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Erfahrungsbericht von northstar

"Soloalbum" von Benjamin von Stuckrad-Barre

Pro:

sozusagen das Best of aus der Sendung; offen, kritisch, unterhaltsam...

Kontra:

zu kurz ;-)

Empfehlung:

Nein

Intro:

Ich weiß nicht mehr genau wo ich es gelesen hatte, aber ich hatte es gelesen. Das Buch ist ein „must-have“ für alle die was von Literatur verstehen. Puh, ok, dazu will man natürlich gehören. Auch wenn ich Bücher vorher eher aus sicherer Entfernung im Regal betrachtet hatte. Ich weiß echt nicht wieso, ach ja, doch, ich weiß wieso, es war ein radiobericht über das Buch. Früher als es noch Radioberichte über Bücher gab(was ich mal wieder gerne hätte, aber ich hätte so vieles gerne, endlich noch mal Geld, nen Job und nicht nur studieren, endlich noch mal vernünftigen Sex,...ähm, ooops.... ok, sorry, ich schweife ab...)! Wie gesagt, „must-have“, also los in den Buchladen, because I „must-have“ (Gott, Tom killt mich wegen dem Satz und dem Deutsch, „wegen dem Deutsch“ *lol* , shit...). Da stand es also: Soloalbum. Optisch recht ansprechend gemacht, doch, man erkennt nix auf dem Cover beim ersten Blick darauf, möchte man meinen. Nach Blick # 2 ändert sich das auch nicht. Grün, gelb, schwarz, Streifen, verwaschen, verschwommen, der Titel, der Autor, der Verlag, Logos, Schrift in weiß, Gesamtbild, Momentaufnahme, wie das Buch selbst.

Ich nehme das Buch in die Hand, vorsicht, gleich bin ich 16.90 DM los, denk ich. So ein Buch kann gefährlich werden, den der Reiz, die Anziehung ist selbst für einen nich tregulären Leser spürrbar. Seiten mit Text, Wissen, Unterhaltung, Inhalt, Gott, ich könnte was lernen, schlau werden, ach nein, ist ja ein Roman, oder doch...? Aber zu spät, Buch in der Hand, Blick auf den Buchrücken, darauf 2 Sachen: die alt bekannten „ach-ist-das-nicht-ein-geiles-Buch,-ja-ich-hab-mich-ja-soooooooo-amüsiert-kaufen, kaufen-kaufennnn!!!“-Aufforderungen bekannter Menschen, die ich aber hier alle nicht mochte (Harald Schmidt & Harry Rowohlt, ich bitte euch, wer mag Harry Rowohlt, geschweige, wer kennt Harry Rowohlt!?) & etwas ganz, ganz fieses, der Marketingtrick schlechthin, der bei anderen Autoren sicher schief gehen würde (stellt euch Stephen Kings Fresse vor, damit verkauft man doch kein Buch, es sei denn... ach ja, Horror, ich vergass...), keine Frage, aber hier nicht: das Photo des Schreiberlings. Lässig an einen Heizkörper gelehnt, steht er da, den Blick nachdenklich ins Off schweifend, den gestreiften Hemdkragen übers braune Jacket ragend, die Rückenansicht seinerselbst spielgelt sich im Hintergrund. Der Autor also, oder ein Model? Ein junger Gott? Gott, bin ich verliebt? In ein Photo, ein Bild, einen Menschen? Egal, her damit, koste es was es wolle oder 16.90 DM. Dieses Gesicht, süß, wie kann so jemand etwas schlechtes erzählen...?


Jetzt ein Blick ins Buch:

Insgesamt ist Soloalbum 28 Kapitel lang, welche allesamt nach Oasis Stücken benannt sind, so z.B. „Roll With It“ oder „Don’t Look Back In Anger“. Die Titel der Stücke treffen den Inhalt des Kapitels zumeist auch genau, zumal der Ich-Erzähler bekennender Oasis Fan ist.

