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Erfahrungsbericht von myra-belle

Donna Leon : Das Gesetz der Lagune

Pro:

Spannend von der 1. bis zur letzten Seite, selbst da führt Lescroart einen noch einmal an der Nase herum.

Kontra:

Wer nicht glauben kann, dass Anwälte auch nur Menschen sind, könnte dieses Buch als Märchen verstehen.

Empfehlung:

Nein

Zu diesem neuesten Streich der Amerikanerin, die in Venedig lebt, schrieb der \"Observer\" in London :
\"Clever, lebendig und absolut fesselnd : Ihr zehnter Brunetti-Roman ist ebenso erfrischend und unterhaltend wie der erste.\"

Es ist eine Schande, wie schamlos übertrieben wird, um den Verkauf zu pushen. Es findet sich immer irgendjemand, der einem so etwas bescheinigt. Da ich alle 10 Romane gelesen habe und mir die vorangegangenen sehr wohl gefallen haben, muß ich sagen, dass dieses Werk weit unter meinen Erwartungen lag.

Diesmal ist das kleine Fischerdorf Pellestrina auf einer Venedig vorgelagerten Insel der Schauplatz des Doppelmordes an den Fischern Guilo und Marco Bottin, Vater und Sohn. Dem Älteren wurde der Schädel eingeschlagen, dem Jungen wurde der Bauch aufgeschlitzt. Erst im Anschluß wurde ihr Boot, die \"Squallus\", in Brand gesetzt.

Donna Leon sucht sich immer irgendwelche gesellschaftlichen und moralischen Mißstände heraus, um sie zu kritisieren. Diesmal ist es zum Einen das Vorurteil, dass Fischer traditionsgemäß keine Männer der großen Worte sind (Guilio wird von allen als kalt, hart und unnachsichtig beschrieben) und zum anderen, dass der Fischfang und die Muschelfischerei in den italienischen Gewässern sehr gesundheitsbedenklich sind, sowohl für die Meeresfrüchte als auch für die Esser. Dadurch erscheint Guido Brunetti, schon immer ein Gourmet, willensschwach und ein wenig verfressen.

Wie immer benötigt er die Hilfe einiger Nebencharaktere, um den Fall zu lösen. Meistens fällt es ihm erst ziemlich am Ende wie Schuppen von den Augen. Man kann also noch nie davon reden, dass der Commissario clever wäre.
Diesmal stehen ihm u.a. sein Assisstent Sergente Vianello, der junge Beamte Pucetti, der alte Bootsführer Bonsuan und die Sekretärin Signorina Elettra zur Seite. Manch einer verliert bei dieser Mission mehr, als er je zu riskieren gewagt hätte.

Brunetti ist der intellektuelle, gemächlich von Statten gehende Typ. Blöderweise kamen in diesem Buch Donna Leon und somit auch Brunetti so gar nicht in die Gänge. Also von wegen lebendig und fesselnd.

Die Beschreibung der ländlichen Umgebung liest sich etwas gelangweilt und für meinen Geschmack zu klischeehaft. Auf der einen Seite die gebildeten Venezianer, auf der anderen die Bauerntölpeln. (Kam mir jedenfalls so vor.)

FAZIT :

Hätte Leons 1. Buch schon so ausgesehen, es wäre noch lange im Regal stehengeblieben und Brunetti hätte nicht mehr so viele Fälle erleben dürfen.


----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-10-14 13:23:39 mit dem Titel James Grippando : Im Schutze der Dunkelheit

Beth Wheatly hat so ziemlich alles, was man sich eträumen kann : noch relative Jugend, ein süßes Töchterchen und einen reichen Staranwalt als Mann, der ihr ein großes Haus und ein bequemes Leben bieten kann. Nur hat er vor langer Zeit aufgehört, ihr Partner bei Tisch oder im Bett zu sein. Es ist notwendig, dass sie eines Tages spurlos verschwindet, ohne die 6jährige Morgan von der Schule abzuholen, damit Gus Wheatly mal wieder einen Gedanken an sie verschwendet. Zuerst ägert er sich darüber, dass er von seinem Arbeitsplatz als geschäftsführender Anwalt bei Preston & Collidge, Seattles führender Anwaltskanzlei, gerufen worden ist, um zum 1. Mal seine Tochter abzuholen. Erst als Beth auch am Abend noch nicht wiederaufgetaucht ist, beginnt er sich Sorgen zu machen. Es stellt sich heraus, dass sie weder Geld noch Kleidung mitgenommen hat. Dass auch Morgan ihm geblieben ist, schließt eher aus, dass sie ihn schnöde verlassen haben soll.

