Memento (DVD) Testbericht

Memento-dvd
ab 8,81
Auf yopi.de gelistet seit 09/2003
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Summe aller Bewertungen
  • Action:  viel
  • Anspruch:  sehr anspruchsvoll
  • Romantik:  durchschnittlich
  • Humor:  durchschnittlich
  • Spannung:  sehr spannend

Erfahrungsbericht von FrankundFrei

Der Moment zählt nichts!

5
  • Action:  durchschnittlich
  • Anspruch:  anspruchsvoll
  • Romantik:  niedrig
  • Humor:  durchschnittlich
  • Spannung:  spannend
  • Altersgruppe:  ab 16 Jahren
  • Meinung bezieht sich auf:  DVD-Version

Pro:

tolle Story, umgesetzt mit genial anderer Erzählstruktur

Kontra:

eigentlich nichts

Empfehlung:

Ja

Die Hand eines Mannes schüttelt ein Polaroid-Foto auf dem eine Leiche mit Kopfschuss zu sehen ist, die typische Bewegung, um diese Art Fotos zum Leben zu erwecken (abgesehen von der Leiche). Dies stellt die Eingangssequenz zu Memento, einem auf seine Art faszinierenden Film, dar.
Aber warum wird das Bild immer undeutlicher und nicht schärfer? Erst, als das Bild gänzlich schwarz wird vermutet man….richtig, das Ganze läuft rückwärts, beschleunigt sich in diesem Moment, das Foto verschwindet in der Kamera, der Auslöser wird betätigt, ein Mann fällt getroffen zu Boden, ein Schuss löst sich aus einer Pistole.

Wow, was für eine Einleitung! Und besser könnte man dem Zuseher wohl nicht begreiflich machen, dass sich der Film von hinten aufrollt.

Man kann es sich eigentlich nicht vorstellen: einen Film vom Ende zum Anfang zu sehen und trotzdem die Spannung aufzubauen. Ermöglicht wird dies zum einen durch die gelungenen Schnitte. Jeder Beginn einer Szene stellt das Ende der darauf folgenden Szene dar, was dem Zuschauer ermöglicht die Szenen in die chronologisch richtige Reihenfolge zu bringen – auch wenn dies viel Konzentration erfordert!
Der zweite Punkt ist die Tatsache, dass unser Hauptcharakter Lenny Leonard (Guy Pearce) an Gedächtnisschwund leidet und sein Erinnerungsvermögen nur für kürzeste Zeit anhält. Diese Kombination ermöglicht den Spannungsaufbau und ein überraschendes Ende, das ja eigentlich den Anfang darstellt.

Handlung
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Von hinten nach vorne erzählt, erfahren wir peu a peu, warum der am ganzen Körper tätowierte Leonard diesen Teddy erschießt. Die Vielzahl von mysteriösen Infos wird von Sequenz zu Sequenz, Schritt für Schritt aufgelöst und erklärt.

HALT: Wer den Film erst noch sehen will, sollte ab hier vielleicht nicht mehr weiter lesen!

Lenny Leonard hat seit einem Schlag auf dem Kopf (bei einem Raubüberfall) nicht mehr die Möglichkeit sich Dinge und Personen länger als einige Minute zu merken. Wie er zu erkennen gibt, ist seine einzige Möglichkeit sich Dinge zu merken, sie aufzuschreiben, mit einer Polaroid zu fotografieren oder sie sich gar mit der Nadel unter die Haut zu stechen. Grotesk, aber das letzte, was Lenny weiß, ist, dass seine im Sterben liegende Frau am Boden lag. Sie wurde vergewaltigt und ermordet. Mit diesem Wissen ist das Einzige, was ihn treibt, der pure Gedanke auf Rache. Sich die Infos zu tätowieren ist dabei Mittel zum Zweck. „John G. raped and murdered your wife“ ziert seine Brust, andere detektiv-gleiche Infos finden sich auf Armen und Beinen.
Bald stellt sich heraus, dass John G. von Lenny später (bzw. zu Anfang des Films) Teddy als John G. identifiziert. Also alles logisch, aber warum erzählt Teddy Lenny, dass er sich vor Lügen und Intrigen in Acht nehmen soll? Außerdem stellt sich heraus, dass Teddy ein verdeckter Cop ist. Irgendwas muss also faul sein.

