Mehr zum Thema StudentInnen Küche Testbericht

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Erfahrungsbericht von *sannah*

Das ist StudentInnenküche?!?

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Was ist minimalistisch?
Mein Wörterbuch bietet als Synonym „kleinstmöglich“ an, den „Anforderungen grad so gerecht werdend“.

Darf ich vorstellen: Meine „Küche“, genaugenommen noch nicht einmal eine Kochzeile. Unten rechts der Kühlschrank, geschätztes Fassungsvermögen max. 20 Liter, mit einer „Tiefkühl“-schublade, die Fischstäbchen erst nach circa 4 Tagen ungenießbar macht und es schafft, eine Literpackung Vanilleeiskrem immerhin in einem cremigen Zustand zu halten... Außerdem hätten wir da noch völlig in der Mitte, die Arbeitsfläche zerschneidend mein Spülbecken. Um genau zu sein: meine beiden Spülbecken. Eines für das dreckige, das andere für das saubere Geschirr (ich hätte auch Schränke dafür... aber warum denn...)... Auf dem Kühlschrank: mein „Kochfeld“. Schön wär’s... Ein 2-Platten-Herd, der bestimmt schon hundert Vormieter (Küche samt dazugehöriger Wohnung befindet sich in einem Studentenwohnheim in Halle an der Saale) darauf hat kochen sehen; das gleiche Modell habe ich übrigens vor kurzem in einer DDR-Dokumentation gesehen (kein Scherz!), die noch in schwarz-weiß, also schätzungsweise aus den späten 60er Jahren stammt. Er (ich nenne ihn liebevoll „Herdi“) hat inzwischen auch schon einige Marotten entwickelt. So wird zum Beispiel die größere der beiden Platten immer heiß, auch wenn ich eigentlich nur die kleinere anstellen will. Mittlerweile wird sie auch schon dann heiß, sobald ich nur den Stecker in die Steckdose stecke... Von einer Dunstabzugshaube kann ich im Übrigen auch nur träumen...
Diese meine Küche verdient also m. E. das Prädikat: minimalistisch. Keine Mikrowelle, kein Backofen, letzteren vermisse ich besonders... *nopizza* :-( *schnief*
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Die nächste Fragestellung: was ist realistisch?
Dazu verrät mir mein schlaues Buch folgende Definition: „der Wirklichkeit entsprechend“, „wirklichkeitsnah“, „lebensecht“.

Darf ich vorstellen: (m)ein Kochbuch, Titel „StudentInnenküche“, ein originelles Abschiedgeschenk zweier Freundinnen.

Die nachfolgende Meinung soll der Untersuchung gewidmet sein, inwiefern dieses Kochbuch mitsamt seinen Rezepten und sonstigen Tipps und Vorstellungen der Realität entspricht...
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Zunächst einmal sein äußeres Erscheinungsbild: fast quadratisch erscheint es auf den ersten Blick, genaue Messungen ergeben 16,5 cm in der Breite und 20 cm in der Höhe. Mit 64 Seiten ist es relativ dünn und daher auch nur in Taschenbuchform gebunden. Erschienen ist es im GU- (Gräfe und Unzer) Verlag mit Sitz in München, der auch mit einer Homepage zu erreichen ist: www.gu-online.de. Ich habe mir diese mal angeschaut, weil mir der Verlag namentlich überhaupt nichts sagte und weiß jetzt auch warum: die scheinen sich das Wort „Gesundheit“ ganz groß auf ihre Fahnen geschrieben zu haben...
Doch zurück zum Kochbüchlein: die Grundfarbe das Umschlages ist ein Grünton (soll ja den Appetit anregen, diese Farbe), der an das dunklere aus einem 12-Farben-Tuschkasten erinnert (vielleicht mit ein bisschen Deckweiß ;-) ). In der Mitte findet sich eins dieser kunstvollen „So-sieht-das-aus-wenn-das-fertig-ist“ – Fotos, direkt darüber prangt in dunkelgelben Lettern zweizeilig der Titel „StudentInnen Küche“. Rechts unter dem Foto ist in weiß noch einmal erläutert, worum es in diesem Buch eigentlich geht: „Die echte Alternative zum Mensa-Essen! Unkomplizierte Gerichte, die toll schmecken. Das klappt auch in der kleinsten Küche“

Zum Thema „kleinste“ und „minimalistisch“ beachte der geneigte Leser bitte die Anmerkungen oben... *g*

Zunächst kurz etwas zur Autorin, bevor ich mich über den Inhalt des Buches auslasse. *g*
Diese nette Dame heißt Doris Drewitz, in Königsberg geboren, lebt und arbeitet jetzt in Nienburg. Sie ist gelernte Hauswirtschafterin und leidenschaftliche Köchin. Die in diesem Buch veröffentlichten Rezepte soll sie ihren Kindern selbst mit ins Studium gegeben haben.

