Mobbing Testbericht

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Erfahrungsbericht von Teressa

MOBBING AM ARBEITSPLATZ

Pro:

Nichts

Kontra:

Siehe Bericht

Empfehlung:

Nein

Hallo zusammen,

Der Begriff *Mobbing* steht für Psychoterror am Arbeitsplatz. Seitdem diese gemeine Praktik 1990 erkannt, beschrieben und publik gemacht wurde, haben sich 15 Millionen europäische Mitarbeiter (10%) darin wiedererkannt.Ich selbst war *Gott sei Dank* noch nie betroffen, aber es gibt genug Gründe einmal über dieses Thema zu berichten.

Es gibt für alle Theorien einen ersten praktischen Fall. Für Freud war es Anne O., an der er die heilende Wirkung der Sprache in der Psychoanalyse erprobte. Der deutsche Professor Heinz Leymann beruhte sich auf den Fall Eva, anhand dessen er in den achtziger Jahren beweisen konnte, wie zerstörerisch die Auswirkungen des Mobbing sein können.

ZUM OPFER WERDEN
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Eva fand Arbeit in einer Strafvollzuganstalt. Sie wurde zur Verantwortlichen der Gefängnisküche ernannt. Ihre Aufgabe bestand darin, die Arbeit der sechs Köchinnen zu überprüfen sowie eine gesündere Mahlzeitenzubereitung einzuführen. Es kam jedoch zu Problemen, da die Gefängnisleitung versäumt hatte, die Köchinnen darüber in Kenntnis zu setzen. Die Kochkünste der Köchinnen gingen jedoch nicht über das Zubereiten von klassischen Eintöpfen hinaus. Sie verstanden auch nicht was die neue Chefin eigentlich wollte und schoben die gewollten Änderungen einzig und allein auf deren Willkür. In der Küche begannen die Gemüter zu brodeln und bald wurden die tagtäglichen Anweisungen Eva´s einfach ignoriert. Es wurde ausgiebig gelästert. Das ging soweit, dass man ihr sogar vorwarf, sie selbst sei Schuld an dem mentalen Rückstand eines ihrer Kinder.

Inzwischen hatte das gesamte Küchenpersonal die Gewissheit, dass Eva ganz einfach nicht die notwendige Qualifikation für die Arbeit mitbrachte, was natürlich nicht zutraf. Eva bat die Gefängnisleitung mehrfach darum, sie in ihren Verantwortungen zu bestätigen. Jedes ihrer Ersuche wurde als Gehorsamkeitsverweigerung ausgelegt. Eva schloss daraus, dass sich alle gegen sie verschworen hatten. Es begann ein schwer wiegender Fall von Mobbing.
Sie verlor jegliche Autorität und wurde tagtäglich Opfer von Angriffen und Verleumdungen, die schließlich auch der Gefängnisleitung zu Ohren kam. Eva wurde zu Rede gestellt und musste mit Schrecken feststellen, dass sich eine Art Gericht gebildet hatte, das sie immer mehr runtermachte und ihr nie die Chance gab sich zu verteidigen. Die Gefängnisleitung zwang ihr einen Krankenurlaub auf, der vom Gefängnisarzt genehmigt wurde. Nach zwei Jahren verlor Eva definitiv ihre Stelle........

TAG FÜR TAG
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Prof. Leymann führte 1990 den Begriff Mobbing ein und war der erste Wissenschaftler, der Mobbing als Phänomen in der Arbeitswelt untersuchte. Er definierte Mobbing als einen Prozess konfliktbelasteter Kommunikation am Arbeitsplatz, der sowohl zwischen Kollegen als auch zwischen Vorgesetzten und untergebenen stattfindet, wobei die angegriffene Person von den anderen mindestens einmal die Woche über die Dauer von wenigstens einem halben Jahr lang systematisch mit dem Ziel angegriffen wird, sie auszugrenzen. Die Folgen von Mobbing reichen von schweren physischen Störungen bis hin zur Suizid beim Mobbingopfer. Gründe für Mobbing sind überwiegend ungelöste Konflikte am Arbeitsplatz sowie die Suche nach Sündenböcken. Auch Mängel in der Personalführung wirken wie Katalysatoren auf die Entwicklung von Mobbing.

