Nachtzug nach Lissabon (gebundene Ausgabe) / Pascal Mercier Testbericht
Erfahrungsbericht von templerthomas
Langweilig
Pro:
Anfang
Kontra:
der REst
Empfehlung:
Nein
Tatsächlich ist Nachtzug nach Lissabon eines der wenigen Bücher die ich nicht mal fertiggelesen habe - es ist schlichtweg eine komplette Entäuschung, langweilig und ohne einen wirklichen Inhalt.
Mit dem immer wieder als "verwandt" genannten Buch "Der Schatten des Windes" kann Nachtzug nach Lissabon in keinster Weise mithalten - weder sprachlich und schon gar nicht inhaltlich.
Einzig die Zitate im Buch sind lesenswert...
aber zuerst noch schnell zu den Daten:
Broschiert: 496 Seiten
Verlag: Btb (11. August 2008)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3442734363
ISBN-13: 978-3442734368
Preis: 9,50 Euro
Wie gesagt begeisterte Kritiken und vor allem folgende Inhaltsangabe machten mich neugierig auf diesen Besteller.
Mitten im Unterricht verlässt ein Lehrer seine Schule und macht sich auf den Weg nach Lissabon, um den Spuren eines geheimnisvollen Autors zu folgen. Immer tiefer zieht es ihn in dessen Aufzeichnungen und Reflexionen, immer mehr Menschen lernt er kennen, die von diesem Mann, den ein dunkles Geheimnis umgibt, beeindruckt waren. Eine wundervolle Reise beginnt - die vergeblich sein muss und deren Bedrohungen der Reisende nicht gewachsen ist. Endlich kann er wieder fühlen, endlich hat er von seinem Leben zwischen Büchern aufgeblickt - aber was er sieht könnte ihn das Leben kosten.
Der Beginn des Buches hat auch etwas. Ein gealterter Lehrer der all seinen Mut zusammennimmt und sein Leben von heute auf morgen neu beginnt und eine sehr schöne Sprache:
Leseprobe:
Der Tag, nach dem im Leben von Raimund Gregorius nichts mehr sein sollte wie zuvor, begann wie zahllose andere Tage. Er kam um Viertel vor acht von der Bundesterrasse und betrat die Kirchenfeldbrücke, die vom Stadtkern hinüber zum Gymnasium führt. Das tat er an jedem Werktag der Schulzeit, und es war immer Viertel vor acht. Als die Brücke einmal gesperrt war, machte er nachher im Griechischunterricht einen Fehler. Das war vorher nie vorgekommen, und es kam auch nachher nie mehr vor. Die ganze Schule sprach tagelang nur von diesem Fehler. Je länger die Diskussion darüber dauerte, desto zahlreicher wurden diejenigen, die ihn für einen Hörfehler hielten. Schließlich gewann diese Überzeugung auch bei den Schülern, die dabeigewesen waren, die Oberhand. Es war einfach nicht denkbar, daß Mundus, wie alle ihn nannten, im Griechischen, Lateinischen oder Hebräischen einen Fehler machte.
Gregorius blickte nach vorn zu den spitzen Türmen des Historischen Museums der Stadt Bern, hinauf zum Gurten und hinunter zur Aare mit ihrem gletschergrünen Wasser. Ein böiger Wind trieb tiefliegende Wolken über ihn hinweg, drehte seinen Schirm um und peitschte ihm den Regen ins Gesicht. Jetzt bemerkte er die Frau mitten auf der Brücke. Sie hatte die Ellbogen auf das Geländer gestützt und las im strömenden Regen, was wie ein Brief aussah. Sie mußte das Blatt mit beiden Händen festhalten. Als Gregorius näher kam, zerknüllte sie das Papier plötzlich, knetete es zu einer Kugel und warf die Kugel mit einer heftigen Bewegung in den Raum hinaus. Unwillkürlich war Gregorius schneller gegangen und war jetzt nur noch wenige Schritte von ihr entfernt. Er sah die Wut in ihrem bleichen, regennassen Gesicht. Es war keine Wut, die sich in lauten Worten würde entladen können, um dann zu verrauchen. Es war eine verbissene, nach innen gewandte Wut, die schon lange in ihr glimmen mußte. Jetzt stützte sich die Frau mit gestreckten Armen auf das Geländer, und ihre Fersen glitten aus den Schuhen. Gleich springt sie. Gregorius überließ den Schirm einem Windstoß, der ihn übers Brückengeländer hinaustrieb, warf seine Tasche voller Schulhefte zu Boden und stieß eine Reihe von lauten Flüchen aus, die nicht zu seinem gewohnten Wortschatz gehörten. Die Tasche ging auf, und die Hefte glitten auf den nassen Asphalt. Die Frau drehte sich um. Für einige Augenblicke sah sie reglos zu, wie die Hefte vom Wasser dunkler wurden. Dann zog sie einen Filzstift aus der Manteltasche, machte zwei Schritte, bückte sich zu Gregorius hinunter und schrieb ihm eine Folge von Zahlen auf die Stirn.
