Ensel und Krete (gebundene Ausgabe) / Walter Moers Testbericht

Eichborn-verlag-ag-ensel-und-krete-gebundene-ausgabe
ab 9,21
Paid Ads from eBay.de & Amazon.de
Auf yopi.de gelistet seit 06/2004

5 Sterne
(5)
4 Sterne
(0)
3 Sterne
(0)
2 Sterne
(0)
1 Stern
(0)
0 Sterne
(0)

Erfahrungsbericht von Nadira

Hexen stehen immer zwischen Birken

Pro:

fantasievoll, spannend, tolle neue ideen und techniken

Kontra:

abschweifungen könnten stören...

Empfehlung:

Ja

Das Zamonische Märchen von Ensel und Krete von Hachen kennt sicher jeder. Doch dieses Werk ist keinesfalls eine einfache Wiederholung des Märchens. Nein, dieses Werk ist der Ursprung und der Inbegriff dessen was man eine Mythenmetzsche Abschweifung nennen darf. Ich nehme mal an das ihnen dieser Begriff nicht vollkommen unbekannt ist, obwohl es sich hierbei um eine neuartige schriftstellerische Technik handelt. Sollte ihnen dieser Begriff so unbekannt sein wie die Tiergattungen Laubwolf und Kassandarspecht, dann sollten sie unbedingt folgendes Buch lesen. Um wenigstens Teile der Zamonischen Welt zu erfahren.

++++++++++Die Geschichte++++++++++

Dieses Buch schließt an die vorher veröffentlichte Biografie des Käpt’n Blaubär (Die 13 ½ Leben des Käpt’n Blaubär). Diesmal beschränkt sich der Handlungsort jedoch auf nur einem Bereich von Zamonien, auf den Großen Wald. Man trifft viele bekannt Wesen wieder und lernt viele neue kennen. Doch dazu später mehr.
Vom Handlungsstrang lässt es sich im entferntesten Sinne mit einem unserer bekannten Märchen vergleichen. Ensel und Krete von Hachen, ein Geschwisterpärchen aus Fhernhachening, machen mit ihren Eltern Urlaub in der idyllischen Gemeinde namens Baumingen. Baumingen ist ein von Buntbären bewohnter Teil des großen Waldes. Weitab von dieser Touristenattraktion Zamoniens gehen seltsame Dinge im dunklen Forst vor. Es geht das Gerücht um das die Waldspinnenhexe noch immer dort haust.
Eines Tages verschlägt es Ensel und Krete in den verbotenen Teil des Waldes. Was als Ausflug begann endet in einer Tragödie des Verirrens. Mit der ständigen Angst im Nacken, dass die Hexe ihnen begegnen könnte verleben die beiden furchterregende Abenteuer in einem unerforschten Gebiet Zamoniens, voller schauriger und unheimlicher Geräusche und unbekannter Pflanzen. Und sie haben keine Ahnung wie sie nach Hause gelangen könnten.

Der Autor

Das Märchen wurde aufgeschrieben von dem zamonischen Großdichter Hildegunst von Mythenmertz und er verfasste mit diesem Buch seine erste Mythenmertzische Abschweifung. Dabei handelt es sich um Unterbrechungen der Geschichte in denen der Autor einige Seiten lang ins plaudern kommt. Er beginnt zum Beispiel seinen Arbeitsplatz zu beschreiben oder aber die Buchkritiker anzugreifen.

++++++++++Der Autor+++++++++

Der im Jahre 1957 geborene Comiczeichner und Drehbuchautor Walter Moers hat neben der berühmten Lügenfigur \"Käpt\'n Blaubär\" auch noch \"Das kleine Arschloch\" erschaffen. Beide Figuren machten den in Hamburg lebenden sehr schnell sehr bekannt.
Nach „Die 13 ½ Leben des Käpt’n Blaubär“ entführt der Autor den Leser zum zweiten Mal auf die zamonische Insel. Diesmal konzentriert er sich nur auf einen der geheimnisumwobensten und dunkelsten Gebiete, auf den Großen Wald.

