Ithaka, wo er sich zunächst heimlich der Loyalität seiner Dienerschaft versichert und schließlich blutige Rache an den Freiern nimmt.
Im Falle der "Odyssee" sind viele Forscher der Ansicht, daß sie nicht vom selben Autor wie die "Ilias" stamme. Wenn man also Homer als Autor der beiden Epen nennt, so ist dies eine Zuschreibung, die mangels anderer Fakten existiert und weiters keine Bedeutung hat. Linguistische und historische Untersuchungen legen jedoch die Vermutung nahe, dass die beiden Dichtungen im 8. Jahrhundert v. Chr. an der von Griechen besiedelten Westküste Kleinasiens entstanden. Die Stoffe, die in beiden Epen verarbeitet wurden, stammen aus einer mündlich tradierten Form der Kleinepik, die in die Zeit der frühgriechischen Stämme im 2. Jahrtausend v. Chr. zurückreicht und wahrscheinlich von umherreisenden Rhapsoden (Sängern) an den Adelshöfen vorgetragen wurden.
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Epischer Stil
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Die Texte der homerischen Epen wurden im Lauf der Jahrhunderte immer wieder von älteren Manuskripten (die zum Großteil nicht erhalten sind) abgeschrieben und auf diese Weise durch das Mittelalter und die Renaissance bis in unsere Tage überliefert. Obgleich Homers Identität nicht zweifelsfrei geklärt werden konnte (so wurde er z. B. in der Antike immer wieder als blinder Greis dargestellt) und auch Zweifel bestehen, ob alle Textteile beider Epen durchgehend von demselben Autor verfasst wurden, herrschte doch von der Antike bis in die Neuzeit weitgehend die Meinung vor, dass es sich bei Homer um einen (möglicherweise auch zwei) Dichter handelte.
In beiden Epen wird die Haupthandlung von mehr oder weniger weit ausgesponnenen Nebenmotiven unterbrochen, auch Widersprüche sind bemerkbar (So treten beispielsweise Waffen- oder Kultbräuche nebeneinander auf, die aus verschiedenen Kulturschichten stammen, unerklärliche Widersprüche und Brüche lassen sich feststellen, aber auch selbständige Einheiten darstellende Lieder und Kleinepen herauslösen, die zu einem größeren Werk kompiliert worden sein könnten.); sie wurden schon von den antiken Philologen beobachtet, und aus diesen Untersuchungen erwuchs die bis heute nicht zur Ruhe gekommene
"homerische Frage":
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ist die Ilias (bzw. Odyssee) so wie sie uns überliefert ist eine von Homer gewollte Einheit oder ist sie aus Einzelteilen notdürftig zusammengestellt? Steht also Homer am Anfang (als Dichter des Kernstücks, um das sich dann andere Bestandteile lagerten) oder steht er am Ende (als abschließender Ordner)?
Beide Epen sind nicht einheitlich komponierte Werke;
sie sind in einem gehobenen epischen Stil in daktylischen Hexametern verfasst, der ionische und äolische Sprachelemente beinhaltet und der hier bereits seine klassische, später kaum mehr modifizierte Form hat. Ihre Sprache ist eine auf eine lange Tradition zurückgehende formelhafte Kunstsprache, die auf mündlicher Überlieferung basiert. Dies ist besonders an den zahlreichen formelhaften Elementen, wie schmückenden Beiwörtern, stereotypen Wendungen und Phrasen, zu erkennen, die immer wiederkehren. Charakteristisch ist auch die Lebendigkeit, mit der die Figuren gezeichnet werden, die Natürlichkeit der Darstellung, die Wahl der Gleichnisse aus Natur und zeitgenössischer Umwelt, die von einer scharfen Beobachtungsgabe zeugt. Während es in der Ilias um die Darstellung von aus Leidenschaft resultierenden Handlungen und unlösbaren Konflikten geht und auch die Götter mit negativen menschlichen Eigenschaften ausgestattet sind, kommt in der Odyssee in stärkerem Maße ein moralischer Aspekt zum Tragen. Achilleus, Agamemnon, Priamos und die übrigen Figuren lassen sich nicht als gut oder schlecht kategorisieren und sind als Täter und Opfer zugleich in ein grausames und letztendlich tragisch endendes Geschehen verwickelt. In der Odyssee dagegen wird das Böse vernichtet; das Gute siegt schließlich, und die Familie des Helden ist am Ende wieder vereint. Auch Odysseus zeigt im Umgang mit Personen niedrigeren sozialen Ranges, wie Hirten, Dienern oder Bettlern, Tugenden wie väterliches Interesse, Verantwortungsbewusstsein und Güte, die auf eine exemplarische Königsherrschaft schließen lassen und wodurch er als Vorbild eines guten, gerechten Herrschers erscheint..

