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Erfahrungsbericht von FloVi

Die Belgariad-Saga: Fantasy von David Eddings

Pro:

Humorvoller Stil, gut ausgearbeitete Charaktere,hervorragende Story

Kontra:

Der Schluss ist offenbar eine Konzession an die Leserschaft der 50er Jahre.

Empfehlung:

Nein

Worum geht's?
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Sieben Götter herrschten anfangs über die Welt und lebten in einem harmonischen Miteinander. Als einer von ihnen jedoch ein mächtiges Artefakt schuf, zog er sich den Neid eines anderen Gottes namens Torak zu. Dieser stahl das Artefakt und es entbrannte ein gewaltiger Krieg der von den Göttern und ihren jeweiligen Völkern geführt wurde. Die freigesetzen Kräfte veränderten das Gesicht der Erde, und das Diebesgut selbst wandte sich gegen seinen unrechtmäßigen Besitzer.
Dennoch konnte Torak mit dem Artefakt, nach seinem Schöpfer das *Auge Aldurs* genannt, entkommen, doch die Welt und die Menschen waren geteilt.

Belgarath, unsterblicher Zauberer und Schüler Aldurs kann gemeinsam mit Riva Eisenfaust den magischen Stein aus der Gewalt Toraks befreien, woraufhin der so zornig wurde, dass er sein ganzes Volk für den Verlust verantwortlich machte. Um einen Krieg zu vermeiden, der die Zerstörung der Welt bedeuten würde, zogen sich die anderen Götter körperlich von der Welt zurück, so dass Torak sie nicht finden konnte. Zuvor sandten sie ihre Völker jedoch in alle Teile der Welt, um die Spuren des Artefakts zu verwischen und beauftragen Riva mit seinem Schutz.

Riva Eisenfaust segelte mit seinen Leuten und dem Auge auf eine entfernte Insel und versenkte die Schiffe. Von den Göttern erhielt Riva zur Verteidigung des Artefaktes noch das Material für ein mächtiges Schwert, das nur er und seine Nachkommen benutzen können.

Das ist die Grundlage für die Religion in der Welt des Waisen Garion. Der Küchenjunge kennt sie, ist mit ihr aufgewachsen und hält sie natürlich nur für die Geschichten alter Leute. Einer dieser Alten kommt alle Jahre zum Bauernhof und erzählt die Legenden, gerade so als wäre der Alte Wolf dabeigewesen. Anfangs ahnt Garion nicht, dass dem tasächlich so ist. Bei dem wandernden Geschichtenerzähler handelt es sich um Belgarath, dem Zauberschüler Aldurs. Und Tante Pol - die all die Jahre wie eine Mutter für ihn war - ist Polgara, Tochter des Zauberers. Sie beide halten Garion für das Kind der Prophezeiung. Denn so wie vorausgesagt wurde, dass das magische Juwel verloren geht, heißt es auch, dass es an einem Jungen ist es zurückzuholen. So endet Garions Kindheit und aus dem kleinen Küchenjungen wird die letzte Hoffnung, denn auch Toraks Schergen sind dem Auge des Gottes auf der Spur.

Was folgt ist eine lange, gefahrvolle Suche, in deren Verlauf Garion erwachsen werden muss, was unter normalen Umständen nicht gerade einfach ist. Sie stoßen auf viele Hindernisse, mächtige Feinde und neue Freunde, doch am Ende stehen sich Torak und Garion allein gegenüber, so wie es in den Prophezeiungen vorhergesehen wurde. Den Ausgang dieses Kampfes kennt allerdings nicht einmal das Schicksal.