++++++++++Das Buch++++++++++

Der Autor beschreibt die Gegend und die Handlung ausführlich. Es erleichtert sich die Bedrohlichkeit des Waldes vorzustellen. Auch die Vielfalt und Ungewöhnlichkeit der Pflanzen und Tiere. Nichts ist so wie es zunächst scheint oder aussieht, alles kann ungewohnte und überraschende Fähigkeiten besitzen. Der Leser erlebt eine Faszination der neuen Welt. Durch den teilweise schon bekannten Handlungsablauf liegt zu Beginn die Befürchtung nahe, dass das Märchen nicht anders ablaufen würde als schon bekannt. Doch die Umgebung lässt nur Ähnlichkeiten auftreten.
Die Handlung wird mit Spannung und Humor erzählt, der Leser ist geradezu süchtig danach zuende zu lesen. Wenn der Leser sicher ist das die beiden Kinder gerade wieder auf den richtigen Weg geleitet wurden, kommt schon Sekunden darauf die Ernüchterung, dass es doch nicht schlimmer hätte werden können als durch diese letzte Entscheidung. Eine wesentliche Rolle spielt hier der Autor, im ersten Buch vom Käpt’n Blaubär wurden fremde Pflanzen noch durch Lexikonauszüge erklärt, hier geschieht dies nur durch das Wissen der Kinder oder durch den Autor. Auf dessen Wissen haben die Kinder keinen Eingriff. Der Leser erfährt mehr als die Hauptfiguren. Doch nicht die Handlung ist das was dieses Buch humorvoll und spannend macht. Sondern die Abschweifungen des Autors. Sie unterbrechen unerwartet die Handlung und schweifen völlig von dieser ab. Der Autor plaudert hier frei über seine eigene Meinung und seine Anschichten. Die einzelnen Passagen sind sehr erheiternd, besonders weil sie ein Stück weit absurd klingen. In diesem Buch möchte der Autor alle Regeln brechen und eröffnet dem Leser, dass es ihm total gleichgültig wäre was der Leser lesen möchte, hier ginge es nur darum was er als Autor wolle. Und das zeigt er auch wieder und wieder. Gerade wird eine Situation der beiden Kinder spannend und der Leser ist vertieft in die Handlung, gerade dann beginnt der Autor zu unterbrechen und erzählt ungezwungen von seinen eigenen Erfahrungen. Damit wird die Spannung weiter gesteigert, bis der Leser platzt und geneigt ist diese Seiten zu überschlagen und in der Geschichte weiterzufahren. Doch dieses Verhalten lehnt der Autor total ab, er droht damit, dass der Leser die Handlung nicht verstehen würde wenn er nun diese Abschweifung überlesen würde.
Der Leser ist praktisch dem Autor total ausgeliefert, es zeigt das dieser die Geschichte immer weiter beeinflussen kann, je nach Lust und Laune, weitere Beweise dafür zeigen auch zwei Stellen in der Geschichte selbst, auf diese möchte ich nicht näher eingehen. Denn der Leser wird es sicher nach dem Lesen selbst bemerken.

++++++++++Persönliche Meinung++++++++++

Ich habe es verschlungen, weniger als 24 Stunden hielt ich es in der Hand. Es ist wieder genauso interessant und spannend wie schon das erste aus Zamonien stammende Buch, es wirkte vertraut, da ich viele der beschriebene Wesen schon kannte und auch mit der Welt vertraut war. Doch die Abschweifungen, welche ich zunächst interessant und lustig fande, was wohl daran lag, dass mir eine solche Vorgehensweise fremd war und darum meine Neugier weckte. Entpuppte sich nach und nach als teilweise lästig. Wer möchte schon etwas lesen müssen was ihn absolut nicht interessiert, zum Beispiel aus dem Leben dieses schwafelnden zamonischen Autors.
Doch muss ich sagen, dass dies nicht auf alle Abschweifungen zu trifft, einige fand ich sehr auflockernd und einfach interessant.
Ansonsten fand ich dieses Buch insgesamt sehr schön, es ist jedoch nur für Erwachsene geeignet, da viele Dinge für Kinder unbegreiflich und schlichtweg zu eklig, zu grausam wäre. Welches Kind lässt sich schon gerne von Buchkritikern oder von Häusern die sich mit Magensäften füllen vorlesen...

++++++++++Informationen++++++++++

Autor: Walter Moers
Titel: Ensel und Krete
Verlag: Eichborn-Verlag
Preis: 19,90 Euro Hardcover
ISBN Nummer: 3-8218-2949-4
Weitere Informationen auf http://www.zamonien.de

23 Bewertungen