Mercedes-Benz CLS Testbericht

Mercedes-benz-cls
Abbildung beispielhaft
ab 50,61
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Summe aller Bewertungen
  • Fahreigenschaften:  gut
  • Fahrkomfort:  sehr gut
  • Platzangebot:  durchschnittlich
  • Zuverlässigkeit:  gut

Erfahrungsbericht von Overknees

Dem Mutigen gebührt der Sieg!

5
  • Fahreigenschaften:  gut
  • Fahrkomfort:  sehr gut
  • Platzangebot:  durchschnittlich
  • Zuverlässigkeit:  gut
  • Besitzen Sie das Produkt?:  nein
  • Dauer des Besitzes & der Nutzung:  seit 1 Woche

Pro:

+ er ist anders

Kontra:

- und er ist teuer

Empfehlung:

Ja

Der Bericht stellt den Mercedes-Benz CLS 500 vor, der wohl polarisierendste Mercedes seit langer Zeit.

Selten habe ich ein Auto erlebt, das so große Emotionen bei den Menschen auslöst, von absoluter Ablehnung bis hin zur Schwärmerei ist alles dabei.

Für die, die keine Romane mögen, hier eine Kurzbewertung:
  • Karosserie:
    + für Coupé-Verhältnisse gut ausreichende Platzverhältnisse vorn wie hinten
    + großer Kofferraum
    + einfache und logische Bedienung
    + sehr gute Materialanmutung
    - nach vorn und hinten unübersichtlich

  • Fahrkomfort:
    + guter Federungskomfort
    + sehr kultivierter Motor
    + geringes Geräuschniveau

  • Antrieb:
    + sehr souveräner Motor
    + nahezu perfekte Automatik
    - nach oben raus leicht zugeschnürt

  • Fahreigenschaften:
    + sicheres Fahrverhalten
    + gut abgestimmtes ESP
    + direkte Lenkung
    - leicht erhöhte Seitenwindempfindlichkeit

  • Sicherheit:
    + gute Sicherheitsausstattung
    + standfeste Bremse mit gutem Pedalgefühl
    - zu tief angebrachter Warnblinkschalter

  • Umwelt:
    + vergleichsweise ziviler Verbrauch
    + EU4-schadstoffarm
    + alle Materialien recyclinggekennzeichnet

  • Kosten:
    - hoher Anschaffungspreis
    - teure Extras
    + moderater Verbrauch
    + voraussichtlich geringer Wertverlust

Die Entstehung

Es ist nicht ganz drei Jahre her, da präsentierte Mercedes-Benz erstmals eine Designstudie namens Vision CLS. Schon die Studie erntete große Aufmerksamkeit, das Konzept eines viersitzigen Coupés stieß auf eine breite Meinungsvielfalt.
Einig war sich die Autowelt eigentlich nur in einem Punkt: niemand traute Daimler-Chrysler den Mut zu, das Auto auch tatsächlich als Serienmodell zu bauen.
Doch Mercedes beweißt echten Mut, in nur minimal geänderter Form erblickt der CLS das Licht der Serienfertigung, das Konzept des viertürigen Coupés kommt im Herbst 2004 auf die Straße.

Karosserie

Auf den ersten Blick mag man kaum fassen, daß unter dem gestreckten Blechkleid als Plattformspender die biedere E-Klasse steckt.
Der CLS zeigt eine dynamisch-gestreckte Silhouette, dazu wirkt er breit und geduckt.

Die Kunstgriffe dazu waren recht simpel, höhere Gürtel-, niedrigere Dachlinie, ein Stück mehr Breite, dazu fließende Übergänge, das ganze auf stämmigen Rädern von mindestens 17" Durchmesser (18" Serie ab CLS 500).
Im Ergebnis steht ein glaubhaftes Coupé auf der Straße, ich selbst kann mich als einen der Skeptiker outen, die gedacht haben, das Designkonzept gehe nicht auf.
Sachlich ist dem CLS auch wenig vorzuwerfen, die Fertigungsqualität wirkt auch im Detail routiniert, die Funktionalität gehorcht gewohnt hohem Mercedes-Standard.
Der Testwagen in Dunkelrotmetallic aus der großen DC-Flotte trifft meinen Geschmack nicht wirklich, in schwarz oder dunkelblau gewinnt der CLS eine weitere Eleganz, leider habe ich keine Bilder dazu.