Meinung
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Falls ihr es noch nicht gemerkt habt, ich habe die Story etwas gerafft, immerhin handelt es sich um fünf Bände. Eine ausführliche Einführung würde den Rahmen etwas sprengen ;-)

Die Belgariad-Saga von gehört definitiv zu den Bestsellern im Genre. Eddings Epos von der Rettung der Welt hat unverkennbar Parallelen zu Tolkiens Ringe-Trilogie, doch das ergibt sich aus der Natur der Sache, schließlich handelt es sich um eine sehr klassische Geschichte. Das Schicksal der Welt lastet auf den Schultern eines Kindes aus einfachen Verhältnissen. Dass Garion zudem noch ein Waise ist, ist ebenfalls genreüblich und wird vom Leser ganz nebenbei zur Kenntnis genommen. Geschichten dieser Art finden sich allen Kulturen und sind fester Bestandteil der verschiedensten Mythologien. Natülich bedient sich Eddings schamlos dieser Quellen, doch im Grunde ist es genau das, was die Leser solcher Stories erwarten. Man denke da nur an den Background eines Luke Skywalker. Und bevor mir jetzt jemand vorhält, Krieg der Sterne sei keine Fantasy sondern SciFi, dem würde ich entgegnen dass er irrt. Unabhängig von der Anzahl der Raumschiffe und Todessterne, Star Wars ist eine klassische Fantasy-Geschichte.

Eddings spielt auch in Belgariad mit den entsprechenden Elementen, als da wären das Kind, die mächtigen Mentoren, die treuen Gefährten, der in seiner Skrupellosigkeit schier unüberwindbare Gegner und natürlich die Tatsache, dass es um nichts weniger als die Rettung des Universums geht.

Wenn das also alles nichts Neues ist, was bleibt dann noch? Ganz einfach: Die Details. Und die Fähigkeit des Autors, uns mit seiner Erzählung in den Bann zu ziehen. Letzteres beherrscht Eddings hervorragend und es dauert nicht lange bis der Leser selbst Bestandteil dieser unbekannten und doch irgendwie vertrauten Welt ist. Die Charaktere sind sehr vielschichtig und werden regelrecht lebendig. Man leidet mit ihnen, freut sich und trauert als wäre es das Schicksal von sehr guten Bekannten.

Mit einer Sache jedoch übertreibt es Eddings zuweilen und das sind die Prophezeiungen. Es geht schon zu Beginn los, als Pol dem noch nichts ahnenden Garion vorhält, er hätte seinen Freund bei einer Balgerei mit Holzschwertern töten können. Auf die Frage des Jungen, was denn mit ihm sei antwortet Pol nur lakonisch, er sei nie in Gefahr gewesen. Dieser Fatalismus kann über fünf Bücher hinweg schon manchmal nerven. Irgendwann hat der Leser begriffen, dass nur Garion selbst eine Gefahr für sich sein kann, wenn er sich nicht ordentlich auf die Begegnung mit Torak vorbereitet. Genau das stellen die vier Bücher vor dem Finale schließlich dar. Garions Weg vom Jungen zum Mann, vom Opfer zum Gegner. Auf diesem Weg sollen wir als Leser Garion begleiten, ich zumindest habe das sehr gern gemacht und wurde mit einem würdigen Ende belohnt.

Wer dann übrigens die Nase noch nicht voll hat, dem seien die fünf Nachfolgebände der Malloreon-Saga empfohlen.

Steckbrief
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Die Belgariad-Saga
von David Eddings
Verlag Bastei Lübbe
Alle Preise beziehen sich auf die Taschenbuchausgaben

Band 1: Kind der Prophezeiung
315 Seiten
ISBN: 3404201892
EUR 6,45

Band 2: Zauber der Schlange
378 Seiten
ISBN: 3404201965
EUR 6,45

Band 3: Spiel der Magier
349 Seiten
ISBN: 3404202031
EUR 6,45

Band 4: Turm der Hexer
411 Seiten
ISBN: 3404202090
EUR 6,45

Band 5: Duell der Zauberer
414 Seiten
ISBN: 3404202155
EUR 7,45

----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-05-13 22:28:38 mit dem Titel Märchen für Erwachsene: Alan D. Fosters Katechisten-Trilogie

Kurzübersicht
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Die ruhige Zeit für den Viehhirten Etjola Ehombe soll bald vorbei sein, denn in der Nähe seines Dorfes werden die Körper hellhäutiger Menschen an den Strand des Semordia-Ozeans gespült. Tarin, offenbar Anführer der Gruppe, lebt noch und erzählt Etjola von seiner Verlobten, der schönen Hellseherin Themaryl, die von Hymneth (dem Besessenen) entführt wurde. Der Hirte lässt Tarin nicht sterben ohne ihm zu versprechen, die Suche nach Themaryl fortzusetzen.

