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Pädagogisches Reiten

Hallo liebe Yopi-User!
Heute möchte ich Euch mal eine etwas andere Form des Therapeutischen Reitens vorstellen, das Pädagogische Reiten.

Da ich selbst seit ca.3 Jahren an der Multiplen Sklerose erkrankt bin und mein Gleichgewicht dadurch nicht mehr das beste ist, die Spastik(steigernde Muskelspannung unter Einwirkung sensibler Reize) in meinen Beinen auch davon betroffen ist, mache ich seit kurzem das Pädagogische Reiten.

Diese Form des Reitens wird bei uns in einem Verein angeboten. Dieser gemeinnütziger Verein hat die ganzheitliche Förderung behinderter Menschen mit Schwerpunkt im sozial-emotionalen Bereich, im Bereich der Wahrnehmung und der Psychosomatik zum Ziel.

Die Ziele des pädagogischen Reitens:

Sozial-emotionaler Bereich:
- Stärkung des Selbstwertgefühls und des Selbstvertrauens, Abbau von Ängsten
- Erlernen einer realistischen Selbsteinschätzung (Grenzen erkennen) und Erhöhung der Frustrationstoleranz
- Verbesserung der Konzentration
- Akzeptieren von Hilfe - Anpassung an andere - Erlernen von Rücksichtnahme - Aufbau von Beziehungen - Förderung kooperativen Verhaltens

Perzeption:
- Verbesserung des Körperschemas und der Raumorientierung
- Übung der Sinneswahrnehmung

Psychomotorik:
- Koordination und Harmonisierung der Bewegung
- Verbesserung des Gleichgewichts
- Förderung des Reaktionsvermögens

Dabei ist Reiten immer eine ganzheitliche Förderung, die vielfältige Entwicklungsanreize bietet.

Klientel:
Entsprechend dem pädagogisch-psychologischen Schwerpunkt kommen auch die Klienten meist aus diesem Bereich: Lern- und Geistigbehinderte, Sinnesbehinderte (Blinde und Sehbehinderte, Hörbehinderte), Kinder mit Verhaltensauffälligkeiten oder Entwicklungsverzögerungen, Autisten, aber auch Körperbehinderte und Mehrfachschwerstbehinderte.

Die Arbeitsweise:
Diese wird individuell auf die Fähigkeiten und Probleme des Menschen abgestimmt. Das kann bedeuten, dass ein Kind oder ein Erwachsenerauf dem Pferd geführt wird, das im Schritt geht. Dabei werden dann Gleichgewicht, Koordination der Bewegungen und Reaktionsvermögen gefördert. Zudem bewirken die gleichmäßigen Bewegungen des Pferdes, zusammen mit der Körperwärme, eine Lockerung der Muskulatur.
Andere Kinder und Erwachsene werden longiert. Dabei können auch heilpädagogische Übungen durchgeführt werden zur Schulung der Motorik und Geschicklichkeit, zur Verbesserung des Reaktionsvermögens, zur Förderung der Sinneswahrnehmung, der Raumorientierung und des Körperschemas (z.B. Arme hoch - vor - seitlich, mit der linken Hand an rechten Fuß greifen, Armkreisen, etc.). Bei diesen gymnastischen Übungen steht jedoch mehr der pädagogische Aspekt im Vordergrund: Die Stärkung des Selbstwertgefühls, der Abbau von Ängsten, das Erlernen der eigenen Fähigkeiten und Grenzen, die Erhöhung der Frustrationstoleranz, die Verbesserung der Konzentration, das Erlernen der Rücksichtnahme und Anpassung an das Pferd und einen eventuell mitreitenden Partner, sowie das Akzeptieren von Hilfe und der Aufbau von Beziehungen zu Pferd und Reitpädagogin.
Diese Ziele werden auch durch Selbstreiten an der Longe geübt: Anhalten und Anreiten, durch Pylonen lenken, über Stangen reiten, antraben, Slalom reiten, durchparieren. Dabei ist das Pferd teilweise nur noch aus Sicherheitsgründen an der Longe.

Wieder andere reiten ganz allein, meist im Schritt, teilweise auch im Trab oder Galopp. Dabei wird die Körperhaltung geschult und vor allem die Einwirkung auf das Pferd geübt, z.B. durch das Reiten von Schlangenlinien oder Wendungen, Anhalten und Anreiten, Antraben und durchparieren etc. Doch auch hier steht nicht das eigentliche Reiten im schulmäßigen Sinn im Vordergrund, sondern die beschriebenen pädagogischen Effekte.

So, ich mach dieses Reiten jetzt schon ne Zeit lang und ich muß sagen, es macht nicht nur Spaß, sondern wirkt sich auch positiv auf mich selbst aus. Mein Gleichgewicht und die Spastik in meinen Beinen haben sich schon sichtlich gebessert.

Zu den Preisen kann ich Euch leider nicht viel sagen, denn die dürften überall verschieden sein oder etwas variieren.

Euer
Alex