Mercedes-Benz ML Testbericht

Mercedes-benz-ml
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Summe aller Bewertungen
  • Fahreigenschaften:  sehr gut
  • Fahrkomfort:  sehr gut
  • Platzangebot:  sehr großzügig
  • Zuverlässigkeit:  sehr gut

Erfahrungsbericht von wolfmichaelblank

Das Schaf im Wolfspelz

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Nein

Fahrbericht zum aktuellen ML270CDI. Der Offroader beeindruckt mit bulliger Optik und geht mit dem Image des heiligen Sterns auf Kundenfang. Wer kürte den ML zum „worst SUV of the year“, und wieso eigentlich?

Gliederung:
I. Einführung
II. Eigenschaftswertung
Nr. Kriterium und Einzelnote (von 1.0 bis 6.0)
1. Außenhülle 1,0
2. Innenraum 2,5
3. Komfort 3,0
4. Sicherheit 4,0
5. Fahrdynamik 1,5
6. Antrieb 2,5
7. Qualität 3,0
8. Prognose 6,0 *)
9. Service 3,0

*) Führt zur Abwertung in der Gesamtnote

III. Zusatzinformationen:
1. Konfigurationsbeispiel
2. Technische Daten

IV. Fazit: Gesamtnote: 3 von 5 Sternen / Empfehlung: Nein



I. Mein Vater möchte demnächst seinen ´97er Mercedes E280 durch einen neuen Wagen ersetzen, da liegt es natürlich Nahe, sich in dieser Preisklasse auch mal den im Trend liegenden Offroader Mercedes ML anzusehen.
Neben der brandneuen Mercedes E-Klasse bin ich daher auch den ML270CDI probegefahren, um zu schauen, ob solch ein „Sport Utility Vehicle“ eine gute Alternative für unsere Familie wäre.

Zunächst ein Vorwort, dass ihr so auch in meinem bereits veröffentlichten Artikel über den E270CDI wiederfindet:

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Das Image des traditionsreichen schwäbischen Autobauers leidet zunehmend unter einer Qualitätsdiskussion, die von Seiten der internationalen Fachpresse, diversen Verbraucherschutz-Organisationen (inkl. ADAC) immer intensiver geführt wird.
Was VW seit Jahren mit seinen unzuverlässigen und klapperverseuchten Produkten vormacht, scheint mittlerweile auch bei der Marke mit Stern Einzug zu halten. Laut Informationen der amerikanischen Stiftung Warentest („Consumer’s Union“, nachfolgend CU genannt) gelten vor allem die Modelle CLK, S-Klasse und ML als klapperintensiv und hochgradig problembehaftet. Laut den Untersuchungen der „CU“ sollen die ein- bis vierjährigen Mercedes-Modelle zu den unzuverlässigsten Fahrzeugen auf dem gesamten US-Markt gehören.
Ganz anders sieht es beim japanischen Erzkonkurrenten Lexus aus: seit der Entstehung von Toyotas Edelmarke im Jahr 1989 hat es laut den Aufzeichnungen der CU nicht ein Produkt gegeben, das nicht hervorragende Werte in Bezug auf Langzeitqualität und Zuverlässigkeit bewies.
Nachdem zwischen der Qualität der deutschen Produkte und denen der fernöstlichen Edelschmiede eine derart große Diskrepanz entstanden ist, gibt es genug Gründe für meine Familie, auch mal einen genaueren Blick in den Lexus-Schauraum zu werfen, was wir vor einigen Wochen sogar getan haben. Die Erfahrungen mit dem asiatischen Mercedes-ML-Konkurrenten „RX300“ waren sehr positiv, und so fällt es der Familie heute schwer, sich zwischen dem bekannt zuverlässigen Exoten ( Lexus ) oder dem neu entwickelten bürgerlichen Vertreter aus Schwaben (E-Klasse) zu entscheiden.
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II. Ich möchte in diesem Erfahrungs-Bericht meine Erfahrungen mit dem Mercedes ML beschreiben und einen Eindruck davon vermitteln, was für ein Fahrgefühl und welches Qualitätsniveau Sie bei diesem aktuellen Mercedes erwarten dürfen:
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1. Außenhülle
Von Anfang an hat das Design des neuen ML für Furore gesorgt. Den schwäbischen Designern ist das Meisterstück gelungen, gewohnte Mercedes-Stilelemente auf ein Fahrzeugkonzept zu übertragen, dass alle Anforderungen der im wesentlichen amerikanischen Kunden an ein SUV erfüllen kann: gute Geländegängigkeit, großes Platzangebot für Personen und Sportartikel, starke Motorleistung und insgesamt gute Praxistauglichkeit.
Während der diversen Product-Updates der vergangenen Jahre hat die Karosserie eine bulligere Front, Klarglasscheinwerfer, geänderte (stets volllackierte) Stoßfänger und andere Leichtmetallfelgen erhalten.
Genau so hat Spitzendesign an einem aktuellen Premium-Fahrzeug auszusehen.

