Menschen Allgemein Testbericht

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Erfahrungsbericht von innocence667

Was den Wert des Menschen konstituiert

Pro:

lesen!

Kontra:

oder nicht lesen!

Empfehlung:

Ja

Liebe Yopi Gemeinde!

Nach nicht allzu langer Zeit bei Yopi habe ich mich entschlossen, vielleicht mal etwas gesellschaftskritisches zu schreiben. Hierbei habe ich mir die Frage gestellt, wie sich der Wert eines Menschen heutzutage konstituiert, also, worauf er zurückzuführen ist, wobei ich möglicherweise etwas polemisch war, ich bitte, mir das nachzusehen.


Sicher, wenn man die alten Philosophen liest, so kann man z.B. bei Kant schon lesen, dass dem Menschen gewisse unveräusserliche Rechte mitgegeben sind, welche bereits aus dem Menschsein an sich resultieren, wobei Kant hier noch einen Schöpfer vorausgesetzt hat, der dem Menschen diese Rechte mitgegeben hat. Einen ähnlichen Tonfall hat die Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten angeschlagen.
Heutzutage gibt es die sogenannten Menschenrechte, welche dem Menschen, schon weil er eben ein solcher ist, gewisse Rechte zugestehen, wir alle kennen diese Diskussionen, wie über Staaten geschimpft wird, welche diese Rechte nicht einhalten.
Das ist aber eine andere Diskussion, hier will ich etwas mehr ins Detail gehen, ich will erörtern, wie sich heute, gerade im Alltagsleben, der Wert des Menschen konstituiert, was verleiht dem Menschen konkret seinen Wert, bzw. was macht ihn wertvoller oder weniger wertvoll? Ich werde hier nicht auf der Basis der Menschenrechte aufbauen, sondern mich ganz auf die Regeln der Gesellschaft beschränken, denn die hat, wie ihr vielleicht schon gemerkt habt, ihre eigenen Regeln.
Die Frage nach dem Wert an sich mag den Idealisten unter euch unsinnig vorkommen, aber sie ist es durchaus nicht. Ich will mich gerade den Faktoren zuwenden, an die man bei dieser so hochphilosophischen Fragestellung nicht denkt, nämlich denen, die schweigend und vielleicht unterbewusst immer mitschwingen.


I.Äussere Faktoren, die mitbestimmend wirken

Situation
Nationalität
Armut
Name
Kleidung
Alter
Herkunft
Hautfarbe
Statussymbole
Manieren
Beruf
Intelligenz
Schulbildung

1. Gewöhnung / Abstumpfung

Diese Faktoren scheinen mehr oder weniger willkürlich durcheinandergeschrieben zu sein, wie kann sich denn schon z.B. die persönliche Situation oder die Nationalität auf den Wert des Menschen auswirken.
In der Tat aber ist dem etwas anders. Wie erklärt man sich zum Beispiel, dass man z. B. in manchen Ländern jahrzehntelange Bürgerkriege hinnimmt, die man täglich in den Nachrichten sieht? Warum ist die Krebsdiagnose eines Bekannten zunächst so schockierend, irgendwann aber möglicherweise Gewohnheit oder sogar unwichtig?
Die Antwort ist ganz einfach, man gewöhnt sich daran und man stumpft ab, der Reiz unserer Nerven ist irgendwann nicht mehr stark genug, man hat sich daran gewöhnt, dass manche Nationen Hunger leiden, dass ihre Kinder verhungern und ihre Menschen getötet werden, es ist nichts besonderes mehr, wenn sie sterben wie die Fliegen, dass sie unter totalitären Systemen leiden, keine Rechte haben und in ständiger Angst leben.
Ihr meint, das stimmt nicht?
Warum aber hat die Welt wohl so aufgeschrien, als die Anschläge des 11. September stattfanden? Und warum hat sie nicht geschrien bei den ständigen Attentaten in Israel oder jetzt im Irak?
Ganz einfach, das hat man nicht erwartet, von diesen Menschen kennt man es nicht, dass sie in Angst leben müssen, dass sie getötet werden, dass ihnen Ungerechtigkeiten in diesem Ausmaß widerfahren. Ihr Wert scheint seltsamerweise höher zu liegen, als der Wert anderer Leute, die nicht das Glück hatten, Bürger der westlichen Welt zu sein, weil man von ihnen annimmt, dass es ihnen gut gehen muss.
Diese Mechanismen sind im Alltagsleben genauso zu beobachten. Gewisse Leute denkt man sich eben so und andere Leute denkt man sich eben anders, der Landstreicher wühlt eben in der Mülltonne und der Unternehmer isst sein Steak, das alles lässt uns kalt, ist es doch so, wie man es erwartet, aber wohin führt das? Predigen die Christen ( mal von den Calvinisten abgesehen ) nicht die Gleichheit? Sind aber all diese Leute auch gleich viel Wert? Wohl kaum.


