Mexiko City Testbericht

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Erfahrungsbericht von carsten1962

Die größte Stadt der Welt

Pro:

hier sollte jede Rundreise starten

Kontra:

laut, Chaos, Abgase

Empfehlung:

Ja

Mit diesem Bericht möchte ich eine Serie von Berichten zu meiner dreiwöchigen Rotel-Reise durch Mexiko, Belize, Guatemala und Honduras beginnen. Wer Rotel noch nicht kennt, ich habe dazu meinen Erstbericht geschrieben. Dieser Bericht betrachtet nur einen Teilaspekt, also die ersten beiden Tage, meiner insgesamt 22-tägigen Reise durch diese vier Staaten. Ein Visum wurde für keinen der vier Staaten benötigt. Impfungen sind auch keine außergewöhnlichen notwendig. Der übliche Reiseimpfschutz (Hepatitis A und B, Polio, Tetanus) reicht aus.

Die Reise begann in Mexiko City, dem kulturellen und wirtschaftlichen Zentrum Mexikos. Mexiko City ist nicht nur die Hauptstadt des gleichnamigen Staates, sondern mit geschätzten 30 Millionen Einwohnern sogar die größte Stadt der Welt!


Historie und Lage
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Die Geschichte dieser Stadt begann im 14. Jahrhundert als die Azteken hier ihre Hauptstadt Tenochtitlan auf einer Insel im Texcoco-See gründeten. Dieser See lag in einem Hochtal auf 2242 m Höhe. Heute ist von dem See nichts mehr zu sehen, da die Spanier nach der Eroberung systematisch das Hochtal entwässerten. Mexiko City ist von Bergen umrahmt. Dabei fallen vor allem die beiden Vulkane Ixtaccihuatl (5286 m), genannt die liegende Jungfrau, und der vielleicht auch in Deutschland bekannte Popocatépetl (5452 m) auf. Beide sind aber nur noch sehr selten von Mexiko City aus zu sehen, da ständig eine Dunstglocke über der Stadt schwebt. Trotz recht guter Sicht während meiner Anwesenheit, waren die beiden Vulkane leider nicht zu sehen.

Die Azteken, die sich selbst Mexica nannten, bauten ihre Hauptstadt umfangreich aus. Prachtvolle Tempelbauten schmückten das Zentrum der Stadt. Die Pyramiden stellten dabei Nachbildungen von Bergen dar, auf denen dann Tempel errichtet wurden. Zur Versorgung wurden schwimmende Gärten (auf Stroh schwimmender Anbau von Lebensmitteln) angelegt, deren Spuren heute noch zu finden sind.

Am 13. August 1521 wurde die prachtvolle Azteken-Hauptstadt von den Spaniern unter Führung von Cortes und verbündeten Indianerstämmen dem Erdboden gleich gemacht. Dies kann man durchaus wörtlich nehmen. Von Tenochtitlan blieb so gut wie nichts erhalten. Alles wurde zerstört.

Im selben Jahr wurde von Cortes die Hauptstadt "La Ciudad de Mexico" des späteren kolonialen Königreiches Nueva Espania an diesem Ort gegründet. Wie in allen spanischen Kolonialstädten wurde im Zentrum ein zentraler Platz (Zócalo) angelegt, der von einer Kathedrale und Regierungsgebäuden umrandet wird. Die Stadt wurde dann schachbrettartig weiter ausgebaut. Auch dies ist heute nicht nur hier, sondern in fast allen mexikanischen Städten unübersehbar.

Die Entwässerung des Hochtales hat leider heute noch folgen. Der ständig sinkende Grundwasserspiegel führt dazu, dass sich der Untergrund aus Lehm bewegt und sich somit auch Gebäude bewegen. Diese Spuren sind an vielen Gebäuden deutlich zu sehen, z.B. an der Kathedrale am Zócalo und an der alten Basilika. Der Lehmboden hat aber auch einen Vorteil. Bei Erdbeben dämpft er die Erschütterungen.

Ab nun zu den einzelnen Punkten, die ich in Mexiko City besucht habe.


Zócalo
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Der zentrale Platz in Mexiko City gehört zu den größten Plätzen der Welt und misst immerhin eine Seitenlänge von stolzen 240 m. Umbaut ist dieser Platz auf der Ostseite vom Nationalpalast und auf der Nordseite von der Kathedrale. Zwischen Kathedrale und Nationalpalast im Nordosten des Platzes kann man heute die Reste der ehemaligen wichtigsten Tempelpyramide sehen, der Templo Mayor genannten Ausgrabungsstätte. Die Größe des Platzes ist beeindruckend. Es waren tausende von Menschen auf dem Platz. Hier ist wirklich viel los. Beeindruckend war auch die riesige Nationalflagge, die über dem Platz flattert. Sie wird täglich um 18 Uhr mit einem Zeremoniell eingeholt. Eigentlich heiß der Platz "Plaza de la Constitutión", er wird aber von allen einfach nur Zócalo genannt. Selbst die Metrostation heißt Zócalo. Im weiteren Umfeld um den Zócalo finden sich viele alte Bauten, die im kolonialen Stil erbaut wurden.


