Miami Nights Testbericht

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ab 5,90
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Erfahrungsbericht von Trillian28

The rythm is gonna get you...

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

...lautet zu Recht das Motto des seit März im Düsseldorfer Capitol aufgeführten Musicals \"Miami Nights\". Nachdem ich schon Grease im Capitol gesehen hatte und total begeistert gewesen war, war der Besuch von Miami Nights natürlich ein Muss.
Zunächst war ich allerdings skeptisch, als ich hörte, dass das Musical nur aus bekannten Liedern der 80 Jahre bestehen würde. Ich dachte, dass es sich da vielleicht jemand sehr leicht machen wolle, indem er einfach um bereits bekannte und beliebte Songs ein Musical außenrum bastelt. Ich wurde aber einen Besseren belehrt!

Die Story
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Die Geschichte von Miami Nights ist alt - so alt wie das Musical selbst. Am treffendsten kann man es wohl als eine Mischung aus Dirty Dancing und Saturday Night Fever bezeichnen.

Wir befinden uns im Miami der 80er Jahre. Unser Hauptdarsteller Jimmy Miller ist Turniertänzer. Er und seine attraktive, aber auch bitterböse Tanzpartnerin Jessica Diamond nehmen an den Ausscheidungen zum \"Florida Dance Contest\" an. Gleich zu Anfang ein Schock. Die Partnerin, des schon leicht gealterten und dem Alkohol nicht abgeneigten Favoriten Roy Fire, stürzt und kann nicht mehr weiter Tanzen. Es stellt sich heraus, dass ihr Absatz angesägt worden war. Jimmy muss zu seinem Entsetzen feststellen, dass seine Partnerin Jessica, die Übeltäterin war. Diese zeigt sich aber alles andere als reuig. Zutiefst enttäuscht teilt Jimmy Jessica mit, dass er nie wieder mit ihr Tanzen will.
Auch wenn das Finale des \"Florida Dance Contest\" kurz bevor steht, so ist Jimmy doch nicht all zu unglücklich über diese Entwicklung. Schon seit einiger Zeit hatte er das Gefühl, dass ihn dass Tanzen auf Turnieren nicht mehr erfüllt und dass ihm etwas Wesentliches fehlt, um wieder ein Glücksgefühl beim Tanzen verspüren zu können.

Doch er hat nicht mit seiner Mutter und seinem Trainer Bob gerechnet. Jimmy\'s Mutter ist Besitzerin einer Tanzschule. Sie weiß, dass bei einen Turniersieg Jimmy\'s die die Tanzschule profitiert und neue Schüler gewinnt. Auch der Trainer erhofft sich von Jimmy\'s Sieg einen Vorteil, spekuliert er doch darauf, durch den Sieg Jimmy\'s endlich den heißersehnten Posten als Präsident im Tanzkommitte zu bekommen.
Beide drängen den armen Jimmy wieder mit seiner Partnerin zu tanzen. Die Beiden setzen Jimmy so zu, dass er schließlich nachgibt und zu Jessica geht, um sich zu entschuldigen und sie zu bitten wieder mit ihm zu tanzen. Doch diese denkt gar nicht dran. Hat sie doch in der Zwischenzeit schon einen neuen Partner gefunden. Jimmys alten Rivalen Roy Fire!

Jimmy ist vor den Kopf gestoßen. Doch während sich seine Mum und sein Trainer auf die Suche nach einer neuen Partnerin machen, landet Jimmy durch Zufall in einem Nachtclub. Hier treffen sich die armen, kubanisch stämmigen Amerikaner um Salsa zu tanzen. Jimmy ist fasziniert von dem Tanz, strahlt er doch reine Lebensfreude und Leidenschaft aus - all das , was Jimmy bei den Tanzturnieren vermisst hat. In der Bar trifft er auch die unscheinbare und schüchterne kubanische Süßigkeitenverkäuferin Laura. Diese erbietet sich Jimmy den Salsa beizubringen, wenn er ihr dafür seine Tanzkunst beibringt. Hofft sie doch so endlich aller Welt zeigen zu können was wirklich in ihr steckt.

