Mehr zum Thema Telekommunikation Allgemein Testbericht

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Erfahrungsbericht von tholler

0190 und andere Mehrwertdienste; eine Auflistung

Pro:

Gute Quelle zum Geld verdienen

Kontra:

Es gibt mehr schwarze als weiße Schafe unter den Anbietern

Empfehlung:

Nein

Hallo,
aus gegebenem Anlass und da ich hier noch keinen Bericht dazu gefunden habe, möchte ich versuchen die aktuellen Informationen zu den sogenannten Servicenummern, besser bekannt als 0190er, aufzuschreiben.
Daß es diese Servicenummer gibt, ist ja wohl jedem bekannt, mancher hat wohl auch schon schlechte Erfahrungen damit gemacht.


Aufbau des Berichtes

Zuerst werde ich eine Tabelle, die ich in der aktuellen CHIP (4.2003) gefunden habe, mal abbilden und die unterschiedlichen Rufnummernarten und Gebühren vorstellen. Danach gibt es ein paar Gedanken zu den rechtlichen Hintergründen, eine Auflistung, wie man an die verschiedenen Geldfresser kommen kann und einige Tips zur Abwehr.


1. Man muß dem Kind einen Namen geben

Gerne werden von den Anbietern, oder auch der Presse, Abkürzungen für die verschiedenen Dienste verwendet. Hier die Aufschlüsselung:

PRD = Premium-Rate-Dienste, auch kostenpflichtige Mehrwertdienste genannt.
TED = Televoting, Teledialog
IPRS = International-Premium-Rate-Services, also das selbe wie PRD, nur im internationalen Bereich.


2. Die verschiedenen Kostenmodelle und Vorwahlen

Um diese Kostenmodelle aufschlüsseln zu können, ist jeder Rufnummer eine eigene Rubrik zugeordnet. Unterteilt wird dann in die unterschiedlichen Tarifkennungen. Das sind die Nummern, die z.B. der 0190 folgen.

2.1 Vorwahl 0190-x
2.1.1 Tarifkennung 0
Dies ist meiner Meinung nach die für den Anbieter interessanteste Rufnummer, da hier sowohl die Taktung als auch der Gebührensatz frei vom Anbieter auswählbar sind.
Wenn man mal wieder eine Horrormeldung liest, daß ein Anruf z.B. 50 EUR gekostet hat, so handelt es sich mit Sicherheit um eine Tarifkennung 0.

2.1.2 Tarifkennung 1,2,3,5
Hier hat man schonmal eine Kostenkontrolle, da die Taktung auf 6 Sekunden pro Einheit festgelegt ist. Der Preis je Einheit ist ebenfalls festgelegt, er beträgt 0,0618 EUR. Somit erhält man eine Gebühr von 61,8 Cent pro Minute.

2.1.3 Tarifkennung 4, 6
Hier liegt die Taktung bei 9 Sekunden pro Tarifeinheit (0,0618 EUR). Für eine Minute werden also 41,2 Cent fällig. Das sind also die billigsten Tarifkennungen im 0190er Bereich.

2.1.4 Tarifkennung 7, 9
Jetzt wird die Taktung schneller. Bei diesen Tarifkennungen liegt sie bei 3 Sekunden. Daraus ergibt sich ein Minutenpreis von 1,236 EUR.

2.1.5 Tarifkennung 8
Diese Nummer kennt jeder, der bei den privaten Sendern schon mal Programme angesehen hat, die nach Mitternacht liegen (\"Wähle 0190-8, ich bin so alleine und heiß auf Dich . . .).
Und wer möchte der armen, alleinstehenden, heißen Frau in ihrer Not nicht helfen; aber zu welchem Preis? Die Taktung liegt beim Maximum von 2 Sekunden. Hierdurch entsteht dann eine Gebühr von 1,854 EUR pro Minute.

2.2 Vorwahl 0900-x
Dieser Nummernbereich ist seid Anfang 2003 freigeschaltet worden. Anhand der Tarifkennung ist nicht mehr zu ersehen, wie hoch die Gebühren sind, sondern dies sind Dienstkennungen. Hierdurch zeigt der Nummernanbieter, für welchen Bereich seine Nummer \"nützlich\" ist.
Leider sind sowohl die Taktung als auch die Gebühren nicht feststehend, sondern können vom Anbieter fast frei gewählt werden. Fast? Richtig, der Minutenpreis darf einen Betrag von 3 EUR nicht überschreiten. Günstig gelle?!
Die Tarifkennungen, oder besser Servicekennungen lauten hier:

1 für Info-Dienste,
3 für Unterhaltungsdienste und
5 für sonstige Dienste (z.B. Erotik und Sex).