Der Innenraum

Zeichnen sich Mercedes-Benz Cockpits bisher insbesondere durch ein Maßstäbe setzendes Maß an Funktionalität aus, so bricht der CLS hier auf sehr gelungene Art mit der Tradition.
Weit weg von jedem Retro-Beigeschmack haben es die Designer verstanden, dem CLS eine ganz neue Atmosphäre zu verleihen.
Entspricht das Armaturenbrett-Layout zwar im Großen und Ganzen der aktuellen E-Klasse, so entsteht durch den breiten Holzeinsatz doch ein ganz neues Bild.
Gerade wenn mattes Holz zum Einsatz kommt, zeigt das Armaturenbrett eher italienische Eleganz als teutonische Sachlichkeit.
Das Einzige, was mich bei der Innenausstattung wirklich stört, ist das farblich angepaßte Lenkrad. Nach einiger Zeit wird ein beiges Lenkrad schlicht unansehnlich, eine Variante wie z.B. BMW, mit heller Polsterung, aber schwarzem Lenkrad, bietet Mercedes (noch) nicht an. Schade.
Ebenso schade sind die wenigen Farben, die bisher für den Innenraum des CLS angeboten werden.
Es fehlt z.B. ein braunes Leder, cognacfarben oder sadle (sattelbraun), am besten mit abgesetzten Kedern... liebe Mercedes-Designer, seht Euch doch mal ein Maserati Coupé von innen an!

Bedienung

Auch dem Mercedes-Neuling geben sich keine Rätsel auf, der Multifunktionshebel ist bald Gewöhnung (obwohl ich ihn nie mögen werde), bis auf den zu tief unten Schalter für die Warnblinkanlage gibt es nichts zu motzen.
Selbst Zusatzfunktionen wie die Lenkradtastatur hat man schnell im Griff, es gibt zwar viel zu bedienen, aber nichts versteckt sich in Menus, alles ist klar strukturiert.
Dazu gibt es schön gezeichnete Instrumente, die beim Avantgarde durch den weißen Hintergrund lediglich in der Dämmerung nur eingeschränkt ablesbar sind.

Platzverhältnisse

Hier sticht die Idee des viertürigen Coupés wirklich. Denn tatsächlich wird auch hinten für zwei Personen genug Platz geboten. Natürlich kein Wunder bei der E-Klasse als Plattformspender. Die Einschränkung gibt natürlich in der Höhe, aber bis 1.80m Körpergröße reicht der Platz immer.
Durch die kleinen Seitenscheiben ergibt sich ein hoher Geborgenheitsfaktor, ein klein wenig erinnert das an Audi.
Der Kofferraum wiederum ist E-Klasse typisch groß genug, dem CLS 500 fehlen ein paar Liter wegen der serienmäßigen Airmatic DC (Luftfederung) 495 Liter sind aber absolut betrachtet ein sehr guter Wert. Wählt man allerdings statt des serienmäßigen Tirefit-Systems ein Notrad, gehen nochmals 15 Liter verloren.

Die Sitze

Im CLS kommen eigene Sitze zum Einsatz, es wurde nicht einfach das E-Klasse Gestühl übernommen.
Das Ergebnis ist recht überzeugend, die Sitze sind zwar eher auf Komfort als auf Sportlichkeit getrimmt, bieten aber trotzdem ein ausreichendes Maß an Seitenhalt, dazu trägt allerdings auch die Option "fahrdynamischer Multikontursitz" bei.
Lediglich beim Spitzenmodell CLS 55 AMG kommt wirklich stärker konturiertes Gestühl zum Einsatz, für die zivilen Varianten ist das aber leider nicht erhältlich.
Wie immer 100% überzeugen kann die (schon beim CLS 350) serienmäßige elektrische Sitzverstellung, kein anderer Hersteller löst die Verstellung so eingängig und logisch wie Mercedes das macht.
Der Sitzkomfort hinten überzeugt dazu, bis auf die eingeschränkte Kopffreiheit ergeben sich keine Klagen, auch lange Strecken lassen sich entspannt zu viert zurücklegen.