Karosserie-Note: 1,0
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Innenraum:
Beim ersten Blick in den Innenraum fällt das luftige Raumangebot, die angenehm riechenden Ledersitze sowie klassische Mercedes-Stilelemente auf, wie das schön gezeichnete Cockpit im Mitte-90er-Jahre-Look inklusive Holzimplantaten. Seit der dringend benötigten Aufwertungs-Aktion sind die Plastikummantelungen nicht mehr ganz so primitiv. Auffällig sind die neuartigen, etwas deplaziert wirkenden Klima-Regler mit Chromring. Auf allen 5 Plätzen und im Kofferraum ist reichlich Raum vorhanden, die Sitze sind straff gepolstert aber durchweg sehr gut konturiert. Gut: das Leder ist schön verarbeitet und sorgt dank Perforation für angenehmen Sitzkomfort. Mäßig: die Materialqualität des rauen, trotzdem speckigen Leders. Schlecht: billige, lieblos verarbeitete Hartplastikverkleidungen im Kofferraum. Bei fehlendem Navigationssystem „Command“ entsteht ein tiefes dunkles Loch im eigentlich attraktiv gestalteten, farblich aber tristen Armaturenträger.
Insgesamt bietet der ML-Innenraum vieles, nur kein Edel-Ambiente, dass dem 50.000-Euro-Einstandspreis gerecht wird.

Innenraum-Note: 2,5

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Sicherheit:
Gut: serienmäßig Doppelairbags plus Sidebags und Windowbag, ABS, elektronisches Stabilitätsprogramm, Vierradantrieb, Gurtstraffer und Gurtkraftbegrenzer vorn, drei vollwertige Gurtsysteme im Fond plus Isofix-Vorbereitung, Fensterheber mit Einklemmschutz, sehr gut abgepolstertes Armaturenbrett, Verbandskissen und Warndreieck. Sehr gute, in dieser Klasse vorbildliche Crashtest-Bewertung (NHTSA: 5 Sterne). Hohe aktive Sicherheit durch unproblematisches Fahrverhalten.
Schade: Im Auto Motor und Sport-Vergleichstest mit BMW X5 und Lexus RX300 erreichte der Mercedes-ML die mit Abstand schlechtesten Bremswerte. Im Auto Motor und Sport-Dauertest fielen die Bremsen mit sehr hohem Verschleiß, brüchigen (offensichtlich überforderten) Bremsscheiben und festgesetzter Handbremse überraschend negativ auf. Auch in unserem Vorführwagen der aktuellsten Generation reagierte dass Bremspedal träge und verunsichernd. So nicht, Mercedes.

