Rumo und Die Wunder im Dunkeln (gebundene Ausgabe) / Walter Moers Testbericht

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ab 11,40
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Erfahrungsbericht von nikosternchen

Es gibt Wunder, die geschehen nur im Dunklen

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Walter Moers brachte im Jahre 1999 die Biografie des legendären Käpt´n Blaubär mit beispiellosen Erfolg heraus. Darin durfte der werte Leser in eine Welt eintauchen die mehr als phantastisch ist, geradezu grandios. Denn Käpt´n Blaubär wohnt nicht irgendwo, sondern in einer ganz eigenen Welt auf einem Kontinent der sich Zamonien nennt. Um alle erklärungsbedürftigen Wunder, Phänomene und Daseinsformen kennen zu lernen bedarf es eine intensive Beschäftigung mit dieser Welt. Professor Doktor Nachtigaller hat genau dieses getan und aufgrund dessen die ein Lexikon dafür rausgebracht. Alles wissenswerte über Zamonien kann der Leser aber auch in der Nachtschule erlernen. „Wissen ist Nacht“ heißt die Devise, in einer Welt in der Intelligenz als ansteckende Krankheit verpönt ist.
Im zweiten großen Erfolg von Walter Moers fungiert dieser nur als Übersetzer eines Zamonischen Märchens . „Ensel und Krete“ stammt normalerweise aus der Feder des Hildegunst von Mythemetz. Einer der größten, oder vielleicht der größte Schriftsteller Zamoniens.

RUMO und die Wunder im Dunkeln....
Rumo kennen wir bereits aus der Biografie des Herrn Blaubären. Sein Leben verläuft ziemlich angenehm. Als kleiner Hof-Wolpertinger lebt er in Fhernhachingen. Fhenhachen sind Halbzwerge die ihr Leben dem Ackerbau und Wolpertingeraufzucht widmen. Rumo, ein eben genau solcher, die der Legende nach durch die Zusammenkunft eines Wolfes und eines Rehs zustande kamen. Wolpertingerwelpen können ihre Kindheit über nur von Zuneigung leben, später entwickeln die sich zu über 3 Meter großen Wolpertingern die mit 3 Reihen Reißzähnen ausgestatten sind.
Rumo befindet sich nun kurz vor diesem neuen Stadium und versteht die Welt nicht mehr als sein Maul plötzlich zu schmerzen beginnt und ihm ein Zahn wächst.
Des weiteren erscheint über ihm ein silberner Faden, und das Verlangen diesem zu folgen. Und genau zu diesem Zeitpunkt wird der (noch ) kleine Wolpertinger samt seiner Fhernhachen- Hofbewohner von Teufelszyklopen auf den wandernden Teufelsfelsen verschleppt.
Das deren Absichten nicht von angenehm sein dürften habt ihr euch sicher schon gedacht. Nein, Teufelszyklopen verschlingen ihre Nahrung vorzugsweise lebend. Dabei wird eingestuft und unterteilt je nachdem wie laut und wie sehr die Nahrung zappelt und schreit. Umso mehr, umso größer die Delikatesse. Deswegen gehören große Raubtiere zum Beispiel Löwen zu deren Lieblingsspeisen. Rumo überlebt einige Zeit in der Speisekammer der Zyklopen, und trifft dort in einem stinkendem auf Wolzotan Smeik, einer riesig dicken Haifischmade. Haifischmaden sind intelligent, geschäftstüchtig ziehen aber undurchsichtige Verhältnisse vor. Deswegen umgeben sie sich gerne mit dem Qualm von Phogarren. Smeik sieht in Rumo die einzigste Chance zu flüchten und bereitet mit ihm einen gefährlichen Plan vor....

Das die beiden es schaffen von dem Zykopenfelsen zu fliehen brauche ich wohl nicht zu erwähnen, denn sonst wäre das Buch an dieser Stelle wohl zu ende. Nein, Rumo soll ja noch der größte Held Zamoniens werden ;o)

Die beiden führen ihren Weg zunächst gemeinsam fort, aber da Rumo immer noch von seinem silbernen Faden gelockt wird trennen sich ihre Wege. Rumo geht nach Wolpertingen wo sich alle ausgesetzten Wolpertinger irgendwann einmal finden und Smeik macht sich auf den Weg nach Nebelheim wo uns dann seine Spur verlässt.

WOLPERTINGEN
In Wolpertingen lernt Rumo nun endlich all das was ein richtiger Wolpertinger wissen muss. Alle möglichen Kampfarten, lesen schreiben und Schach spielen. Jedem Wolpertinger steht irgendwann eine eigene Waffe zu die sich Rumo aussuchen darf. Er fällt auf die einlullenden Versprechungen eines zweiklingigen Schwertes ( oder ehr Messers ) herein, denn das Schwert spricht mit ihm. Ein Stollentrollgehirn wurde, wie uns in einer haarsträubenden Geschichte erzählt wird mit in die Klinge geschmiedet. Stollentrolle, sind nicht unbedingt die glaubwürdigsten Zeitgenossen wie wir bereits aus dem beiden vorangegangenen Romane wissen. Nein , vielmehr reden Stollentrolle dauernd und ständig und es ist ihnen unmöglich auch nur einmal ehrlich zu sein. In Wolpertingen trifft Rumo auch auf den Ursprung seines silbernen Fadens der in Gestalt von Rala, einem entzückenden Wolpertingermädchens vor ihm steht.