Verarbeitung - Material - Haptik

Schon im Kapitel Innenraum habe ich es angesprochen, hier noch mal im Detail.
Mercedes hat aus der jüngsten Vergangenheit gelernt, nach der neuen A-Klasse überzeugt auch der CLS durch eine sehr gute Materialauswahl, an keiner Stelle schimmert der Rotstift durch.
Hier im Testwagen ist das teuerste Leder, im DC Jargon "Exklusiv-Nappa im Club Design" verbaut, eine tatsächlich angenehme Variante, nicht so todlackiert, wie es sonst Mercedes-typisch ist.
Mir ist es jedenfalls eine Empfehlung wert, das beim CLS 500 serienmäßige Standardleder gehorcht eher den Mercedes-Traditionen und fühlt sich schwer nach Kunstleder an.

Die Technik

Der Motor

Das älteste Stück (oder freundlicher: Langbewährteste) findet sich im Motorraum. Noch aus der alten Dreiventilgeneration tut der Mercedes V8 in der Variante mit 4.966ccm² und 306 PS bei 5.600 U/min seinen Dienst.
Im besten Sinne unauffällig, schon ab Leerlaufdrehzahl kraftvoll, tut der Oldie seinen Dienst.
Gäbe es den Sechszylinder im CL 350 nicht, man wäre mehr als zufrieden. Doch der "kleine" Motor ist ganz nah dran, man hat so gut wie keinen Verzicht an Fahrleistung, dafür einen merkbar geringeren Verbrauch.
Es bleibt also abzuwarten, wie sich der V8 in der neuen Variante als Vierventiler machen wird, der wohl spätestens 2006 zum Einsatz kommt und dann einen größeren Abstand zum Sechszylinder bietet.

Das Getriebe

Schauen wir uns das technische Sahnestück des CLS an.
Bis auf die Top-Variante CLS 55 AMG (der hat die AMG eigene Speedshift Variante des bewährten 5-Gang Automaten eingebaut) wird das wohl modernste Wandlerautomatikgetriebe der Welt eingesetzt.
Mercedes nennt es 7-G-Tronic, schon der Name deutet die sieben Fahrstufen an, die hier erstmals in einem Automatikgetriebe geboten werden.
Dazu kommt eine Wandlerüberbrückungskupplung für jede einzelne Gangstufe, dies sorgt für einen im Vergleich zu anderen Getrieben extrem guten Wirkungsgrad.
Nehmen wir dazu den bekannt guten Bedienmodus, im Testwagen noch durch Schalttasten im Lenkrad ergänzt, ergibt sich ein sehr gutes Bild.

Das Fahrwerk

Nur beim Einstiegsmodell, dem CLS 350, wird noch konventionell mit Stahl gefedert.
Im hier vorgestellten CLS 500 gibt es bereits die Luftfederung, Airmatic DC genannt.

Im Vergleich zum Plattformspender E-Klasse wurde die Abstimmung für den CLS jedoch komplett überarbeitet, dem mehr sportlichen Anspruch der Coupé Kundschaft ein wenig straffer ausgelegt.
Auch die bereits in der E-Klasse durch Elektronikprobleme unrühmlich in Erscheinung getretene Bremsanlage (Mercedes-Benz Terminologie "SBC") ist neu abgestimmt, am Grundlayout mit großzügig bemessenen Scheibenbremsen vorn (innenbelüftet) wie hinten hat sich nichts geändert.
Addiert ergibt sich also wenig wirklich Neues, mehr eine Verbesserung im Detail.