Sicherheits-Note: 4,0

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Fahrdynamik:
In der Fahrspaß-Kategorie hat Mercedes die Wünsche der Kunden verstanden. Die neueste M-Klasse fährt sich dank der einigermaßen leichtgängigen und präzisen Lenkung deutlich handlicher als die arg schwerfällige, obwohl 700 Kilo leichtere E-Klasse meines Vaters. Grobe Unebenheiten und scharfe Lastwechsel bringen den Aufbau nicht in störende Wankbewegungen. Der Geradeauslauf und das Verhalten im Grenzbereich sind erwartungsgemäß gut.
Die auch nicht als Option erhältliche geschwindigkeitsabhängige Servolenkung verhindert allerdings eine so große Fahrfreude, wie sie mit dem grandiosen Lexus RX300 entsteht.
Die Geländegängigkeit eines SUV interessiert mich eigentlich weniger, weswegen ich mich in diesem Bericht auf zahlreiche Erfahrungen in der Fachpresse berufe. Und weil der Mercedes hier deutlich besser abschneiden würde als der Lexus-Konkurrent, gewähre ich dem hiesigen Produkt einen extra Notenpunkt.

Fahrdynamik-Note: 2,5 -> 1,5

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Komfort:
Das Wohlbefinden der M-Klasse-Passagiere wird geprägt durch das großzügige Platzangebot und die gut ausgeformten, recht straff gepolsterten Sitze. Die hohe Fahrerposition erinnert im ML ein wenig an einen LKW, die Handhabung der Bedienelemente ist perfekt, die Entkoppelung des Innenraums von der Straße ist gut: es sind kaum Windgeräusche und ebenfalls nur wenige Abrollgeräusche hörbar. Hilfreiche Komfort-Extras wie eine kräftige Klimaautomatik und immerhin teilweise elektrisch verstellbare Vordersitze bietet der Mercedes serienmäßig. Ähnlich wie die neue E-Klasse bietet der aktuelle ML für Mercedes-Verhältnisse recht handliche Fahreigenschaften, aber der auf der Gegenseite rumpelige Federungskomfort macht nicht soviel Spaß. Auf unebenen Bergsträßchen addieren sich die vielen Hubbelchen zu einem nicht besonders angenehmen Vibrator-Effekt, der die Insassen auf dem rutschigen, straff gefederten Gestühl durch die Gegend wackeln läßt. Autobahnkomfort für lange Strecken ist so nicht gegeben.
Den für ein Auto der 100.000 Mark-Klasse insgesamt nicht begeisternden Komforteindruck rettet auch der kräftige 5-Zylinder-Dieselmotor nicht, der sich zwar um ordentliche Laufruhe bemüht, aber mit seinem nicht wirklich gut gedämmten Nagel-Sound einen gewissen Lieferwagen-Charme nicht verleugnen kann.