Obwohl ihn die anderen Angehörigen des Stammes für verrückt erklären, fühlt sich Etjole an diesen Schwur gebunden und verlässt seine Familie, um sich auf den langen Weg quer durch die Welt zu machen.

Auf seiner Reise gelangt er an viele wundersame Orte, trifft die ungewöhnlichsten Lebensformen und auf abstruse Lebensweisen. Bei den Menschen denen er begegnet hinterlässt Etjole stets einen bleibenden Eindruck und ob sie ihm nun als Freund oder Feind kennenlernen, sie sind nicht mehr die selben wie zuvor. Das gilt auch für Hymneth, den Besessenen, doch auch er ist weniger und zugleich mehr als Etjole erwartet hat.

Meinung
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Wer meint, dass die Beschreibung für eine Trilogie etwas dünn ist, hat nur zum Teil recht, denn diese Rahmenhandlung ist natürlich lediglich die Rechtfertigung für ein grandioses Stück poetischer, bizarrer und streckenweise genialer Fantasy.

Die Abenteuer, die der Autor seinen Helden auf der Queste durchleben lässt haben schon etwas surrealistisches, eben das, was man von einem guten Alan D. Foster gewohnt ist.

Das bekannteste seiner Werke dürfte wohl der Bannsänger-Zyklus sein. Schon dort zeichnete sich Foster durch interessante Ideen und einen humorvollen Stil aus. Diese Qualitäten kommen auch in der Katechisten-Trilogie wieder voll zur Geltung. Die Welt in der Etjole lebt ist angereichert von den merkwürdigsten Dingen, und selbst die weitgereisten Bewohner sind vor Überraschungen nicht gefeit. Doch seien es nun denkende Bäume, sprechende Schlangen oder Höhlen, die sich im Raum zwischen Blau und Grün befinden, der Viehhirte behält stets die Besonnenheit eines Menschen, der fest in sich selbst ruht. Diese manchmal schon stoische Gelassenheit kann andere Menschen verleiten zu glauben, sie hätten es mit einem einfältigen Genossen zu tun. Doch wer Etjole näher kennt, kommt schnell zu einer fundamentalen Erkenntnis. Nur wer Sokrates Aussage Ich weiß, dass ich nichts weiß wirklich verinnerlicht hat, kann eine solche Gelassenheit an den Tag legen, dass ihn nichts, wirklich nichts mehr erschüttert.

So gelingt es dem Wanderer selbst mit den abstrusesten Situationen fertig zu werden, etwa den fliegenden Haien in den denkenden Königreichen. Meine persönlichen Favoriten sind jedoch die Krieg führenden Blumen, die Etjole und seine Weggefährten als Geheimwaffen einsetzen wollen.

Apropos Weggefährten, davon hat der Hirte zwei. Einer ist ein Glücksritter, der fest davon überzeugt ist, dass Etjole in Wirklichkeit hinter einem großen Schatz her ist. Seine Loyalität ist nicht immer eindeutig, doch meistens ist er da wenn man ihn braucht.

Der andere ist Einlöward, eine wirklich große sprechende Mischlings-Katze, halb Löwe, halb Leopard, die ebenfalls aus Pflichtgefühl dabei ist, denn Etjole hat ihr das Leben gerettet. Deshalb muss sie ihre beiden Begleiter natürlich noch lange nicht mögen, was sie ihnen auch immer wieder durch sarkastische Anmerkungen deutlich macht.

Natürlich schaffen die drei es bis zu Hymneth, dem Besessenen und natürlich wartet auch hier wieder eine dicke Überraschung auf den Leser.

Es tat richtig gut, mal wieder einen echten Foster zu lesen, hat sich dieser doch in letzter Zeit mehr mit Auftragsarbeiten in den diversen SF-Serien beschäftigt.

Fazit
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Unbedingt empfehlenswert, nicht nur für Genrefans.

