Meteora - Linkin Park Testbericht

Meteora-linkin-park
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Summe aller Bewertungen
  • Cover-Design:  sehr gut
  • Klangqualität:  sehr gut

Erfahrungsbericht von Chutie

Never Change A Winning Team

3
  • Cover-Design:  sehr gut
  • Klangqualität:  sehr gut

Pro:

Interessante Instrumentierung, Ohrwürmer durch hymnische Refrains, Aggressivität, die manchmal durchdringt, angenehmerer Rapper als bei anderen Crossover- Bands, viele Extras auf der CD (auf PC abspielbar)

Kontra:

Extras sind nicht garantiert auf jedem PC abspielbar, sehr homogen und ineinander greifend (schrecklicher Perfektionismus!), wirkt dadurch irgendwie steril, außerdem variiert der Aufbau nicht besonders, scheint weniger mitreißend als der Vorgänger (ist di

Empfehlung:

Ja

Provokantes Statement Nr.1 : Linkin Park war einmal. In einer fernen Vergangenheit, als alle Teenager noch ihre Poster in den Zimmern hatten und zu den Klängen des Debüts „Hybrid Theory“ abgingen. Aber wenn wir mal ehrlich sind: Heute sind sie nicht mehr der heißeste Scheiß. Kennst du noch jemanden, dessen Lieblingsband Linkin Park ist? Der von den Liedern absolut nicht genug bekommen kann? Jemanden der noch in dem Alter ist das „total geil“ zu finden? Wenn ich noch mehr provozieren wollte, würde ich sagen, dass „Meteora“ das Grab von LP waren und dass danach nicht mehr viel kommen kann. Nennt es eine musikalische Sackgasse, in die sie sich nach und nach manövriert haben. Das kommt davon, wenn man die Fans bestimmen lässt!
(Was jetzt vielleicht nur für die Arbeit der Band alleine steht, sie haben ja gerade erst eine Kollaboration mit dem Rapper Jay-Z released, die durchaus einiges an Erfolg verbuchen konnte. Vielleicht haben sie ja gemerkt, dass sie das alleine nicht mehr rauskommen.)

Die Story zu „Meteora“ ging nämlich so: Während der Aufnahmezeit waren LP im regen Kontakt mit ihren Fans und nur die Songs, die bei den Fans am meisten Anklang fanden, schafften es aufs Album. LP waren sogar so perfektionistisch, dass sie nicht das Studio verließen bis eine absolut homogene Mischung dabei herausgekommen war. Homogenität. Daran krankt dieses Album. Dieser Perfektionismus hat schon die Live- DVD der Jungs ruiniert, die genauso gut auch im Studio hätte aufgenommen werden können. Die Unterschiede zwischen Live und Platte sind nämlich... nicht existent. Es wurde so lange am Sound verbessert, bis der Livecharakter weg und die Perfektion da war.
Es sollte doch auch niemandem vor den Kopf gestoßen werden! LP rekrutierten ihre Fans vor allem aus den jüngeren Semestern, die so ihren Einstieg in die Rock, bzw. Crossover- Richtung fanden. Darf man diese jungen, ersten Fans verschrecken? Nein. Deswegen wich die Aggressivität immer mehr etwas, das man als abgeschliffene Kanten in der Musik nennen kann. Da fehlt einfach der entscheidende Wumms und die Willigkeit zur Weiterentwicklung. Kontrovers neue Ideen hätten die armen kleinen doch nur verschreckt! Mit der Zeit wurden LP immer mehr zu einem Projekt, das mehr auf die Show als auf den Inhalt aus war. Das Artwork war natürlich immer äußerst liebevoll gestaltet (das Papp- Cover der „Meteora“- Scheibe ist mehr als schmuck, genauso wie das beiliegende dicke Booklet mit Produktionsnotizen und Texten), die Videoclips waren von der Band selbst gestaltet, fantasievoll und irgendwie pompös, alles war- perfekt.

Das Zauberwort! Perfekt. Perfekt. Perfekt. Die Songs dieses Albums passen perfekt zueinander. Sie greifen perfekt ineinander. Aber wir kennen das Prinzip: Perfektion langweilt uns. So wie perfekte Frauen Männer langweilen. So wie das perfekte Leben die Menschen langweilt.
Auch der Aufbau verläuft zumeist nach genau demselben Prinzip, wahrscheinlich nennen sie es Erfolgs- Prinzip: Rapper Mike Shinoda heizt den Song an, Shouter Chester Bennington steigert das Ganze in fast hymnische Höhen, mit perfektem langgezogenen Gesang, der sich nie daneben anhört und DJ Joe Hahn denkt sich im Hintergrund das wahre Gerüst dieser Musik aus, ohne das sich jedes einzelne Stück von LP vollkommen gleich anhören würde.
Eins kann man sagen: Magst du eins, magst du alle. (vielleicht bis auf einen kruden Instrumental- Ausreißer, der Joe Hahn dann wohl doch zugestanden wurde.)