Komfort-Note: 3,0


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Antrieb:
Sport Utilities wie die Mercedes M-Klasse bringen locker Leergewichte von über 2.100kg auf die Wage. Weiterhin haben der Vierradantrieb, die von den Kunden gewünschten Komfort-Extras wie Klimaanlage und Automatikgetriebe und der große Windwiderstand in dieser Fahrzeugklasse deutlichen Einfluß auf die zur Verfügung stehenden Leistungsreserven des Motors. Ergo: es muß eine sehr kräftige Antriebsquelle her, die eine ordentliche PS-Leistung und vor allem einen guten Drehmomentverlauf bieten sollte.
Als dieses Auto 1998 auf dem US-Markt debütierte, sollte der 3,2-Liter V6-Benziner mit 215PS für standesgemäßen Vortrieb bei guter Laufruhe sorgen. Für den europäischen Markt bot Mercedes zusätzlich einen 2,3-Liter 4-Zylinder Benziner mit 150PS an. Der als effiziente Einstiegsmotorisierung gedachte Motor verschwand aber schon nach 2 Jahren aus dem Angebot, Grund dafür war die vermutlich eklatante Drehmomentschwäche und der knochige Lauf dieses Aggregats.
Für die leistungsgierigen Amerikaner konnte auch der für europäische Verhältnisse recht groß wirkende Sechszylinder-Motor nicht genügend Reserven bieten. Mercedes machte ein weise Entscheidung und schob den bewährten 4,3-Liter V8-Benziner und eine auf sportlich getrimmte AMG-Variante mit mit 5,5 Litern und 360PS nach.
Mit diesen Motoren gelangte die schwere M-Klasse bei seidigem Motorlauf zu spitzenmäßige Fahrleistungen, die Verbrauchswerte erreichten aber mit über 16 Litern im Praxisbetrieb ein für europäische Kunden indiskutables Niveau. Bis zu diesem Zeitpunkt bot Mercedes auch schon den 2,7Liter-Dieselmotor an, den ich unten näher beschreiben möchte.
Weil sich selbst der dicke ML430 für US-Verhältnisse als schwachbrüstig zeigte, wurde die Version ersatzlos gestrichen und durch den hubraumstärkeren 5-Liter-V8 im ML500 ersetzt.
Mercedes-Benz dachte auch an die Kunden in Europa: ab Baujahr 2001 war die M-Klasse mit dem kolossalen 4-Liter-V8 Diesel (400CDI) erhältlich. Er ermöglichte ein bestialisches Drehmomentaufkommen von 560Nm und stolze 250PS. Für die 12 Liter (und mehr) Dieselverbrauch konnten die perfekte Laufruhe und die schieren Fahrleistungen entschuldigen: die perfekte Motorisierung für die M-Klasse! Unverständlich jedoch das Preisniveau: mit entsprechenden Extras ausgestattet kostet der ML400CDI schnell 125.000 Mark.

Im Vergleich zu den von Mercedes angebotenen 8-Zylinder-Traummotorisierungen wirkt der 3,2 Liter Einstiegsbenziner mit seinem schmächtigen Drehmomentverlauf fast schon deplaziert in diesem Auto – zumindest liefert der technisch vergleichbare 280-V6 in unserer E-Klasse eine ziemlich peinliche Vorstellung.

Doch was darf man von dem 270CDI-Motor erwarten? VIEL! Der 163PS-Einstiegsdiesel mit seinen 5-Zylindern sorgt für akzeptable Laufruhe und für einen durchaus ansehnlichen, keinesfalls schwächlichen Durchzug schon ab niedrigen Drehzahlen. Kein Wunder: im Zusammenspiel mit dem 5-Gang-Automatikgetriebe liegt sein Drehmomentspitzenwert bei 400Nm (bei 1800 bis 2600 Touren), das ist nicht von schlechten Eltern!
Das Beschleunigungsvermögen liegt mit 11,7 Sekunden auf 100km im Rahmen, aufgrund des niedrigen Drehzahlniveaus wirkt der Motor angenehm souverän. Die Höchstgeschwindigkeit von 183km/h ist ebenso ausreichend. Weniger darf man nicht erwarten, aber bestimmt auch nicht mehr.
Leider bietet Mercedes den guten 3,2Liter CDI nicht in der M-Klasse an, keine kluge Entscheidung! Dieser Motor würde mit einem Drehmomentplus von 70Nm für einen reizvollen „Leistungs-Punch“ sorgen, und mit dem zusätzlichen 6. Zylinder würde der ML klanglich alle Lieferwagen-Allüren verlieren.

Kritisch muß ich mich über das Automatikgetriebe äußern: der Wandler ist arg weich ausgelegt, trotzdem kommt es bei spontanen Lastwechseln zu störenden Schlägen im Antriebsstrang. Außerdem ist es mit nicht gelungen, die Tiptronic-Funktion richtig auszunutzen. Warum schaltet das Getriebe beim Beschleunigen im Teillastbereich bis zu 2 Gänge runter, auch wenn ich weder den Kickdown gedrückt noch den Automatikhebel berührt habe?

Antriebs-Note: 2,5

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Qualität / Zuverlässigkeitsprognose

Im Jahr 2001 registrierte das Kraftfahrtbundesamt ein Rekordniveau bei Rückrufen: 113 respektive 35 noch im Jahr 1993.