Das klingt doch sehr spannend. Aber was macht nun dieser gealterte Lehrer in Lissabon - er haftet sich an das Leben eines verehrten (fiktiven) , verstorbenen portugiesischen Dichters.
Wie nun der Ex-Lehrer in das Leben des Dichters und Arztes eintaucht ist jedoch alles andere als spannend. Es ist zutiefst öde und sinnlos.
Mercier erzählt zudem alles sehr langatmig, umständlich und übertrieben.
Ich langweilte mich schon nach kürzester Zeit und fragte mich warum Gregorius sich so in das Leben des Dichters hineinsteigert. Gut - der war Arzt und Widerstandskämpfer in der spannenden Zeit der portugiesischen Diktatur. Aber auch davon kommt im Roman wenig rüber.
Wenn man nun Nachtzug nach Lissabon mit dem Schatten des Windes vergleicht drängen sich dennoch immer wieder Parallelen auf.
Im Vergleich ist dieses Buch aber ein langweiliger, biederer Abklatsch.
Die Zitate sind für Männer in der Midlife-Crisis sicherlich sehr interessant, für mich war das ganze Buch ab dem Zeitpunkt als Gregorius in Lissabon auf Spurensuche im Leben von Prado geht fragte ich mich was das soll.
Nekrophilen-Stalking?
Die Nebenfiguren blieben allesamt farblos und fragwürdig. Vor allem aber - das Buch hat keinerlei Sinn. Die Zitate - na gut aber die habe ich alle in anderer Form bei wirklich großen Denkern schon gelesen, ein paar Lebensweisheiten - die man eigentlich schon in der Pubertät mitbekommen hätte müssen usw. vor allem aber Langweile, Langweile und Langeweile.
Eine Anbiederung an den fiktiven Dichter nach dem anderen und viel selbstverliebte Sprachhudelei.
Intellektueller Tiefgang? Nicht wirklich.
Keiner der beiden Hauptfiguren lernt im Buch zu leben und das ist dann schon ziemlich erbärmlich. Aber wie kann jemand schon leben ohne die Liebe? Die große Liebe gibts auf eineinhalb Seiten. Lernt Gregorius die Freiheit kennen? Auch nicht.
Gibt es überhaupt irgendetwas was an diesem Buch lesenswert ist?
Na gut der fulminante Anfang und die Botschaft das man jederzeit sein Leben ändern kann - mehr aber auch nicht.
Von ca. 40 Büchern die ich dieses Jahr gelesen habe ist Nachtzug nach Lissabon der einzige Komplettreinfall und für mich das mit Abstand langweiligste Buch meines Lesejahres.
Prädikat 0 Sterne.
69 Bewertungen, 32 Kommentare
-
01.02.2009, 14:19 Uhr von werder
Bewertung: sehr hilfreichNett berichtet! LG aus Hannover!
-
27.01.2009, 12:48 Uhr von anonym
Bewertung: sehr hilfreichwünsche einen schönen tag und lasse einen lieben gruss da...
-
07.01.2009, 15:44 Uhr von Lachesis
Bewertung: sehr hilfreichSo schlecht fand ich das Buch nicht. Allerdings kann ich mich auch nicht mehr gut dran erinnern obwohl ich es vor nicht allzu langer Zeit gelesen habe.