Wie, ich hab noch gar nichts über die Arbeit des Bassisten / Gitarristen verloren? Das könnte daran liegen, dass diese für die CD nicht besonders wichtig sind. Die Gesichter von LP sind Mike und Chester (auch die, die am meisten Schmiss bei den weiblichen Teenie- Fans haben) und der kreative Kopf Joe Hahn. Der Rest sieht irgendwie gleich aus. Irgendwie einheitlich.
Während auf dem Debüt noch eine Dynamik gepaart mit unvergesslichen Melodien und Ohrwürmern herrschte, scheint der Nachfolger nur noch ein ausgelutscher, genormter Rest zu sein.

Ich kann natürlich nicht sagen, dass mir die Lieder nicht gefallen, sonst hätte ich mir das Album nach dem „Kennste einen, kennste alle“- Prinzip nicht gefallen. Aber wenn du es einmal gehört hast, möchtest du es erst mal wieder wegstellen, ja danke. Vielleicht hat zu diesem „Nein, danke“ auch die Übersättigung durch die Medien beigetragen, Glück hatten alle, die nicht andauernd mit diesem Album beschallt wurden. Wie es sich für den heißen Scheiß gehört, wurden die Clips stundenlang bei Mtviva durchgenudelt, im Radio waren sie der kleinste gemeinsame Nenner zwischen vielen, vielen Musikinteressierten. Klar- die konnten ja auch die Hip- Hopper, die Rocker und die eigentlich Musik-uninteressierten Pop- Hörer gut finden. Aber wie es bei kollektiver Gutfindung ist, verliert alles schnell seinen Reiz.

Wirklich gefallen tuen mir aber zumeist die Instrumentierungen, wie ich oben schon gesagt habe. Das macht das ganze ein bisschen einzigartiger, unverwechselbarer (obwohl die Band ja schon über zwei Charakter- Stimmen verfügt). Eigentlich ist der Sound auch nicht zu hart und nicht zu weich. Im Nachhinein findet man oft das ganze rutscht in so ein Mittelding hinein. Was es ja dann auch irgendwie tut. Hm. Vielleicht stoße ich dabei auf Widerspruch, aber: LP sind am besten, wenn sie aggressiver werden. Ausreißen, sich rausschreien. Dann gefallen sie wirklich. Was war noch mal dazwischen?

Extras:
+ „The Art of Meteora“
Als kleiner Hinweis: Es wird nicht garantiert, dass dieser Kurzfilm auf jedem PC läuft. Das Navigationsfenster geht von alleine auf und zeigt einem die berauschende Auswahl. Der Film selber ist ein Stückchen Kunst. Um das noch mal richtig zu unterstreichen ist es größtenteils s/w mit schnellen Schnitten und.. Kunst. Graffiti- Kunst, die wir uns bei ihrer Entstehung anschauen können. Dazu erzählen einige irgendwie Verantwortliche Leute noch was. Für Fans des LP- Artworks bestimmt eine gute Idee, mich interessiert es aber eigentlich gar nicht. Aber bei CDs bin ich sowieso Puristin. Wenn man den ganzen Film anschaut, kommt man auf schlanke 17 Minuten.

+ LP TV
Hier wurde auch wieder ganz schrecklich viel eingebracht. Man sieht nicht nur 11 Episoden von den Entstehung von „Meteora“, nein. Man kann sich zudem noch einige Albumtracks anhören (warum wird das eigentlich hier noch mal aufgeführt? Das kann ich auf dem PC eigentlich immer. Auffällig hierbei: Es hakt. Und das ohne Ende.) und ein Interview in dem so elementare Fragen geklärt werden wie „Warum heißt das Album Meteora?“ und „Warum ist Somewhere I Belong erste Single geworden?“ An Videos ist die Auswahl mager, hier gibt es nur die erste Single „Somewhere I Belong“. Zudem gibt es für AIM Besitzer (wohl meist eher im amerikanischen Bereich angesiedelt) neue LP- Icons.
Von dem ganzen Schnickschnack hätte ich erstens nichts zum Glücklich sein gebraucht, zum zweiten ist allein schon dieser Bereich der CD... überladen. Aber ich bin mir sicher, dass gerade das auch vielen Fans gefallen wird.

Der Rest ist Standard, ein Screensaver, einen eigenen Merchandising- Bereich und ähm... einen „intimen Zugang“ zu der Band, der sich LP Underground nennt. Da will man doch gerne dabei sein.

Fazit: Kein Meisterwerk, irgendwie auch nicht besser als der Vorgänger, aber ganz bestimmt mit viel Liebe, vor allem zum Fan gemacht. Die Nähe ist spürbar, wenn jeder kleine Scheiß mit den Anhängern abgesprochen wird. Ob das der Band gut getan hat, ist die andere Frage. LP sind Radio- Mainstream, den man sich anhören kann, wenn man Crossover und hymnische Musik mag. Ich bin gespannt, ob es noch ein weiteres LP- Album geben wird. Vielleicht werde ich es wieder kaufen um rauszufinden wie sie sich entwickelt haben. Vielleicht. Denn mir gefallen die Lieder ja schon, wenn ich sie höre und mitsingen will. Und danach beiße ich mir auf die Zunge und denke „Verdammt. Welches Album hab ich noch mal vorhin gehört?“

Und: Gerade wegen der großen Anzahl an Extras sollten Liebhaber dieser Band zugreifen.

P.s.: Bitte nicht denken der Albumtitel kommt von einem Meteoriten. Meteora bezeichnet einen Ort in Griechenland. Oder so.

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