Betroffene Personen erkennen sehr häufig den Anfang des Ausgrenzungsprozesses nicht und haben keine Erklärung, weshalb sie von Kollegen und Vorgesetzten so feindselig behandelt werden. Die durch den fortwährenden Stress ausgelösten körperlichen Beschwerden, werden oft auch nicht mit dem Konflikt am Arbeitsplatz in Zusammenhang gebracht. Im Laufe der Zeit können sie sich so zu manifesten Krankheiten entwickeln. Verfestigt sich Mobbing über den ausgelösten Konflikt hinaus, hat der Betroffene kaum Chancen, diesen Prozess aus eigener Kraft zu beenden. Demzufolge sollten körperliche Beschwerden bei anhaltenden Spannungen am Arbeitsplatz sehr ernst genommen werden. Sollte Mobbing die Ursache sein und bereits in der Frühphase erkannt werden, bestehen größere Chancen, bestehen größere Chancen, diesen Konflikt aufzulösen.

DER FALL EVA
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Auf Grund der unterschiedlichen Anzeichen kann es der Unternehmungsleitung schwer fallen, die Situation rechtzeitig richtig einzuschätzen, vor allem, wenn sie sich im Fall Eva - vor ihrer sozialen Verantwortung drückt. Für Leymann stellt dies eine Verletzung der Menschenwürde des Opfers dar. Die betroffene Person wird nicht mehr anhand ihrer Arbeit beurteilt, sondern nur noch über ihre Persönlichkeit definiert. Selbst Psychologen können manchmal dem Trend nicht widerstehen und stimmen der Kündigung zu. Wenn ein Opfer falsch analysiert wird und als manisch-depressiv eingestuft wird, nimmt man ihm alle Chancen der Wiedereingliederung.

MOBBING IST NICHT GLEICH KONFLIKT
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Der Begriff Mobbing darf nicht verwechselt werden mit Stress oder Konflikt. Dennoch ist eine Verwechslung der Begriffe vielleicht der Grund, weshalb das Phänomen in den Medien extrem präsent ist. Es trifft in der Tat zu, dass sich die Arbeitsbedingungen innerhalb von zehn Jahren verschlechtert haben, wie aus dem Bericht der europäischen Stiftung für die Verbesserungen der Arbeitsbedingungen von Dezember 2000 hervorgeht. Der Arbeitsrhythmus hat sich beschleunigt und Flexibilität jeglicher Art ist zum typischen Arbeitsmerkmal geworden. Doch der Kontext schafft vielleicht schon idealen Nährboden für Mobbing, nämlich dann, wenn der Arbeitnehmer gezwungen ist, am Arbeitsplatz seine eigene Produktivität zu lenken. In einem solchen Arbeitssystem, das gleichzeitig mehr Verantwortung überträgt, aber auch stärker isoliert, wird der Arbeitnehmer verstärkt das Gefühl haben, all dem nicht gewachsen zu sein. Und genau hier erkennt der Mobber die Schwäche und beginnt auf heimtückische Weise seinen langfristigen Feldzug gegen sein Opfer.

EIN UNAUFHALTSAMER PROZESS
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Ein Mobbingopfer verliert durch den anhaltenden Stress seine Sicherheit. Damit sinken dessen Arbeitsleistungen. Die Angst am Arbeitsplatz wirkt sich auf das Privatleben aus, die Beziehungen zu Freunden und zur Familie verschlechtert sich. Typische körperliche Folgen von Mobbing sind Kopfschmerzen, Atemnot, Herz- und Verdauungsbeschwerden, Schlafstörungen oder im schlimmsten Fall ein Herzinfarkt.
Psychische Folgen sind Konzentrationsstörungen, Grübelzwang, Reizbarkeit und Gedächtnisstörungen, Angstzustände aber auch Depressionen.
Im Extremfall endet Mobbing mit einem Nervenzusammenbruch, der Einweisung in eine Klinik oder gar in einem Suizid.
° Mobbing beginnt mit einem banalen Konflikt.
° Die Angriffe des/ der Mobber(s)
vermehren sich.
° Das Opfer wird nachhaltig erniedrigt.
° Auf Grund dieser Stigmatisierung gerät das
Opfer in den Augen der Geschäftsleitung
und der Kollegen in Misskredit.
° Das Opfer wird nunmehr nur noch nach
seiner Persönlichkeit beurteilt und
nicht mehr nach der geleisteten Arbeit.
° Ein auf diesem Gebiet unerfahrener
Psychologe oder ein befangener Schlichter
schließen sich vielleicht der allgemeinen
Meinung an.
° Derart *abgestempelt* verliert das Opfer
jegliche Chancen einer beruflichen
Rehabilitierung.
° Das Opfer wird von der Arbeitswelt
ausgeschlossen und kann so große
körperliche oder
seelische Schäden davon tragen, dass es
manchmal sogar zum Selbstmord kommt.

