Mexiko Testbericht

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Erfahrungsbericht von chaosleo

Cancun - schöne künstliche Karibikstadt - ein Reisebericht!

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Nein

Hallo liebe Leser!

Direkt vorab: Sehr umfangreich - bitte nicht nur scrollen und bewerten - sondern lesen, sonst lieber nicht bewerten.

Die Reisesaison steht wieder an und selbst wenn die heimischen Temperaturen gestern eine Rekordzahl (39,4 Grad) angenommen haben, zieht es doch viele von uns hinaus in die weite Welt, wo ähnliche Temperaturen mindestens unseren 2wöchigen Sommerurlaub versüßen.

Uns zog es vor drei Jahren auch hinaus die Welt in einem Pauschalurlaub zu erobern. Und so geschah es, dass wir zwischen Italien, Spanien, der Türkei und Mexiko entscheiden konnten. Da ich Mexiko schon immer faszinierend fand und die mexikanische Küche ohnehin eine meiner geheimen Leidenschaften war, beschlossen wir eine Reise nach Mexiko zu buchen.

Der Preis war angemessen, da wir in der Zeit im August fuhren (bekanntlich Regenzeit).
Mein erster All-inklusive Urlaub, mein erster langer Flug und meine erste Reise in die älteste und schönste Kulturvergangenheit, die ich kannte.

Es ging mit dem Flug los - stolze 10 Stunden mit Zwischenlandung (mitten in der Nacht) auf Jamaica und das alles als kompletter Nichtraucherflug. Endlich angekommen in Cancun konnte man an diesem menschenleeren Flughafen (gerade ein Beamter kontrollierte gelangweilt unsere Einreisekarten - er warf sie weg - und die Reisepässe) mit dem lautstarken Geschrei von hunderten Kröten unschwer erkennen, dass ein Sumpfgebiet in der Nähe sein musste. Die Luft war zum ersticken und eine Luftfeuchtigkeit von 85% tat ihr übriges.
Es regnete. Aber das bei immerhin 30 Grad Temperatur (nachts um 3 Uhr) - na wunderbar.

Dann konnten wir endlich in den klimatisierten Bus einsteigen und im Hotel einchecken. Mein Freund sprach weder englisch noch spanisch, also hatte ich die freundliche Aufgabe mitten in der Nacht meine Spanischkenntnisse hervorzukramen und alles zu regeln - das sollte sich später als großer Vorteil erweisen. Die Zimmer in dem \"kleinen\" Hotel (direkt am Anfang von Cancun) mit 240 Betten waren sehr gut ausgestattet, wir hatten jeglichen Komfort (den wir aber mitten in der Nacht noch nicht nötig hatten) - die Klimaanlage war das Beste.

Morgens aufgestanden (völlig erledigt, versteht sich) konnten wir den ersten Blick auf unseren Balkon werfen, welcher sich genau zwischen Meer und Lagune befand. Das mit der Lagune war nicht so gut, denn dort wohnten Milliarden von Mücken (und Krokodile, tatsächlich!) und die versammelten sich herzlich gerne auf unserem Balkon. Egal, wir wollten ohnehin raus.
Wie gesagt, unser Hotel war eines der kleinsten in ganz Cancun, wo die meisten Hotelbunker mindestens 1000 Leute fassen konnten und diese in ihren Kolossen unterbrachten. Gott sei Dank befanden sich diese weit im Innern der Stadt.
Für mich entscheidend war der erste Anblick des Strands, so schön weiss wie auf einer Postkarte - mit einem türkisblauen Meer dahinter - Kitsch auf natürliche Art und wunderschön.
Unser Hotel verfügte aber dummerweise über eine Swim-up Poolbar, was unweigerlich zur Folge hatte, dass wir den halben Tag nur den Oberkörper bräunen konnten, weil der Rest im Pool war und der Kopf meistens in der Nähe eines der (extrem leckeren) Coctails, die man da ab 10 Uhr zu sich nehmen konnte.

Wir hatten mit unserem Hotel wirklich Glück, es lag weit ausserhalb von Cancun selber (oder der Stadtmitte), denn das hatte mit meiner Vorstellung von Urlaub nichts mehr gemein.

Mal etwas allgemein:
Cancun wurde erbaut für Touristen (so jedenfalls erzählte es uns der Hoteldirektor) und das sieht man auch. Die ganze Stadt ist völlig unnatürlich. Sie besteht aus einer befestigten Allee (natürlich hochgepflegt) gesäumt von unzähligen Hotelbunkern und Diskotheken mit Geschäften - alles nur für Touristen. Tatsächlich gibt es kaum Mexikaner, die hier überhaupt wohnen. Die meisten wohnen ausserhalb oder in den Dienstzimmern der Hotels, einige erzählten uns auch, dass sie es hier niemals aushalten würden.
Will man ausgehen in Cancun (und dazu hat man genug Möglichkeiten) muss man schon viel Geld mitnehmen. Bezahlt wird hier gerne in Dollar, und abgezockt genauso. Nimmt man ein Taxi kommt man locker auf das dreifache der in Deutschland geforderten Summe.
Cancun lebt für Touristen und das sind hier hauptsächlich Amerikaner. Besonders die werden gerne abgezockt, mit so allerlei tollen Einrichtungen, wie \"swim with the sharks - 30 minutes only 75 Dollars\" - will heissen, schwimm mit Haien 30 Minuten für 75 Dollar. Allerdings sind die Haie schon fast betäubt, wenn man ins Wasser steigt und man wird nach 10 Minuten zum Schutz der \"armen Tiere\" wieder herausbeordert ohne Kostenerstattung.
Auch wird man gerne in den Diskotheken über den Tisch gezogen. Die meisten Urlauber hier haben ohnehin All Inklusive gebucht, und damit diese dennoch in die Diskotheken gehen und nicht im Hotel bleiben, bieten die Inhaber hier All-Inklusive Tickets für (damals) $20 je Abend und Person an. Problematisch - denn von den ca. 10 Bars in einer Diskothek gibt es exakt eine All-Inklusive Bar, an der dann der Teufel los ist. Auch erhält man hier pro Person nur ein Getränk (je Anstehen). Keine Chance sich zu beschweren, wer das tut, fliegt raus.
Und Theater mit mexikanischen Polizisten sollte man wirklich dringend vermeiden.