Fakten:
Die Katechisten-Trilogie
von Alan Dean Foster

Band 1: Der Geist des Speers
Preis: EUR (D) 8.95 / sFr 16.40 / EUR (A) 9.20
ISBN: 3-453-19623-6

Band 2: Die gefangene Zeit
Preis: EUR (D) 9.95 / sFr 18.10 / EUR (A) 10.30
Bestellnummer: 06/9163
ISBN: 3-453-19640-6

Band 3: Die Kälte des Schwerts
Preis: EUR (D) 8.95 / sFr 16.40 / EUR (A) 9.20
ISBN: 3-453-19649-X

----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-05-14 16:24:35 mit dem Titel *Nachtlicht* wunderschöne SciFi von Jack Vance

Das Professorenehepaar Hilyer und Althea Fath müssen auf einer ihrer vielen Reisen auf fremde Planeten mit ansehen, wie ein kleiner Junge brutal verprügelt wird. Sie retten den Kleinen und bringen ihn in ein Krankenhaus. Da er keine Eltern mehr hat, beschließen die beiden den Jungen zu adoptieren und mit nach Hause zu nehmen. Jaro selbst kann sich weder an Vater noch an Mutter erinnern, doch immer wieder wird er von Alpträumen heimgesucht, in denen seine Mutter auf grausame Art ermordet wird. Jaro wächst in einer recht behüteten Umgebung auf und kommt auch einigermaßen mit den gesellschaftlichen Strukturen zurecht, die durch elitäres Klassendenken an ein Kasten-System erinnern.

Die Träume nehmen unterdessen kein Ende, sogar tagsüber wird er immer wieder von Erinnerungsfetzen geplagt. Ob es diese Erinnerungen sind, die ihn mit einer unwiderstehlichen Kraft in den Weltraum locken, weiß er nicht. doch dass er auf einem Raumschiff durch das All reisen will, steht für Jaro absolut fest. Als junger Mann schließlich macht er sich auf die Suche nach seiner vermutlichen Heimat, den Planeten Fader, der eine Sonne namens Nachtlicht umkreist. Und dann begegnet er den Mördern seiner Mutter, der Alptraum nimmt Gestalt an und Jaro erfährt endlich, warum er und seine Mutter sterben sollten. Und der Täter ist keineswegs zufrieden damit, seine Arbeit nur unvollständig erledigt zu haben.

Meinung
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Ein klassisches, wenn nicht sogar altbackenes Thema. Man ist beinahe gewillt Arthur C. Clarke recht zu geben, behauptete dieser doch, es gäbe nichts Neues mehr in der Science Fiction. Doch er hat sich getäuscht, denn die Geschichte allein ist es nicht, es kommt auch darauf an, wie sie erzählt wird. Und im Erzählen ist Jack Vance ein absoluter Meister. Mit scheinbarer Leichtigkeit zeigt er uns neue Wege des Betrachtens einfacher Dinge und entwickelt eine ungeheure Phantasie beim Kreieren von Welten und ihren Bewohnern. Ein großer Teil der Faszination dieses Buches geht denn auch von der Beschreibung dieser Zivilisationen aus, die ebenso zahlreich wie unterschiedlich sind.

Der Leser begleitet die Familie Fath auf ihre vielen Expeditionen zu Welten, wie sie exotischer nicht sein können. Ob untergegangene Reiche oder lebende und atmende Gesellschaften, stets werden viele Aspekte der Kultur offengelegt und das in einem sprachlichen Stil, der manchem anderen Autor die Schamesröte ins Gesicht treiben sollte.

Leseprobe
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(Das Ehepaar hat eben beobachtet, wie eine Gruppe Jugendlicher auf den kleinen Jaro einprügelt.)
Die Faths ließen den Flitzer auf die Straße sinken, sprangen auf den Boden und stießen die Jugendlichen von ihrem schlaffen Opfer weg. Sie erkannten nun einen dunkelhaarigen Bengel von fünf oder sechs Jaren, der in Lumpen gekleidet und abgezehrt war, als hätte er gehungert.

Die Bauernjungen standen verärgert daneben. Der Älteste erklärte, dass die Kreatur ein Wilder wäre, nicht besser als ein Tier, das, wenn man es zuließe, aufwuchs, um ein Räuber oder Ernteplünderer zu werden. Es wäre nur vernünftig, ein solches Ungeziefer zu vertilgen, wenn man die Gelegenheit dazu findet, somit...wenn die Reisenden so gut sein wollten, beiseite zu treten, würden sie mit ihrer Arbeit fortfahren.