Eine zufriedenstellende Antwort auf die homerische Frage wurde bis heute nicht gefunden. Untersuchungen und Analysen von Einzelaspekten, die im 19. und 20. Jahrhundert unternommen wurden, schienen auf eine Sammlung von Einzelgedichten bzw. -liedern hinzudeuten; nach der unitarischen Betrachtungsweise dagegen sind diese Unstimmigkeiten von untergeordneter Bedeutung und die Epen als einheitliche Werke eines einzelnen Verfassers zu sehen.
Archäologische Funde aus den letzten 125 Jahren, insbesondere die Ausgrabungen Heinrich Schliemanns in Troja und Mykene, haben gezeigt, dass die von Homer beschriebene Kultur tatsächlich existierte. Die Epen könnten daher gewissermaßen als historische „Quelle" hinzugezogen werden, ein Aspekt, der seitdem bei der Untersuchung ihrer Entstehung verstärkt mit einbezogen wurde.
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Wirkungsgeschichte
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Die Wirkung der Epen Homers auf die gesamte nachfolgende Literatur der Griechen kann gar nicht überschätzt werden. Als maßgeblicher Gestalter ihres Götter- und Menschenbildes beeinflusste er Trägodie, Geschichtsschreibung und Philosophie und wurde bereits in der Antike in den Kanon der klassischen Schulautoren aufgenommen. Beinahe jeder Epiker in der abendländischen Literatur berief sich direkt oder indirekt auf das homerische Vorbild oder setzte sich kritisch damit auseinander. In der römischen Literatur gab es bereits im 3. Jahrhundert v. Chr. eine Nachdichtung durch Livius Andronicus, und Vergils römisches Nationalepos Aeneis beinhaltete eine Widerlegung des individualistischen Wertesystems der homerischen Epik. Die am stärksten an Homer orientierten Szenen in dem Epos Paradise Lost (Das verlorene Paradies) des englischen Dichters John Milton – beispielsweise die Schilderung des Kampfes im Himmel – haben eher komischen Charakter. Im Bereich des Romans, beispielsweise im Don Quijote (1605) von Miguel de Cervantes oder im Ulysses (1922) von James Joyce, zeigen die auf Homer anspielenden Passagen eine deutliche Neigung zu Parodie und Spott.
Bahnbrechend unter den englischen Homer-Übersetzungen der Hochrenaissance wurden die Versionen von George Chapman (1616) und Alexander Pope (Ilias, 1715-1720; Odyssee, 1725-1726). In Deutschland wirkte der Einfluss Homers besonders auf Goethe, Lessing und Herder, durch die Übersetzungen von Johann Heinrich Voss (Odyssee, 1781, Ilias, 1793) wurden seine Werke breiten Bevölkerungsschichten zugänglich. Unter den Übertragungen der jüngeren Zeit ist besonders die des Altphilologen Wolfgang Schadewaldt zu nennen (Odyssee, 1958, Ilias, 1975).
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liebe Grüße,
Christina

9 Bewertungen, 3 Kommentare

  • eulenfan

    17.05.2002, 21:57 Uhr von eulenfan
    Bewertung: sehr hilfreich

    wunderbar recherchiert, gut sturkturiert, liest sich gut und ist unglaublich interessant!

  • Netti1982

    23.03.2002, 20:09 Uhr von Netti1982
    Bewertung: sehr hilfreich

    interessant zu wissen... MfG Netti

  • kulosa

    23.03.2002, 20:04 Uhr von kulosa
    Bewertung: sehr hilfreich

    sag mal. wieviele anschläge machst du in der sekunde? 2solange meinungen in 5 minuten. alle achtung. mfg jan