Zur gleichen Zeit findet man eine weibliche Leiche. Es handelt sich um das 3. Opfer eines irren Killers, dessen ersten beiden Opfer männlich waren und sich nicht nur äußerlich einem Ei dem anderen glichen, sondern auch im täglichen Leben Parallelen aufgewiesen haben.
Es stellt sich zwar heraus, das Beth nicht besagter Leichenfund ist, die Ermordete sieht ihr aber sehr ähnlich. Es kommt die Theorie auf, es handle sich um einen Doppelgängermörder. Damit liegt es im Bereich des Möglichen, dass Beth entführt worden ist und noch tot aufgefunden werden könnte.
Dieser Fall wird hauptsächlich von der jungen FBI-Agentin Andrea \"Andie\" Henning bearbeitet, die sich nach einer geplatzten Hochzeit in die Arbeit stürzt.
Als Indianerhalbblut wurde sie adoptiert. Aus Respekt vor ihren Adoptiveltern hat sie ihre wahren Wurzeln nie ausfindig gemacht.
Da sie durch ihre Herkunft durchaus Angriffsfläche für eine Sekte bieten könnte, wird ihr gestattet, undercover zu arbeiten. Es gibt nämlich Spuren, die so zu deuten wären, dass Beth mit denen etwas zu tun gehabt hätte und womöglich sich auf deren Gelände aufhält.

Die Geschichte ist nicht schlecht, doch sind die Charaktere etwas stereotyp aufgebaut.

Anwalt : erfolgreich und damit reich, arrogant, legt sich andauernd quer, weil er meint, mehr und schneller etwas ausrichten zu können wie Polizei und FBI

Ehefrau : reich, aber gelangweilt, psychosomatische Störungen (zur Abwechslung nicht die gängigen wie Trink- oder Tablettensucht)

Kind : zu alt für ihr Alter (psychisch gesehen), liebt ihre Mutter und vermißt sie schmerzlichst, Vater hat bis jetzt keine große Rolle gespielt und kann sie nicht entsprechend trösten

FBI-Agenten : jung und karrieregeil oder schon lange dabei und ausgebrannt

FAZIT :

Mit diesen kleinen unangenehmen Schwächen ist das neueste Werk von Grippando etwas schwächer als seine vorangegangene Werke, aber durchaus zu empfehlen. Da das affige Gehabe von Gus doch ziemlich auf die Nerven gegangen ist, gibt es eine 2- .

----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-10-16 15:37:22 mit dem Titel John T. Lescroart : Der Schwur

Der Titel bezieht sich auf den hippokratischen Eid den Ärzt (angeblich?) leisten, bevor sie auf die Patienten losgelassen werden. Er besagt, dass ein Arzt alles in seiner Macht stehende tun soll, um einem Patienten zu helfen und ihn zu heilen.
In diesem Justizthriller geht es vordergründig um den Mord an Timothy (Tim) G. Markham, dem Geschäftsführer der großen Versicherungsgesellschaft Parnassus Health in San Fransisco, deren Parnassus Group u.a. das Portola Hospital untersteht (damit ist Markham auch dessen Geschäftsführer).
Eines Morgens wird er beim Joggen von einem Auto angefahren und gegen eine Mülltonne geschleudert. Mit schwersten Verletzungen kommt er auf die Intensivstation, wo er nach mehren Stunden trotz stabilem Zustand verstirbt. Bereits zu diesem Zeitpunkt wird dem behandelnden Arzt, Dr. Eric Kensing, von seiner von ihm getrennt lebenden Frau vorgeworfen, den unliebsamen Nebenbuhler um die Ecke gebracht zu haben. Seit mindestens 2 Jahren hat Ann Kensing ein Verhältnis mit Markham, der letztens wieder zu seiner Frau Carla und den 3 Kindern zurückgekehrt ist. Verletzt und wütend und um ihr eins auszuwischen, verhönt Eric seine Noch-Ehefrau mit der sarkastisch gemeinten Bestätigung, dass er Tim \"mit Scheiße vollgepumpt\" hätte, damit dieser den Löffel abgebe. Leider erweist es sich bei der Autopsie, dass Markham an einer Überdosis Kaliumchlorid gestorben ist, die aller Wahrscheinlichkeit nach absichtlich seinen Tod herbeigeführt hat. Erscherend kommt hinzu, dass am nächsten Morgen Carla Markham und die 3 Kinder und der Hund erschossen aufgefunden werden und ein Inspektor, der sich die Autos am Wohnort angeschaut hat, um auszuschliessen, dass ein Nachbar Markham umgenietet hat, am vorhergehenden Abend um 22 Uhr Kensing vor dem Haus der Markhams angetroffen hat. Der Todeszeitpunkt der Markham-Familie wird auf 22.15 Uhr geschätzt, wodurch es möglich wäre, dass Kensing nur um die Ecke gefahren ist und wieder zurückgekehrt ist, um die Familie aus dem Hinterhalt auszulöschen.
Zuerst denkt Kensing, seine Unschuld (ich denke, so viel kann ich verraten) ihn davor beschützen würde, verdächtigt und verhaftet zu werden. Doch Lieutenant Abraham (Abe) Glitsky belehrt ihn eines Besseren. Abe ist fest davon überzeugt, dass Kensing sein Mann ist. Schließlich hatte er nicht nur das Motiv, sondern auch die Mittel und die Gelegenheit dazu gehabt. Daher ist es nicht verwunderlich, dass Abe wütend ist, dass sein alter Freund Dismas Hardy Kensing als Mandant verteidigt und diesem seine Unschuld nicht nur abkauft, sondern auch Taschenspielertricks anwendet, um diese zu beweisen.