Worum geht’s denn nun in Soloalbum? So recht kann man das gar nicht sagen. Ist Wirklich so, eigentlich geht’s um das Ende der Welt wie sie der Erzähler kennt oder anders: den Alltag. Nichts ist langweiliger und gleichzeitig spannender als der tägliche Wahnsinn dem man begegnet. Der Geburstag einer Bekannten, was schenke ich?
Dann ein Exkurs über Diäten, der bauch ist zu dick, Gott, ich muß abnehmen, aber wie, finden Frauen sowas scheiße, ja, natürlich, ich find mich scheiße, wie können die mich anders sehen, Gott, ich sterbe allein. Jeden Tag aufs neue geht hier die Welt unter; und man kommt von der Ex-Freundin nicht weg. Oder besser: den Ex.
Zwischendurch immer wieder ein Blick aus Zeitgeschehen, was halt so geschah in den 90ern, Oasis vs. Blur, Dieter Gorny vs. Geschmack, Diana vs. Tunnelpfeiler.
Mittendrin: der Ich-Erzähler, der sich zwar nicht zu Recht findet, aber nicht auf gibt. Es ändert sich ja doch nichts, aber man weiß es eben nicht....

Gut, der Inhalt klingt nach gar keinem Inhalt, ich geb’s ja zu. Aber irgendwie ist es doch blöd wenn ich hier tippe: erst macht er das und das und dann das und das, am Ende des Buches steht der Erzähler vor Frage so und so. Nee. Nicht gut. Lest Soloalbum und ihr wisst, was ich meine, wenn ich sage: das Buch läßt sich nicht beschreiben, in Schubladen packen. Da passiert ne Menge, viele Gedanken, Gedankensprünge, wohin, kann ich folgen, zurück, hält man mit, hält der Erzähler mit, mit im Leben...?

Darum geht’s wohl. Tour-de-Force. Der Erzähler ist drin & kommt nicht raus. Der Leser ist auch drin, im Buch jetzt. Das ist ja einfach. Ist es auch, denn Benjamin von Stuckrad-Barre ist in seiner Sprache manch einem näher als man sich selbst sein möchte....


Fazit:

Das Buch ist eigentlich Schuld, warum ich wieder zu lesen an fing. Nach Soloalbum kam Livealbum, dann Remix, etc.. Und sogar lese ich heute manchmal ein Buch, welches nicht von Benjamin geschrieben wurde, ja, das kam echt vor. Soloalbum, ein guter Roman, der Lust auf mehr und bei mir wieder aufs Lesen allgemein machte.

Zynisch, ironisch, manchmal schwer verdaulich, manchmal lustig, manchmal genial, gesitreich, manchmal aber nur oberflächlich, manchmal bunt, manchmal trist, manchmal schön, öfters aber scheiße, dann wieder ein up gefolgt vom down # 1856. So ist das Leben. So ist Soloalbum. So bist wahrscheinlich auch du.

Ist so auch Benji? Nee, man sollte halt aber doch bei diesem Buch, wie bei jedem anderen auch, einen Fehler nie machen: nämlich Autor und Ich-Erzähler gleich setzten. Zwar sind viele Parallelen zwischen beiden zu erkennen (selbes Alter, selber Job, selben musikalischen Vorlieben, etc.), aber Benjamin von Stuckrad-Barre schreibt hier nicht über sich selbst, und wenn doch, dann möchte man ihm das alles wirklich nicht wünschen.


Stats:

Name: Soloalbum
Autor: Benjamin von Stuckrad-Barre
Jahr: 1998
Verlag: KiWi
246 Seiten
Preis: 16.90 DM, aber kostet jetzt mehr, weiß ich, frag mich aber nicht wieviel...


Der Tipp zum Abschluß:

Mehr Infos zu B.v.S.-B. auf der Website unter: www.stuckrad-barre.de !