Fahren wir

Im vollausgestatteten Testwagen findet sich auch Keyless-Go, ein Zündschloß glänzt durch Abwesenheit.
Hat man seinen Fahrberechtigungsausweis dabei genügt ein Druck auf einen Knopf im Schalthebel, den Motor zum Leben zu erwecken.
Hören tut man erwartungsgemäß wenig, der Lauf des Motor ist im Leerlauf nur am Drehzahlmesser wirklich sicher zu erkennen.
Schon beim Ausparken merkt man die schlechte Einschätzbarkeit der Karosserieausmaße, die optionale Parkdistanzkontrolle sollte immer auf der Einkaufsliste stehen.
Die serienmäßige Parameterlenkung (geschwindigkeits-, nicht drehzahlabhängig geregelt) ist im Stand und bei langsamer Fahrt extrem leichtgängig, auch nötige Kurbelei, das annähernd fünf Meter lange Auto aus einer Lücke zu fädeln, gelingt mit leichter Hand.
Im kalten Zustand erschrickt der Daimler Neuling zunächst einmal ob der hohen Drehzahlen, seit Jahren schon erhöht Mercedes im kalten Betriebszustand das Drehzahlniveau, dadurch soll der Motor und wohl in erster Linie die Abgasentgiftung schneller auf Betriebstemperatur gebracht werden.
Nach ein paar Kilometern hat sich aber die anfänglich gespürte Hektik gegeben, man schnürt mit niedrigsten Drehzahlen im Verkehr dahin. Tempo 60 in der Stadt ergeben praktisch Leerlaufdrehzahl im großen Gang, jede kleine Gaspedalbewegung wird trotzdem spontan mit Vortrieb beantwortet.
Gibt man ein wenig entschlossener Gas, wird ansatzlos und nahezu unmerklich zurückgeschaltet, zur Not selbst über mehr als vier Fahrstufen hinweg, trotzdem gibt es niemals unziemliche Rucke.
Das Bild bleibt auf der Autobahn erhalten, der Triebstrang setzt den Wunsch nach Geschwindigkeit unauffällig und leise um.
Auch bei Geschwindigkeiten jenseits der 200 km/h bleibt das Auto kultiviert und leise, vom Charakter her erzieht der CLS aber eher zu zügigem Gleiten als zu rasanter Bewegung.
Mein Landstraßenbenchmark ergibt ein zwiespältiges Bild. Objektiv betrachtet liegt der CLS 500 sicher sehr sicher, subjektiv betrachtet hält das ESP das Auto weit von seinen Grenzen entfernt. Und natürlich darf man nie vergessen, daß man einen annähernd zwei Tonnen schweren Brocken bewegt, bei aller Abstimmungskunst, aus einem 2 Tonner wird niemals ein Sportwagen werden können.
Die Airmatic DC läßt sich manuell auf einen Sportmodus justieren, im Normal- bzw. Komfortmodus versuchen Sensoren zu erkennen, was zu tun ist. Ich lege sie manuell auf Sport und kann mit der Einschränkung im Komfort leben, habe dafür ein immer definiertes Fahrverhalten.
Die Eingriffe des ESP sind zwar weich und versauen einem den Strich nicht ganz, trotzdem bleibt das Gefühl, daß das Auto mehr kann, als die Elektronik es gestattet.
Doch schon am zweiten Tag unserer Bekanntschaft nimmt auch mich die Cruiser-Atmosphäre gefangen, aus Rasen wird Reisen, kurze Zwischenspurts erledigt der Motor trotzdem ausreichend zügig.
Doch da noch eine kleine Kritik, im Vergleich zum BMW V8 mit Valvetronic hängt der Mercedes V8 ein wenig träge am Gas und wirkt nach oben raus etwas drehunwillig. Schon der "kleine" V6 mit Vierventiltechnik im CLS 350 kann das viel besser.