Nationalpalast
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Am Zócalo steht auf Ostseite in einer Breite von 240 m der beeindruckende Nationalpalast, in dem der Amtssitz des Präsidenten des Staates Mexiko ist. Ein Besuch dieses Palastes lohnt. Man sollte sich auf jeden Fall das eindrucksvolle Murales von Diego Rivera ansehen, in dem die Geschichte des Landes in Bildern von Indianern über Cortes bis zur Revolution 1910 dargestellt sind. Dieses eindrucksvolle Bild befindet sich im Treppenhaus zum oberen Flur. Von Vorteil ist es hier einen Führer dabei zu haben, der das Bild in Details erläutern kann. Im Bild finden sich viele historische Persönlichkeiten des Landes wieder, aber auch Persönlichkeiten, die Einfluss auf die Geschichte genommen haben, wie z.B. Karl Marx. Da ich eine Rundreise gebucht hatte, war natürlich ein Reiseleiter dabei, der viel zu dem Bild erklären konnte. Im Flur befinden sich noch weitere sehr interessante Bilder.


Kathedrale
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Im nördlichen Bereich wird der Zócalo von der Kathedrale begrenzt. Dabei handelt es sich um den wahrscheinlich größten Kirchenbau des amerikanischen Kontinents. Die Kathedrale ist 100 m lang, 46 m breit, hat 5 Hauptschiffe und 14 Kapellen. Der Bau erstreckte sich über 3 Jahrhunderte. Dieser Bau steht sicher imposant am Platz. Schade ist, dass es viele Bauschäden gibt, da der weiche lehmige Untergrund nachgibt. Innerhalb der Kathedrale sind deshalb stählerne Verstärkungen erforderlich, um das Gebäude vor dem Einsturz zu retten. Einen besonderen Eindruck hat bei mir auch das im mittleren Kirchenschiff an der Decke angebrachte Pendel gemacht, das bis zum Boden reicht. Hier kann man die ständigen Gebäudebewegungen sehen. Es pendelte die ganze Zeit mit einem Ausschlag von 5cm je Seite. Das ist ziemlich viel! Ich hoffe, dass das Gebäude noch lange der Nachwelt erhalten bleiben wird.


Templo Mayor
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Zwischen Kathedrale und Nationalpalast befindet sich eine Ausgrabungsstätte. Dort findet man die Reste des Haupttempels der Azteken. Auf dieser Pyramide waren zwei Tempel vorhanden. Ein Tempel zu Ehren des Regengottes Tláloc und ein Tempel zu Ehren des Reichsgottes Huitzilopochtli. An dieser Ausgrabungsstätte ist noch gut zu erkennen, dass die Pyramiden nicht mit einem Mal gebaut wurden, sondern in mehreren Phasen. Alle 52 Jahre wurden die Pyramiden überbaut. Warum gerade alle 52 Jahre? Der Kalender der Indianervölker betrug für ein Jahr 260 Tage. Dieser kam nach 52 Jahren wieder in Deckung zum Umlauf zur Sonne nach 325,25 Tagen. Dann begann für diese Völker eine neue Epoche. Vor dieser Ausgrabungsstätte befindet sich ein sehr schönes in Bronze gestaltetes Modell des ehemaligen Tenochtitlan, das ebenfalls sehenswert ist.


Die Madonna von Guadalupe
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Im Norden der Stadt befindet sich das religiöse Zentrum Mexikos! In der neuen Basilika "Nuestra Senora de Guadalupe" kann das Bildnis der wundertätigen dunkelhäutigen Madonna der Indios, die schwarze Madonna von Guadalupe von jedermann besucht werden. Sie ist das Nationalheiligtum Mexikos! Sie ist in der neuen Basilika so angebracht, dass sie von jedem Gottesdienstbesucher gesehen werden kann, aber auch ohne den Gottesdienst zu stören, durch einen Nebeneingang an der Seite von jedem anderen Besucher gesehen werden kann. Dazu geht man in das Kellergeschoss. Vor der Madonna laufen drei Fließbänder damit niemand zu lange vor der Madonna stehen bleiben kann. Eine geschickte Einrichtung, wie ich finde, aber sicher sehr sinnvoll, denn sonst würde es sicher zu Stauungen kommen. Zu meinem Glück war zur Zeit meines Besuches nicht viel los.