Die 0900er Rufnummern werden bis 2005 die bis jetzt gebräuchlichen 0190er Nummer komplett ablösen. Einen Vorteil hat das ganz für uns als Verbraucher: Die Nummer ist nicht wie bei den 0190ern an einen Netzbetreiber, sondern direkt an den Anbieter gebunden. Hierdurch ist er leichter zu identifizieren.

2.3 Vorwahl 00979-xx
Dies ist nichts anderes als die internationale Variante der bekannten 0190er und 0900er Rufnummern. Über die gültigen Tarifkennungen konnte leider nichts in Erfahrung bringen, jedoch sind sowohl die Taktung als auch die Gebühren vom Anbieter frei wählbar. Also ein ganz großes ACHTUNG!

2.4 Vorwahl 0137-xx
Diese Nummern sind jedem bekannt, der schon mal irgendwo per Telefon an einer Abstimmung teilgenommen hat. Hierbei ist xx auch keine Tarifkennung, sondern nur die \"Platzkennung\" für denjenigen, für den man stimmen will. Leider sind auch hier die Taktung und die Gebühren frei wählbar; eingepegelt hat es sich mittlerweile bei ,49 EUR pro Anruf. Es kann aber auch schonmal mehr oder weniger sein.

2.5 Vorwahl 118-xx
Dieser Nummernbereich wird von den verschiedenen Telefonauskunften verwendet. Die Taktung und der Preis sind (natürlich) von jedem Anbieter frei wählbar.
Eine Kostenfalle existiert auch hier: Wenn man sich direkt zum Gesuchten weiterverbinden lässt, so kann es auch eine unliebsame Überraschung geben. Ich denke dabei z.B. an einen Werbespot bei dem ein leicht bekleidetes Mädchen sagt, daß man sie unter 118xx erreichen kann, man sollte nur nach XXX fragen. Was passiert dann im Hintergrund? Richtig, man hat angegeben, daß man weiterverbunden werden will, und die Rufnummer liegt (natürlich) im PRD-Bereich (Premium-Rate-Dienste).

2.6 Vorwahl 0800
Diese sind wirklich kostenfrei, leiten aber manchmal auch an PRD-Dienste weiter, ohne daß man darauf aufmerksam gemacht wird.

2.7 P-SMS
Dies ist auch eine neue Spielart des schnellen Geldverdienens. Hier wird z.B. auch in Sendungen oder in der Werbung gesagt, daß man eine SMS an folgende Nummer schicken soll. Das Problem: Es handelt sich hierbei um Premium-SMS-Dienste, die teurer sind als die normalen SMS-Gebühren. Die maximale Gebühr pro SMS liegt bei 2,99 EUR.

2.8 kostenpflichtiger Rückruf
Dieser ist aus den USA und aus amerikanischen Filmen als R-Gespräch bekannt und kann in den Gebühren im Bereich der PRD-Dienste liegen.

So, das ist jetzt mal eine (hoffentlich vollständige) Zusammenstellung der z.Z. aktuellen kostenpflichtigen Dienste. Weiter geht es mit einem kurzen rechtlichen Abstecher.


3. Rechtliches
Leider hinkt die Rechtsprechung den aktuellen Tarif- und Nummernmodellen wieder mal hinterher. Rechtlich geklärt sind z.Z. nur die Verhältnisse bei 0190/0900er Rufnummern. Auch, wenn man einen 0190/0900er Dailer eingefangen hat, hat man (manchmal) gute Karten, jedoch sichern sich die Anbieter durch versteckte, aber trotzdem offensichtliche Gebührenhinweise ab, und dann hat man als Otto-Normalverbraucher wieder mal den Kürzeren gezogen.
Einen Schritt in die richtige Richtung geht die RegTP dadurch, daß sie die Anbieter der 0900er Rufnummern offen legen müssen; leider ist dies bei den 0190er Nummern nicht der Fall; das wäre zu viel Aufwand. Das Problem liegt auch darin, dass die Betreiber der 0190er Nummern der RegTP nicht namentlich bekannt sind, da diese Nummern blockweise an die Netzbetreiber verkauft worden sind. Die Namen der Anbieter sind somit nur den jeweiligen Netzbetreibern bekannt. Im Gespräch ist eine Regelung, daß eine Gebühren- und zeitliche Obergrenze festgelegt wird. Ob dies sich durchsetzt, bleibt jedoch abzuwarten.


