Men behind the Sun Testbericht

Men-behind-the-sun
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Summe aller Bewertungen
  • Action:  durchschnittlich
  • Anspruch:  anspruchsvoll
  • Romantik:  sehr niedrig
  • Humor:  wenig humorvoll
  • Spannung:  durchschnittlich

Erfahrungsbericht von CiscoGianino

Wichtiges Thema falsch behandelt

3
  • Action:  wenig
  • Anspruch:  wenig anspruchsvoll
  • Romantik:  sehr niedrig
  • Humor:  kein Humor
  • Spannung:  durchschnittlich
  • Altersgruppe:  keine Angabe
  • Meinung bezieht sich auf:  DVD-Version

Pro:

historisch korrekte Darstellung, gute Charakterzeichnung, gute Effekte

Kontra:

Story verblasst gegen Effekte - das Thema geht somit etwas unter

Empfehlung:

Ja

„Men Behind the Sun“ erzählt die Geschichte der japanischen Einheit 731, die im 2. Weltkrieg von 1938 bis 1945 in Nordchina mehr als 3000 Gefangene in ihrem Lager ermordete. Ähnlich wie die Deutschen testeten die Japaner an ihren Häftlingen bakteriologische Kampfstoffe und setzten sie noch allerlei anderer Grausamkeiten aus.
Im Zentrum des Films steht eine Gruppe von Kindern, die Im Lager aufwachsen und von den Aufsehern schon von klein auf an beigebracht bekommen, wie sie mit den als Untermenschen angesehenen, inhaftierten Chinesen und Russen umzuspringen haben.
Das ganze sadistische Treiben geschieht unter der Leitung des Lagerkommanten Shiro Ishii, der mit einem grenzlosen Hass auf seine Feinde gesegnet ist und für den es nur auf die Vernichtung dieser „Untermenschen“ ankommt. Ihm Gegenüber steht der Sicherheitschef Takamura, der fest an den wissenschaftlichen Nutzen ihrer Arbeit glaubt und das Lager bis zu seinem Ende noch verteidigt als es schon längst gefallen ist.

Erst 1981 drang mit der Veröffentlichung des Buches „Sättigung des Teufels“ von Morimura Seichi die Tatsache an die Öffentlichkeit, dass nicht nur die Deutschen, sondern auch die Japaner im 2. Weltkrieg menschenverachtende Experimente durchführten. Sechs Jahre später nahm sich der Regisseur T.F. Mous dem Thema an und drehte „Men Behind the Sun“.
Der Film bespricht die historischen Geschehnisse mit äußerster Radikalität, so dass zartbesaitete Zeitgenossen sich wahrscheinlich schnell entsetzt abwenden werden. Hier liegt auch das große Problem des Films: Mous präsentiert hammerharte, sehr realistisch wirkende Splatter-Effekte in kalten, gefühllosen und explizit-authentischen Bildern. Der Film ist semidokumentarisch angelegt und rückt den Zuschauer somit niemals in die Perspektive des Voyeurs, wie es viele, um nicht zu sagen eigentlich alle, Lagerfilme machen. Überhaupt hat der Film nichts von einem kruden Exploitationstreifen wie etwa „Frauen im Foltercamp“, den Mous 1980 drehte. Auch werden die historischen Ereignisse hier sehr exakt aufgearbeitet und nicht nur als Vorwand für möglichst viele Folterungs- und Tötungsszenen benutzt, wie es z.B. in „Ilsa – Shewolf of the SS“ der Fall war.
Trotzdem rücken die Splatterszenen sehr bald in den Vordergrund, da diese Sequenzen nicht mit dem nötigen emotionalen und rationalen Tiefgang ergänzt werden. Das Fehlen dieser Intensität und Gedankentiefe führt leider dazu, dass die eigentliche Intention gegenüber den Effekten zunehmend verblasst. Die Story ist nicht übermäßig gut ausgearbeitet und krankt an der Dramaturgie – ein etwas ausgefeilteres Konzept wäre hier von Nöten gewesen; so hangelt sich „Men Behind the Sun“ bald nur noch von Splatterszene zu Splatterszene und die Handlung rückt in den Hintergrund.