Die weitere Story ist bestimmt vom Thema *Kriegen sie sich oder kriegen sie sich nicht*. Das hässliche Entlein verwandelt sich in einen schönen Schwan (sie nimmt ihre Brille ab!...HAHA!) und Jimmy verliebt sich in sie. Aber damit es nicht zu einfach wird für das junge Glück, legen ihnen Jimmy\'s Mutter, sein Trainer und auch Jessica so manchen Stein in den Weg!
Das Ende verrate ich nicht...aber sagen wir es mal so: es ist genauso wie man es erwartet.


Zugegeben die Story ist recht platt. Aber so war es wohl schon immer bei Musicals, denn in erster Linie geht es ja um den Tanz und den Gesang und die sind bei Miami Nights ausgezeichnet!


Die Musik
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Natürlich ist vor allem die Musik von Miami Nights absolut der Hammer. Man kennt ja alle Lieder und wird von Anfang an mitgerissen. Ich mußte mich immer extrem zurückhalten nicht mitzusingen! Und das hier gibt\'s auf die Ohren:

Conga - Gloria Estefan
Holding out for a hero - Bonnie Tyler
Let\'s Dance - David Bowie
Hip to be a square - Huey Lewis & the News
Miami Nights - Marvin Jones
Baila Me - Marvin Jones
Wild Boys - Duran Duran
I wanna dance with somebody - Whitney Houston
Time aftertime - Cindy Lauer
What a feeling - Irene Cara
Hey Mambo - Barry Manilow
1,2,3 - Gloria Estefan
Material Girl - Madonna
Careless Whisper - George Michael
The rythm is gonna get you - Gloria Estefan
I don\'t need your world - Sheena Easton
Everything she wants - Wham
Nothing is gonna stop us now - Starship

Die Lieder wurden von den Produzenten sehr frei umgesetzt. Während manche noch recht nah am Original sind, wurden manche Songs völlig neu interpretiert. Die Mischung machts! Aber egal wie die Songs umgesetzt wurden, sie sind alle perfekt in die Geschichte eingepasst.


Die Akteure
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Am meisten beeindruckt hat mich Roy Fire. Mit etwas zu stark blondierten und hochtuppierten Haaren und dem kleinen Bauchansatz perfekt in Szene gesetzt, überzeugt Roy vor allem als Sänger. Wenn er *It\'s hip to be a square* schmettert, hält es einen kaum noch auf seinem Platz!
Gesanglich sehr überzeugend war auch die Laura. Wie sie mit ihren Schwestern I wanna dance with somebody ist absolut genial!
Wobei ihr ihre \"Schwester\" fast die Show stiehlt. Denn ihr nimmt man die rassige und temperamentvolle Latina doch viel eher ab, als Laura. Der Soloauftritt von Lauras Schwester ist einer der Besten im ganzen Musical!

Auch sehr überzeugend ist der etwas unbeholfene, pseudocoole Freund Jimmys. Er bekommt am Schluss noch seinen großen Auftritt und zeigt, was er drauf hat. Dadurch, dass er in den vorherigen Szenen sein Talent verbergen muss, kommt sein virtuoser Auftritt besonders beeindruckend rüber. Da kommt vor allem richtig Stimmung auf!

Einzig und alleine Jimmy ist einmal mit Careless Whisper von George Michael überfordert. An der Stelle, wo George Michael die Stimme anhebt und singt \" I never gonna dance again...\" verschlägt es dem lieben Jimmy leider fast die Stimme. Zu Jimmy Gunsten muss man sagen, dass das Stück auch sehr schwer zu singen ist und George Michael sich höchstwahrscheinlich der Hilfe der Technik bedient hat, um diese Stelle überhaupt singen zu können. Denn ansonsten hat Jimmy eine absolut klasse Stimme.


