Mercedes-Benz E-Klasse Testbericht

Mercedes-benz-e-klasse
Abbildung beispielhaft
ab 75,30
Auf yopi.de gelistet seit 11/2004
5 Sterne
(9)
4 Sterne
(3)
3 Sterne
(5)
2 Sterne
(2)
1 Stern
(0)
0 Sterne
(0)
Summe aller Bewertungen
  • Fahreigenschaften:  sehr gut
  • Fahrkomfort:  sehr gut
  • Platzangebot:  sehr großzügig
  • Zuverlässigkeit:  gut

Erfahrungsbericht von Seneca_X1

W211? Ich bleibe meinem W210 treu!

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Nein

Voller Erwartung und durch diverse Testberichte in den einschlägigen Autozeitschriften positiv gestimmt, habe ich mir den Spass gegönnt, einen halben Tag lang den neuen E270CDI (W211) auszuprobieren. Von der Idee, meinen W210 für eine neue E-Klasse in Zahlung zu geben, bin ich nicht zuletzt durch den nachhaltig schlechten Qualitätseindruck des W211 abgekommen.

Der Reihe nach: der E270CDI ist motorseitig gegenüber dem Vorgänger leicht modifiziert worden, was sich in der höheren Leistungsabgabe von jetzt 130 statt vorher 125kW bemerkbar macht. Was sich leider nicht verändert hat, ist die im Vergleich zu meinem E240 ausserordentlich nervtötende Lautstärke des 5-Zylinders. Ich hatte aufgrund der Papierwerte diesen Motor als Alternative zum E240 in Betracht gezogen, doch angesichts der Akustik einer Landmaschine kommt das nicht in Frage! Während beim Sechszylinder-Benziner die Wind- und Abrollgeräusche bei Autobahntempo die einzigen Schallquellen sind, ist der Dieselmotor bei jeder Geschwindigkeit präsent und beim Beschleunigen sogar regelrecht laut.

Die Elastizitätswerte der Maschine sind hingegen durchaus beeindruckend, doch verliert er im Bereich über 200 km/h deutlich an Vehemenz. Die Nenngeschwindigkeit von 225 km/h erreichte er nicht. Der Durchschnittsverbrauch laut Bordrechner lag um 9 Liter Diesel/100km, was nicht berauschend ist.

Ich fahre meinen E240 seit über zwei Jahren und finde zu jeder Zeit eine bequeme Sitzposition dank breiter Türablagen und einigermassen weich gepolsteter Mittelarmlehne. Nicht so im W211: die Türfüllung ist an der Fensterkante schmal und so stark abgerundet, dass der Ellenbogen keinen Halt mehr findet. Die Mittelarmlehne ist der Länge nach geteilt, öffnet völlig unpraktisch in zwei \"Flügeln\" und sorgt für Schmerzen am anderen Ellenbogen, da dieser genau auf der harten Leiste aufliegt, an der sich die beiden Flügel im geschlossenen Zustand treffen. Das Lenkrad ist kleiner geworden und lässt sich nicht weit genug verstellen, so dass ich schlichtweg während der gesamten Testfahrt keine bequeme Sitzposition gefunden habe. Daran können auch Multikontursitz und Belüftung nichts ändern - ich fühle mich auf dem Fahrerplatz nicht wohl.

Ganz überzeugend gelungen ist das Armaturenbrett, das wesentlich eleganter und progressiver daherkommt als das des Vorgängers. Die klassische Analoguhr ist wieder da und die Bedienelemente des Radios sehen obendrein schön aus. Ganz anders dagegen die Bedienelemente der Klimaanlage: zu hoch und daher zu weit weg vom Fahrer/Beifahrer. Das Lüftungsgitter auf dem Armaturenbrett spiegelt sich in der Frontscheibe.

Die elektrisch zu öffnende Blende in der Mittelkonsole macht keinen sehr vertrauenerweckenden Eindruck in bezug auf Langzeitqualität. Der Öffnungsschalter ist ungünstig platziert und liegt direkt unter dem Warnblinkschalter. Dieser hätte höher und griffiger positioniert werden müssen.
Das Handschuhfach klemmte beim Testwagen. Nur durch Schläge war es zum Öffnen zu bewegen. Apropos Schläge: man klopfe mal etwas heftiger seitlich gegen die Mittelkonsole auf Höhe des Schalthebels! Solches Geschepper und Geklapper ist eines €50.000-Autos absolut unwürdig! Ebenso unwürdig ist es, wenn bei einem fast neuen Auto die linke Innenbeleuchtungseinheit beim grossen Glasdach flackert oder ganz ausfällt. Endkontrolle wegrationalisiert? Das Glasdach ist an sich eine feine Sache, wenn die Bedienung anders gelöst wäre. Die Rollos lassen sich elektrisch öffnen und schliessen, allerdings nur gemeinsam. Vorne hell und hinten dunkel oder umgekehrt geht somit nicht. Es fehlt beim Dach auch die Tippfunktion, die ein vollständiges Schliessen mit einem Tastendruck ermöglicht. Wenigstens ist es zugfreier als das Schiebedach meines E240.

Gut gefallen hat mir die Möglichkeit, die Rücksitze umzuklappen, doch der Aufpreis von knapp €500,-- ist schlichtweg eine Frechheit wie auch die gesamte Preisgestaltung des W211. Ein E240 mit gleicher Ausstattung wie mein aktueller ohne Memory für Fahrersitz, dafür mit Telefonhalterung ab Werk kostet über €50.000,--. Grosszügigerweise werden für eine Inzahlungnahme lächerliche Summen geboten und ein enormer Rabatt von 1,9% auf einen Neuwagen eingeräumt. Offensichtlich hat Mercedes es nicht nötig, Kundenbindung aktiv vorantreiben zu wollen, denn eine Differenz von €9.000,-- auf den gängigen Marktpreis bei einer Inzahlungnahme lässt sich auch mit diversen Kosten des Autohauses nicht rechtfertigen.

Für mich kommt der W211 derzeit nicht in Frage. Auf die Qualitätsprobleme angesprochen meinte der Verkäufer nur lapidar \"Das wissen wir. Wir arbeiten ja daran.\" Würde ich meinen Kunden gegenüber eine solche Aussage tätigen, flöge ich achtkantig raus! Interessant sind einige Berichte neuer W211-Besitzer, die ihrem Unmut auf www.db-forum.de Luft machen.

Schönes Design und ein komfortables Fahrwerk reichen ebensowenig wie technische Neuerungen in Form von SBC-Bremse und Airmatic DC (letztere scheint in Einzelfällen sehr problematisch zu sein - siehe Forum \"S- Klasse\").

Ich bin enttäuscht und Mercedes um gut €50.000,-- Umsatz ärmer.

8 Bewertungen