Nach dem Inhaltsverzeichnis gibt die Autorin zunächst einmal noch einige allgemeine Tipps zum Kochen – mir schon bekannt, schließlich hat sannah’s Familie schon eine vierwöchige Kur der Mutter ohne schwerwiegende Hungeranfälle gut überstanden...

Die nachfolgenden Rezepte sind in sechs Oberkategorien eingeteilt: „Alles aus dem Topf“ (hey, da kennt jemand meine Kochmethode!), „Aus Ofen und Pfanne“, „Salate und Toasts“, „Wenn Freunde kommen“, „Etwas Süßes“ und „Aus der Backstube“.

Da diese nette Dame nur leider den Begriff des Minimalismus anders definiert als ich, fallen für mich schon einmal die Hälfte der Rezepte aus, eben alles, was Auflauf, Pizza, Baguette, Toast oder Kuchen heißt. Denn in meiner „kleinsten Küche“, kleiner geht das wirklich nicht (na ja, abgesehen von Campingtouren mit Gaskocher...) fehlt ein entscheidendes Element: der Backofen. Ebenso fällt alles flach, was einen Schnellkochtopf braucht, wobei ich mich da ernsthaft frage, welcher normale Studentenhaushalt einen Schnellkochtopf besitzt, Meldungen bitte in der Kommentarspalte...

Also, denkt sich sannah, was könnten wir uns denn heute mal kochen, und blättert zufällig auf Seite 28. Hier findet sich neben der „Chinesischen Reispfanne“ die Zubereitung eines „Huhn Kalkutta“ für vier Personen – Zwischenüberschrift „Etwas aufwendiger“ – ach nee, wirklich? Mal ganz davon abgesehen, dass ich bisher höchstens drei Personen zum Essen hier hatte, hätte ich zum einen eher das Bedürfnis, meinen Literaturpflichten nachzukommen (es warten auf mich noch 500 Seiten zur Psychologieklausur, aber das nur am Rande...) anstatt mich stundenlang an den Herd zu stellen. Außerdem habe ich weder Ingwerpulver noch Mango Chutney im Haus...
Das beste an diesem Buch sind jedoch diese stilisierten Fotos. Ich denke ja, dass die gezeigten Mahlzeiten entweder schon wieder kalt sind oder aber nie warm waren, wie zum Beispiel Marzipanobst oder ähnliche künstlich aufbereitete Esswaren. Die Mahlzeiten werden dann jeweils auf Designertellern serviert, deren Stückpreis höher liegt als mein ganzes Service gekostet hat – nicht gerade realistisch, oder? Realismus war ebenfalls bereits am Anfang des Textes definiert...

Aber ich will ja nicht das ganze Buch schlecht machen, vielleicht bin ich einfach nur keine typische Studentin und meine Küche ist auch völlig untypisch... Außerdem habe ich einige Rezepte, auf meine individuellen Bedürfnisse zurechtgeschnitten, bereits ausprobiert und kann absolut nicht klagen! *übersBauchireib*

Ich könnte mir dieses Kochbuch durchaus als geeignet vorstellen für...
...mindestens 4er-WGs, in denen alle Mitbewohner mit Herd und Backofen sympathisieren und einen richtigen Abwasch für das höchste der Gefühle halten...
... oder aber alleinwohnende Kochfetischisten, die täglich ihr gesamtes Seminar verköstigen wollen - die Rezepte unter der Rubrik „Wenn Freunde kommen“ sind nämlich ab acht Personen gerechnet...
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Nun also:
Wer definiert „minimalistisch“ allgemeingültig neu?
Und wer möchte sich an „realistisch“ versuchen?

Oder bin etwa nur ich und meine „Untypischheit“ an allem schuld?

:-)


PS: Wer möchte, dem liefere ich natürlich auch persönlich noch genaue Rezeptbeispiele!



StudentInnenküche ~ Doris Drewitz ~ ISBN 3-7742-2388-2