Um ihre Gunst zu erlangen verlässt sich Rumo auf den Rat des Schreinermeisters Ornth la Okro zieht Rumo mit seinem Stollentroll-Schwert ( der übrigens Löwenzahn heißt) Richtung Nurnenwald. Dort will er einen dreifachen Liebesfetisch für Rala suchen. Das Diese reise nicht ganz ungefährlich ist haben ich ja geahnt, als aber als bei der ersten Begegnung des Schwertes mit Blut eine zweite Stimme auftaucht verwirrte das doch ein bisschen. Denn tatsächlich , in das Schwer würde nicht nur Löwenzahns Gehirn eingeschmiedet sondern auch die von Grinzold, dem Dämonenkrieger. Dämonenkrieger haben im großen und ganzen nichts anderes im kopf als möglichst blutrünstig zu töten und irgendwann einmal selber sehr blutrünstig getötet zu werden.
Ab dieser Stelle wird jedes Abendteuer für Rumo zu einer nervtötenden Sache. Denn so sehr Löwenzahn lieber mit seiner Klinge Ornamente schnitzen möchte, möchte Grinzold alle zerhacken die ihm über den Weg laufen. Beide verkünden dies in regelmäßigen Abständen natürlich lautstark.
Als Rumo sein Geschenk für Rala erfolgreich zusammengesammelt hat ( Einzelheiten erspar ich, will mich nur auf das wesentliche beschränken ;o) ) geht er zurück nach Wolpertingen. Dort stellt er fest das niemand mehr da ist. Alle Bewohner der Stadt sind verschwunden. Er findet heraus das alle Wolpertinger nach Untenwelt verschleppt wurden. Untenwelt ist ein ganzer Kontinent für sich , und das eben UNTEN. Durch ein Tor muss Rumo kilometerweit eine Wendeltreppe in die Tiefe gehen um dort dann irgendwann in die Untenwelt-Hauptstadt Hel zu kommen. Diese wird regiert von Gaunab Aglan Azidahahak Beng Elel Atua der Neunundneunzigste. Dieser verband nur alle Abgrundtief schlechten Dinge in sich. ER war hässlich , lügnerisch, blutrünstig, intrigenhaft, unfair...
In Hel gab es nun zur Erheiterung des Königs und der nicht minder bösartigen Bevölkerung das „Theater der schönen Tode“.
Um mal langsam Richtung Ende meiner Ausführungen zu gelangen kann ich euch in Untenwelt mindestens genauso viele haarsträubende, wundersame und vor allem spannende Abendteuer versprechen wie die die Rumo bislang erlebt hat. Nur soviel sei veraten, denn das tat ich ja auch bereits am Anfang, Rumo wird einer der größten Helden Zamoniens.



Es ist sehr schwierig in Worte auszudrücken was man als Leser dieses absolut skurrilen Märchens empfindet. Wieder kann ich bei diesem wiederum 700 Seiten dicken Buch nicht ein negativen Aspekt finden. Wie der Blaubär und uach Ensel und Krete ist es ein absolutes Meisterwerk bis ins Detail. Nicht eine Sekunde langweilt man sich , nicht eine Sekunde wird es schleppend oder wiederholt sich. Wenn man die vielen Unterschiedlichen Wesen betrachtet zu denen Herr Moers auch noch jeweils eine absolut fantasievolle und unvorhersehbare Geschichte präsentiert kann man eigentlich nur sagen das dies wie die beiden vorrangegangenen Bücher aus absoluter Meisterhand stammen. Obwohl ich wirklich, wirklich viele Fantasieromane und Märchen kenne übertrifft er doch alles bisher gewesene. Zudem bewegt er sich in seinen detaillierten Beschreibungen immer auf sehr hohem Niveau und lässt auch den Humor mit wirklich treffenden Pointen nicht zu kurz kommen.
Es ist nicht nur die Geschichte EINES Wolpertingers, sondern er erschafft eine ganze Welt, vergleichbar vielleicht mit Mittelerde. Hierbei beachtet er aber auch wirklich jedes Detail, jedes Wesen bekommt eigene Charakterzüge die teilweise extrem kurios sind. Es gibt Wesen die gibt es gar nicht, und die Fantasie muss auch wirklich sehr ausgepräft sein um sich all diese Gestalten und Einzelheiten auszumalen. Außerdem fiel mir wieder ( wie schon in Käpt´n Blaubär) das die Geschichte die zunächst so erscheint als sei sie nach und nach dahingeschustert, am Ende wieder eine Verbindung findet und dadurch sehr intensiv durchdacht erscheint.



Prinzipiell geeignet für jedermann. Dazu muss man sagen das es in keinster Weise anstrengend ist zu lesen. Wenn ich mir aber die ganzen abgeschlagenen Körperteile vor Augen halte, die teilweisen bösen und erschreckenden Wesen, dann rate ich es für Kinder unter 10-12 Jahren ab. Es ist eindeutig ehr ein Märchen für erwachsene.

Auffallend witzig und originell sind auch wieder mal die Illustrationen. Nicht nur das Herr Moers sehr detailiert beschriebt, nein, er zeichnet viele Wesen auch und stellt sie witzig in die Zeilen eingebaut dar.


FAZIT
Ich warte gespannt auf Band vier, was angeblich in Arbeit sein soll. Ich bin mal wieder absolut begeistert und falle gerne in die Zamonienwelt. Dieses Buch ist sicher auch nicht nur einmal lesenswert sondern eine Anschaffung in der man öfters mal stöbern kann. Derzeit gibt es leider nur die gebundene Ausgabe die immerhin mit knapp 27 Euros zu Buche schlägt, aber jeder Cent ist es Wert. Die knapp 700 Seiten verschlingt man wie nichts, und ist eigentlich ganz traurig am Ende das es nicht weitergeht. Man möchte unbedingt mehr über Vrahoks, Fhernhachen, Wolpertinger, Oben und Untenwelt und Yetis erfahren.

Meine Empfehlung: KAUFEN,LESEN, SCHENKEN, SCHENKEN LASSEN....

Grüße Nikolina

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