P.S.: Benji hat mein Buch gesignt, Benji hat mein Buch gesignt, Benji hat ..... I think u get it..... ;-)


----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-05-14 19:33:50 mit dem Titel "Crazy" von Benjamin Lebert

Intro:

Außer Comics lese ich ja nicht wirklich viel. Ich geb's ja zu. Früher gar nichts, aber das änderte sich so 1998/99. Crazy wurde imRadio, in einer WDR 2 Sendung vorgestellt. Was, der Autor ist erst 16? Das Buch sein erster Roman? Der ist auch autobiographisch? Gut, ich war 1999 20 Jahre alt, da kann man sowas noch lesen dachte ich. Buch also in der Buchhandlung suchen gegangen. Da ist es ja. Beige/roter Umschlag, ein Kind mit einem Lenkdrachen, darunter der Titel der das Bild von einem anderen Photo trennt, einem Waschbecken mit Wasserhahn. Wie hängen die zwei Sachen zusammen? No idea, we’ll see (?). Die Rückseite, ein Zitat aus dem Buch:

„Das war alles zu viel für mich heute: Anstatt eine Feuerleiter hinaufzuklettern, zu saufen, was das Zeug hält, mal eben ein bißchen zu vögeln und nebenbei erwachsen zu werden. Das reicht für eine Nacht. Da würde jeder kozen, glaube ich.“*

Das Zitat beschreibt Crazy denn auch ganz gut. Benjamin ist 16 Jahe alt, ein Krüppel wie er selbst sagt (der nette Mensch nennt das behindert, aber ich bleibe mal bei Krüppel). Damit hat er ein Problem, ist klar. Die Elten zerstritten, das Internat Neuseelen muß her. Da lernt er neue Freunde kennen (alle Klischees werden erfüllt: der Dicke, der Seltsame, der gute Kumpel, die erste Liebe, ...) und erlebt den Alltag eines Teenagers, nämlich das erwachsen werden. Benjamin hat Sorgen, die hatte jeder einmal: das Mädel, welches man mag mag einen selber gar nicht. Die Noten im Keller & man will doch endlich mal was großes erleben, ausbrechen aus der tagtäglichen Routine. So endet man dann gegen Ende auch in einem schäbigen Stiplokal... Teenagerträume, Teenagerliebe, Teenageruntriebe, Teenagergedanken, Teenagerschranken, Teenager stellen sich manchmal an wie Elephanten...

Crazy wirft einen Blick auf die verrückte seite des Lebens:

„„Die Welt ist crazy“, erwiderte ich. „Da hast du recht“, entgegnet Janosch. „Crazy und schön. Und man sollte jede Sekunde ausnützen.““*


Fazit:

Lebensweisheiten eines Teens also. Doch wer braucht die? Ich brauchte die damals nicht wirklich. Ich mußte mich durch das hochgelobte Buch quälen. Wer ließt das denn gerne, frage ich mich noch heute. Der 16jährige mit Problemen in der Schule und keiner Freundin? Die Literaturkritikerin, die ihren eigenen 16 Jahre alten Sohn nicht verstehen kann, das aber gerne will? Mag sein. Aber: das Buch hat den Nachteil # 1: es sagt mir nichts! Und nicht nur mir, denke ich. Das geht mehreren Leuten bestimmt so. Mich interessiert nicht wie die Story weiter geht, ob er das Halbjahr überlebt, ob das Mädel mit ihm fickt oder sonst was. Alles banaler Scheiß. Sorry. Ich kann sowas auch schreiben, aber dann klingt es nicht so gut schätz ich. Das kann Lebert ja schon, formulieren, wenn auch Felix immer „der dicke Felix“ ist & Florian, der „Florian, den alle nur Mädchen nennen“ ist. Das nervt beim Lesen dann doch etwas. Man merkt dem Autor sein Alter doch etwas an. Aber Ansätze sind doch schonmal da, das seh ich auch.

Also: Benjamin Lebert, die Zeit ist um, es ist 2002, wo bleibt dein zweites, großes Buch, mit dem du der Welt zeigen kannst, ob doch mehr in dir steckt als ein normaler Teenager mit einem normalen Leben...?


Stats:

Name: Crazy
Autor: Benjamin Lebert
Jahr: 1999
Verlag: KiWi
176 Seiten
Preis: 14.90 DM, aber kostet jetzt bestimmt auch wieder mehr, die Papierpreise, jaja....


Tipp für Lesefaule:

Crazy wurde auch fürs Kino verfilmt, die DVD oder das Video sind überall erhältlich. Reinschauen lohnt sich schon irgendwie.