4. Möglichkeiten, wie auch Du in den Genuß eines PSD-Anrufes kommen kannst

Tja, da gibt es viele. Wenn man z.B. ein \"nette Frau\" im Spätprogramm gesehen hat und diese sprechen will; natürlich will das nicht jeder. Für diese gibt es dann z.B. Service-Lines von Firmen und Herstellern, die über eine 0190er Rufnummer erreichbar sind. Auch beliebt ist z.B. die Möglichkeit, im Fernsehn etwas zu gewinnen; hierzu ruft man dann eine 0137er Nummer für 49 CENT pro Anruf an. Selbst die Bestellannahmen sind mittlerweile sehr oft nur noch durch 0180-5er Nummern für 24 Cent die Minute erreichbar.
Sehr hoch sind jedoch die Verdienstmöglichkeiten mit sogenannten 0190er Dailern. Es geht ein Popup-Fenster auf, man wird aufgefordert auf JA zu klicken, und schon ist man in den erlauchten Kreis aufgenommen, herzlichen Glückwunsch!
Eine mittlerweile sehr beliebte Variante setzt den Befehl NET SEND beim Angreifer vorraus; dieser ist nach jeder TCP/IP-Installation auf dem Computer enthalten. OK, findige Programmierer haben es sich zum Ziel gemacht, den NET-Befehl etwas zu tunen, denn normalerweise kann ich damit immer nur einen PC ansprechen. Mit kleinen Programmen, in die ich komplette IP-Gruppen eintrage, habe ich größere Möglichkeiten.
Der Befehl \"NET SEND ip Text\" sendet einen eigenen Text an einen bestimmten Computer. Wie würdet Ihr reagieren, wenn eine Meldung aufpopt, daß es bei McAfee (oder Symantec) eine neue Virendefinition gibt, die man doch schnellstens laden und installieren soll? Der Pfad zur Datei wird natürlich auch direkt mit angegeben. Wenn man das macht, man wieder \"Herzlichen Glückwunsch und willkommen im Club\". Das war wieder ein Dailer oder ein Trojaner, der seinen Weg zum Opfer gefunden hat.
So könnte ich stundenlang weiter machen, denn es gibt sehr viele und fast täglich neue Möglichkeiten, einen Dailer oder einen 0190er Anruf unters Volk zu bringen.


5. Abwehr

Die Abwehr der Rufnummern ist eigentlich relativ einfach: Keine Nummer wählen, die man nicht kennt oder die eine \"interessante\" Vorwahl hat. Auch sollte man beim direkten Weiterverbinden durch die Auskunft aufpassen, denn die verbinden Dich auch ungefragt auf eine PSD-Nummer.
Beim Computer ist das schon schwerer; zuerst sollte man natürlich aufmerksam und möglichst gut informiert sein, denn die Möglichkeiten, sich einen ungewollten Gast (z.B. Dailer, Trojaner) einzufangen, sind schier unerschöpflich. Das fängt bei der HTML-formatierten Mail an, geht über Popup-Fenster (net send) bis hin zu Webseitenaufrufen, die z.B. eine schnelle Downloadmöglichkeit, eine direkte Verbindung oder Ähnliches anbieten.
Die Popups kann man dadurch umgehen, dass man eine Firewall installiert und die Ports 135 - 139 blockiert (hierauf sendet und empfängt NET SEND). Für die Abwehr von Dailern gibt es sogenannte Dailerwarner. Eine gute und fundierte Quelle für Informationen und zum Download der Warner ist z.B. http://www.trojaner-info.de.
Was natürlich auf keinem PC fehlen darf, ist ein Virenscanner mit der möglichst aktuellen Virensignatur.
Ich möchte hier keine Empfehlung aussprechen, denn in allen Bereichen ändert sich so schnell so viel, und morgen ist vielleicht ein Programm, das heute Top ist schon ein Flop. Deswegen ein letzter Tip, lesen und auf dem laufenden bleiben ist die beste Möglichkeit diesen Anbietern weitestgehend aus dem Weg zu gehen.


So, das sollte eigentlich nur ein kurzer Bericht werden,
aber das Thema ist für mich zu wichtig um \"nur kurz\" etwas darüber zu schreiben.
Ich hoffe, ich habe Euch etwas geholfen und wünsche eine viren- und dailerfreie Zeit.

Viele Grüße
Thorsten

22 Bewertungen, 1 Kommentar

  • pinna

    13.02.2006, 22:22 Uhr von pinna
    Bewertung: sehr hilfreich

    Sehr ausführlich...