AutoBild vom 29.6.2001: „In global operierenden Konzernen gilt der Rotstift des Controllers im Zweifel mehr als der Zeichenstift des Ingenieurs. Wenn dann die Kontrollen nicht greifen, kann Kostenreduzierung schnell an der Kernkompetenz einer Marke kratzen. So geschehen im Fall Mercedes. Ausgerechnet die Ikone deutscher Wertarbeit leistet sich zuletzt unerklärliche Schwächen.“

Auto Motor und Sport vom 3.4.2002: „Reichlich genervt reagiert auf die Diskussion inzwischen Mercedes-Chef Jürgen Hubbert: Natürlich nehme man die Qualitätsdiskussion ernst, besonders wenn bei der jüngsten Image-Erhebung von auto motor und sport die Mercedes-Pfeile in den Kategorien wie Zuverlässigkeit und gute Verarbeitung sanft, aber stetig nach unten weisen. Ein grundsätzliches Problem sieht Hubbert nicht, und er lasse es auch nicht zu, dass ein Problem herbeigeschrieben werde, „wo es keines gibt“. Entschieden verwahrt sich Hubbert gegen Darstellungen, wonach Mercedes die Qualitätsfrage zur Chefsache gemacht habe, impliziere das doch das Eingeständnis, dass es ein solches gibt: „Qualität war bei uns schon immer Chefsache.““

Vielleicht sollten wir einfach mal rekapitulieren, worum es in der Qualitätsdiskussion bei Mercedes eigentlich ging (und immer noch geht):

Eigentor 1: 1995 wird auf der IAA das Sicherheitskonzept der kommenden A-Klasse als „genial“ angepriesen. 1997 kommt es kurz nach der Veröffentlichung zum Elchtest-Debakel

Eigentor 2: 1998 muß Konzernchef Hubbert mit eigenen Augen ansehen, wie der innovative Smart von konzerneigenen Testfahrern beim Elchtest auf’s Dach gelegt wird

Eigentor 3: 1999 baute Mercedes in jeden Smart das abgespeckte Stabilitätssystem „Trust“ ein. Bei eisigen Bedingungen kamen die aktualisieren Modelle später ins Schleudern, kippten erneut um und blieben auf dem Heckfenster liegen. Seit der weiteren Rückrufaktion fahren alle Smart mit dem verbesserten „Trust plus“.

Eigentor 4: 1999: Im ersten Produktionsjahr der neuen Mercedes C-Klasse kommt es zu Kundenbeschwerden wegen etlicher Kinderkrankheiten und mangelhafter Materialqualität.

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Ab hier überschreitet Mercedes die Toleranzgrenze. Jeder weitere Fehler würde unverzeiliche Imageeinbußen mit sich bringen.
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Eigentor 5: 2000 werden alle M-Klasse wegen rostender Rahmen in die Werkstätten gerufen. Zitat Autobild 26/2001: „Nach inoffiziellen Angaben musste DaimlerChrysler im letzten Jahr 3,4 Milliarden Mark für Garantie- und Kulanzleistungen aufwenden – dreimal soviel wie 1998. Bei der M-Klasse kostete die Nachbesserung im Schnitt 4750 Mark pro Fahrzeug. Ein Spitzenwert.“

Eigentor 6: 2000 wird bekannt, dass viele der ab 1995 gebauten E-Klasse-Fahrzeuge bereits nach wenigen Monaten zur Rostbildung an Türrahmen und Karosserie neigen.

Eigentor 7: 2001 spricht die unabhängige amerikanische Consumer’s Union der Mercedes S-Klasse jegliche Empfehlung ab und nimmt das Modelljahr 2000 wegen katastrophaler Zuverlässigkeitsmängel in die Liste der „used cars to avoid“ auf. Die Zuverlässigkeit des Modells 2002 wird auf 40% schlechter als der Durchschnittswert aller Fahrzeuge auf dem US-Markt prognostiziert.

