Rumo und Die Wunder im Dunkeln (gebundene Ausgabe) / Walter Moers Testbericht

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ab 11,40
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Erfahrungsbericht von fuerstklaas

RUMOrt es da in Zamonien?

Pro:

Alles, Story, Illustrationen, Autor

Kontra:

Null

Empfehlung:

Ja

1. Einleitung

In „Rumo & die Wunder im Dunkeln“ hat sich Walter Moers wieder einmal ins Reich der Prosa gewagt. Vielen dürfte Moers ein Begriff als Cartoonist sein und Schöpfer der Figur „Kleines Arschloch“. Ich liebe seine Comics schon seit Jahren, die manchmal die Grenzen des guten Geschmacks neu definieren, gerade das gefällt mir.

Daneben hat Moers aber auch eine andere, viel geschmeidigere Seite, denn auch die Figur „Käpt´n Blaubär“ entstammt seiner Feder. Hierüber handelt auch sein erster Roman, „Die 13 ½ Leben des Käpt´n Blaubär“ (in dem Rumo, der Held des Buches, um das es hier eigentlich gehen soll, übrigens bereits seinen ersten Auftritt hat). Nach seinem zweiten Werk „Ensel und Krete“ haben wir es bei „Rumo & Die Wunder im Dunkeln“ mit seinem dritten Roman zu tun.

2. Worum geht´s?

Das Buch in sich ist aufgeteilt in zwei Bücher, „Obenwelt“ und „Untenwelt“

Erzählt wird die Geschichte von Rumo, einem jungen Wolpertinger, der auf dem Kontinent Zamonien aufwächst. Wolpertinger sehen aus wie Hunde, und auch hier kommen verschiedene Erscheinungsformen vor. So ähneln manche eher Huskies, andere sehen aus wie Pudel, Dackel oder Bernhardiner. Zwei wesentliche Unterschiede gibt´s noch zu Hunden: Wolpertinger haben mehr Zähne und Hörner.

Die erste Zeit seines Lebens verbringt Rumo als Welpe auf einem Bauernhof der Fhernhachen, wo er später eine Karriere als Wachhund einschlagen soll, denn Wolpertinger sind als Wachhunde sehr beliebt. Aber daraus wird nichts, denn in Fhernhachingen fallen die einäugigen Zyklopen ein und verschleppen die zwergenähnlichen Fhernhachen und Rumo auf die Teufelsfelsen, das sind im Meer treibende Felsen, die Heimat der Zyklopen. Überall, wo diese Felsen dann zufällig angespült werden, überfallen die Zyklopen das Land und verschleppen seine Bewohner, um sie dann genüsslich zu verspeisen. Bei lebendigem Leibe, versteht sich. Es ist sogar so, dass ihnen eine Beute besser schmeckt, je mehr sie beim Verzehr zappelt und schreit.

Naja, auf den Teufelsfelsen freundet sich Rumo mit Smeik, einer Haifischmade, die ebenfalls von den Zyklopen verschleppt wurde, an. Smeik kennt sich sehr gut mit dem Kämpfen aus, allerdings nur theoretisch. Jedenfalls schmieden die beiden einen Fluchtplan und schließlich gelingt ihnen auch die Flucht. Rumo, inzwischen kein Welpe mehr sondern bereits Heranwachsender, erlebt dabei das erste Mal – zu seiner eigenen Überraschung – über welche außergewöhnlichen Reflexe er verfügt, und dass er offenbar der geborene Kämpfer ist.

Nach der Befreiung von den Teufelsfelsen wandern Smeik und Rumo ein Stück des Weges gemeinsam, dann trennen sie sich, weil Rumo dem „Silbernen Faden“, einer geheimnisvollen Witterung, folgen muss. Sein Instinkt als Wolpertinger treibt ihn dazu. Durch allerlei Gefahren folgt er zielsicher seinem Weg und landet schließlich in Wolperting, einer Stadt, in der ausschließlich seinesgleichen leben und in der andere Lebensformen auch unerwünscht sind. Hier lernt er neue Freunde kennen, z.B. Urs vom Schnee, Rolv vom Wald und Rala, das schöne Wolpertinger-Mädchen. Wobei Rumo zu diesem Zeitpunkt noch nicht weiß, was „Mädchen“ eigentlich sind, für ihn sind das vorläufig nur „die anderen Wolpertinger“.

In Wolperting geht Rumo zur Schule und lernt das Schreinerhandwerk und Urs, sein „Stadtfreund“, wird nicht müde, ihm praxistaugliche Tipps zu geben. Rumo verliebt sich in Rala und möchte ihr, um ihr Herz zu gewinnen, ein besonderes Geschenk machen: Eine Schatulle aus dem Holz der Nurneneiche, die nur im gefahrvollen Nurnenwald wächst. Er macht sich auf, und als er zurückkommt, ist Wolperting wie ausgestorben. Alle sind weg, und Rumo macht sich auf die Suche. Hier beginnt das zweite Buch, „Untenwelt“, und es führt Rumo auf eine Reise, gegen die sein Aufenthalt auf den Teufelsfelsen anmutet wie Kindergeburtstag.