Die Bremse fühlt sich im Vergleich zum Organspender E-Klasse viel besser an, nicht nur das Pedalgefühl ist nicht mehr so synthetisch, es gibt auch keine Ruckelei mehr auf den letzten Zentimetern, wie es in der E-Klasse immer wieder passiert.
Die vielen Extras des Testwagens laden natürlich zum Spielen ein, aber z.B. die Standheizung wäre mir außerhalb eines skandinavischen Winters sehr entbehrlich, die Motoren verfügen sowieso über einen Latentwärmespeicher, es gibt bereits unmittelbar nach dem Kaltstart warme Luft.
Ähnliches gilt für den Distronic genannten adaptiven Tempomat, der es ermöglicht, automatisch einen Sicherheitsabstand halten zu lassen. In den USA vielleicht tauglich, hier bremsen Kolonnenspringer den CLS dauernd aus. Also im Prinzip eine sinnvolle Ausstattung, leider nicht geeignet für die deutsche Autofahrermentalität auf Autobahnen.

Ein Wort noch zur Multimediaausrüstung: Das Comand-System hat nach einem Update nun auch gelernt, MP-3 abzuspielen, es funktioniert gut und unauffällig. Mir würde allerdings die "kleine" Navigation Comand 50 APS reichen, kombiniert mit CD-Wechsler gibt es auch dann MP3 zu hören.
Bose ist übrigens auch bei Mercedes aus dem Geschäft, der Umstieg auf das Logic7 System von Harmann hat dem Klang sehr gut getan, den Vergleich mit durchaus guten Nachrüstanlagen hält die (nicht billige) Werksoption jedenfalls locker stand.
War der Bose Sound immer extrem baßlastig und dafür sehr matt, wird nun lebendiger Klang ohne dumpfe Bässe geboten. Einfach gut.
Beim optionalen TV-Tuner hängt Mercedes der Zeit hinterher, z.B. bietet Audi schon digitalen Fernsehempfang, Mercedes bleibt bei analogem (und damit miesem) Empfang.

Fahrleistungen

Mercedes gibt für den Standartspurt 0-100 km/h einen Wert von 6.1s an. Angesichts des Gewichts ein wenig optimistisch, ich würde einen Wert von 7s für realistischer halten.
Die Höchstgeschwindigkeit wird elektronisch (und sanft) bei 250 km/h begrenzt.
Wichtiger als die absoluten Zahlen ist jedoch das Gefühl, in jeder Lage souverän motorisiert zu sein.

Andere Motoren

Den CLS 350 konnte ich bereits fahren, den Kompressor V8 kenne ich nur aus dem SL 55 AMG, mal eine Kurzcharakterisierung.

CLS 350: sehr kultiviert und leise, schon sehr souverän, vergleichsweise sparsam (11-12l/100 km), für mich die Kaufempfehlung schlechthin für den CLS

CLS 500: siehe Testbericht

CLS 55 AMG:
Dampfhammercharakter, in jeder Lage satter Schub, sehr schöner ballernder V8 Klang, extreme Verbrauchsspanne (13-22l/100 km), wird zum Cruiser-Charakter des CLS wenig passen

Und das Fahrverhalten?

Ist für einen Zweitonner mit Luftfederung sehr gelungen.
Der stahlgefederte CLS 350 lenkt subjektiv präziser ein, aber Mercedes hat stark dazugelernt und es gibt auch mit Airmatic DC souveränes Kurvenverhalten.
Ein wenig stört die Seitenwindempfindlichkeit, im Bereich der Höchstgeschwindigkeit nimmt man Windböen sehr unangenehm war, ohne daß das Auto dabei aus der Spur kommt.
Der CLS fährt sich jedenfalls im besten Sinne daimleruntypisch, trotz seines soften Charakters läßt er durchaus sportliche Ambitionen erkennen.

Licht und Sicht

Die eingeschränkte Übersichtlichkeit durch die vorn wie hinten stark abfallende Karosserielinie habe ich bereits angesprochen.
Dafür fällt das Licht positiv auf, die beiden Zusatzfunktionen Kurven- und Abbiegelicht funktionieren so gut, daß man sich nach einer Zeit fragt, wieso es solange gedauert hat (Citroen hatte bereits in den 60ziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts so etwas beim DS), bis es so etwas wieder zu kaufen gibt.
Für einen Mercedes erstaunlich gut funktionieren auch die Scheibenwischer, hier schon in der neuen, aerodynamisch optimierten Ausführung.