2. Optik / Kleidung / Konformität

Seid ihr schon mal mit einem feinen Anzug spazieren oder einkaufen gegangen? Ist euch aufgefallen, dass man euch in diversen Geschäften oder Lokalen sehr unterschiedlich behandelt? Ist euch aufgefallen, wie Leute angeschaut werden, die mit irgendeinem Heavy-Metal T-Shirt in einem Café sitzen, die Dreadlocks haben, die ein seltsames Piercing haben, die grüne Haare haben oder dergleichen mehr? Kleider machen Leute, keine Frage.
Das liegt garantiert nicht daran, dass diese Leute ihre Rechnung nicht bezahlen würden, das liegt nur daran, dass ihr äusserliches Erscheinungsbild nicht der Norm entspricht, das Auge registriert eine Abweichung von der sonstigen Erscheinung, man realisiert eine gesellschaftlich teils vielleicht nicht ganz so anerkannte Gruppe und schon geht der Wert, wenn auch unmerklich, nach unten. Oder man sieht einen Menschen, der angezogen ist, wie ein seriöser Typ, ein paar Manschettenknöpfe hier, eine Kravatte da, und schon stellt man fest, das die Dienstleister zumindest zu buckeln anfangen, er wird höflich behandelt, weil er aussieht, als würde er Höflichkeit erwarten und möglicherweise Höflichkeit verdienen, wenn auch oft gerade diese Menschen die grössten Trinkgeldknauser sind, wenn die sich beklagen, dann geht man darauf ein, während man bei der oben erwähnten Gruppe möglicherweise denkt, wenn´s dem nicht passt, dann soll er halt gehen.

( Ich will hier nicht pauschalisieren, ich gehe von der Masse aus, die natürlich auch Toleranz enthält )

Weiter schafft sich die Welt ihre ganz besonderen Statussymbole, die reflektieren, dass jemand Geld hat, dass er dazu gehört, dass er ein Mensch von Welt ist, sprich Handy, Schuhe, Kleidungsstil, Auto, Frisur, Schmuck, Kosmetik etc.
Sie alle konstituieren den, wenn vielleicht auch unterbewussten, Wert des Menschen mit, wenn man zu einer Gesellschaft gehören will, dann muss man sich an ihre Regeln halten ( ich rede hier nicht von Gesetzen ), dann wird man wie ein Mensch unter vielen behandelt, die dazugehören, wenn man aber dagegen handelt, dann wird man weniger wert und auch anders behandelt, auch wenn Mode nur bedingt etwas über einen Menschen aussagt. Hier wird uns das konsequente Konformitätsstreben der breiten Masse zum Verhängnis, diese Eigendynamik, der sich nur wenige entziehen können.

3. Meinungsfreiheit -- Meinungskonformität

Gerade nach dem Karikaturenstreit betont man immer wieder, wie gross in unserer Gesellschaft die Freiheit der Meinung ist. Wenn man das mal unjuristisch versteht, dann dürfte man davon ausgehen, dass in unserer demokratisch geprägten Gesellschaft im Rahmen der Gesetze jeder denken darf, was er gerne möchte, und das auch zeigen darf. Das ist aber lediglich eine Illusion.

In Bezug auf Sexualität, die schon lange ein Tabuthema der Gesellschaft ist, tut man sich an allen Ecken schwer, wer zum Beispiel denkt, dass Homosexualität in unserer Gesellschagt akzeptiert ist, den kann ich nur belächeln ( by the way, das ist erst seit ende der 70er jahre straflos.....), ein Bekannter von mir hat sich vor Jahren seiner Mutter anvertraut, worauf diese lediglich "Gute Besserung" sagte ( !!!!!! ). In der Tat erfolgt immer noch eine Stigmatisierung der andersdenkenden Leute in diesem Fall, weil diese durch ihr Verhalten eben nicht mehr dazugehören, sie werden weniger wert, nicht weil sie irgendjemandem schaden, sondern weil sie anders sind, als man sie haben will. An dieser Stelle scheint man der Moral zu begegnen, aber letzten endes handelt es sich um dumme Angewohnheiten, um Flöhe, die uns die Kirche bereits vor vielen Jahrhunderten ins Ohr gesetzt hat und die Zeit müsste schon längst weiter sein, aber es bestimmt noch immer den Wert des Menschen mit.