Dismas Hardy, nach dem geläuterten Dieb am Kalvarienberg und dem Schutzpatron der Mörder benannt, ist die eigentliche Hauptfigur der Lescroart-Romane. Mittlerweile ist Diz mitte 40 und in 2. Ehe mit der erheblich jüngeren Fran verheiratet und hat 2 Kinder mit ihr. Die 1. Ehe ging nach dem Unfalltod seines Sohnes Michael in die Brüche. In jungen Jahren war Diz Polizist und ging mit Abe auf Streife. Nach dem Jurastudium war er eine Zeitlang Staatsanwalt und damit Ankläger. Aufgrund interner Reibereien wurde er gefeuert und betreibt seitdem eine Kanzlei mit seinem Mentor David Freeman und steht jetzt auf der Seite der Verteidigung. (Der alte Mann ist als Anwalt brilliant, auch wenn er wie eine Vogelscheuche aussieht.) Der Mensch Dismas wird in seiner gesamten Bandbreite offengelegt. Man lernt mit ihm Freude, Spaß und Glück, aber auch Trauer, Frust, Wut und Erstaunen kennen.

Ich habe geschrieben, der Mord an Kensing sei nur der Aufhänger, weil die Sache viel tiefer in dunkle Machenschaften geht. Die Parnassus Health gibt den Vertragsärzten vor, welche Medikamente verordnet werden dürfen. Diese stehen auf auf der sogenannten Positivliste und sind in der Hauptsache Generika, nachgemachte Medikamente, die Markenprodukte sozusagen kopieren. Als Grund wird angegeben, dass sie bei günstigeren Preis genauso wirksam seien. Dem ist leider nicht so. Leichte Nebenwirkungen bis hin zu tödlichen Allergien kommen häufiger vor.
Das Prinzip :
Die bei Parnassus versicherten müssen pro Arztbesuch 10 $ zahlen. Wenn das ausgegeben Medikament billiger ist, macht die Versicherung einen Gewinn, wenn aber ein Markenprodukt die Theke überquert, muß die Versicherung so gut wie immer dazuzahlen. Parnassus steht angeblich vor dem Bankrott, die Vertragsärzte werden gezwungen, einen Teil ihres ihnen zustehenden Lohnes der Versicherung zu leihen. Dies wäre ein weiteres Motiv für Kensing, seinen unliebsamen Arbeitgeber zu ermorden. Weil Parnassus der Stadt über 13 Mio wegen angeblich abgeleisteter ambulanter Behandlungen in Rechnung stellen will, will der amtierende Bezirksanwalt nicht nur Markhams Mörder, sondern auch die Gelegenheit nutzen, um Zugriff auf die Bücher der Versicherungsgesellschaft zu erhalten.

Lescroart schickt mehre potentielle Mörder und Mörderinnen auf die Bildfläche und führt den Leser geschickt in die Irre. Würde es sich um einen Film handeln, so würde ich sagen, er sei bis in die kleinsten Nebenrollen perfekt besetzt. Die Hauptdarsteller glänzen wie eh und je, die Nebendarsteller ziehen ihr Ding durch und vervollständigen auf geniale Weise das Bild, kein einziger Statist ist überflüssig. Da freut man sich auf jedes weitere Werk.

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