T.F. Mous lag das Thema sehr am Herzen: Vier Jahre lang recherchierte er in amerikanischen und japanischen Archiven um eine historisch exakte Darstellung zu gewährleisten. Doch leider wählte er die falsche Darstellungsweise: Seine Bilder wissen den Zuschauer zwar zu schockieren, aber niemals wirklich für dieses wichtige Thema zu sensibilisieren. So geriet „Men Behind the Sun“ unfreiwillig in die Splatter-Ecke, wo er eigentlich nicht hingehört, aber spricht man jemanden auf den Film an, erzählt dieser zuerst von den Grausamkeiten und Mous’ Anliegen geht mal wieder völlig unter. Wundern darf der Regisseur sich über diese Tatsache eigentlich nicht, denn es ist schon fraglich ob dem Zuschauer Dinge wie die Sezierung eines kleinen Jungen geboten werden müssen um ihm die damaligen Untaten begreiflich zu machen.
Auch verwendet Mous eine Tiersnuff-Szene, in der ein Katze von einer Horde Ratten gefressen wird. Diese Szenen waren schon zu Zeiten des italienischen Kannibalenfilms sehr verpönt, haben aber auch im Hongkong-Kino eine längere Tradition: In den Martial-Arts-Filmen der 70er Jahre wurden solche Szenen häufig benutzt um die verschiedenen Kung-Fu-Stile, die in den Filmen zum Einsatz kamen, zu repräsentieren. So konnte man z.B. am Anfang von Chen Kuan Tais „Die Schule der Shaolin“ einen Zweikampf zwischen einem Affen und einem Adler begutachten. Was solch eine Szene in „Men Behind the Sun“ verloren hat, ist mir unbegreiflich.
Sehr differenziert wurden allerdings die Japaner im Film dargestellt. Eine Seltenheit im Hongkong-Kino, so wurden die Menschen der Nippon-Nation doch meist als sadistische Bestien dargestellt, die nur zum Spaß die durch und durch guten Chinesen quälen und töten. „Men Behind the Sun“ bemüht sich um eine objektive Betrachtungsweise und vermeidet erfreulicher Weise solch rassistische Tendenzen.

Die Charaktere sind gut ausgearbeitet und werden nicht allesamt als Teufel in Menschengestalt präsentiert, sondern größtenteils als durch fanatischen Gehorsam fehlgeleitete Produkte einer knallharten, soldatischen Erziehung. Eine tragende Rolle spielen hier die Kinder, die das ganze Treiben noch nicht recht verstehen können und denen ihre menschlichen Regungen mit Gewalt regelrecht ausgetrieben werden. Sie werden darauf gedrillt die Gefangenen bloß als „maruta“ (Japanisch für „Feuerholz“) zu betrachten und auch so zu behandeln.

Leider schließt der Film zu schnell ab, so dass dem Zuschauer weitere unvorstellbare Geschehnisse vorenthalten werden: Der Lagerkommandant Shiro Ishii, der 1945 alle noch lebenden Gefangenen töten ließ, wurde nach dem Krieg von den Amerikanern aufgegriffen, für die er seine Forschungsergebnisse auswerten durfte, bevor er sie ihnen übergeben musste. Wie er wurden auch sonst kaum Mitglieder der Einheit 731 verurteilt; viele machten nach Kriegsende eine glänzende Karriere als Mediziner oder hatten Erfolg auf ähnlichen Gebieten. Kein Wunder, dass „Men Behind the Sun“ in Japan auf wenig Gegenliebe stieß: Er wurde dort nach ein paar Testaufführungen nie wieder gezeigt...

Insgesamt traurig, dass T.F. Mous ein so wichtiges und bisher noch sehr unbeachtetes Thema mit seiner fast schon sensationslüsternen Darstellung in den Hintergrund rückt. Eine radikale Angehensweise ist nicht unangebracht, doch hier wurde klar am Ziel vorbeiinszeniert. Somit ist der Film eher für Splatterfans als für Historiker interessant.



Originaltitel: Hei tai yang 731
Produktionsland & -jahr: Hongkong 1987
Regie: T.F. Mous (=Mou Tun Fei)
Darsteller: Wang Gang, Hsu Gou, Andrew Yu

23 Bewertungen, 3 Kommentare

  • Tom_Araya

    06.06.2004, 18:33 Uhr von Tom_Araya
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ziemlich derber Streifen, allerdings nicht so krass wie man erwarten könnte wenn man die Gerüchte so hört... das die Story in den Hintergrund gerät is richtig, und somit bleibt eigtl nur das gut gemachte Grauen hängen

  • Robocop2.

    06.06.2004, 13:34 Uhr von Robocop2.
    Bewertung: sehr hilfreich

    Es ist schon ne Weile her als ich den das letzt mal sah, hatte ihn aber ziemlich gut in Erinnerung. Wird Zeit die Videokasette mal wieder in der Rekorder reinzuwerfen. MfG Dominic

  • klukklukkluk

    06.06.2004, 07:53 Uhr von klukklukkluk
    Bewertung: sehr hilfreich

    den muss ich noch, aber das weisste ja ;-)