Der Clou ist, dass sich jemand die Gedächtnisschwäche von Lenny zu seinem Zwecke und böswillig zu Nutze macht; nicht so wie der Hotelbetreiber, der das Zimmer zweimal in Rechnung stellt, weil Lenny vergessen hat, dass er schon bezahlt hat.
Nein, die verhängnisvolle Vorwärtsentwicklung erklärt sich erst mit Rückwärtslaufen der Geschichte.

Krass ist auch der Gedanke, dass Lenny wahrscheinlich schon mehr Morde begangen hat und wohl auch noch mehr begehen wird – schließlich verbrennt er das Polaroid mit der Leiche, vergisst die Tat und sucht erneut nach pot. Tätern, die auf seine Beschreibungen passen.

Die Schauspieler
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Guy Pearce (bekannt z.B. aus L.A. Confidental) als Lenny erinnert mich eigentlich ständig an Brad Pitt, für mich eine verdammte Ähnlichkeit. Die Rolle ist maßgeschneidert, man kauft ihm sein seltsames Verhalten zu jedem Zeitpunkt ab.
Joe Pantoliano (Matrix) mimt den seltsamen und nicht sehr sympathisch wirkenden Teddy. Ein Effekt, der wahrscheinlich gewollt ist, damit man ihn nicht richtig einordnen kann, nicht weiß, ob gut oder böse. Ordentliche Vorstellung, würde ich sagen.
Carrie-Anne Moss (ebenfalls Matrix), schließlich, verkörpert die schwer durchschaubare Natalie, die quasi doppelt schauspielert – gelungene Besetzung!

Die DVD
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Es handelt sich um zwei: die erstere mit dem Film an sich, die zweite ist randvoll mit Specials, was die Sache besonders interessant macht. Vom Making of über das Drehbuch, Audiokommentar vom Regisseur und etlichen Fotos gibt es ferner einen sehr interessanten Kurzfilm. Spannend wird es aber beim Hidden Feature: den Film von hinten nach vorne bzw. in chronologisch richtiger Reihenfolge zu sehen…

Facts:
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FSK: ab 16
Laufzeit: 116 min
Genre: Thriller
USA 2000
Kinostart in D: 13.12.2001
Erschienen auf DVD: 09.07.2002

Mein Kaufpreis belief sich damals auf 19,99 Euro, nicht ganz billig, habe ich mir aber eingebildet!

Fazit:
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Mal wieder was Anderes im großen weiten Sumpf der allzu berechenbaren Hollywood-Produktionen. Pulp Fiction schon zeigte, dass ein Film sich nicht routinemäßig mit dem Lauf der Zeit zu einem Höhepunkt aufbauen muss, um dann in einem Happyend enden zu müssen. Die Geschichte aber gänzlich rückwärts zu erzählen, dabei die Spannung trotzdem aufzubauen und den Zuschauer nicht den Faden verlieren lassen – ein wahres Meisterstück. Schade nur, dass solch mutige Projekte meist nicht die Lobby finden, die sie verdienen. Dem britischen Regisseur Christopher Nolan gebührt auf alle Fälle meine Hochachtung für diesen cineastischen Leckerbissen, der (in meinen Augen ) gute Chancen hat zum Kultfilm zu avancieren.
Also, für jeden, der nicht auf 0815-Einheitsbrei steht ->ANSCHAUEN!
Am besten mehrmals, denn viele Details und Hintergründe fallen einem u.U. erst dann auf!

FrankundFrei4Yopi@15/04/05 (der Bericht wurde unter gleichem Titel und Nick ebenfalls be Ciao gepostet)

31 Bewertungen, 2 Kommentare

  • morla

    16.01.2006, 21:18 Uhr von morla
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr hilfreich

  • Mathi15

    02.07.2005, 01:10 Uhr von Mathi15
    Bewertung: sehr hilfreich

    Find den Film auch echt abgedrivt -> KULT