Eigentor 8: 2001 ernennt die Consumer’s Union die Mercedes M-Klasse wegen seit 1998 anhaltenden gravierenden Zuverlässigkeitsproblemen (-60%) zum „schlechtesten Offroader des Jahres“.

Eigentor 9: 2001 prognostiziert die CU die Zuverlässigkeit des Modells „CLK“ auf den drittschlechtesten Wert aller auf dem US-Markt angebotenen Fahrzeuge (93% schlechter als der Durchschnittswert).

Eigentor 10: 2002: Noch nie hat die CU nur so wenige Mercedes-Modelle empfohlen: die alte E-Klasse behält mit 20% besser als der amerikanische Durchschnitt trockene Füsse, die aktuelle C-Klasse wird auf –5% prognostiziert und erkämpft sich nur knapp das Qualitätslabel „Recommended bei Consumer’s Union“.

Eigentor 11: Der Qualitätseindruck im neuen E-Klasse-Modell
Der von uns gefahrene E270CDI-Vorführwagen enttäuschte mit nachlässiger Verarbeitung im Detail.

Auch unsere alte E-Klasse war kein Ausbund an Solidität. Nach fünf Jahren hat unser E280 diverse Elektrikdefekte hinter sich, der schändliche Lack ist stark verstumpft und weißt am Heckdeckelschloß schon Rostblasen auf.

Zum Vergleich: das E-Klasse-Konkurrenz-Modell Lexus GS300 schneidet bei der Kundenbefragung der CU erheblich besser hab und erreicht eine prognostizierte Zuverlässigkeit von +70%. Der von uns testweise gefahrene Offroader Lexus RX300 erreicht sogar +70% und mausert sich so zu einem der problemlosesten Fahrzeuge überhaupt.

Die Qualitäts- und Zuverlässigkeitshistorie ist, wie man beim Studium der unterschiedlichen Berichte (siehe Auszüge oben) beim Mercedes Offroader geradezu katastrophal.
Es ist nicht unwahrscheinlich, dass auch die neueste Generation der M-Klasse wieder zu einem der unzuverlässigsten Fahrzeuge der westlichen Hemisphäre gehört.
Mal abgesehen von der tristen Materialqualität und manch schlechten Spaltmassen sind die bisher geäußerten Vorwürfe, der ML sei ein klapperverseuchtes, minderqualitatives Mobil, uns aber nicht nachvollziehbar gewesen. Egal wie holprig der Straßenuntergrund war, die Karosserie neigte nicht im geringsten zu Verwindungen bzw. Quietschen oder Klappern.


Qualitätseindruck: 3.0
Zuverlässigkeitsprognose: katastrophal, Note 6.0

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Service:
Angesichts der verheerenden Kritik sollten sich die Mercedes-Leute (allen voran natürlich Jürgen Hubbert) jegliche unnötige Arroganz sparen.
Doch genau das ist es, was man schon immer von Mercedes-Händlern zu berichten wusste: das Verkaufspersonal ist eingebildet und arrogant, Inspektionen kosten in der Regel über 1000 Mark und einen popeligen Ersatzwagen á la A140 bekommt man nur unter viel gutem Zureden spendiert.
Würden wir heute bei Lexus oder BMW kaufen, wäre uns ein Rabatt von 10% oder mehr (je nach Modell) gewiss. Obwohl Mercedes von allen die gepfeffertsten Preise verlangt, würde man uns für eine 55.000 Euro teure E-Klasse höchstens 7% Rabatt gewähren.
Einen überzeugenden Service-Eindruck gewinnt man so nicht. Immerhin sind die versprochenen Garantieleistungen in Ordnung.