Weiter geht´s mit den Religionen, religiös "anders" orientierte Menschen werden allerorts abwertend behandelt, der Muslim gilt als Bombenleger, der Hinduist als Menschenverächter, der Buddhist oder Kabbalaanhänger wird akzeptiert, weil das cool ist nach so vielen buddhistischen Hollywoodstars, oder gerade eben auch nicht, weil er nicht an "Gott" glaubt, der Christ wird akzeptiert, aber nur wenn er nicht bekennend katholisch oder irgendeiner Splittergruppe zugehörig ist, die sowieso alle Sekten sind und auch nicht dazugehören und als Atheist hat man es ebenfalls schwer.
Unter dem Strich kommt man noch am besten weg, wenn man sein irgendwie anderes Denken nicht allzuweit offen legt, vor allem nicht im Bereich Religion und Sexualität, denn jede Abweichung von der Norm wird mit einer ständigen Entwertung quitiert. Unsere Gesellschaft neigt sehr zur Stigmatisierung Andersdenkender, die sie nicht versteht, und besonders krass wird das, wenn es um gesellschaftliche Tabuthemen geht, Fairness gibt es dabei kaum noch.

Ein besonders eklatantes Beispiel sind auch Menschen mit einer geistigen Störung. Hier sieht man ganz besonders deutlich, wie die gesellschaftliche Mechanik funktioniert, die Gesellschaft realisiert etwas anderes, eine Form von Krankheit, über die sie nichts weiss, und was ihr vielleicht auch Angst macht, vermutet man da doch schnell einen Psychopathen oder extrem triebgestörten Menschen . Leute die daher irgendeinen Defekt aufweisen und sei es nur eine Phobie oder eine leichte Depression ( für alle, die sich hier angegriffen fühlen, ich bin mir durchaus bewusst, dass das kein "nur" sein muss ). Diese Leute werden, so bald man bemerkt, dass sie schon mal bei einem Psychologen oder Psychiater waren, gnadenlos ausgegrenzt, obwohl sie vielleicht nur eine Krankheit wie jede andere haben. Warum? Weil die Gesellschaft solche Leute nicht möchte, die "verrückt" sind und weil jeder Angst hat, mit "denen" in einen Topf geworfen zu werden. Es kann mir niemand erklären, dass sie so viel wert sind, wie ein geistig gesunder Mensch. Hier stösst man oft auf mehr oder weniger willkürlich scheinende Beispiele, die durch die Meinung der Gesellschaft zur Selbverständlichkeit geworden sind.

Mit anderen politischen Ansichten verhält es sich ähnlich, wer zum Beispiel, der nicht einer der Vertreter der politischen Hauptströmungen ist und vielleicht weiter links liegt, kann von sich behaupten, dass er damit überall willkommen ist? Man wird ihn gerne als einen Wirrkopf abstempeln, obwohl es sehr viele berühmte "Wirrköpfe" gab, auch er wird weniger wert.

Man kann sich sogar schon Ärger einhandeln in der Jugend von heute, indem man vielleicht auch mal ein Buch in die Hand nimmt oder gar verräterischer Weise klassische Musik hört oder andererseits Death-Metal, geht alles in dieselbe Richtung, wer öfentlich sagt, dass er die Bibel liest, kann sich genauso sein gesellschaftliches Grab schaufeln, wie der, der sich Pornofilme ansieht.

4. Bedeutsamkeit der Geburt

Dieser Abschnitt mag seltsam anmuten, ist er aber bei weitem nicht.
Zum Beispiel erkennt man in der heutigen Berufswelt immer noch keine Gleichberechtigung der Frau an, besonders eklatant ist mir das neulich aufgefallen, als ich gesehen habe, wie viele Professorinnen es für Physik gibt, die Gesellschaft hängt immer noch an Selbstverständlichkeiten, wie das die Frau nicht für sogenannte Männerdomänen gemacht ist, wobei es da in der Wissenschaft keine nachvollziehbaren Gründe gibt und die ja nichts dafür können, dass sie als Frauen geboren werden, sie sind von Anfang weniger wert.

Ferner ist es immer noch sehr wichtig, wessen Sohn und wessen Tochter man ist, wobei man darauf keinen Einfluss hat und das auch nicht dafür spricht, wie man ist oder wie nicht.

Weiter ist die Nationalität von ganz entscheidender Bedeutung, wer als Ausländer in Deutschland ist, der wird zumindest mehr Mühe aufwenden müssen, damit man ihm Atribute zugesteht, wie Intelligenz, Vernunft oder gar Menschenkenntnis, er ist immer doch zu allererst mal anders.
Und was denkt der Durchschnitsdeutsche, wenn er einen deutschen Mann mit einer asiatischen Frau sieht?
Genau, dass sie aus Thailand eingeflogen worden ist und eine sogenannte Kathalogfrau ist ( wie konservativ die Asiaten prinzipiell sind, will keiner wahrhaben, ich verweise hier auf meinen Korea-Bericht ), die Frau gilt als Hure und der Mann als Perversling oder noch besser als einer, der keine Deutsche haben kann.

