Monster's Ball (DVD) Testbericht
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Auf yopi.de gelistet seit 03/2010
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Summe aller Bewertungen
- Action:
- Anspruch:
- Romantik:
- Humor:
- Spannung:
Erfahrungsbericht von mima007
Südstaatendrama mit tollen Darstellern
Pro:
sehr anrührend, ruhig, psychologisch fundiert; gutes Bonusmaterial auf kauf-DVD
Kontra:
keinerlei Bonusmaterial auf Leih-DVD
Empfehlung:
Ja
Für ihren Auftritt in diesem eindrucksvollen Drama wurde Halle Berry 2002 mit dem OSCAR ausgezeichnet. Es ist ein leiser, aber ungewöhnlicher Film, fernab der gewohnten Südstaatenklischees.
Filminfos
O-Titel: Monster\'s Ball (USA 2002), DVD: 24.3.2003
FSK: ab 16
Länge: ca. 108 Min.
Regisseur: Marc Forster
Drehbuch: Milo Addica & Will Rokos
Musik: Asche & Spencer
Darsteller:
Halle Berry: Leticia Musgrove
Billy Bob Thornton: Hank Grotowski
Heath Ledger: Sonny Grotowski
Peter Boyle: Opa Grotowski
Sean Combs: Lawrence Musgrove
Handlung
Ein Kaff irgendwo im tiefen Süden der USA, vielleicht in Georgia. Die Leute hier sind arm, meist Schwarze, und etliche Weiße scheinen Rassisten zu sein. So wie Opa Grotowski (Boyle). Sein Sohn Hank (Thronton) scheint seine Chauvi-Ansichten zu teilen, doch dessen Sohn Sonny (Ledger) wohl eher nicht.
Der größte Arbeitgeber am Ort scheint die Strafvollzugsanstalt zu sein, in der Hank und Sonny arbeiten. Sonny ist erst seit kurzem dabei, die Arbeit deprimiert ihn, denn er arbeitet zusammen mit pa im Todestrakt. Es gilt, den Schwarzen Lawrence Musgrove (Sean Combs) in Kürze sauber und ohne Zwischenfälle auf dem elektrischen Stuhl zu Tode zu bringen. Vor seinem letzten Stündlein zeichnet Musgrove seine beiden Henker noch einmal. Diese Zeichnungen schenkt er ihnen, und sie werden später sehr wichtig.
Den letzten Gang des Delinquenten schafft Sonny nicht mehr, er muss sich übergeben. Als alles vorbei ist, scheißt Hank seinen Sohn zusammen und will ihn feuern. Dieser bringt sich wenig später in Hanks Wohnzimmer um.
Dieser erste Akt des Films war schon hammerhart. Nun folgt ein ruhigerer Akt, über dem aber eine unangenehme Spannung liegt, so als ob jederzeit noch ein Selbstmord stattfinden könne. Im Mittelpunkt steht nun die Witwe des Hingerichteten, Leticia Musgrove. Sie kennt seine Henker nicht, hat nie etwas von den Grotowskis gehört oder gesehen. Sie ist schwarz und lebt in einer anderen Welt. Hank lernt sie nur als Aushilfskellnerin in seinem Lieblingsrestaurant kennen.
Als ihr Sohn an der Landstraße überfahren wird und stirbt, hilft ihr Hank eher per Zufall und ein klein wenig nervös. Sind es die Parallelen in ihrer beider Leben, die ihn zu ihr hinziehen (beide haben ihr einziges Kind verloren)? Jedenfalls bewältigen die beiden ihre Trauerarbeit auf ihre Weise: zunächst mit heißem Sex, wie man ihn seit Jahren nicht so heftig und doch dezent inszeniert gesehen hat. In ultrakurzen Bildern sieht man Hank in einem Käfig, wie er die Hand rausstreckt. Er befreit sich.
Das erste, von dem er sich befreit, ist sein nervenaufreibender Job in der Haftanstalt, dann folgt Oberrassist Opa, nachdem dieser Hanks neue Freundin Leticia angepöbelt hat. Insgesamt bekommt Hank sein Leben mit Leticias Hilfe wieder etwas in den Griff, und alles sieht ganz gut aus. Da findet sie anhand der oben erwähnten Zeichnungen die Wahrheit über Hank Grotowski heraus: Er ist der Henker ihres Mannes.