Wir haben diese Erfahrungen gemacht und konnten dem nichts abgewinnen, auch Touren von mexikanischen Veranstaltern zu den \"Schätzen der Vergangenheit\" sollte man vermeiden, da diese mehr in eine Butterfahrt anmassen.

Also blieben wir in unserem Hotel.
In diesem gab es übrigens (bei dem kleinen Hotel) genau 20 Wachleute. Wir haben nachgefragt warum, und auch hier war der Grund in den Amerikanern zu sehen. Diese machen hier max. eine Woche Urlaub ( mal eben rüberjetten) hauen sich die Binde voll, sind nach ca. 1 Stunde so betrunken, wie noch nie zuvor und benehmen sich dann schlimmer, als Engländer und Deutsche am Ballermann zusammen. Das ist jetzt kein Pauschalurteil, natürlich gibt es Ausnahmen (ich habe immerhin eine gesehen).
Viele von den Randalierern (ob Deutsch, Amerikaner oder sonst was) werden dann hopsgenommen...

So herrscht Ordnung, wenigstens im Hotel.

Die totale Party der meisten Gäste hat mich am Ende aber doch sehr gestört, da hätte ich einen ruhigeren Urlaub am Ballermann verleben können.

Falls Ihr aber auf gnadenlose Partystimmung steht und Euch nichts abzocken lasst, hier noch ein paar Tips:

Am Besten weggehen in Cancun kann man im Senor Frogs (ist am meisten los). Allerdings auch wieder sehr teuer.
Taxifahrten sollte man vermeiden und am Besten den hoteleigenen Busservice nutzen (den fast jedes Hotel anbietet), der fährt dann allerdings nur zu bestimmten Zeiten.
\"Swim with the sharks\" sollte man vergessen!
Touren am Besten buchen über den Reiseveranstalter.
Die beste Reisezeit ist in meinen Augen der August oder Juli, da ist zwar Regenzeit (das macht es günstiger), aber der Regen fällt meist nur abends (dann aber wie ein Unwetter) und tagsüber ist es schön. Die meisten fahren wohl im Februar (laut Hotelbesitzer), da muss es dann fast unerträglich voll sein (und viele wandern ins mexikanische Kittchen).

Noch ein ganz wichtiger Tipp ist allerdings:
Lernt ein paar Brocken Spanisch! Die meisten Mexikaner sind nicht davon begeistert, wenn die Urlauber meinen sie in ihrer Heimatsprache vollreden zu müssen. Sie verstehen zwar das meiste, aber (wie ich finde zurecht) finden es wesentlich angenehmer, wenn man sich wenigstens etwas bemüht. Das zollt Respekt!
Gerade durch die Flut an partysüchtigen (und auch überheblichen) Amerikanern, die teilweise meinen, Mexiko bestehe nur aus Bediensteten (so verhalten sich viele), herrscht eine unterschwellige Abneigung gegen das pure Englische (also ein kleines \"Gracias\" und der Rest auf Englisch, ist okay).

Ausserdem sollte man immer auf eine gute Reiseapotheke achten (DURCHFALLMITTEL), denn Montezumas Rache ist nicht nur ein Mythos! Hat man das alles befolgt und behält beim Baden auch immer schön als Frau sein Bikinioberteil an (zumindestens im Hotel), kann nicht mehr viel schiefgehen.

Leider kann man sich an der mexikanischen Tradition und Geschichte hier nicht ergötzen, denn wirklich traditionelle Stätten zu besichtigen, gibt es nicht. Es gibt eine kleine Ruine in der Nähe, aber das war es schon.


Fazit:
Der Urlaub war schon schön, was allerdings nur dem Hotel zu verdanken ist. Für meine persönlichen Gefühle, war das zuviel Party. Wer also Mexiko kennen lernen will und auch einwenig geschichtliches nicht verabscheut, ist hier völlig fehl am Platze. Für Parties ohne Ende allerdings ein idealer Platz. Die Strände sind sehr schön und auch das Wasser ist sauber, aber ansonsten konnte ich dieser künstlichen Stadt nichts aber auch gar nichts abgewinnen. Wer also 10 Stunden Flug in Kauf nimmt, nur um sich grenzenlos \"betrinken\" zu können, dem viel Spass - allen anderen würde ich davon abraten.
Die Bewertung habe ich relativ allg. gehalten und drei Sterne vergeben, da es sicher Leute gibt, für die das ideal ist. Es kommt immer drauf an, was man erwartet.

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