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Erfahrungsbericht von Eskimo

Zu Martin Kamphuis- Ich war Buddhist

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Martin Kamphuis

Ich war Buddhist

Brunnen Verl.,Basel

210 S.

Der Autor,aufgewachsen auf einem Bauernhof in den Niederlanden,erzählt von seinen abenteuerlichen Reisen und seiner spirituellen Suche die ihn,nach mehreren Zwischenstationen,schliesslich zum Christentum geführt hat.

Der erste Teil des durchweg spannend geschriebenen und mit SW-Bildern illustrierten Buches handelt von Erlebnissen bzw. Eindrücken aus der Kindheit und Jugend des Autors und schildert eindrucksvoll die Beweggründe,die aus seiner physisch gemeinten Suche nach einer besseren Welt eine spirituelle haben werden lassen.

Wir begleiten Kamphuis dabei in die abgelegensten Dörfer Südamerikas und erfahren wie er während seiner Studienzeit schliesslich mit dem tibetischen Buddhismus in Berührung kommt.

Der mittlere Teil beschreibt die vielfältigen Stationen seiner religiösen Reise,vermittelt dabei gleichzeitig einen tiefen psychologischen Einblick in seine Gefühlswelt,seine Abhängigkeiten sowie zwischenmenschliche Probleme und Beziehungsk(r)ämpfe.Auch hier erfährt der Leser wieder Interessantes über fremde Länder und Kulturen,insbesondere den tibetischen Buddhismus,sowie über die europäische NewAge-Szene,der er auch zeitweise angehörte,wobei aber gleichzeitig deutlich wird wie problematisch und wenig befriedigend all diese Erfahrungen für den Autor waren. Schliesslich kommt auch noch seine damalige Freundin und heutige Frau Elke zu Wort und schildert die damaligen Erlebnisse aus ihrer Sicht,wodurch manche Dinge auf interessante Weise relativiert werden.

Der letzte Teil des Buches zeigt schliesslich auf,wie Kamphuis und seine Frau beim Christentum \"gelandet\" sind und dort,zumindest subjektiv empfunden,die Erfüllung ihrer Sehnsüchte gefunden haben.

Das Buch ist auf jeden Fall lesenswert,nicht nur für Psychologen. Doch gewinnt man den Eindruck,dass der Autor von manchen der beschriebenen Dinge noch nicht den emotionalen Abstand hat den er vorgibt zu haben,was sich in stellenweise fast naiv anmutenden,erhrfürchtigen Beschreibungen von Personen und religiösen Praktiken äussert.

An einigen Stellen flackert hin und wieder etwas Kritik an buddhistischen und esoterischen Lehrsätzen auf,doch wer an dieser Stelle eine tiefgründige Analyse erwartet wird leider enttäuscht. Auch scheint Kamphuis einige psychologische Tricks und Manipulationen von Seiten seiner früheren Lebensgefährtin Iris,seinen früheren buddhistischen Lehrern und nicht zuletzt seiner jetzigen christlichen Gemeinde nicht ganz durchschaut zu haben ( oder er findet nichts Schlimmes dabei).

So entsteht der Eindruck,Kamphuis habe sich bei seinem Weg zum Christentum wieder einmal von den Entscheidungen Anderer leiten lassen und letztlich nur eine Droge mit einer anderen vertauscht.

Nicht ER hat laut eigenen Aussagen seinen Weg zu Christus gefunden,sondern es war \"höhere\" Fügung-aus meiner Sicht eine nette Umschreibung dafür dass er de facto überrumpelt wurde.

Man nimmt es ihm als Leser zwar ohne Weiteres ab,dass er sich in seiner jetzigen Situation glücklich und zufrieden fühlt,doch seine \"Verbürgerlichung\",die Zufriedenheit mit dem ganz Alltäglichen,der Gehorsam gegenüber einem \"höheren Wesen\" als Essenz und letztes Ziel seines spirituellen Weges - das hinterlässt doch einen faden Geschmack im Mund.

Ob dies nun wirklich das letztendliche Glück ist und so ein wirklich freier Mensch aussieht,das möge jeder Leser für sich selbst entscheiden.

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