Tja, als „Anschmecker“ soll das erst mal reichen. Wie die Geschichte ausgeht, müsst Ihr dann schon selber rausfinden.

Das Buch ist erschienen bei Piper (www.piper.de), ISBN 3-492-04548-0 und zu haben für 26,90 €.

3. Wie ich´s fand

Das Buch ist fesselnd. Es hat 695 Seiten und ich hab´s in 2 Wochen verschlungen. Ich habe mich in meiner Zusammenfassung oben an den Haupt-Handlungsstrang gehalten, aber Moers macht parallel dazu viele weitere auf. So erfährt der Leser, wie es eigentlich mit Smeik nach seiner Trennung von Rumo weitergeht, und es werden immer neue, wunderliche Wesen eingeführt: Dämonenkrieger, Yetis, Nurnen, Trollkrieger, Blutschinken, Eydeeten, Vrahoks, Hellinge, Homunkel und viele viele weitere. Moers beschreibt sie alle sehr genau, und auch ohne die Illustrationen im Buch, an denen er natürlich mitgewirkt hat, hat man eine ziemlich genaue Vorstellung davon, wie die verschiedenen Gestalten wohl aussehen. Außerdem erzählt Moers auch zu jeder Figur, die er neu einführt, ihre Geschichte. Ob das nun Storr, der Schnitter (ein Yeti, eigentlich sogar ein toter Yeti, aber das ist eine lange Geschichte) oder Ribesehl, der Homunkel ist, alle werden dem Leser vorgestellt. Das bringt einem die Figuren sofort näher und hilft, ihre Handlungsweise zu verstehen. Den Vogel abgeschossen hat Moers allerdings mit dem Schwert, das Rumo erwirbt. Es hat eine Klinge, die der Länge nach gespalten ist und enthält das Gehirn eines Bergwerktrolls und eines Dämonenkriegers, zwei Gestalten, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Zu allem Überfluss können beide telepathischen Kontakt zu Rumo aufnehmen und texten ihn bei jeder unpassenden Gelegenheit zu, besonders der Troll tut sich da hervor, während der Dämonenkrieger eigentlich hauptsächlich damit beschäftigt ist, Überlegungen dazu anzustellen, wie man die Leute, die einem so über den Weg Laufen, vom Leben ins Jenseits befördern könnte.

Die Geschichte ist nicht für Kinder geeignet, denn sie ist stellenweise ziemlich blutrünstig.

Moers ließ ja in seinen Comics schon oft genug seinen Wortwitz aufblitzen. Hier ist man diesem schutzlos ausgeliefert. Die Dialoge sind sehr flüssig und schlagfertig geschrieben, ohne dabei konstruiert zu wirken, Dennoch merkt man immer, dass sie Moers´ Feder entsprungen sind. Die Geschichte ist NATÜRLICH konstruiert, sie ist ja auch ein Märchen, in dem der Autor seiner Fantasie freien Lauf gelassen hat. Und ohne ihm nun was unterstellen zu wollen, manchmal klingen seine Schilderungen bei allem Humor tatsächlich, als hätten sie ihren Ursprung in irgendwelchen Drogenexperimenten in den späten 70ern. Egal.

Auch die erschreckende Seitenanzahl von fast 700 sollte nicht abschrecken, denn das Buch hat schlicht keine Längen. Irgendwas passiert halt immer, und das, ohne dass die Geschichte jemals hektisch oder unübersichtlich wird.

Einziger Wermutstropfen: Das Wort „Daseinsform“ kommt ungefähr 2.500 mal vor, irgendjemand müsste Herrn Moers bei Gelegenheit mal stecken, dass es dafür auch andere Worte gibt, sogenannte Synonyme, wie z.B. „Lebensform“, „Lebewesen“, „Wesen“. Aber das ist nicht wirklich ein Kritikpunkt.

Fazit: Hier ist Walter Moers ein Meisterwerk gelungen, für das ich eine uneingeschränkte Empfehlung aussprechen kann.

Fürst Klaas

29 Bewertungen, 3 Kommentare

  • campimo

    03.04.2006, 10:48 Uhr von campimo
    Bewertung: sehr hilfreich

    (¯`´.¸.´´¯) Fragt eine Blondine die andere: „Was ist weiter entfernt, New York oder der Mond?“ Antwortet die andere: „ Halooo?! Kanst du von hier aus etwa New York sehen?“ (¯`´.¸.´´¯) <br/>

  • anonym

    19.03.2006, 17:40 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    *** sh & lg *** Lg, Christina

  • WreckRin

    11.03.2006, 20:01 Uhr von WreckRin
    Bewertung: sehr hilfreich

    toller Bericht, freu mich über Gegenlesungen <br/>Viele Grüße, Sandra