Komfort

Abgesehen vom sowieso extrem guten Geräuschkomfort schlägt hier die große Stunde der Airmatic DC.
Selbst im manuell ausgewählten Sportmodus werden gröbere Unebenheiten der Fahrbahn zuverlässig geschluckt, auch die noch bei der S- und E-Klasse zu fühlende starke Wankneigung ist fast zu 100% verschwunden.
Kombiniert mit dem sehr guten Sitzkomfort, unterstützt durch eine unauffällig arbeitende und doch sehr wirkungsvolle Klimatisierung wird hier echter Luxus geboten.

Sicherheit

Hier gibt sich der CLS sich erwartungsgemäß keine echte Blöße. Lediglich die hinteren Sidebags sind aufpreispflichtig, ansonsten ist alles versammelt, was zu einem modernen Sicherheitsstandard gehört. Ob ABS mit Bremsassistent, aktive Kopfstützen oder die speziell auf Partnerschutz ausgelegte Verformungszonen, man darf sich sicher fühlen.

Frauentauglichkeit

Da scheiden sich die Geister. Während eine gute Freundin aus dem Süden bereits die Anschaffung eines CLS 350 für 2006 fest eingeplant hat, lehnen andere das Design als zu modisch und klobig kategorisch ab.
Eine junge Dame, die den CLS 500 kurz bewegte, meckerte über die tiefe Sitzposition und die schlechte Übersichtlichkeit, sie ist allerdings auch bekennende Geländewagen-Liebhaberin.
Als Einkaufs- und Kinderwagen macht der CLS eine nicht ganz gelungene Figur, durch die tiefen Türausschnitte hinten besteht beim Kinder anschnallen wohl die latente Gefahr, sich den Schädel anzuschlagen.

Preise und Ausstattung

Wie nicht anders zu erwarten, ist der CLS alles andere als ein Sonderangebot.

Im Einzelnen:

  • Mercedes-Benz CLS 500 67.280,00
  • Lackierung Titanitrot metallic 957,00 ++
  • Polster Leder Exclusiv Kaschmirbeige 2.180,80 +
  • Schiebe-Hebedach elektrisch Glasausführung 1.241,20 -
  • Standheizung mit Fernbedienung 1.502,20 --
  • Wärmedämmendes und Infrarot reflektierendes Glas rundum 1.148,40 --
  • Abstandsregeltempomat ("Distronic") 1.740,00 -
  • Außenspiegel elektrisch heranklappbar 249,40 +
  • Cupholder 46,40 +
  • Garagentoröffner im Innenspiegel 255,20 ++
  • Heckdeckelfernschließung 533,60 --
  • Keyless-Go 1.183,20 --
  • PARKTRONIC 765,60 ++
  • Rollo elektrisch für Heckfenster 435,00 ++
  • Scheibenwaschanlage beheizt 191,40 ++
  • Skisack 208,80 ++
  • Lenkrad-Schalttasten 232,00 ++
  • Wählhebel in Holz 290,00 --
  • CD-Wechsler in Mittelkonsole hinter Schalterleiste, MP3-fähig 475,60 ++
  • Telefon ''Handy'' mit UHI Schnittstelle 1.044,00 --
  • Bildschirmnavigation Comand APS (mit DVD, MP3-fähig) 2.900,00 +
  • Sound-System Surround (Harman-Kardon Logic 7) 754,00 ++
  • Sprachbedienungssystem Linguatronic 458,20 --
  • TV-Tuner (nur analoges Fernsehen) 1.044,00 --
  • Reifendruckkontrollsystem RDK 591,60 +
  • Leichtmetallräder 4fach Mehrspeichen-Design 754,00 -
  • Bi-Xenon-Scheinwerfer mit aktivem Kurvenlicht 1.571,80 ++
  • Einbruch- und Diebstahl-Warnanlage (EDW) 493,00 --
  • Feuerlöscher montiert 116,00 ++
  • Sidebag im Fond 388,60 --
  • Fahrdynamischer Multikontursitz links 649,60 ++
  • Fahrdynamischer Multikontursitz rechts 649,60 --
  • Fondsitzheizung elektrisch 394,40 --
  • ISOFIX Kindersitzverankerungen im Fond 46,40 +
  • Komfortsitze vorn inkl. Belüftung 777,20 -
  • Memorypaket 806,20 ++