Die Faths schimpften mit den Bauernburschen, denen die Kinnladen herabsanken. Dann hoben sie das geschlagene Kind mit größter Vorsicht in ihr Fahrzeug, während die Bauernburschen sie mit verwirrter Missbilligung beobachteten. Später erzählten sie ihren Eltern voller Begeisterung vom wunderlichen Verhalten der fremden Leute, die in lustiger Kleidung daherkamen und, nach ihrer Sprechweise zu urteilen, möglicherweise von Außenwelt kamen.

Fazit
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*Nachtlicht* bekommt von mit ein uneingeschränktes Empfehlenswert und das nicht nur für Freunde der Science Fiction. Wer Spaß an zauberhaften Geschichte und einem ungewöhnlichen, doch flüssig zu lesenden, Sprachstil hat, sollte sich das keineswegs entgehen lassen.

Steckbrief
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Nachtlicht
Night Lamp von Jack Vance
Deutsch von Andreas Irle und Michael Rahn
Heyne Taschenbuch
ISBN 3453161939
Preis: EUR 9,95

----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-05-19 00:26:41 mit dem Titel Das Ende der Menschheit? *Die letzte Generation* SF von Arthur C. Clarke

Der Wettlauf zwischen den USA und Russland um das erste Raumfahrzeug geht in seine Endphase, als gigantsiche Raumschiffe die Erde besuchen und die Frage, ob wir allein im Universum sind unmissverständlich mit Nein beantworten. Die simple Tatsache ihrer Anwesenheit ist Beweis genug für die technische Überlegenheit und dennoch versucht ein Land den Einsatz von Atomwaffen, der in einem Akt vollkommener Demütigung schlicht und einfach ingnoriert wird, Schaden richtet er sowieso keinen an. Die Außerirdischen, für die bald der Name Overlords kursiert, sprechen direkt nur zu einem einzigen Menschen, dem Generalsekretär der UNO. Die Overlords, offenbar konsequente Gegner physischer Gewalt, beenden jeglichen bewaffneten Konflikt und ihre Anwesenheit führt zu weltweitem Wohlstand, ohne dass auch nur im geringsten erkenntlich wird, welchen Vorteil sie daraus ziehen. Tatsächlich überlassen sie den Menschen die eigene Verwaltung, Verbote sind spärlich und richten sich in erster Linie gegen den unnötigen Einsatz von Waffen oder Gewalt, selbst gegen Tiere.

Und doch gibt es Widerstand, genährt vor allem durch den Umstand, dass sich die Overlords niemals zeigen. Lediglich die seltene Stimme des Oberkontrolleurs Karellen ist den Menschen durch äußerst seltene Ansprachen bekannt. Als der UNO-Generalsekretät von einer radikaleren Gruppe entführt wird, ist die Konditionierung gegen Gewalt selbst dort so weit fortgeschritten, dass dem Mann kein Haar gekrümmt wurde. Die Aliens geben ein kleines Stück nach und eröffnen, dass sie sich in exakt fünfzig Jahren zu erkennen geben werden.

Das folgende halbe Jahrhundert ist geprägt von Aufklärung, Wissenschaft und Langeweile. Und trotz größter Bemühungen löst das Antlitz der Alien zunächst Unbehagen aus, denn sie sind die Verkörperung dessen, was sich der Mensch immer unter Teufel und Dämonen vorgestellt hat.

Dank der unbestreitbaren Vorteile durch die Overlords hält die Angst und Verwirrung nicht lange an, doch die Anzeichen, dass auch die Aliens auf etwas warten und ihrerseits von einer größreren Macht gelenkt sind, werden immer deutlicher. Nach weiteren fünfzig Jahren ist es dann soweit, und als die Menschen erkennen, um was es eigentlich geht, ist alles zu spät. Das Ende der Menschheit, so wir wir uns begreifen, steht unmittelbar bevor.