Die letzten Szenen sind schlichtweg grandios.
Die DVD
Technische Infos
Bildformate: 16:9, 2.35:1
Tonformate: Deutsch (Dolby Digital 5.1) Englisch (Dolby Digital 5.1)
Sprachen: D, Engl.
Untertitel: D, Engl.
Extras:
• Making of
• Interviews; Trailer
• Cast & Crew Infos
• Das Bildformat 2,35: 1 ist anamorph codiert
• Anatomie einer Szene
Mein Eindruck
Der Schweizer Regisseur Marc Forster war erst 31 Jahre alt, als er diesen fantastischen Film drehte, den man am liebsten immer wieder und wieder ansehen möchte. Forster hat viele Details eingearbeitet, die für den konventionellen TV-verwöhnten Zuschauer eine Zumutung darstellen. So etwa nehmen Sonny und Hank die Dienste der Prostituierten Lara in Anspruch, und auch der Sex mit Leticia findet live vor der Kamera statt - wenn auch wesentlich dezenter und zurückhaltender inszeniert. Eine Strapaze für die nerven dürfte auch die Hinrichtungsszene sein: Wer einmal eine solche Szene in der Stepehn-King-Verfilmung \"The Green Mile\" gesehen hat, weiß, von welchen Grausamkeiten hier die Rede ist. Es hat mich wirklich gewundert, dass diese veraltete Methode noch angewendet wird.
Der Realismus dieses Films ist nicht nur auf das Leben zurückzuführen, das hier gezeigt wird, sondern vor allem auf die Schauspieler. Während die Grotowskis wie Zombies daherkommen, ist Leticia (Berry) geradezu ein Ausbund an Überlebenswillen und Energie. Der Tod ihres Sohnes Tyrell macht sie daher total fertig. Der Verlust ihres mannes Lawrence war dagegen wohl eher zu verschmerzen, auch wenn dies für der Anfang vom wirtschaftlichen Ende bedeutete.
Als sie bei Hank Grotowski einzieht, ist sie ganz unten und sitzt auf der Straße. Dennoch behandelt Hank seine Freundin mit allergrößtem Respekt, so als würde sie womöglich zerbrechen oder davonlaufen, wenn er zu fordernd zu ihr wäre. Die Szenen zwischen den beiden sind einfach wundervoll.
Mit ihnen gelingt es dem Regisseur, die zahlreichen Klischeefallen zu umschiffen und sich auf die psychische Entwicklung seiner Hauptfiguren zu konzentrieren. Und dies ist auch der einzige Weg, um das Ende darzustellen und für den Zuschauer, es zu verstehen.
Unterm Strich
Das Südstaatendrama verzichtet auf plakatives Pathos und lässt der Geschichte Zeit, sich zu entfalten. Schmerz und Leidenschaft liegen hier dicht beieinander, und es ist nicht einfach, irgendwie nicht an Scarlett O\'Hara zu denken. Nichts könnte ferner liegen, denn hier geht es nicht um irgendwelche Großgrundbesitzer, sondern um einfache Leute, die in beinahe jeder Hinsicht am Boden zerstört sind und im jeweils Anderen die Kraft finden, sich wieder aufzurichten. Dass sie dabei Rassenschranken überwinden, ist geradezu ein Nebeneffekt. Das Schwerste ist aber auch hier, die Vergangenheit zu überwinden.
Dass nur Halle Berry den OSCAR für ihre Rolle bekam, kann man verstehen, aber Thronton wäre die Auszeichnung ebenfalls zugestanden. Während Berry wirklich ihre Energie ausspielen kann, zeigt er die meiste Zeit ein Pokergesicht: Das dürfte den Ausschlag gegeben haben.
Dass die Leih-DVD überhaupt keine Extras enthält, ist völlig unverständlich und inakzeptabel. Die Extras gibt es nur auf der Kauf-DVD, und die besitze ich nicht, kann also wenig zu der Qualität der Extras sagen. Dass es ein Making-of und eine eingehende Szeneanalyse gibt, ist zumindest sehr zu begrüßen. Solche Analysen sind auf DVDs extrem selten.