  • Gesamtpreis ab Werk inkl. 16 % MwSt. 94.354,40


Preise Stand 24.10.2004

Gerade das im Test vorgestellte Auto mit annähernder Vollausstattung spielt doch schon in einer den meisten unerreichbaren Liga.
Vergleicht man aber mal nicht mit der E-Klasse, sondern nimmt als Maßstab z.B. den 6er BMW, dann sehen die Kurse doch schon viel freundlicher aus.
Meine Empfehlung ist übrigens ganz klar nicht der hier besprochene CLS 500, sondern der CLS 350.
Den in Uni-Schwarz, dazu Leder der mittleren Preisklasse, 18"-Räder, Bi-Xenon Licht, die "kleine" Navigation Audi 50 APS, die lebenswichtige Parktronic und einen Multikontursitz für den Fahrersitz und ein paar Kleinigkeiten, dann bleibt man knapp unter 64.000 Euro (und damit noch über 3.000 Euro unter dem Grundpreis des CLS 500), ohne wirklich auf etwas verzichten zu müssen.
Und mein Traum CLS sähe noch ganz anders aus: der hieße CLS 400 CDI, hätte den V8 Diesel in überarbeiteter Form mit etwa 700 Nm, dahinter das (für diese Drehmomente nicht ausgelegte) 7-G-Tronic Getriebe, ein echtes Sportfahrwerk ohne Luft und die Sitze des S 55 AMG in Naturleder cognacfarben.
Ein Traum, bleibt zu hoffen, daß im Produktmanagement von Mercedes auch jemand so träumt. Oder ein CLS mit flachem Kombiheck... ok, ok, ich höre auf.

Kosten

Was greift einem täglich in die Brieftasche? Die Ölmultis und damit der Benzinverbrauch.

Hier läßt sich im Grunde nicht viel Negatives vermelden, bei mir laufen im Schnitt rund 13.2l/100 km durch die Einspritzdüsen.
Sehr ruhig bewegt steht eine 9 vorne, Vollgasetappen bringen etwa 17.5l/100 km Durst.
Setzt man das in Relation zu den realisierbaren Fahrleistungen und dem Fahrzeugformat, erscheint der Verbrauch recht angemessen.

Die Versicherungstypklassen für den CLS 500 sind dem Preis des Fahrzeugs angemessen, die Haftpflichttypklasse 18 fällt vergleichsweise sehr günstig aus. Für Teilkasko und Vollkasko ist bei Klasse 29 dafür das obere Ende der Skala nicht mehr fern.
Der zu erwartende Wertverlust ist eher niedrig, gerade junge Gebrauchte werden eine Zeit lang sehr gesucht sein.
Dafür darf man sich bereits auf gepfefferte Preise in den Werkstätten einstellen, für eine kleine Inspektion sollte man 280-350 Euro veranschlagen, eine große dürfte mit 400-550 Euro zu Buche schlagen. Die Inspektionsintervalle sind variabel und hängen nicht zuletzt von der Fahrweise ab, die kleine dürfte nach 16.000-22.000 km fällig werden, eine große etwa alle 40.000-45.000 km

Fazit

Tja. Hm.

So richtig schmeckt es mir ja nicht, einem umgerechnet rund 180.000 Mark teuren Lifestylegefährt volle Punkte zukommen zu lassen.

Aber objektiv läßt sich dem CLS wenig vorwerfen, die Einschränkungen des Nutzwerts ergeben sich aus der Form. Also bekommt der CLS, was der Mut seiner Schöpfer verdient:

Fünf Sterne, bitte öfter mal Mut zum Anderssein beweisen!


Soderle. Und wie immer an dieser Stelle sind mir Kommentare, Kritik und Wünsche, was Ihr im Bericht vermißt, sehr willkommen!