-
03.01.2009, 10:52 Uhr von anonym
Bewertung: sehr hilfreichLG und ein gutes neues Jahr! Daniela
-
14.12.2008, 20:25 Uhr von Volker111
Bewertung: sehr hilfreichKann dir nicht zustimmen, aber auf jeden wirkt ein Buch eben anders. ;-)
-
13.12.2008, 17:43 Uhr von sonnendrachen56
Bewertung: sehr hilfreichdas Buch ist langweilig, da stimme ich Dir voll zu :-) LG
-
12.12.2008, 23:39 Uhr von babysly2000
Bewertung: sehr hilfreichLiebe Grüße!!! Sylvia
-
12.12.2008, 22:18 Uhr von Daisy_Bluemchen
Bewertung: sehr hilfreichsh und viele Grüße ...
-
12.12.2008, 21:33 Uhr von Clarinetta2
Bewertung: sehr hilfreichna, dann habe ich nichts verpasst
-
11.12.2008, 15:56 Uhr von giselamaria
Bewertung: besonders wertvolltoll beschrieben, und grade gesehen, wie genau dieses Buch von jemand hochgelobt wird :-)))) - naja. schönen Tag noch und herzliche Grüße Gisela
-
11.12.2008, 09:09 Uhr von anonym
Bewertung: sehr hilfreichWünsche Dir einen schönen Donnerstag. LG, Janin.
-
11.12.2008, 01:00 Uhr von may786
Bewertung: sehr hilfreichGuter Bericht!! LG & schönen Donnerstag
-
10.12.2008, 23:29 Uhr von FritzWalter08
Bewertung: sehr hilfreichNicht schlecht, Herr Specht. SH und LG
-
10.12.2008, 16:36 Uhr von MasterSirTobi
Bewertung: sehr hilfreichSH und Liebe Grüße. LG MasterSirTobi
-
10.12.2008, 13:07 Uhr von anonym
Bewertung: sehr hilfreichKlasse Bericht lg pidi
-
10.12.2008, 12:30 Uhr von hbscgirl
Bewertung: sehr hilfreichliebe grüße
-
10.12.2008, 11:13 Uhr von Zzaldo
Bewertung: sehr hilfreichliebe Grüße sendet dir Stephan
-
10.12.2008, 09:44 Uhr von HEIDIZ
Bewertung: besonders wertvollklasse Bericht - gibt mal wieder ein BH von mir LG HEIDIZ
-
10.12.2008, 09:38 Uhr von tk7722
Bewertung: sehr hilfreichPrima Bericht, liebe Grüße
-
10.12.2008, 08:50 Uhr von Cessie47
Bewertung: sehr hilfreichliebe grüsse und einen schönen Tag
-
10.12.2008, 04:18 Uhr von sigrid9979
Bewertung: sehr hilfreichsehr schön beschrieben lg Sigi
-
10.12.2008, 01:40 Uhr von blackangel63
Bewertung: sehr hilfreich:::::LiEbE gRuEsSe:::::
-
10.12.2008, 01:35 Uhr von Miraculix1967
Bewertung: sehr hilfreichToller Bericht! SH und LG Miraculix1967
-
10.12.2008, 00:53 Uhr von Jerry525
Bewertung: sehr hilfreichEinen lieben Gruß vom Jerry
-
10.12.2008, 00:44 Uhr von frankensteins
Bewertung: sehr hilfreichganz liebe Grüße Werner
-
09.12.2008, 23:58 Uhr von morla
Bewertung: sehr hilfreichwünsche dir einen schönen abend lg. petra
-
09.12.2008, 23:49 Uhr von Bunny84
Bewertung: sehr hilfreichIch wünsche dir einen schönen Abend und einen lieben Gruß sendet dir Anja. PS: Freue mich über Gegenlesungen
-
09.12.2008, 23:48 Uhr von Mondlicht1957
Bewertung: sehr hilfreichSchönen Abend aus Berlin
-
09.12.2008, 23:46 Uhr von schorschl
Bewertung: sehr hilfreichhatte dazu auch einen Buchbericht kurz nach Erscheinen gelesen und bin nun etwas überrascht über Deine vernichtende Kritik, aber bei Bücher ist es scheinbar wie beim Essen, dem einen schmeckts, dem andern nicht. Werde das Buch in der Tendenz eher meiden
-
09.12.2008, 23:36 Uhr von racheane
Bewertung: sehr hilfreichLiebe Grüße.....Anne
-
09.12.2008, 23:33 Uhr von Tonga1
Bewertung: sehr hilfreichLG Tonga1
-
09.12.2008, 23:25 Uhr von anonym
Bewertung: sehr hilfreichsehr hilfreich berichtet
Bewerten / Kommentar schreiben