Actionfans seien gewarnt: Dieser Film ist die meiste Zeit sehr ruhig und konzentriert sich ganz auf die Innenwelt. Und auch die beste Sexszene seit Jahren ist nach wenigen Minuten vorbei.
Michael Matzer (c) 2003ff
Filminfos
O-Titel: Monster\'s Ball (USA 2002), DVD: 24.3.2003
FSK: ab 16
Länge: ca. 108 Min.
Regisseur: Marc Forster
Drehbuch: Milo Addica & Will Rokos
Musik: Asche & Spencer
Darsteller:
Halle Berry: Leticia Musgrove
Billy Bob Thornton: Hank Grotowski
Heath Ledger: Sonny Grotowski
Peter Boyle: Opa Grotowski
Sean Combs: Lawrence Musgrove
Handlung
Ein Kaff irgendwo im tiefen Süden der USA, vielleicht in Georgia. Die Leute hier sind arm, meist Schwarze, und etliche Weiße scheinen Rassisten zu sein. So wie Opa Grotowski (Boyle). Sein Sohn Hank (Thronton) scheint seine Chauvi-Ansichten zu teilen, doch dessen Sohn Sonny (Ledger) wohl eher nicht.
Der größte Arbeitgeber am Ort scheint die Strafvollzugsanstalt zu sein, in der Hank und Sonny arbeiten. Sonny ist erst seit kurzem dabei, die Arbeit deprimiert ihn, denn er arbeitet zusammen mit pa im Todestrakt. Es gilt, den Schwarzen Lawrence Musgrove (Sean Combs) in Kürze sauber und ohne Zwischenfälle auf dem elektrischen Stuhl zu Tode zu bringen. Vor seinem letzten Stündlein zeichnet Musgrove seine beiden Henker noch einmal. Diese Zeichnungen schenkt er ihnen, und sie werden später sehr wichtig.
Den letzten Gang des Delinquenten schafft Sonny nicht mehr, er muss sich übergeben. Als alles vorbei ist, scheißt Hank seinen Sohn zusammen und will ihn feuern. Dieser bringt sich wenig später in Hanks Wohnzimmer um.
Dieser erste Akt des Films war schon hammerhart. Nun folgt ein ruhigerer Akt, über dem aber eine unangenehme Spannung liegt, so als ob jederzeit noch ein Selbstmord stattfinden könne. Im Mittelpunkt steht nun die Witwe des Hingerichteten, Leticia Musgrove. Sie kennt seine Henker nicht, hat nie etwas von den Grotowskis gehört oder gesehen. Sie ist schwarz und lebt in einer anderen Welt. Hank lernt sie nur als Aushilfskellnerin in seinem Lieblingsrestaurant kennen.
Als ihr Sohn an der Landstraße überfahren wird und stirbt, hilft ihr Hank eher per Zufall und ein klein wenig nervös. Sind es die Parallelen in ihrer beider Leben, die ihn zu ihr hinziehen (beide haben ihr einziges Kind verloren)? Jedenfalls bewältigen die beiden ihre Trauerarbeit auf ihre Weise: zunächst mit heißem Sex, wie man ihn seit Jahren nicht so heftig und doch dezent inszeniert gesehen hat. In ultrakurzen Bildern sieht man Hank in einem Käfig, wie er die Hand rausstreckt. Er befreit sich.
Das erste, von dem er sich befreit, ist sein nervenaufreibender Job in der Haftanstalt, dann folgt Oberrassist Opa, nachdem dieser Hanks neue Freundin Leticia angepöbelt hat. Insgesamt bekommt Hank sein Leben mit Leticias Hilfe wieder etwas in den Griff, und alles sieht ganz gut aus. Da findet sie anhand der oben erwähnten Zeichnungen die Wahrheit über Hank Grotowski heraus: Er ist der Henker ihres Mannes.
Die letzten Szenen sind schlichtweg grandios.
Die DVD
Technische Infos
Bildformate: 16:9, 2.35:1
Tonformate: Deutsch (Dolby Digital 5.1) Englisch (Dolby Digital 5.1)
Sprachen: D, Engl.