SEID IHR OPFER?
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Wehrt Euch sofort. Sachkonflikte sollte man ansprechen und klären, satt sie zu ignorieren. Sonst werden aus Alltagsproblemen Schwellbrände.
Holt Euch Hilfe. Ist ein Gespräch nicht mehr möglich, so müsst Ihr unbedingt professionelle Hilfe in Anspruch nehmen - im Betrieb oder auch extern.
Schafft Euch eine Lobby. Wer Mobbingversuche bemerkt, sollte andere ins Vertrauen ziehen und sich Verbündete schaffen ? nicht nur in der Familie, sondern auch am Arbeitsplatz.
Helft neuen Kollegen. Lasst Unrecht nicht zu. Oft schauen die Kollegen weg, wenn jemand fertig gemacht wird. Mit Egoismus macht man sich zum Mittäter.
Mobbing muss geächtet werden.
Redet über die Arbeit. Über Mobbing reden und sich aussprechen bereits Prävention.

Ich hoffe, dass mein Bericht dem einen oder anderen nützlich ist und wünsche niemandem so zu leiden wie Eva.

DANKE FÜR`S LESEN EURE TERESSA.

54 Bewertungen, 9 Kommentare

  • Fernsteuerung

    18.01.2010, 13:35 Uhr von Fernsteuerung
    Bewertung: besonders wertvoll

    Ja, du schreibst sehr korrekt und genau über dieses Thema ... Susanna.

  • LittleGiant

    14.11.2004, 11:55 Uhr von LittleGiant
    Bewertung: sehr hilfreich

    Sehr informativer Beitrag!Ich hab`auch schon Erfahrungen mit Mobbing gemacht. Vielleicht werde ich auch mal darüber schreiben.

  • anonym

    18.03.2003, 22:57 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    Mobbing findet leider viel zu oft an. Nicht nur am Arbeitsplatz sondern bereits in der Schule kannm an damit in Konntakt treten. Leider kann man Mobbing anfangs meist nicht unterbinden. Die Opfer müssen wirklich starke Persönlichkeiten sien um di

  • liskailonka

    22.03.2002, 05:19 Uhr von liskailonka
    Bewertung: sehr hilfreich

    wurde aber zeit das du hier auftauchst.

  • uteker

    21.03.2002, 02:18 Uhr von uteker
    Bewertung: sehr hilfreich

    Huhu Teressa

  • antjeeule

    20.03.2002, 23:52 Uhr von antjeeule
    Bewertung: sehr hilfreich

    Liebe Teressa! Mobbing kann das Selbstbewusstsein eines Menschen so nachhaltig stören, bzw. untergraben, dass es bis zum Suizid führen kann. Der Gemobbte sieht oft in einem Suizid die einzige Möglichkeit, dieser Destruktion zu entkommen. Des

  • Stubs

    20.03.2002, 23:28 Uhr von Stubs
    Bewertung: sehr hilfreich

    ... gerade das Schaffen einer Lobby ist natürlich schwer ... die meisten Kollegen fürchten ja selbst um ihren Arbeitsplatz ... ein verdammt schwer in den Griff zu bekommendes Problem ... leider ... Gruß Stubs

  • nikosternchen

    20.03.2002, 23:17 Uhr von nikosternchen
    Bewertung: sehr hilfreich

    da fällt mir nicht mal ein passender kommentar zu ein ,o(...lg niko

  • Paketmarke

    20.03.2002, 23:16 Uhr von Paketmarke
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ein Thema über das man selten eine Meinung ließt, sehr gut geschildert mit vielen hilfsreichen Infos.