Seit dem 17.10.2004 ist meine private Website www.autotestnet.de online, dort gibt es den Test unter http://www.autotestnet.de/mercedes_cls_500.php noch einmal, da aber ausführlich bebildert.


©autotestnet.de

MAW
24. Oktober 2004

70 Bewertungen, 13 Kommentare

  • rudsiralf

    16.09.2006, 23:02 Uhr von rudsiralf
    Bewertung: off topic

    dies ist kein Bericht sondern ein Roman, dazu ein noch sehr langweiliger.

  • Baby1

    23.02.2006, 01:56 Uhr von Baby1
    Bewertung: sehr hilfreich

    toller Bericht LG Anita

  • kengi

    25.10.2005, 13:43 Uhr von kengi
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ich kann mich nur anschließen: Der CLS hat ein fantastisches Design. Ich wäre dafür das auch ein "CLS 280" eingeführt wird - mit etwas abgespeckter Ausstattung würde so ein Modell preislich eher in Richtung E-Klasse liegen. Viele Kunden wollen vi

  • Lotosblüte

    20.10.2005, 03:47 Uhr von Lotosblüte
    Bewertung: weniger hilfreich

    Da ich einfach nur ein Auto kaufen würde und keinen Roman darüber lesen oder schreiben möchte, weniger hilfreich. <br/>lg

  • boehmer_karin

    16.10.2005, 07:24 Uhr von boehmer_karin
    Bewertung: nicht hilfreich

    Wie hilfreich. Schon lange spielte ich mit dem Gedanken, mir ein Auto für 180.000 Euro anzuschaffen, nur war ich mir unschlüssig, ob der Wagen auch wirklich sein Geld wert wäre. Was lag näher, als bei yopi reinzuschauen und kompetente Meinungen einzuholen

  • sindimindi

    29.05.2005, 02:10 Uhr von sindimindi
    Bewertung: sehr hilfreich

    Den Beitrag hab ich schon einmal gelesen...wo? - auf Deiner eigenen website!(allerdings könnte es da der CLS 350 gewesen sein) Das Auto ist vom Design und der Verarbeitung hervorragend.Vor einem knappen halben Jahr bin ich schon mal dringesessen...;-

  • esposa1969

    17.05.2005, 23:11 Uhr von esposa1969
    Bewertung: sehr hilfreich

    gerne super-mega-giga-hyper-nützlich geben!!!LG

  • ForstPaul

    17.05.2005, 21:05 Uhr von ForstPaul
    Bewertung: sehr hilfreich

    Also der Testbericht ist echt super, auch wenn mir der Mercedes nicht gefällt. Teste lieber Audi. Momentan darf ich ja den S4 fahren. Ich werde mich bemühen einen auch so guten Test Bericht dann zu veröffentlichen. Grüße vom For

  • glowhand

    02.05.2005, 23:37 Uhr von glowhand
    Bewertung: sehr hilfreich

    Schöne Grüße, <br/>Christian.

  • yerusha

    01.05.2005, 15:57 Uhr von yerusha
    Bewertung: sehr hilfreich

    ...ehrlich... "frauentauglichkeit"... gehen männer denn nie mit dem nachwuchs einkaufen? pfffft... ich bin auch eine frau, ohne kind, und ich würde solche flitzer wahnsinnig gern mal fahren... jetzt bin ich fast ein wenig beleidigt... a

  • Lenne

    27.04.2005, 08:54 Uhr von Lenne
    Bewertung: sehr hilfreich

    Schade, dass man hier keine höhere Bewertung als sn geben kann...

  • plötzlichpapa

    26.04.2005, 14:45 Uhr von plötzlichpapa
    Bewertung: sehr hilfreich

    das Ding fährt nicht, das fliegt ;-) Dein Bericht ist einsame Klasse !!

  • infoload

    25.04.2005, 20:39 Uhr von infoload
    Bewertung: sehr hilfreich

    ... soll man da noch sagen. Wie immer sehr ausführlich. LG Sascha