Untertitel: D, Engl.
Extras:
• Making of
• Interviews; Trailer
• Cast & Crew Infos
• Das Bildformat 2,35: 1 ist anamorph codiert
• Anatomie einer Szene
Mein Eindruck
Der Schweizer Regisseur Marc Forster war erst 31 Jahre alt, als er diesen fantastischen Film drehte, den man am liebsten immer wieder und wieder ansehen möchte. Forster hat viele Details eingearbeitet, die für den konventionellen TV-verwöhnten Zuschauer eine Zumutung darstellen. So etwa nehmen Sonny und Hank die Dienste der Prostituierten Lara in Anspruch, und auch der Sex mit Leticia findet live vor der Kamera statt - wenn auch wesentlich dezenter und zurückhaltender inszeniert. Eine Strapaze für die nerven dürfte auch die Hinrichtungsszene sein: Wer einmal eine solche Szene in der Stepehn-King-Verfilmung \"The Green Mile\" gesehen hat, weiß, von welchen Grausamkeiten hier die Rede ist. Es hat mich wirklich gewundert, dass diese veraltete Methode noch angewendet wird.
Der Realismus dieses Films ist nicht nur auf das Leben zurückzuführen, das hier gezeigt wird, sondern vor allem auf die Schauspieler. Während die Grotowskis wie Zombies daherkommen, ist Leticia (Berry) geradezu ein Ausbund an Überlebenswillen und Energie. Der Tod ihres Sohnes Tyrell macht sie daher total fertig. Der Verlust ihres mannes Lawrence war dagegen wohl eher zu verschmerzen, auch wenn dies für der Anfang vom wirtschaftlichen Ende bedeutete.
Als sie bei Hank Grotowski einzieht, ist sie ganz unten und sitzt auf der Straße. Dennoch behandelt Hank seine Freundin mit allergrößtem Respekt, so als würde sie womöglich zerbrechen oder davonlaufen, wenn er zu fordernd zu ihr wäre. Die Szenen zwischen den beiden sind einfach wundervoll.
Mit ihnen gelingt es dem Regisseur, die zahlreichen Klischeefallen zu umschiffen und sich auf die psychische Entwicklung seiner Hauptfiguren zu konzentrieren. Und dies ist auch der einzige Weg, um das Ende darzustellen und für den Zuschauer, es zu verstehen.
Unterm Strich
Das Südstaatendrama verzichtet auf plakatives Pathos und lässt der Geschichte Zeit, sich zu entfalten. Schmerz und Leidenschaft liegen hier dicht beieinander, und es ist nicht einfach, irgendwie nicht an Scarlett O\'Hara zu denken. Nichts könnte ferner liegen, denn hier geht es nicht um irgendwelche Großgrundbesitzer, sondern um einfache Leute, die in beinahe jeder Hinsicht am Boden zerstört sind und im jeweils Anderen die Kraft finden, sich wieder aufzurichten. Dass sie dabei Rassenschranken überwinden, ist geradezu ein Nebeneffekt. Das Schwerste ist aber auch hier, die Vergangenheit zu überwinden.
Dass nur Halle Berry den OSCAR für ihre Rolle bekam, kann man verstehen, aber Thronton wäre die Auszeichnung ebenfalls zugestanden. Während Berry wirklich ihre Energie ausspielen kann, zeigt er die meiste Zeit ein Pokergesicht: Das dürfte den Ausschlag gegeben haben.
Dass die Leih-DVD überhaupt keine Extras enthält, ist völlig unverständlich und inakzeptabel. Die Extras gibt es nur auf der Kauf-DVD, und die besitze ich nicht, kann also wenig zu der Qualität der Extras sagen. Dass es ein Making-of und eine eingehende Szeneanalyse gibt, ist zumindest sehr zu begrüßen. Solche Analysen sind auf DVDs extrem selten.
Actionfans seien gewarnt: Dieser Film ist die meiste Zeit sehr ruhig und konzentriert sich ganz auf die Innenwelt. Und auch die beste Sexszene seit Jahren ist nach wenigen Minuten vorbei.
Michael Matzer (c) 2003ff
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