Meinung
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Natürlich habe ich als SF-Begeisteter auch einiges von Arthur Charles Clarke gelesen. Und auch auf die Gefahr hin, gesteinigt zu werden, ich halte ihn für den meistüberschätzten Autor des Genres. *Die letzte Generation* (Childhood's End) ist allerdings erste Sahne, für mich das beste seiner Bücher, wenn nicht sogar das einzig wirklich gute. Nicht so vordergründig wie *3001*, nicht so platt wie *Hammer Gottes* und lange nicht so schwatzhaft wie die *Rama*-Bücher.

Dabei handelt es sich hier um eine Story, die eigentlich nur Kurzgeschichten-Qualitäten besitzt, doch Clarke versteht es die Geschichte zu dehnen, ohne dabei langatmig zu wirken. Der Auto erzielt das vor allem durch die interessanten Betrachtungen der menschlichen Gesellschaft in einer Zeit völligen Friedens. Hier dreht Clarke richtig auf und führt vor, dass Perfektion nichts anderes bedeutet als Stagnation, dass wir eine gewisse Aggressivität einfach brauchen oder schlicht im Sumpf der Langeweile untergehen. Nach dem Einstiegsknall nimmt dieser Teil der Geschichte den Leser voll in Anspruch, bis es zu einem durchaus würdigen Ende kommt, dem einzigen Teil des Buches, das für meine Begriffe tatsächlich zu sehr in die Länge gezogen wurde, gerade so, als wollte sich Clarke nicht von der Geschichte lösen. Dieser Eindruck beginnt bei der Schilderung des Overlord-Planeten, auf den sich ein Mensch als blinder Passagier eines Versorgungsschiff schummelt und setzt sich fort, als dieser Mensch wenige Monate später wieder zur Erde zurückkehrt, auf der seit seiner Abreise bereits achtzig Jahre vergangen sind (Einsteins Zwillings-Phänomen).

Allerdings ist das nicht ganz so tragisch, denn auch der Leser möchte noch nicht gleich gehen, viel zu sehr nimmt er Anteil an den wundersamen, deprimierenden und zugleich hoffnugsvollen Entwicklungen der menschlichen Rasse. Da stören auch ein paar recht altmodisch anmutende Begriffe wie *Radiofernschreiber* nicht, immerhin ist das Buch Anfang der 50er Jahre entstanden und erinnert in seiner Wortwahl ab und zu an andere Klassiker wie etwa Heinleins *Puppet Masters*. Auch der Beginn des Buches mit seinem zu der Zeit typischen Invasionsgeschichten-Anfang passt in diese Ära, doch dann wird der Leser vöillig überrascht als die Geschichte einen ganz anderen Verlauf nimmt. Aber so sollte gute Unterhaltungsliteratur eben sein, auch wenn sie höhere Ansprüche an sich selbst stellt, wie es die SciFi manchmal gerne tut.

Wer also die Mühen nicht scheut, sich den vergriffenen Titel in einem Antiquariat zu besorgen, wird mit einem wirklich guten Buch belohnt.

Steckbrief
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Die letzte Generation
Childhoods End
Arthur C. Clarke, 1950
Besprochene Ausgabe:
Goldmann Taschenbuch
aus der Reihe *SF-Classics*
Übersetzung: Else von Hollander-Lossow
ISBN 3442247632
Preis (Antiquariat): durchschn. 3,50 EURO
(z.B. http://www.abebooks.de)

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Mai 2002, Florenz Villegas
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----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-05-21 20:33:07 mit dem Titel *Der große Süden*: Alternativwelt-Klassiker von Ward Moore

Hodge Beckmaker wird 1921 als Sohn eines Schmieds in Nordamerika geboren. Seine Vorliebe für das Lernen, die er als junger Mann entwickelt stößt bei seinen Eltern auf Unverständnis und Abneigung. Nachdem die Nordstaaten den Unabhängigkeitskrieg verloren haben, reißen die Reparationszahlungen an den Süden das Land in einen wirschaftlichen Abgrund. Da Hodge zu Hause keine Möglichkeit sieht, sich intellektuell zu entwickeln, und dies von seinen Eltern auch als Zeitverschwendung betrachtet wird, macht er sich auf den Weg nach New York.