Die Bühne
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Besonders gut gelungen ist die Bühnenkonstruktion. Extra für das Musical hergestellt wurde eine, in ihrer Art einzigartige, Drehscheibe von 10 Meter Durchmesser. Da sie nur 10 cm aus dem Boden ragt ist sie aus dem Zuschauerraum nicht zu sehen. Diese Drehscheibe wird von einem Computer gesteuert.
Der Effekt ist so einfach wie verblüffend. Die Darsteller laufen auf der sich drehenden Scheibe, sind also sehr viel in Bewegung, ohne sich aber von Fleck zu bewegen.
Mit Hilfe der Drehscheibe haben es die Produzenten auch geschafft, die Umbauzeiten auf Null zu reduzieren. Es fällt kein einziges Mal ein Vorhang während des Stücks um die Bühne neu aufzubauen. Die einzelnen Bühnenbilder sind einfach, aber raffiniert und jedes Bühnenassessoire ist mit Rollen ausgestattet.
Besonders raffiniert fand ich eine Treppe, die wenn man sie umdrehte eine Garderobe für die Tänzer war. So konnte innerhalb kürzester Zeit zwischen diesen beiden Szenen hin und her gewechselt werden.
Hier kommt man als Zuschauer überhaupt nicht dazu sich zu langweilen, die Rasanz mit der eine Szene der andere folgt ist atemberaubend und ähnelt einem Videoclip (ich gebe zu, dass das nicht aus meinem eigenen Mist gewachsen ist, sondern dass ich das irgendwo gelesen habe ... aber es trifft genau!).


Preise:
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Die Karten kosten je nach Kategorie Euro 55,00; 45,00; 35,00 oder 25,00. Die Vorstellung am Freitag um 20:00 Uhr und am Samstag um 15:00 Uhr kosten jeweils 10,00 Euro mehr. Die am Samstag um 20:00 jeweils 20,00 Euro mehr. Als Student oder Schüler bekommt man ganze 50 % Rabatt!
Pro Karte wird eine Systemgebühr (was auch immer das ist) von Euro 1,00 fällig.
Tickets kann man entweder online unter www.miaminights.de oder telefonisch unter 0211 / 73440 bestellen. Ich empfehle auch im Computerzeitalter lieber zum Telefonhörer zu greifen, denn uns hat die nette Dame am Telefon noch auf mögliche Vergünstigungen hingewiesen, von denen wir sonst nichts erfahren hätten. Im Interesse der netten Dame, kann ich leider auf diese Vergünstigungen nicht weiter eingehen!
Miami Nights läuft noch bis Ende dieses Jahres, wobei es wegen der großen Nachfrage nicht unwahrscheinlich ist, dass die Show noch verlängert wird.


Fazit:
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Miami Nights ist das erste richtig echte deutsche Musical, während Saturday Night Fever, Grease und viele andere amerikanische Importwahre sind. Ist dieses das erste Musical dass von Deutschen für die deutsche Bühne geschrieben wurde. Wobei ich sagen muss, dass ich keinen Unterschied feststellen konnte zu den amerikanischen Musicals. Was allerdings für die Produzenten von Miami Nights spricht, die dieses Musical sehr professionell und mit viel Kreativität geschaffen haben.

Positiv an diesem Musical ist, dass fast alle Darsteller deutsche sind. Nur eine kleine Nebenrolle spricht eindeutig amerikanischen Akzent, ist aber trotz allem gut verständlich. Erinnere ich mich nur zu gut an Saturday Night Fever, wo Toni Maneros (wie man ja weiß italienischstämmige) Familie. Es ist wirklich faszinierend unverständlich, wenn Amerikaner versuchen mit italienischem Akzent Deutsch zu sprechen.

Ein bisschen unglaubwürdig allerdings war die Darstellung von Jimmy und Laura, wie sie sich gegenseitig das Tanzen beibringen. Jimmy, unser Tanzsuperstar, der sowohl Standard, als auch lateinamerikanische Tänze beherrscht, stellt sich plötzlich an wie ein Elefant im Porzellanladen. Und genau umgekehrt stellt sich unsere Salsaqueen an - gerade noch Elfe, dann plötzlich Trampeltier. Naja, gut, übertriebene Darstellungen machen es dem Publikum leichter sich zu entspannen und einfach nur berieseln zu lassen. So kann man die Denkleistung des Gehirns an diesem Abend guten Gewissens gen Null runterfahren. Lasst nur noch so viel übrig, dass ihr euch noch was zu trinken organisieren könnt und danach die Toilette findet.

Die fast durchweg gute Leistung der Darsteller, die geniale Musik und das außergewöhnliche Bühnenbild machen Miami Nights zu einem der besten Musicals die ich je gesehen habe! Daher: unbedingt reingehen!

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