Die neue Basilika musste gebaut werden, da die alte Basilika durch Erdabsenkungen so baufällig wurde, dass ein betreten nicht mehr möglich ist. Dennoch finden dort noch gelegentlich Kunstausstellungen statt.


Torre Latinoamericana
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Wer einen Überblick über diese gewaltige Stadt ergattern möchte, der sollte einen Ausflug in den 42. Stock des Lateinamerikaturms machen in eine Höhe von 176 m machen. Von der dortigen Aussichtsplattform hat man einen tollen Ausblick über die gesamte Stadt. So weit das Auge reichte sah man nur Stadt. Selbst die umliegenden Gebirgshänge werden zunehmend bebaut. Die Stadt ist trotz ihrer Größe immer noch am wachsen. Diesen tollen Ausblick, den ich genießen durfte, gibt es aber leider nur sehr selten. Ich hatte das Glück, dass es in den Tagen vor meiner Anreise geregnet hatte und dass ein verlängertes Wochenende durch die Feiertage Allerheiligen und Allerseelen stattfand. Dadurch war das Verkehrsaufkommen entsprechend gering und die sonst übliche Dunstglocke kaum vorhanden. Der Besuch des Lateinamerikaturms lohnt also nur, wenn die Sicht ungewöhnlicherweise mal gut ist.


Museo National de Antropologia
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Ein absolutes Muss für jeden Reisenden in Mexiko ist der Besuch des anthropologischen Museums. Es gilt als eines der besten anthropologischen Museen der Welt! Es liegt in der grünen Lunge Mexiko Citys im Chapultepec Park. Der Gebäudekomplex wurde in Anlehnung an die Mayaausgrabungsstätte Uxmal gebaut. Der zentrale Innenhof wird von einem riesigen Schirm überspannt.

Ein Rundgang mit Führung lohnt auf jeden Fall. Zunächst wird in einem Saal die Besiedelung Amerikas beschrieben. Daran schließen sich Säle über die Kulturen Teotihuacan, der Tolteken, der Azteken und der Maya an. Ein wirklicher Höhepunkt ist der Kalenderstein der Azteken. Beeindruckend ist auch die Nachbildung des Grabes aus Palenque mit einer aus Jade gefertigten Totenmaske. Auf diesen Besuch darf man auf keinen Fall verzichten, er ist die ideale Einstimmung für eine Rundreise durch die mexikanischen Ausgrabungsstätten!

Im Obergeschoss befindet sich noch eine ethnologische Sammlung, die den heutigen Indígenas gewidmet ist. Diese habe ich aber nicht besucht.

Besonders schön fand ich, dass vor dem Museum eine Gruppe in Kostümen alte Aztekentänze aufführte.


Schwimmende Gärten
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Im Stadtteil Xochimilco finden sich die Reste der ehemaligen schwimmenden Gärten. Heute schwimmen die Gärten nicht mehr. Die Wurzeln der Pflanzen haben längst den Grund erreicht und es haben sich genügend Ablagerungen gebildet so dass die ehemaligen schwimmenden Anpflanzungen heute Inseln sind. Dieser Bereich wird heute als Naherholungsgebiet genutzt. Mit der Reisegruppe haben wir auch eine Bootsfahrt in den Schwimmenden Gärten mit den buntgeschmückten Trajineras, so werden die Boote genannt, gemacht. Es war eine Stunde der Erholung und Entspannung in der hektischen Stadt. Dieser Ausflug lohnt sich durchaus.


Garibaldiplatz
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Der Garibaldiplatz ist für seine Musiker bekannt. Am Abend treffen sich dort die sogenannten Mariachi-Musiker. Sie treten in prachtvollen Trachten auf und machen für ein paar Dollar für jedermann Musik. Ein Besuch am Abend möchte ich gern empfehlen.


Verkehrschaos
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Ein negativer und sehr bedeutender Punkt ist das Verkehrschaos und die Hektik in der Stadt. Während die Hektik vielleicht noch in jeder Großstadt zu finden ist, so ist dieses Verkehrschaos doch die Spitze dessen was ich bisher erlebt habe. Um aus der Stadt heraus zu kommen braucht man, wenn man schnell ist, mindestens eineinhalb Stunden. Dies ist aber nur an arbeitsfreien Tagen zu erreichen. Sonst braucht man sicher länger. Ohne in einen Stau zu geraten geht es nicht. Es ist unglaublich was dort los ist. Da wir alle Wege innerhalb der Stadt mit einem Reisebus zurückgelegt haben, mussten wir dieses Verkehrschaos leider in vollen Zügen erleben. Dazu kam, dass unser Übernachtungsplatz außerhalb der Stadt lag. Wir mussten also auch, auf den Anfahrts- und Abfahrtswegen durch das Verkehrschaos.