Ein weiteres Beispiel ( ich füge das aufgrund eines Kommentares ein, dank dem Kommentator ) ist das Aussehen eines Menschen. Man wird vielleicht sagen Quatsch, auf den Charakter kommt es an, aber praktizieren wir das wirklich? Ein fettleibiger Mensch gilt schnell als faul, unangepasst und maßlos , wie viele andere, die eben optisch aus dem Rahmen fallen.


5. Berufe

Hier sage ich mal nur: der Müllmann stinkt, der Anwalt lügt, der Richter ist gerecht, der Staatsanwalt ist gemein, die Polizei will alle nur fertigmachen, der Metzger ist ein Mörder, der Soldat auch, die Sekretärin ist dumm und schläft mit dem Chef, die Friseurin ist noch dümmer, der Arzt ist ein Menschenfreund, der katholische Pfarrrer steht auf kleine Jungs, Maurer, Tischler, Gipser und Zimmerleute sind alle unterbelichtet usw.

Alles, was ich hier aufgeführt habe, sind berufsbezogene Vorurteile, die den Wert es Menschen mitbestimmen, obwohl sie durchaus nicht immer stimmen.

II. Fazit

Na ja, was will ich wohl mit dem Bericht ausdrücken, das Vorurteile eigentlich nichts taugen, weiss eigentlich jeder, aber in welcher Art und Weise wirken sie sich, vor allem auch unbewusst, aus? Ich will die Mechanismen der Gesellschaft sicher nicht alle verteufeln, aber man sollte vielleicht über manche Kriterien der Beurteilung vorher etwas nachdenken, nicht alles was einem beigebracht oder anerzogen wird, ist auch gut, vieles davon beruht auf übermächtigen Formen der Eigendynamik, die schon so alt sind, dass sie niemandem mehr auffallen. Vor allem empfielt sich ein bewusstes Hinsehen und eine unvoreingenommene eigene Beurteilung, schon berühmte Philosophen haben festgestellt, dass man die Wahrheit meist nicht in der Masse findet, aber wahr und angenehm sind oft zwei paar Stiefel und so will ich es auch jetzt dabei belassen, aber der Mensch ist sicher meistens nicht, was ihr seht, und noch weniger häufig das, was euch gesagt wird. Was den Menschen eigentlich ausmacht, das wissen wir in unserem Inneren sowieso, wir müssen uns nur mal wahre Freunde anschauen und uns überlegen, was wir an ihnen mögen, und das hat meistens mit den oben aufgeführten Kategorien nichts zu tun, man wird sehr schnell feststellen, dass es hierbei nicht um irgendwelche Werte von aussen geht, sondern um Verständnis, Individualität, Mitgefühl, der Liebe zum Menschen und dem Willen, auf ihn einzugehen. Das sind Dinge, die einen Menschen wertvoll machen, eben die, die ihn zum Menschen machen, und Mensch bedeutet nicht unbedingt Teil der Gesellschaft.

Dieser Bericht soll nicht belehren, er soll höchstens vielleicht zum Nachdenken über ein paar Selbstverständlichkeiten anregen und manches vielleicht etwas in Frage stellen. Ich werde den Bericht gerne ergänzen, konstruktive Kritik ist mir immer willkommen.

In diesem Sinne, viel Spaß beim lesen!

10 Bewertungen, 6 Kommentare

  • campimo

    11.02.2007, 14:12 Uhr von campimo
    Bewertung: sehr hilfreich

    ‹^› ‹(•¿•)› ‹^› SH & LG ‹^› ‹(•¿•)› ‹^›

  • jockel2001

    13.06.2006, 12:51 Uhr von jockel2001
    Bewertung: sehr hilfreich

    Schöner Bricht. Jo

  • anonym

    09.06.2006, 23:26 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    schöner bericht...lg inspire

  • sigrid9979

    08.06.2006, 10:26 Uhr von sigrid9979
    Bewertung: sehr hilfreich

    Der Bericht ist Spitze

  • SuicideToday

    08.06.2006, 09:33 Uhr von SuicideToday
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh und lg

  • bodspy

    08.06.2006, 01:53 Uhr von bodspy
    Bewertung: sehr hilfreich

    * * * SEHR HILFREICH * * * Liebe Grüße.. RenÖ ;o))