Dort wird Hodge erst einmal ausgeraubt, findet jedoch auch einen wohlmeinenden Menschen, der ihm einen Job gegen Kost und Logis bei einem Buchdrucker verschafft. Die Arbeit ist nicht schwer und Roger Tyss, Besitzer der Druckerei und offenbar auch Schlüsselfigur in einer Untergrundbewegung, lässt dem Heranwachsenden viele Freiheiten. Hodge nutzt diese Freiheit, indem er alles liest, was ihm in die Finger kommt, kann sich die ganze Zeit jedoch nicht mit der militanten Nebenbeschäftigung seines Arbeitgebers anfreunden.

Als sein Mentor, ein farbiger Botschafter und Kunde des Buchladens, Opfer eines Attentats wird, hat Hodge bereits einige Kontakte zu Universitäten hergestellt und hofft auf ein Stipendium. Schließlich bekommt er Besuch von Barbara Haggerwells, die ihn nach Haggershaven einlädt. Beckmaker nimmt die Einladung an und findet dort eine Art Kommune mit wissenschaftlichem Hintergrund. Hier herrscht für Hodge das optimale Klima und er bildet sich quasi selbst zum Historiker aus, der in der übrigen Fachwelt sogar auf Anerkennung stößt.

Barbara, ein Physikgenie mit sozialen Defiziten, macht schließlich eine Erfindung, die der Traum aller Geschichtswissenschaftler ist. Sie entwickelt eine Zeitmaschine, mit der Hodge zum Augenzeuge eines bedeutenden Moments des Unabhängigkeitskrieges wird. Durch eine Unachtsamkeit wird er jedoch von einem Konföderierten-Trupp entdeckt und löst eine Kettenreaktion aus, die das Gesicht seiner Welt grundlegend verändern soll.

Meinung
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Obwohl sich der Autor Ward Moore nur am Rande mit der Science Fiction befasste, hat er mit *Der große Süden (Bring the Jubillee)* einen echten Genre-Klassiker geschaffen. Das Buch ist eines der besten Beispiele für die Faszination, die die *was wäre wenn*-Spiele der Alternativwelt-Romane ausüben können. Unglaublich detailliert beschreibt Moore eine Welt, die fremd ist und gleichzeitig so bekannt vorkommt, dass einem ab und zu ein Schauer über den Rücken läuft. Denn so weit das alles entfernt scheint, sind doch ausreichend Denkanstöße vorhanden, die auch den deutschen Leser direkt berühren. Denn hätten die Nordsaaten tatsächlich den Bruderkrieg verloren, hätte es dann das Amerika gegeben, das wesentlich zum Ende von Hitlers Terror-Herrschaft beitrug?

Dieses Buch beschäftigt einen weit über die letzte Seite hinaus, es regt an, zeigt uns eine Welt, wie sie tatsächlich hätte sein können und nur durch eine Kleinigkeit nicht so geworden ist. Darüber darf man an sich nicht weiter nachdenken, es sei denn, man hat die Kraft rechtzeitig aufzuhören. Ward Moore hatte offenbar diese Fähigkeit und lässt uns an seinen Erkenntnissen teilhaben, die in scharfsinnigen Dialogen und mit einem intelligenten Humor präsentiert werden.

Dabei ist die Zeitreise eigentlich nur Nebensache, auch wenn sie gern von den Marketing-Abteilungen der Verlage herausgehoben wird. Tatsächlich nimmt sie auch nur einige Seiten am Ende des Buches ein und wirkt beinahe störend. Viel interessanter ist das Beinahe-Universum, das wir durch die Figur des Hodge Beckmaker erleben dürfen und an dem wir nur ganz knapp vorbeigeschrammt sind.

Und für den Fall, dass ich bisher zu subtil war: Unbedingt lesen!

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Mai 2002, Florenz Villegas
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22 Bewertungen, 2 Kommentare

  • mima007

    22.05.2002, 01:22 Uhr von mima007
    Bewertung: sehr hilfreich

    Gelungener Bericht. Ansonsten verweise ich auf meinen Kommentar bei dooyoo. CU, mima

  • zettikonfetti

    21.05.2002, 21:46 Uhr von zettikonfetti
    Bewertung: sehr hilfreich

    Wie ich denke ein Beispiel dafür das man nicht ellenlange Berichte verfassen muss um eine sehr gute Bewertung zu erhalten....der zettikonfetti