Interessant ist zu beobachten mit welchen Gelassenheit die mexikanischen Autofahrer dieses Verkehrschaos hinnehmen. Bei uns wäre das ganz anders.

Es ist übrigens nur lizenzierten Unternehmen erlaubt mit einem Bus in die City zu fahren. Wir konnten also nicht mit unserem Rotel in die Stadt fahren. Ich glaube unseren Fahrer hat das bei dem Verkehrschaos auch nicht gestört.

Die schon angesprochene Dunstglocke soll so heftig sein, dass ein eintägiger Aufenthalt dem Konsum von 40 Zigaretten entspricht. Das wundert mich nicht, denn Abgasfilter scheint es auch für die Industrie nicht zu geben.


Bevölkerung
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Wenn man eine Gruppenreise macht bleibt leider ein intensiver Kontakt zur Bevölkerung aus. Dennoch hat man einige Möglichkeiten in Kontakt zu treten. Die Menschen in Mexiko City waren sehr freundlich und hilfsbereit. Ich empfand den Kontakt sehr angenehm. Es gibt aber Bezirke in denen man sich laut Reiseführern nicht alleine bewegen sollte. Diese Bezirke habe ich aber nicht besucht. Ich empfehle hier zu die Veröffentlichungen des Auswärtigen Amtes zu lesen.

Trotz hohem Verkehrsaufkommen, welches einen gewissen Wohlstand darstellt, gibt es in Mexiko eine nicht unerhebliche Armut. Die Reiseleitung hat uns geschickt an diesen Bezirken vorbei geführt. Dennoch ließ es sich nicht verhindern, an der einen oder anderen Stelle Hütten aus Wellblech zu sehen. Ich hatte auf den Straßen mit mehr Bettelei gerechnet, als wie sie tatsächlich vorhanden war. Es war in etwa im gleichen Maße, wie man sie heute auch in deutschen Großstädten erleben kann.


Fazit
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Mexiko City ist sicher einen Besuch wert und gehört zu jeder Mexiko Rundreise dazu.

Besonders gefallen hat mir das anthropologische Museum. Ohne diesen Besuch sollte keine Mexikorundreise beginnen. Hier konnte ich unheimlich viel lernen. Jedoch sollte man den Besuch nicht ohne Führung machen, es sei denn man spricht sehr gut Spanisch und kann die Beschriftungen der Ausstellungsstücke lesen.

Im historischen Zentrum konnte ich den ersten Kontakt zu einer Ausgrabungsstätte am Templo Mayor erleben. Dabei war das Modell des ehemaligen Tenochtitlan sehr interessant.

Der Besuch des Lateinamerikaturms lohnt sich nur bei guter Sicht. Und die ist leider selten.

Abschreckend wirkt das Verkehrschaos! Die so sehr bekannte Dunstglocke habe ich zum Glück nicht erleben müssen. Sie ist aber leider fast immer vorhanden. Für diese beiden Punkte muss ich einen Stern abziehen.


Übrigens Geld sollte man erst in Mexiko wechseln, da man dort einen besseren Wechselkurs erhält. Hier bekommt man für einen Euro zehn Peso. Auf dem Flughafen von Mexiko City gab es den besten Wechselkurs, für einen Euro erhielt man 12 Peso.



Vielen Dank für das Lesen, das Bewerten und das Kommentieren.

23 Bewertungen, 7 Kommentare

  • anonym

    08.01.2006, 20:24 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    ***SH und LG***

  • anonym

    20.12.2005, 23:14 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh, LG Birgit :-)

  • Tigerente1106

    13.12.2005, 00:02 Uhr von Tigerente1106
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh LG Stefan :-)

  • seacat

    01.12.2005, 03:03 Uhr von seacat
    Bewertung: sehr hilfreich

    Auch hierfür ein sh. von Karin

  • naila

    30.11.2005, 12:10 Uhr von naila
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ach, wie schön, da war ich auch schon. Aber ist ja krass, wie schafft man es denn, in vier Wochen durch vier Staaten zu kommen, sieht man da überhaupt was:)? Hatte selbst vier Wochen in Mexiko und die habe ich wirklich gebraucht:) fränzy

  • sung1rl

    30.11.2005, 11:52 Uhr von sung1rl
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh, lg - sung1rl

  • animaldream

    30.11.2005, 11:07 Uhr von animaldream
    Bewertung: sehr hilfreich

    super! LG animaldream