Fahrzeuggarantie: 2 Jahre, unbegrenzte Kilometer
Garantie gegen Durchrostung: 30 Jahre
24h-Mobilitätsgarantie: 30 Jahre ohne Kilometerbegrenzung

Service: 3,0

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III. Zusatzinformationen

1. Konfigurationsbeispiel:
Preise in Euro inklusive 16% MwSt.

Mercedes ML270CDI: 39.324.-
Innenaustattungspaket: 2958.-
Lackierung Metallic: 882,-

Bi-Xenon-Licht: 1119,-
Cupholder: 46.-
Durchlademöglichkeit: 499,-
Alarmanlage: 430,-
Automatikgetriebe 5-Gang: 2.006,-
Parktronic: 754,-
Lederaustattung: 1.850,-
Navigationssystem: 2.731,-
Seitenfenster getönt: 336,-
Regensensor: 110,-
Memory-Paket: 500,-
Sitzheizung vorne: 342,-

Gesamtpreis: >> 50.192 Euro <<



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2. Technische Daten:

2,7-Liter Reihenfünfzylinder Turbodieselmotor, Common-Rail-Technik und Turbolader

Leistung: 163PS/ 4.200/min
Drehmoment: 400Nm/ 1.800-2.600/min

Cw-Wert: 0,39 (höchster i. Vgl. zur Konkurrenz)
Höchstgeschwindigkeit: 183km/h
0-100km/h: 11,7sek.

Verbrauch: 9 bis 12 Liter Diesel
Leergewicht: ca. 2175kg

Länge: 4.638mm (vgl. VW Passat: 4.710mm)
Breite: 1.840mm
Höhe: 1.820mm

Versicherungsbeiträge:
Haftpflicht: 23
Teilkasko: 35
Vollkasko: 20

Widerverkaufschancen: Hervorragend
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Mein Fazit:

Wer als geneigter Käufer des ML270CDI keine wesentlichen Kompromisse bei der Ausstattung machen will, übertrifft mit diesem Auto relativ schnell die 50.000-Euro-Marke.
Der Kunde empfindet das gepfefferte Preisniveau und das solide Image des Mercedes-Sterns als untrügliches Zeichen für Spitzentechnologie, höchste Qualität und beste Zuverlässigkeit. Mit anderen Worten: die Erwartungen sind hoch. Verdammt hoch.
Mit der M-Klasse gelang Mercedes ein guter SUV nach traditioneller US-Machart. Seine Vorteile sind die robuste Geländegängigkeit, das familienfreundliche Platzangebot, das schöne Fahrverhalten, die niedrigen Unterhaltskosten und der coole Look. Das reichhaltige Angebot an Komfort-Extras unterstreicht die Bemühung der Autohersteller, den Komforteindruck von dicken SUVs näher an die Vorgaben von klassischen Familienkombis zu bringen. Die ebenso reichhaltige Auswahl an Antriebskonzepten ermöglicht dem geneigten Kunden, seine Traummotorisierung zu wählen – solange die Geldbörse dick genug ist. Denn der ML270CDI erweist sich bei diesem Preisniveau nicht als der Weisheit letzter Schluß, was Fahrleistung und Geräuschkomfort anbetrifft. An seiner Stelle wünschte ich mir einen ML320CDI.

Konzeptionell ist die M-Klasse jedoch ein reichlich veraltetes Auto. Die Konkurrenz bietet mittlerweile viel leichtere und windschlüpfrigere Autos an, die mindestens dasselbe Platzangebot bieten. Zum Beispiel der Lexus RX300 (Gewicht „nur“ 1,900kg, Cw-Wert freundliche 0,31): er lenkt sich viel handlicher, er federt erheblich komfortabler, bietet mindestens dasselbe Sicherheitsniveau und giert weniger nach einem trinkfreudigen Kraftprotz unter der Motorhaube.

Die Killer-Argumente gegen die M-Klasse sind allerdings die irritierend schlechte Bremsanlage und die momentan „abstrusen“ Ansichten der Schwaben, wie man ein qualitativ hochwertiges und zuverlässiges Auto zu bauen hat.


Viele Grüße,

Euer Wolf-Michael Blank

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Für Rückfragen stehe ich gerne bereit per Kommentar-Funktion oder Email: [email protected]

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