* Zitate aus dem Buch selbst.


----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-05-14 19:46:23 mit dem Titel *Extreme Leben* von Jürgen Domian

Intro:

Jürgen Domian ist ein Phänomen der letzten Jahr. Seine Sendung erreicht in jeder Nacht viele Tausende, wenn nicht Millionen, Menschen. Und das zu so später Stunde. Der Gummersbacher Latenighttalker ist mit der Sendung Domian seit meheren Jahren fester Bestandteil des WDR und Eins Live Nachtprogramms.

Das Konzept der Sendung ist schnell erklärt: der Zuschauer ruft an und spricht über ein vorgegebenes oder ein freies, eigenes Thema mit Jürgen Domian. Die Bandbreite reicht von Sex bis Tod bis Behinderung bis Beziehungsstreß. Teilweise auch sehr skurille Geschichten.

Eben diese sollten halt nicht verlorren gehen: die nicht alltäglichen Gespräche, die auch in der Sendung ihren Platz haben. Mal besonders kurios, mal eingängig, mal verstörend, mal traurig, mal einfach nur zum lachen, dann aber wieder nachdenklich. All das findet man auch im Buch „Extreme Leben“. Der Untertitel sagt auch genau aus, was das Buch beinhaltet: „Protokolle und Kommentare“. Domian gibt einen Telephoneanruf wieder, setzt ihn ins geschriebene Wort um und ergänzt dieses Protokoll danach mit eigenen, teils kritischen Bemerkungen.

Ein Blick auf die Themen, so zu sagen ein „Best-of“:

- Masochismus
- Aids
- Kindstod
- Alt und schwul
- Inzest
- Kindesmißbrauch
- Autofellatio
- Sodomie
- Partnersuche
- Telefon Sex
- Einsamkeit
- Und noch viele mehr...

Die Gespräche sind aus der Sendung entnommen, entsprechen dem dort Gehörtem. Dabei ist es wichtig zu bemerken, das Domian stehst mit dem nötigen journalistischen ernst an die Gespräche rang geht, aber wenn nötig nie das Menschliche missen läßt. Ein Fragensteller mit Herz und eigener Meinung. Gerade dies macht auch das Buch selbst deutlich.


Fazit:

Von den Machern nur für die Fans der Sendung? Eigentlich ja. Dennoch: wer Domian nicht kennt könnte nach Lektüre des Buches beschließen bsi 1 Uhr Nachts einmal wach zu bleiben. Das lohnt schon (ich hab das mal 3 Jahre am Stück gemacht!!!;-)). Also: ich rate jedem, lest das Buch, lacht, denkt nach, seid traurig, seid was immer ihr wollt. Das ist kein 0815 Stoff, das ist schon mehr. Und hat man damals mal eines der Gespräche live mit bekommen und dann mit ungläubigem Kopfschütteln kommentiert, so beliebt ein Schmunzeln bei der erneuten Lektüre nicht aus...


Stats:

Name: Extreme Leben – Protokolle & Kommentare
Autor: Jürgen Domian
Jahr: 1996
Verlag: VGS
133 Seiten
Preis: etwa 20 DM, denk ich, da kein Preis drauf steht...


Tipp für Lesefaule:

Domian läuft das ganze Jahr über (bis auf die üblichen Ferienpausen beizeiten) im WDR Fernsehen gegen 01.00 Uhr und zeitgleich auf Eins Live im Radio.


Tipps für Leseratten:

1. Zusammen mit Hella Von Sinnen erschien 1998 das Buch „Jenseits der Scham“. Darin: weitere Interviews und Frau von Sinnen befragt Domian selbst. Damals 19,80 DM, VGS.

2. Wolfgang Zbikowski, „Domian“. Ein Blick hinter die Kulissen; wie funktioniert die Sendung, wer arbeitet daran, wie lebt Domian, etc.. Zbikowski ist Redakteur der Sendung Domian und gibt Einblicke in diese Welt. 12,90 €, VGS.

Mehr zu Domian:

www.einslive.de

15 Bewertungen